Autor Thema: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa  (Gelesen 13489 mal)

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Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #50 am: 23.06.2008 | 19:45 »
Dann sehe ich mich auf dem ‚Schlachtfeld’ um und muss sagen, Monalons doppelter Feuerball (wie hat sie das eigentlich gemacht?) und Magnus Schwert haben hier ganze Arbeit geleistet. Überall liegen Goblin-Leichen herum, einige völlig verkohlt, die anderen mehr oder weniger zerstückelt. Hier und dort züngeln immer noch Flammen, und aus diesem ‚Kamin’ oben in der Wand dröhnt immer noch lautstarkes Fluchen. „Wenn das mal kein Oger ist... „Magnus, ich würde vorschlagen, wenn wir den ‚großen Jungs’ das hier erklären, dann waren das mit dem Feuer besser doch die Goblins, und nicht unsere Monalon, was?“. Etwas gequält nickt Magnus, und erst jetzt sehe ich, dass er im Kampf doch getroffen worden ist: In seiner Schulter klafft eine unschöne Fleischwunde, und ein Teil seines Umhangs scheint geradewegs in den Schnitt hineingepresst worden zu sein. „Das sieht nicht gut aus, vielleicht sollte Monalon... MONALON?!“ Es dauert ein wenig, dann betritt unsere Zauberin auffallend zögerlich wieder die Höhle. „Hier ist keine Spinne, Monalon, komm ruhig 'rein. Und hilf mir mal, wir müssen uns um Magnus kümmern“. Gemeinsam begutachten wir die Wunde, kommen dann aber sehr rasch zu dem Schluss, dass hier – in einem rußigen und blutverschmierten Schlachtfeld mit äußerst schwacher Beleuchtung! - wohl kaum der richtige Ort ist, die Wunde entsprechend aufzuschneiden und zu behandeln, also heißt es: zurück nach oben! Doch zuvor trennen wir noch ein paar der Goblin-Köpfe von den verkohlten oder zerfetzten Rümpfen und stapeln sie auf einen Haufen – schließlich müssen wir ja auch einen Beweis dafür erbringen, dass wir den Ogern diesen 'Gefallen' getan haben. Auf Bestattung der restlichen Kadaver und das sonst allgegenwärtige Gebet verzichtet Magnus diesmal - mir scheint fast, er ist ein wenig verstimmt. Mit uncharakteristisch ruckartigen Bewegungen spießt der Sigmarianer dann vier der Köpfe auf seinem Schwert auf, und ich muss zugeben, dass mich das Ganze jetzt doch an ein Gericht aus dem Middenheimer Gasthaus ‚Zum Grenzfürsten’ erinnert - da werden saftige Fleischbrocken auf Spießen gereicht, wenn auch in etwas kleinerer Ausführung als hier... Ich selbst schnappe mir drei weitere Köpfe und wickele sie in den den knallroten Umhang des Goblin-Anführers, der erstaunlicher Weise nahezu unbeschädigt geblieben ist. Der Umhang selbstverständlich, nicht der Anführer.

Der kleine Absatz am oberen Ende der schmalen Treppe, vor der Tür zu dem Brunnenraum, scheint uns geeigneter dafür, sich um Magnus Verwundung zu kümmern. Während ich mit einer Fackel für zusätzliches Licht sorge, macht sich Monalon mit einem meiner Dolche an die Arbeit: Erst einmal die Stofffetzen aus der Wunde entfernen, dann mit ein wenig Wasser auswaschen und schließlich mit einem von Magnus Hemden zu verbinden. „Myralin hätt's nicht besser machen können“, entfährt es mir, und endlich bringt auch Magnus wieder ein - etwas schiefes - Grinsen zustande: „Durchaus, durchaus, Sigurd.“

Im Vorraum der ‚Eingangshöhle’ angekommen, ruft Magnus lautstark die beiden Torwachen herbei. Und die beiden Kerle sind hellauf begeistert, als wir von unserem kleinen Abenteuer erzählen - vor allem die Goblinköpfe scheinen es ihnen angetan zu haben. „Können wir vielleicht jeder einen davon haben?, fragt der Größere der beiden, und man sieht, wie ihm das Wasser im Mund (oder doch eher 'Maul'?) zusammenläuft. “ „Selbstverständlich, greift nur zu! Die beiden vorderen hier scheinen mir besonders knusprig zu sein“, erwidert Magnus grinsend und hält den beiden kurzerhand sein Schwert hin. Gierig kommen die beiden der Aufforderung nach und machen sich daran, die halbverkohlten Köpfe einfach mit ihren bedrohlich großen Reißzähnen aufzubrechen und dann lautstark und genussvoll den zähflüssigen Inhalt herauszuschlürfen … mir ist der Appetit vergangen. „Hmmm, das ist ja lecker …sind die etwa geräuchert?" Daraus entspinnt sich eine nette Unterhaltung über verschiedene kulinarische Feinheiten, und während wir so miteinander plaudern, erfahren wir noch, dass der Chef der Wache 'Krodogg' heißt - der große Oger mit dem schiefen, vernarbten Gesicht, den wir schon vor dem Schrein sahen, als er dieses ‚Liebespärchen’ in Empfang genommen hat - und wir ihn mühelos finden sollten, wenn wir einfach durch die Speisekammer geradeaus in den Vorraum des Schreins gehen. Sonderbar! Ob man auch durch die Speisekammer muss, wenn man zum Allerheiligsten eines Tempels des Sigmars möchte? Das muss ich Magnus unbedingt noch fragen!

Das halbe Pferd in der Speisekammer ist mittlerweile in mehrere Teile zerlegt - hier hatte jemand sichtlich Hunger. Nachdem wir also die restlichen Goblinköpfe in einem der zahlreichen Regale verstaut haben - allzu lange müssen wir das ja nun wirklich nicht mitschleppen! -, streben Magnus und ich zielgerichtet auf die Tür geradeaus vor uns, doch Monalon hat andere Pläne: „Wir sollten erst ein mal die anderen Räume inspizieren! Ich mag es gar nicht, wenn mir irgendjemand in den Rücken fällt!“

Nun, vielleicht hat sie damit ja Recht - aber dann soll sie sich dabei auch nützlich machen! Also horcht die Magierin kurz an der rechten Tür, öffnet diese dann und steht in einem Raum mit zwei riesigen Tischen, an denen einige Ogerwachen sitzen und dem Würfelspiel frönen. „Ah ...das Essen kommt!“, lacht ihr einer der Kerle entgegen. Doch irgendwie gelingt es Monalon doch, diese Kerle davon abzubringen, uns zu verspeisen - was sie genau sagt, bekomme ich allerdings nicht mit. Als sie den Raum dann wieder verlässt und die Tür hinter sich schließt, hört man noch einmal das dröhende Gelächter der Wachen, dann ist es wieder ruhig. Das ist ja gerade nochmal gut gegangen...

Auch die Tür an der linken Seite des Raumes will untersucht werden. Dahinter befindet sich ein dunkler Gang und, holla!, eine Treppe führt von hier aus steil abwärts. Beinahe hätte wir die übersehen! Monalon lässt ihr blaues Licht aufflammen und führt uns sicher in die Tiefe, dann einen kurzen Gang entlang. Schließlich betreten wir einen Höhlenraum, der - betrachtet man die Einrichtungsgegenstände - wohl als eine Art primitive Kochstelle dient. Hier empfängt uns ein weiterer Oger, der allerdings im Gegensatz zu seinen Verwandten völlig abgemagert ist. Riesengroß treten seine Augen aus ihren Höhlen, und er ist auch der erste hier, der uns nicht gleich als 'Essen auf Beinen' bezeichnet: „Willkommen Menschlinge, mein Name ist Hradyagg. Ich bin der Koch hier. Ihr habt euch wohl verlaufen?“ „Ja, ich denke schon“, gibt Magnus dem Koch zur Antwort. „Wir suchen eigentlich den Schrein.“. Bereitwillig beschreibt uns Hradyagg dann den Weg - den wir ja eigentlich schon kennen –, weist uns darüber hinaus aber auch auf die Regeln hin, die es beim Besuch zu beachten gilt: „Zeigt Erfurcht und fasst nichts an, ach was rede ich, der Meister wird schon alles regeln, wenn er Euch empfängt.“ Als Monalon sich dann noch mitfühlend (ich bin erstaunt!) erkundigt, warum er so abgemagert sei, erklärt Hradyagg, er verspüre aus ihm unerfindlichen Gründen einfach kein Hungergefühl mehr: „Früher hätte ich Euch alle drei als kleinen Snack vor dem Frühstück verputzt, wirklich! Vielleicht liegt es ja an meinem Beruf? Wer so viel mit Nahrungsmitteln hantiert, verliert vielleicht irgendwann den Appetit ...“ „Wir hätten da ein paar knusprige Goblinköpfe für Euch", rutscht es mir heraus, und meine Worte bewirken bei Hradyagg, dass seine ohnehin schon übergroßen Augen sich noch mehr weiten: „Hmmm ... richtige Goblinköpfe? Vielleicht ist das ja genau das Richtige, um langsam mal wieder mit dem Essen anzufangen.“

So begleitet Hradyagg uns dann zurück in den Vorratsraum und ist hocherfreut, als er beim Anblick der versprochenen 'Mahlzeit' begreift, dass wir für ein Ende der 'Goblin-Plage' gesorgt haben - er als der Koch war da ja schließlich der Hauptbetroffene; ständig schwanden seine Vorräte! Der Küchen-Oger schnappt sich drei der Köpfe - „So ...aber die gehören jetzt erstmal richtig schön gewürzt!“ Dann verabschiedet er sich von uns und begibt sich wieder den Gang hinab, der zu seiner 'Küche' führt.

Friedie

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Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #51 am: 23.06.2008 | 19:46 »
Wir hingegen öffnen nun die 'letzte' Tür der Speisekammer, hinter der ein schmaler Raum liegt, den zahllose Fackeln an den Wänden hell erleuchten. Zwei Ogerwachen werden hier gerade von einem Vorgesetzten - zumindest scheint er das zu sein – nach allen Regeln des Soldatenlebens zur Schnecke gemacht. (Manchmal will es mir scheinen, als sei der Unterschied zwischen Menschen und Ogern gar nicht so groß, aber ich bin mir sicher, über so etwas sollte ich im Beisein anderen nur in einer Schenke reden, in der es früher oder später sowieso zu einer zünftigen Schlägerei kommt...). Und dieser Vorgesetzte ist, wie wir erst erkennen können, als wir etwas näher herantreten, der Oger mit dem schiefen Gesicht, dieser Krodogg - nur ist er kaum wiederzuerkennen: Seine einst schöne Kleidung ist halb verbrannt und ihm nur noch in Streifen am Leib. Links neben ihm in er Wand von klafft ein rundes Loch, und an der gegenüberliegenden Seite ist ein riesiger Rußfleck zu erkennen, in dessen Mitte sich - als unberührte Felswand - die Silhouette eines riesenhaften Ogers mit unverkennbar schiefem Gesicht abzeichnet. Ohweia... Sofort begreifen wir, was hier passiert ist. Nur nichts anmerken lassen! (Auch wenn ich zugeben muss, dass ich mich lange nicht mehr so sehr beherrschen musste, nicht einfach loszuprusten.) Und die beiden armen Oger-Wachen (was schreibe ich denn da?!) bekommen jetzt Krodoggs ganzen Zorn ab und erinnern mich frappierend an schuldbewusste kleine Schuljungen. Natürlich geht es bei dieser Standpauke vor allem um die Goblins, und auch darum, wieso es den Wachen nicht endlich gelingt diese Störenfriede und Diebe zu beseitigen! „Mein schöner Umhang!“, poltert Krodogg, „Man muss dieser Plage doch endlich Herr werden können! Warum könnt Ihr nicht ... WAS WOLLT IHR DENN HIER ?“ „Wir sind wegen Eures Goblinproblems..." will Magnus erklären, doch sofort fällt ihm Krodogg ins Wort: „Ihr wollt uns dabei helfen, die kleinen Biester los zu werden?" Seine Augen leuchten. „Nein“, mische ich mich ein. „Das haben wir schon.“

Also führen wir die drei Oger in die Speisekammer und präsentieren ihnen die übrig gebliebenen Köpfe; dann berichten wir kurz von unserer Auseinandersetzung mit den Goblins, und sofort werden sie gleich noch viel freundlicher: „Ihr könnt ja richtig kämpfen! Und zum Schrein wollt ihr? Gar kein Problem! Rothnogg wird ihn Euch zeigen. Er ist der Herr des Schreins, er weiß sogar dessen Macht zu nutzen." (Schon erstaunlich: Sonst poltern Oger mit ihrer Sprache wie Zwerge nach dem achten Ale, aber wenn es um den Schrein geht, haben die plötzlich alle die neuesten Verse des Hofbarden von Altdorf gefrühstück!) "Im Augenblick ist aber grad Besuch da, so 'n Pärchen. Ihr müsst also warten. Das kann natürlich dauern! Hmmm. Hättet ihr vielleicht Interesse an einem Würfelspielchen, solange ihr wartet ?“ Magnus und ich stimmen zu - mit den Leuten sollten wir es uns lieber nicht verderben (zumindest vorerst), und so begeben wir uns zurück in die Vorhalle des Schreins, während die Oger schnell noch ein paar Schemel herbeischafften. Immerhin sind sie hoch genug, dass ich fast über die Tischkante blicken kann ... Und natürlich ergeht es Magnus mit seinen fast sieben Fuß hier ungleich besser; hoffentlich kann ich ihm dieses überlegene Grinsen mit ein paar guten Würfelwürfen wieder austreiben! Aber die rettende Idee, wir könnten uns auf diese Schemel ja stellen, kommt uns dann doch wieder gleichzeitig. (Allmählich spielen wir uns regelrecht ein, will es mir scheinen!) Und so große Würfel wie hier habe ich auch noch nie gesehen.

„Aber um welchen Einsatz spielen wir? Das Geld, das wir dabei haben interessiert euch ja nicht!" „Haha, haben Euch die beiden Torwachen auch drangekriegt ? Das machen sie mit jedem von euch Winzlingen. Natürlich schätzen wir Euer Menschengeld! Wir haben gar kein eigenes. Die beiden müssen mittlerweile 'ne ganze Sammlung haben von diesen Zwergen-Tellern haben. Aber sagtet Ihr nicht vorhin, da unten in der Höhle gäbe es noch massig von diesen Goblin-Köpfen? Wenn Ihr verliert, holt Ihr uns einfach noch ein paar davon rauf, wir kommen da ja schließlich nicht hin, und es ist doch viel zu schade, so ein gutes Essen einfach verderben zu lassen!“ So ist unser Einsatz geregelt. Über den Einsatz der Oger vergessen wir dabei glatt zu verhandeln - wie wir kurz darauf feststellen, als Magnus in der ersten und ich in der zweiten Runde siegreich sind.

Die dritte Würfelrunde geht dann an Krodogg, und die Oger brechen in einen lauten Jubel aus. Die nächste Mahlzeit ist gesichert! Magnus und mir bleibt also nichts anderes übrig, als wieder von den Schemeln zu klettern, den langen Weg in die Goblin-Höhle zurückzunehmen und dann, beladen mit diversen Leichenteilen der Grünhäute, wieder zurückzukehren. Kaum sind wir zurück, ist an ein Weiterspielen erst einmal nicht zu denken, schließlich 'steht ja das Essen auf dem Tisch'. Danach spielen wir weiter - zum Glück gelingt es Magnus und mir, die meisten Runden für uns zu entscheiden, aber eben doch nicht alle. „Ich glaub ja selbst nicht, was ich hier tue“, raunt mir Magnus zu, als wir dann mal wieder ein Spiel verlieren und in der Höhle weitere, halb verbrannte Goblins zusammentragen müssen. "Hoffentlich erfährt der Tempel davon nichts. Das Gerede würde ja wochenlang nicht aufhören!"

Endlich öffnet sich der Vorhang am anderen Ende des Saales, und das Ogerpärchen von vorhin tritt hervor. Als die 'Dame' uns erblickt, stürmt sie geradewegs auf Monalon zu: „Ach, wie süüsss! Schatz, so eine will ich auch ...sind die nicht niedlich?“ Und dann beginnt sie damit, der Magierin über den Kopf zu streicheln, als wäre sie ein Haustier. Ihr 'Mann' wendet sich dann aber ziemlich schnell unserer Spielerunde zu: „Ah, Würfelspiele ...und der Imbiss macht auch mit ?“
„Der Imbiss gewinnt sogar!“, lache ich ihn an, als ich gerade zwei 'Sechser' unter dem Lederbecher hervor zaubere.

So geht es eine ganze Weile noch weiter. Während Magnus und ich jetzt zu unserem Glück kein Spiel mehr abgeben, selbst nachdem der zukünftige Bräutigam sich auch noch am Spiel beteiligt, wird die bemitleidenswerte Monalon immer wieder von der Ogerfrau betätschelt. Na, da würfel ich doch lieber!

Endlich öffnet sich der rote Vorhang erneut, und nun erscheint ein gewaltiger Oger. Und ich meine: für einen Oger gewaltig! Dieser Kerl misst sicher um die vierzehn Fuß in der Höhe und satte vier in der Breite. Er trägt einen feder-geschmückten Ledermantel, in den merkwürdige Metalteile, Äste und diverse Federn eingewoben sind. Überall auf seiner Haut (soweit sie nicht von seiner Kleidung verdeckt ist) sind unzählige Tätowierungen und Ritualnarben zu erkennen, und in seine Stirn und seine Wangen sind mehrere schwere Metallringe eingelassen. Das muss Rothnogg sein, der Priester, der hier das sagen hat: „Ihr wünscht den Schrein zu sehen? Dann folgt mir.“ Und so führt der Ogerpriester uns an das Ende des Vorraumes und hebt mit einer lässigen Handbewegung den Vorhang, damit wir passieren können. Dahinter versperrt uns ein riesiges Fallgatter den Weg. Doch der Oger hebt es einfach an! (Es beruhigt mich zu sehen, dass er dafür wenigstens beide Hände braucht!) Aber er muss nicht einmal schnaufen, als er uns währenddessen hereinbittet: „Tretet ein!“ Als wir unter dem Gitter passiert haben, lässt der Priester es einfach herunterrasseln, und ich habe das Gefühl, beim Aufprall würde die Erde selbst beben. Ohne fremde Hilfe kommen wir hier jedenfalls nicht mehr hinaus.

Und dann betreten wir endlich den Schrein. Ein wunderschöner Raum, mindestens zwanzig Fuß hoch und von einem Dutzend kunstvoller in die Wand eingelassenen Halbsäulen gesäumt. Dahinter schließt sich, etwas erhöht und durch mehrere Stufen abgetrennt, ein Nebenraum an, eine Art halbkreisförmige Kapelle an. Und dort ist ein etwa drei Fuß hohes Podest errichtet, auf dessen Fläche ein ovaler, dunkler Stein steht. Er sieht fast aus wie ein übergroßes Ei - doch er steht auf der Spitze! Eigentlich ist das doch unmöglich! Das muss mit der berühmten Spiritualität der Zwerge zu tun haben: sie haben einfach ein ganz anderes Verhältnis zur Natur im Allgemeinen und der Erde (und damit auch den Steinen) im Besonderen. Natürlich habe ich davon schon häufiger Erzählungen gehört, aber begriffen habe ich das bislang nie. „Ich lasse Euch dann mal allein“, sagt Rothnogg nur noch, dann verschwindet er in einem Durchgang in der Kapellenwand, der bislang hinter einem weiteren Vorhang verborgen war.

„Das ist dann wohl der zweite Stein - aber wie bekommen wir den jetzt hier raus?“ Genau das gleiche scheint auch Magnus gerade durch den Kopf gegangen zu sein, das verrät sein Gesichtsausdruck deutlich. Aber wo ist eigentlich Monalon? Wir wenden uns um und sehen, wie die stets neugierige Magierin sich gerade über ein kreisrundes Loch im Boden beugt und wie gebannt in die Tiefe starrt. Plötzlich stößt sie einen gellenden Schrei aus und weicht hastig zurück. Vielleicht habe ich mir das ja nur eingebildet, aber es schien mir, als habe kurz fahles Licht aus diesem Loch im Boden Monalons Gesicht in einen geradezu widernatürlichen Schein gehüllt.


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #52 am: 18.07.2008 | 17:01 »
Noch Festtag, der 20. Vorgeheim

„Was ist denn los, Monalon ?“, rufe ich der Magierin zu, deren Gesicht kalkweiß geworden ist. Daraufhin berichtet sie uns von einer großen Kammer, die unter diesem Saal liege. Viel hätte sie jetzt nicht erkennen können, nur das der Boden sehr merkwürdig aussah - irgendwie schwärzlich und uneben -, und dass sich Ihr dann auf einmal aus der Wand weiß schimmernde Tentakeln bedrohlich entgegen gestreckt hätten ... und das was der Moment, in dem sie dann (wohl vernünftigerweise) zurückgewichen war. Andererseits: Wie war das noch mit der Riesenspinne, die sie dort unten in der Goblinhöhle gesehen haben wollte? Allmählich mache ich mir um die Kleine ernstlich Sorgen.

Nun, dennoch hat erst einmal keiner von uns allzu große Lust, sich mit diesem Loch im Boden zu beschäftigen, und so nehmen wir stattdessen den Ei-förmigen Stein etwas näher in Augenschein. Auf der glatten Oberfläche sind Zeichen und Symbole zu erkennen, eher Bilder als Schriftzeichen, würde ich vermuten, aber zweifellos zwergischen Ursprungs. Monalon merkt an, sie spüre deutlich eine magische Aura um diesen Stein herum - was mich natürlich an den Feuer-Stein erinnert, den ich jetzt langsam und vorsichtig aus meiner kleinen Reisetasche hervor ziehe. Und mein Stein leuchtet, und zwar stark wie noch nie zuvor. „Das hier ist definitiv der zweite der Steine, die wir suchen!“, verkündet daraufhin Magnus, und er fährt fort: „Dieser Stein symbolisiert wohl das große Ei, aus dem Grungni einst die Welt gemeißelt hat.“  „Infolgedessen würde ich jetzt kühn behaupten wollen, dass es sich hierbei um den Erdstein handelt“, setze ich den Gedanken fort, und das Nicken des Sigmarianers verrät mir, dass er wohl ähnliches gerade auszusprechen im Begriff war. 

Nun gilt es also diesen Stein an uns zu bringen - das war nun einmal der Zweck der ganzen Reise vom Elfenlager bis hierher in die Berge - und möglichst unauffällig wieder zu verschwinden. Ich stelle für alle fest, dass es augenscheinlich drei mögliche Fluchtwege gibt. Da ist zum einen der Vorhang, hinter dem der Hohepriester Rothnogg vorhin verschwunden ist - diese Möglichkeit scheidet eigentlich fast von vorne herein aus. Dann haben wir da das mysteriöse Loch im Boden und das Fallgatter als mögliche Ausgänge. Letzteres scheint uns die beste Wahl zu sein, schließlich sind uns die Räumlichkeiten, die dahinter liegen ja bereits bestens bekannt.

Magnus ist es, der als erstes alleine versucht, das Gatter einmal probeweise zu öffnen. Und er schafft es tatsächlich, es ein Stück anzuheben - aber nicht für lange. Monalon und ich kommen in einem weiteren, gemeinsam unternommenen Versuch auch nicht viel weiter. Mein Vorschlag lautet daraufhin, dass Magnus und ich das Gatter zu zweit anheben und Monalon erst einmal mit dem Stein darunter hindurch kriecht. Doch bevor wir so ein gewagtes Vorhaben in die Tat umsetzen, gilt es dann doch erstmal  den Ort unserer letzten Fluchtmöglichkeit - dieses Loch im Boden - etwas näher zu untersuchen.

Der Boden der Kammer, die Monalon ja bereits ansatzweise beschrieben hat, befindet sich in etwa drei bis vier Manneslängen unter uns. Hmmm, das ist zudem eigentlich mehr ein Saal als eine Kammer! An den Wänden sind kunstvolle Verzierungen auszumachen, die denen auf dem Erdstein zu ähneln scheinen. Direkt unter dem Loch ist ein kleines Podium zu erkennen: eine weiße Steinfläche, die von dunklem Erdreich umgeben zu sein scheint. „Viel ist da aber nicht zu erkennen“, merkt Magnus trocken an und packt eine Fackel aus, entzündet diese und lässt sie in das Loch fallen. Kaum ist die Fackel auf dem Podest aufgeschlagen, da dringt aus allen Wänden gleichzeitig lautstarkes Zischen, und weiße, arm-dicke  Tentakeln bewegen sich rasend schnell auf das Feuer zu - das nach wenigen Momenten wieder erloschen ist. „Nun - offenes Feuer scheinen die nicht sonderlich zu mögen“ stellt Monalon daraufhin fest. Das haben wir ja nun alle gesehen, Monalon, geht es mir durch den Kopf.
 
„Hmmm...“, überlege ich dann laut, „Warum wirft Monalon nicht einen ihrer Feuerbälle dort hinab? Die Tentakeln, die ja ganz wild auf jegliches Feuer zu reagieren zu scheinen, werden bei der Explosion vernichtet, und wir seilen uns ab - das Podest, auf dem 'unser' Stein ruht, scheint mir stabil genug zu sein, um ein Seil daran zu befestigen. Und noch ein Vorteil: durch dieses enge Loch werden uns die Oger sicherlich nicht folgen können.“. Zu meinem Erstaunen wird mein Vorschlag - eigentlich hatte ich ja nur laut gedacht -  für gut befunden und sogleich in die Tat umgesetzt.

Kurz darauf zerbersten zwei von Monalons Feuerbällen auf der hellen Steinplatte unter uns, und ich sehe noch, wie eine Vielzahl der hellen Tentakel-Arme aus den Wänden auf genau diese Stelle zuschießen - aber das ist auch der Moment, in dem ich erst einmal ein paar Schritte von dem Loch im Boden zurückweiche, denn ich ahne ja schon was jetzt passieren wird. Magnus ist meinem Beispiel gefolgt, und auch Monalon gelingt es gerade noch sich zurückzuziehen, da ertönt eine gewaltige Explosion unter uns, die fast den ganzen Berg erschüttert, und kurz darauf rast eine gewaltige Flammensäule aus dem Loch hinauf, die bis an die Decke dieses Saales leckt und uns kurz darauf in einem gewaltigen Asche-Regen stehen lässt.

„WAS MACHT IHR DENN HIER???“, dröhnt es uns plötzlich entgegen, und vor uns baut sich Rothnogg, der gewaltige Ogerpriester, auf. Mann, der reicht  ja fast bis zur Decke! Und er ist allem Anschein nach auch noch ein wenig verärgert. „WACHEN!!! ... RAUS MIT EUCH, ABER GAAANZ SCHNELL! AB IN DIE SPEISEKAMMER MIT EUCH BÜRSCHCHEN.“ Magnus versucht noch sein bestes, um auf Rothnogg einzuwirken, erzählt von den gefährlichen Tentakeln und das wir uns doch nur gewehrt hätten - das ist aber leider völlig zwecklos. Wir hören noch, wie das Fallgatter hochgezogen wird, und da kommen auch schon drei Ogerwachen, angeführt vom schief-gesichtigen Krodogg persönlich. Magnus murmelt noch: „Jetzt ist sowieso alles egal!“, zieht sein Schwert und erhebt es gegen den Ogerpriester - aber dieses Unterfangen ist völlig sinnlos: Sein Gegenüber packt ihn mühelos und schleudert ihn mit Schwung gegen die Höhlenwand; scheppernd landet Magnus' Schwert auf dem Boden. „Sollen sich nur was angucken und machen dann Feuer, diese Menschlein! Und wundern sich dann, wenn 'se in die Vorratskammer kommen. Was hattet Ihr eigentlich an dem Loch zu suchen ?“ Der weiteren Diskussion kann ich nicht folgen, denn ich werde von hinten gepackt und hochgehoben, und aus dem Augenwinkel kann ich gerade noch erkennen, dass es Monalon ebenso ergeht. Na Mahlzeit, jetzt haben wir den Salat. Oder besser gesagt: Die 'Mahlzeit' haben jetzt die Oger ... nämlich uns. Prächtig.

Und so geht unter dem Gatter hindurch in den lang gestreckten Vorraum, indem wir vorhin noch so friedlich dem Kartenspiel frönten, dann in die Vorratskammer. Aber dort bleiben wir nicht, sondern werden weiter in Richtung Höhlenausgang gestoßen. Hä? Verstehe einer die Oger! „Ach was soll das denn, die haben die Goblins doch jetzt erledigt!“, erklärt Krodogg seinen Untergebenen, und so machen diese auf der Stelle kehrt, wobei ich bemerke, dass Magnus in gleicher Weise vom Anführer persönlich gepackt worden war. Und schon es geht zurück in den Vorratsraum ... und weiter in den Gang, der zum Vorraum des Schreins führt. Ich begreife überhaupt nichts mehr! und dann sehe ich das große Loch in der Wand auf mich zukommen und stürze in die Tiefe.

Der Aufprall ist heftig, aber es fühlt sich nicht an, als wäre ich auf Stein gelandet! Und so tief war der Sturz zum Glück auch nicht. Ich rolle mich rasch zur Seite - gerade noch rechtzeitig, wie ich gleich darauf merke, als Monalon und dann auch der schwere Magnus genau dort aufschlagen, wo ich gerade noch gelegen habe.

Wir befinden uns in einem nach oben hin offenen, hölzernen Käfig, der an starken Seilen in einem eckigen Schacht hängt. Der Boden besteht aus einem engen Gitter - das erklärt auch, warum der Aufprall sich so sonderbar angefühlt hat! Muss aber ganz schön hartes Holz sein, wenn das sogar einen stürzenden Magnus aushält. Über uns ist noch das Loch zu erkennen, durch das wir gerade so unsanft gestoßen wurden, und unter uns, in etwa zwei Manneslängen Tiefe, ist der Boden zu sehen. Zudem scheint der Schacht dort unten in einen größeren Höhlenraum überzugehen. Hmmm... dort unten scheinen auch regungslos zwei riesige Gestalten zu liegen - vermutlich Oger. Neben mir sind die Holzstäbe der Seitenwand dieses Käfigs bereits mächtig angesengt, und genau dahinter befindet sich eine Öffnung in der Wand des Schachtes, die in die uns bereits bekannte Goblin-Höhle führt. Das Schlachtfeld, auf dem der gute Magnus so eindrucksvoll gewütet hat, ist jedenfalls unverkennbar.

Der Plan, nämlich die Goblinhöhle, wo wir vor den Ogern erstmal sicher wären, zu erreichen, ist schnell gefasst und wird sogleich in die Tat umgesetzt, Magnus bearbeitet mit seiner Elfen-Axt die bereits deutlich angegriffenen Holzstreben - den verdächtigen Lärm, den er dabei zwangsläufig verursacht, versuche ich mit einem schmetternden Lied - einem berüchtigten Schlachtengesang der Zwerge Middenheims - zu übertönen. Viel nutzt das freilich nicht (wie unmusikalisch ist dieser Priester eigentlich? Der kann ja beim Hacken nicht einmal den Takt halten!), denn nach kurzer Zeit tönt die laute Stimme eines Ogers, vermutlich Krodoggs, zu uns herunter: „RUHE DA UNTEN. HÖRT AUF, DEN KÄFIG KAPUTT ZU HAUEN, SONST STÜRZT IHR NOCH AB WIE UNSERE BEIDEN KUMPELS NEULICH, UND DANN KANN MAN EUCH NICHT MEHR ESSEN!!! WÄRE DOCH VERSCHWENDUNG!“ Ehe sie uns sofort wieder raufziehen und sogleich verspeisen, stellen wir unsere Bemühungen lieber vorerst ein.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #53 am: 18.07.2008 | 17:02 »
Ich benutze die Gelegenheit unseres vorläufigen 'Nichtstuns', um mich ein wenig hier umzuschauen. Die Wände hier sind unglaublich glatt: das war sicher kein Werk Rhyas! Weder Wasser noch Magma könnte den Felsen dermaßen aushöhlen. Vielleicht irgendetwas Magisches, ganze am Ende etwa ein Werk des Erdsteins selbst? Schon möglich. Als ich den mir anvertrauten Feuerstein kurz unauffällig aus der Tasche ziehe, bemerke ich, dass dieser wieder sehr hell leuchtet; mir scheint es sogar noch etwas stärker als vorhin, als ich ihn in die Nähe des Erdsteins hielt.

Da durchdringt von oben die für einen Oger relativ helle Stimme Hraddyags die Stille: „Ist bei Euch da unten alles in Ordnung ?“ „Soweit so gut“, antwortet ihm Magnus. „Mal davon abgesehen, dass wir bald von Euch verspeist werden sollen geht es uns den gegebenen Umständen entsprechend gut. Aber halt, Ihr seid doch der Koch ohne Appetit, da könntet Ihr uns doch vielleicht helfen! Ihr würdet uns doch sicher nicht verspeisen wollen?“ „Nun, dass mit dem mangelnden Kohldampf hat sich Dank Eurer köstlichen Goblinköpfe wohl erledigt. Aber da Ihr mir geholfen habt, bin ich gerne bereit, Euch auch zu helfen. Was kann ich denn für Euch tun ?“ Hierauf entwickelt sich eine nette Unterhaltung zwischen uns und Hraddyag, von dem wir dann erfahren, dass es dort unten weitere Gänge geben soll, bei dessen Erforschung zwei Ihrer Kameraden bereits den Tod gefunden hätten (unzweifelhaft handelt es sich dabei um die zwei Gestalten, die da einige Schritt unter uns liegen). „Sollen wir für Euch die Gänge dort unten mal erforschen?“, stellt Magnus dem Koch die entscheidende Frage. „Hmmm, ich werde mal den Boss fragen“, verspricht der Koch. „Aber ich weiß nicht so recht, ob das was nützen wird ...Der ist nämlich immer noch hochgradig erbost. Aber bevor ich ihn fragen gehe: Hier ist vielleicht noch etwas, was Euch dort unten weiterhelfen könnte.“ Spricht's und wirft etwas den Schacht hinunter. Es gelingt mir, dieses 'Etwas' aufzufangen: Es handelt sich dabei um ein kleines Schriftstück, genauer gesagt eine Karte eines Teiles dieses Höhlen-Komplexes, wie ich vermute. Die schlechten Lichtverhältnisse lassen aber leider eine genauere Untersuchung nicht zu.

Es dauert diesmal nicht so lange, da tönt auch schon die mächtige Stimme Krodoggs von oben herab: „WOLLT IHR DAS WIRKLICH MACHEN, WAS HRADDYAG MIR DA GRADE GESAGT HAT?“ „Die Höhlen dort unten durchsuchen?“, entgegne ich. „Sicher - ist doch besser für uns, als gefressen zu werden“ „Nun, wie Ihr wollt, versucht Euer Glück! Das hier könnte Euch dabei helfen ...“ Und wieder fliegt etwas durchs Loch - das ich glücklicherweise ebenfalls auffangen kann, auch wenn es mir beinahe durch das Gitter gerutscht wäre. Diesmal handelt es sich gleich um zwei Schriftstücke (in einer hübschen Rolle), deren Text zu entziffern aber wiederum die hier herrschende Dunkelheit nicht so richtig zulässt.

Nur: wie sollen wir jetzt dort hinunter kommen? Mir fallen auf Anhieb zwei Möglichkeiten ein, die ich den anderen dann auch gleich erläutere: „Entweder wir knoten eine Art Seilverlängerung oben an zwei eng beieinander liegenden Stellen an das Trageseil und schlagen dieses dann durch, was den ganzen Käfig ein Stück nach unten befördern würde - das Seil darf natürlich nicht zu lang sein. Oder wir hacken uns mit dem Beil nach unten durch und seilen uns dann ab. Bei beiden Vorschlägen besteht natürlich die Gefahr abzustürzen ...“ Monalon zieht ein schiefes Gesicht und ist ganz offenbar weder über den einen, noch über den anderen Vorschlag wirklich begeistert. Etwas anderes (und vor allem: Besseres) fällt ihr allerdings auch nicht ein, und so macht sich Magnus an die Arbeit: Schon hackt er den ersten der Gitterstäbe durch, die den Boden unseres Käfigs bilden. Zwei oder drei sollten genug sein, um sogar dem großen Kerl genug Platz zu bieten.

Zum Glück geht alles gut, wir stürzen nicht ab und das Abseilen fällt uns sogar überraschend leicht - und so erreichen wir alle drei wohlbehalten den Boden eines, wie wir nun feststellen, recht großen Höhlenraumes. Viel mehr ist allerdings aufgrund der hier herrschenden Finsternis nicht zu erkennen. Wir sind auf einer nahezu rechteckigen glatten, steinigen Fläche 'gelandet', die von lockerem Erdreich umgeben scheint - erinnert mich ein wenig an den Gemüsegarten meiner Ziehmutter Gwendolyne kurz vor der frühjährlichen Aussaat. Die zwei gewaltigen Leichen der Oger liegen zum großen Teil in diesem Erdreich. Sie tragen noch die typischen Lederrüstungen der Wachleute, allerdings sind sämtliche Metallnieten und Beschläge spurlos verschwunden. Schon merkwürdig! Monalon macht einen vorsichtigen Schritt über die Steinplatte hinaus: Sie sinkt zwar mit ihren Füßen etwas ein, aber der Boden scheint sie zu tragen. Soweit so gut - doch um die 'Räumlichkeiten' hier unten zu erforschen, benötigen wir dringend etwas Licht. „Vor einer Fackel würde ich eher abraten“ erklärt Magnus. „Dieser Raum erinnert doch stark an die Höhle unter dem Heiligtum. Mich würde es nicht wundern, wenn auch hier diese merkwürdigen Tentakeln in den Wänden lauern. "„Hmmm, das glaube ich auch“, füge ich an. „Die Riesenspinne, die Monalon in der Goblin-Höhle so erschreckt hat, könnte ihren Ursprung hier unten gehabt haben - was sie gesehen hat, waren vielleicht keine Spinnenbeine, sondern diese Tentakeln ...“. Wenn dem so wäre, fällt Monalons blaues Licht, das sie so vortrefflich auf ihrer Handinnenfläche erscheinen lassen kann, allerdings als mögliche Lichtquelle ebenfalls aus, denn darauf, so merkt die Magierin an, hätten die Tentakeln vorhin ja ebenfalls reagiert.

„Nun, im Dunkeln möchte ich hier nicht unbedingt umherirren“, stelle ich fest, „aber vielleicht bleibt uns doch noch eine Lichtquelle, die wir nutzen können.“ Auf die erstaunten Blicke meiner beiden Begleiter hin, die ich halb wahrnehme und halb erahne - es ist wirklich sehr finster hier unten - berichte ich davon, wie der Feuerkristall scheinbar auf die hiesige Umgebung reagiert, nämlich mit einem intensiven Leuchten. „Hmmm ... wer weiß ob das die Tentakeln nicht auch aufschreckt - aber eh wir hier völlig blind herum irren, sollten wir es vielleicht riskieren“. So ziehe ich den magischen Stein vorsichtig hervor und halte ihn für für eine kurze Zeit hoch, ehe ich ihn ganz schnell wieder einstecke. Kurz waren im Lichtschein kunstvoll behauene Wände zu sehen, und auch ein Gang, der anscheinend weiter in den Berg hinein führt. Nun ist es natürlich erstmal wieder dunkel. „Nun, keine Spur von irgendwelchen Fangarmen! Ich denke, ich mache dann mal wieder Licht.“ Und so ziehe ich den Stein erneut aus der Tasche, halte ihn nach oben und bewege mich langsam in Richtung des Ganges zu meiner Linken, offenbar dem einzigen Ausgang aus diesem Raum. So trete ich, wie zuvor Monalon, von der etwas erhöhten Steinplatte und sinke fast bis zum Knöchel in das erstaunlich durchlässige Erdreich ein. Sieht also nicht nur so aus, sondern ist auch beschaffen wie frischer Mutterboden.

Zur Linken zweigt bald von dem Hauptgang, in dem wir uns gerade befinden, ein enger Gang ab. Ich hole meinen Kompass hervor und versuche mich zu orientieren: „Das Heiligtum mit dem Erdstein, oder besser: der Raum darunter, müsste sich etwa in Richtung dieses abzweigenden Ganges befinden.“ „Na dann lasst uns mal unser Glück hier versuchen“, entscheidet Magnus, und so übernehme ich mit meinem Licht wieder die Führung. Der Erdschlamm wird immer tiefer, je weiter wir uns vorwärts bewegen, erst fuss-, dann sogar knietief. Dieser Gang ist sehr kunstvoll in den Felsen gehauen, immer wieder wird er von verzierten Steinbögen eingerahmt. Wenn dieser merkwürdige Schlamm auf dem Boden nicht wäre, könnte man von einer insgesamt überaus kunstvollen Anlage sprechen. Die in der Baukunst so sehr bewanderten Zwerge haben hier wieder einmal große Arbeit geleistet! So etwas habe ich selbst in Middenheim in derartiger Ausprägung nie zu Gesicht bekommen.

Der Gang endet schließlich vor einer Tür aus Zedernholz, die von einem kunstvollen Spitzbogen gekrönt wird. Abgeschlossen ist diese Tür zwar offenbar nicht, aber dennoch schwer zu öffnen, da der Schlamm am Boden sie natürlich hemmt. Doch mit vereinten Kräften gelingt es uns dann doch, dieses Hindernis zu beseitigen und die Tür zu öffnen. Naja, hinter uns zufallen wird sie jetzt dafür sicher nicht, so wie sie jetzt im Schlamm feststeckt!

Der relativ kleine Raum, den wir jetzt betreten, wird in seiner Mitte zum größten Teil von einem großen Holztisch ausgefüllt, der allerdings irgendwie merkwürdig aussieht - als hätte jemand die Tischplatte an mehreren Stellen angefressen. An den Wänden befinden sich mehrere halb verwitterte Bettstätten, der Größe nach zu urteilen war das hier vielleicht einst ein Schlafgemach für Zwerge. Zur Rechten führt eine weitere Tür aus diesem Raum hinaus, dessen Boden im Übrigen - wie scheinbar dieser ganze unterirdische Komplex - von der merkwürdigen Erdschicht bedeckt ist. 

Monalon nimmt den Tisch etwas genauer in Augenschein und stellt fest, dass sämtliche Eisenteile der Konstruktion entfernt wurden. Als sie das näher untersucht, fällt ihr allerdings ein kleiner Metallring in die Hand, den sie sofort über einen ihrer Finger zieht. Was hat sie wohl damit vor? Naja, wenn sie denkt, dieser Tand stehe ihr, dann bitte, nur zu!

Ich mache einen Schritt auf die noch ungeöffnete zweite Tür zu, und dann geht auf einmal alles ganz schnell: Zwei Tentakeln kommen direkt aus der Tür auf mich zugeschossen, ich will gerade noch mein Schwert ziehen, da packt mich irgendetwas von hinten und schleudert mich heftig zur Seite. Das mag der gute Magnus ja nett gemeint haben, aber leider verliere ich dabei den Boden unter den Füßen und lande mitten im Schlamm. Als ich mich wieder hochrappele, sehe ich, wie Magnus mit seinem Schwert auf die zwei Tentakeln einhaut - aber oh weh, da kommen noch mindestens sechs weitere dieser Dinger aus den Wänden geschossen! „ALLE RAUS HIER!!!“, brülle ich aus Leibeskräften und stürze sofort aus dem Raum; die anderen sind mir zum Glück nah auf den Fersen. Und man kann nicht mal die Tür hinter uns zuschlagen, denke ich mir noch und hoffe mal, dass die Tentakeln nicht so weit reichen und wir uns schnell aus der Gefahrenzone entfernen können.

Irgendwie ist es mir bei der ganzen Aktion gelungen, den Feuerstein, unsere einzige Lichtquelle hier unten, immerwährend hochzuhalten (und nicht etwa in dem Schlammbad, das ich so unfreiwillig genommen habe, zu verlieren), und so finden wir den Weg zurück zum Hauptgang ohne weitere Schwierigkeiten. Hier wenden wir uns nach links, und gerade als wir um die Ecke biegen, hören wir hinter uns ein peitschenartiges Knallen. Als wir herumwirbeln, müssen wir feststellen, dass uns der Rückweg jetzt versperrt ist , denn wie Speere schnellen etwa zwei Dutzend Tentakeln aus einer Seitenwand heraus und bohren sich tief in das gegenüberliegende Mauerwerk. Langsam wird es mir hier unten wirklich mulmig zumute!

Uns bleibt also nur, dem Gang weiter zu folgen und schon nach kurzer Zeit erreichen wir einen großen höhlenartigen Saal, dessen Wände zur Hälfte noch kunstvoller behauen sind als der Gang, aus dem wir gerade getreten sind. Prachtvolle Fresken und Ornamente legen einmal mehr Zeugnis ab über die fantastische Baukunst, die die Zwerge beherrschen (oder einst beherrscht haben). Doch viel Zeit bleibt mir nicht, diese Wunder länger zu bestaunen, denn irgend etwas stimmt ganz und gar nicht mit mir. „Sigurd, Deine Wange - Iiiihhh, da krabbelt ja was!!!“, kreischt Monalon. Ich fahre mir über das Gesicht und entferne ein ekelhaftes Wurmgetier. Und plötzlich beginnt es in meinem Nacken fürchterlich zu kribbeln. Auch dort 'lebt' etwas, was ich sofort entferne …und dann beginnt es plötzlich fast an meinem ganzen Leib. Ich reiße mir die Jacke herunter und beginne damit, mich von ganzen Horden von ekligem Getier zu befreien: „KANN MIR VIELLEICHT MAL JEMAND HELFEN ?“ Meinen Rücken erreiche ich nämlich nur sehr schlecht. Obwohl sie sich sichtlich vor den Würmern ekelt, sorgt die liebe Monalon dafür, dass das Kribbeln auch auf meinem Rücken zum Glück bald ein Ende findet.

Gerade als die Magierin ihre gute Tat beendet, wird sie plötzlich gegen die Wand geschleudert, als hätte ein gewaltiger Hieb sie getroffen. Und genau so ist es auch! Schon wieder Tentakeln, hört das denn nie auf? Sie rappelt sich zum Glück schnell auf: „DA KOMMEN NOCH MEHR!!!“. Tatsächlich! Ich entdecke gerade noch rechtzeitig die Öffnung eines weiteren Ganges, bewege mich darauf zu, mach aber dabei einen großen Bogen um einen Tentakel, der von der linken Seite nach neuen Opfern umhertastet.

Ich wähne mich in dem neuen Gang schon in (relativer) Sicherheit, spüre nur kurz, dass mein linker Fuß in diesem Schlamm an irgendetwas hängen bleibt, kann mich aber mit einem etwas heftigeren Ruck wieder befreien, da höre ich hinter mir ein neues Geräusch: Ein lautstarkes Schleifen, als werde Metall über Gestein gezogen. Und als ich mich dann umblicke, muss ich feststellen, dass ich von meinen zwei Gefährten abgeschnitten bin: Ein gutes Dutzend fingerdicker Eisenstäbe haben sich waagerecht aus der linken Wand geschoben sind dann in Vertiefungen auf der gegenüberliegenden Seite eingerastet. Ein waagerechter Vorhang aus massivem Metall verhindert nun jegliches Durchkommen. „SIGURD, HINTER DIR!!!“, brüllt Magnus mir zu, und als ich mich nun wieder umwende, schießen zwei weitere Tentakeln aus der linken Seitenwand auf mich zu.


Fortsetzung folgt!

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #54 am: 16.09.2008 | 16:28 »
noch Festtag, der 20. Vorgeheim

Ein schwerer Schlag trifft mich an der rechten Schulter. Stechender Schmerz durchzuckt mich, und ich werde zu dem eisernen Gitter zurückgeschleudert. Reichlich Blut strömt aus der Wunde, und zu meinem Unglück schlängeln sich die beiden Tentakeln weiter auf mich zu. Unwillkürlich zuckt meine Hand zum Schwertgriff, doch mir wird sofort klar, dass ich mit dieser Verwundung die gute Waffe nicht gerade wirkungsvoll werde führen können. Was mir als Hoffnung bleibt ist lediglich der Feuerkristall, den ich immer noch in meiner Linken halte, denn meine Gefährten können mir nicht beistehen - sind sie doch immer noch durch die eiserne Sperre von mir getrennt. In magischen Dingen bin ich nun leider gar nicht bewandert ...aber das ist mir jetzt egal, entweder werde ich hier und jetzt zerfleischt, oder ich unternehme irgend etwas Verrücktes - und zwar sofort.

„PÒZAR ZMÈNIT KURÀKY!!!“ brülle ich aus Leibeskräften - wenn ich mein Khazalid noch nicht ganz vergessen habe, sollte das etwa soviel bedeuten wie: „Brennet und werdet zu Asche“. Zugleich umklammere ich den Stein noch fester und strecke ihn den Tentakeln entgegen. Und dann scheint mit einem Mal die Zeit still zu stehen: Die Tentakeln verharren mitten in der Bewegung, und rings um mich wird plötzlich alles taghell - so gleißend hell, dass ich kaum noch irgendetwas erkennen kann. Die Luft um mich herum beginnt zu knistern, dann sogar zu brennen, so zumindest erscheint es mir, und tief in meinem Inneren bereitet sich ein schier unbeschreibliches Hochgefühl aus - so muss sich unendliche Macht anfühlen! Niemand kann mich jetzt noch aufhalten!

Dann schwindet das Gleißen so rasch, wie es mich zuvor geblendet hat. Von den Tentakeln ist nichts mehr zu sehen, nur ein säuerlicher Brandgeruch liegt noch in der Luft. Was war das denn???

„Ist alles in Ordnung, Sigurd?“, reißt mich Magnus' tiefe Stimme aus den Gedanken, und jetzt schmerzt auch meine Wunde wieder. „Ich glaube schon ... bis auf meine Schulter, da hat es mich ziemlich erwischt. Aber jetzt sollten wir erst einmal sehen, wie wir diese Eisensperre hier aufbekommen. Vorsichtig taste mich ich - natürlich mit den Füßen! - durch den Schlamm, und tatsächlich: Das hier muss das Seil sein, das vorhin den verwünschten Mechanismus ausgelöst hat. Ich versuche es, mit der Stiefelspitze ein wenig daran zu ziehen, und plötzlich höre ich auch ein dumpfes 'Klack'. Aber sonst geschieht überhaupt nichts. Na ja, vielleicht muss man es ja in die entgegengesetzte Richtung ziehen. „Magnus, sieh doch mal, ob Du das zu fassen bekommst!“ Mit dem Stiefel schiebe ich das Seil unter dem untersten Gitterstab hindurch, und Magnus greift danach - es hat doch seine Vorteile, dass dieser Krieger seine Handschuhe nie ablegt. Wieder ertönt ein 'Klack', doch auch diesmal bleibt das Gitter geschlossen. Also zieht Magnus etwas heftiger an dem Seil, und dann ... reißt es, und der Sigmarianer verliert beinahe das Gleichgewicht. „Ja, dann war das wohl doch nur der Auslösemechanismus ...es muss doch noch einen anderen Weg geben, dieses Gitter zu öffnen!“, murmelt er vor sich hin, aber für mich klingt es mehr danach, als wolle er sich selbst beruhigen, und nicht uns. Also mache ich mich daran, beide Wände abzutasten, aber leider ohne Erfolg. Monalon, die es mir auf der anderen Seite des Gitters gleichtut, ergeht es auch nicht besser. Schließlich wird Magnus ungeduldig, greift mit beiden Händen beherzt in den knöcheltiefen Schlamm und beginnt damit, die ersten Gitterstäbe mit der rotbraunen Masse zu bestreichen. Eine wahrhaft geniale Idee, war ihm doch aufgefallen, dass offenbar sämtliches Metall, das mit diesem Schlamm in Berührung kommt, sich mehr oder weniger aufgelöst hatte, etwa wie die Rüstungen der beiden toten Oger, oder auch die Eisenteile des Tisches in der Schlafkammer der Zwerge. Die Frage ist nur, wie lange das wohl dauert. Immerhin bemerkt Monalon, dass sich das Metall langsam aufheizt, und die Stangen klingen auch zunehmend hohl, wenn man dagegenklopft. Schließlich zieht Magnus seine kleine, handliche Elfen-Axt hervor und schlägt auf die ersten Stäbe ein. Und er hat geradezu durchschlagenden Erfolg! Das war leider auch bitter nötig, denn gerade, als er die untersten vier der insgesamt zwölf Stäbe beseitigt hat, so dass meine beiden Gefährten sich hindurchschlängeln können, um zu mir in den Gang zu gelangen, kommen aus dem großen 'Empfangsraum' hinter ihnen bereits wieder zwei riesige Tentakeln herbei geschlängelt. Erfreulicherweise prallen sie aber an den restlichen Gitterstäben ab. Wie gut, dass die 'Dinger' keine Augen haben!

„Könntet ihr euch bitte mal um meine Schulter kümmern - die schmerzt doch ungemein!“, begrüße ich meine Gefährten, kaum dass sie sich durch den gerade für den kräftig gebauten Magnus qualvoll engen Spalt gezwängt haben. „Aber vielleicht solltet ihr zuvor doch lieber die Handschuhe ausziehen“, bringe ich mit einem gequälten Lächeln noch hervor - ein paar dieser Würmer und wer weiß was noch für ein Getier in diesem Schlamm lebt, würden der Wunde sicher nicht sonderlich gut tun. Magnus reißt die zerfetzten Stoffreste des Hemdes von meiner Schulter und saugt dann lautstark die Luft durch die Zähne - die Platzwunde ist wohl noch tiefer, als ich gedacht habe. Wenigstens muss ich sie jetzt nicht sehen ...mir wird schwindelig, und ich spüre gerade noch, wie Magnus mir den Griff eines Dolches zwischen die Zähne schiebt - und dann beginnt Monalon mit der 'Operation'. Sie hat ja jetzt hoffentlich schon etwas Übung darin, immerhin hat sie ja vorhin noch bei unserem Sigmarianer eine sehr ähnlichen Verwundung behandelt. Vorhin? ...wie lange ist das jetzt wohl schon her? Wir müssen ja jetzt schon viele Stunden hier im Zwergenschrein verbracht haben, und es wird Zeit, dass wir irgendwann mal zur Ruhe kommen! Stechender Schmerz schreckt mich aus meinen Gedanken. „So geht das nicht, Monalon! Wir müssen ihn irgendwo hinlegen“, beschließt Magnus, und so wird meine Schulter erst einmal notdürftig verbunden, um wenigstens die Blutung etwas zu lindern.

Der Weg zurück scheint wenig einladend - da war zwar der Tisch in der Schlafkammer der Zwerge, aber stabil war der ja nicht mehr, da alle Eisenteile zerfallen waren, die ihn noch aufrecht hielten. Darauf diese 'Operation' durchzuführen, erscheint auch Magnus unmöglich. Und mir geht es von Augenblick zu Augenblick schlechter, ich kann mich kaum noch aufrecht halten. „Kann mir irgendjemand bitte mal den Feuerkristall abnehmen und vorangehen? Ich fühle mich dazu nicht recht in der Lage ...“. Ich habe noch nicht einmal ausgesprochen, da reißt mir Monalon den Stein förmlich aus der Hand - und ich meine auch, ein gefährliches Blitzen in ihren Augen wahrgenommen zu haben. Und jetzt, wo ich den Kristall nicht mehr in der Hand halte, fühle ich mich nicht nur noch schwächer als zuvor, sondern verspüre tief in meinem Inneren plötzlich eine gähnende Leere und unendliche Einsamkeit, so dass es mir fast unmöglich scheint, die Tränen zurückzuhalten. Aber vor meinen Gefährten zu heulen wie ein Schlosshund? Nein, so weit bin ich dann doch nicht! Dennoch, diese unendliche Trauer droht mich fast zu überwältigen.

Langsam und mit unsicheren Schritten folge ich Monalon den Gang hinab, immer wieder muss Magnus mich stützen - und ich bin mir sicher, das liegt nicht nur an dieser Platzwunde! Nach schier endlosem Marsch (wahrscheinlich sind in Wahrheit nur Minuten vergangen!) betreten wir einen eindrucksvollen Saal: Sicher zehn Manneslängen misst er in der Höhe, die Wände sind glatt verputzt und kunstvoll geziert: Muster und Wappen in allen Farben. Zu unserer Linken sehe ich eine Tür, ein weiterer Gang führt unserem Eingang gegenüber wieder hinaus - er scheint noch tiefer in die Erde zu führen, aber vielleicht bilde ich mir das auch nur ein, denn allmählich kann ich nicht einmal mehr aufrecht stehen! Während ich weiter den Blick schweifen lasse, sehe ich rechts von uns eine halbrunde Aussparung in der Wand, die mich unwillkürlich an eine Kapelle oder einen edlen Schrein denken lässt. Ein mächtiges Podest aus leuchtend weißem Marmor erhebt sich darin, fast eine Manneslänge empor (und ich meine nicht 'Zwergenmanneslänge'!). Nur die untersten Stufen sind von diesem wurmbefallenen Erdreich bedeckt, höher scheint es nicht einmal eine Staubschicht zu geben. An der Rückwand dieser 'Kapelle', wie ich sie jetzt einfach mal nennen möchte, sind drei gewaltige, königsblaue Banner herabgelassen, davor steht je ein Sessel, der eher an einen Thron erinnert. Allem Anschein nach wurden sie für Zwergenfürsten gefertigt - ich zumindest hätte meine liebe Not, mich darauf zu setzen (und würde mir dann vermutlich mit den Knien die Ohren zuhalten ...). Auf der linken und auf der rechten Schmalseite dieser 'Kapelle' erkenne ich eine Tür beziehungsweise einen Treppenaufgang - und aus dem Gang fällt ein sonderbar irisierendes Licht. So ein Leuchten habe ich noch nie gesehen - es scheint aus unendlicher Ferne zu kommen, und doch reicht es aus, um die ganze 'Kapelle' hell zu erleuchten. Während mein Blick erneut über die königsblauen Banner streift, fällt mir ein Vorfall aus dem Middenheimer Karneval ein, als eine Gruppe Gaukler sich in eben dieser königlichen Farbe gewandete und sich dadurch gewaltigen Ärger einhandelte. So etwas gilt in der Welt der Zwerge als ziemliche Anmaßung und zieht empfindliche Strafen nach sich. Die Menschen des Reiches haben das, soweit ich weiß, früher einmal genau so gesehen, aber mittlerweile zeugt blaue Kleidung vor allem davon, dass ihr Träger entschieden zu viele Kronen sein eigen nennt, mehr aber eben auch nicht. Aber ich schweife wohl ab...

Vorsichtig watet Monalon durch den Schlamm auf das Podest zu, doch auf halber Strecke bleibt sie an irgendetwas hängen und verliert das Gleichgewicht. Während sie stürzt, reißt sie mit einem Bein ihr Hindernis in die Höhe, und Magnus und ich können erkennen, dass es eine alte, völlig vermoderte Holzbank gewesen sein muss. Na prima - wenn hier wirklich einmal Tische und Bänke gestanden haben, gibt es bestimmt noch mehr solcher Stolperfallen!

Zwar ist die kleine Magierin schnell wieder auf den Beinen, aber man sieht ihr deutlich an, dass all die Würmer und das andere Getier, das jetzt über ihren ganzen Körper kriecht, sie zutiefst anekelt. (Hat sie nicht vorhin noch gesagt, ich solle mich nicht so anstellen, als ich das gleiche Problem hatte?!) Gemeinsam gelingt es uns aber dann doch recht schnell, die Magierin von diesem Übel zu befreien, auch wenn ich mich allmählich überhaupt nicht mehr auf den Beinen halten kann.

Auf das weiße Marmorpodest zu gelangen, das den Boden der 'Kapelle' darstellt, erweist sich dann doch als deutlich einfacher als zunächst vermutet, denn Magnus führt mich behutsam durch den Schlamm und tastest bei jedem Schritt zunächst vorsichtig umher, so dass wir dem einen oder anderen zerfallenen Möbelstück leicht ausweichen können, und dann haben wir auch schon die Stufen erreicht. Oben angekommen, eröffnet sich endlich die Gelegenheit, meine Schulter zu verarzten. Ich lege mich auf den Rücken und lasse die Prozedur klaglos über mich ergehen, während mein Blick immer wieder zu den gewaltigen Bannern hinüberwandert. Während ich noch darüber nachdenke, welcher Zwergenfürst hier wohl einst residierte (nicht, dass ich sie alle kennen würde, aber die Frage ist dennoch interessant ... finde ich), gelingt es Monalon, meine Schulter ebenso zu richten, wie sie es zuvor schon bei Magnus geschafft hat. Langsam scheint sie wirklich Übung in derlei Dingen zu bekommen. Was nur, wenn sie selbst mal schwer verletzt wird? Daran will ich jetzt gar nicht denken, außerdem fühle ich mich schon wieder sehr viel besser, und da sollte ich mich doch nicht in derart trübsinnigen Gedanken verlieren!

„Sag mal, Monalon, möchtest Du den Feuerkristall jetzt eigentlich behalten, oder...?“, will ich sie gerade fragen, doch plötzlich blicken mich meine beiden Gefährten äußerst merkwürdig an - fast als würden sie mir nicht mehr so recht trauen! Wortlos gibt Monalon den Stein an an Magnus weiter, der sich dann schweigend der Treppe zur Rechten zuwendet und mit langsamen Schritten hinaufstapft. Monalon folgt ihm sofort, und so tappe ich ein wenig frustriert den beiden hinterher - was war das denn jetzt, bitte schön? Eigentlich ist das doch mittlerweile schon irgendwie 'mein' Stein geworden!

Die Steinstufen sind flach und kurz, eindeutig für Zwerge gebaut - was den Aufstieg natürlich etwas mühsam macht. Der lange Magnus hat es da einfacher, der nimmt einfach bei jedem Schritt zwei Stufen auf einmal! Als wir schließlich oben angekommen sind, stehen wir im Eingang zu einem Raum, der zweifelsfrei eine kleine Bibliothek darstellt. In der Mitte stehen ein großer Lesetisch und mehrere Stühle, an allen Wänden sind große Bücherregale aufgestellt - allerdings sind diese nur äußerst spärlich gefüllt! Am meisten jedoch fasziniert mich ein großer, unbehauener Kristall, der genau in die Deckenmitte eingelassen ist: Er verströmt ein sonderbares Licht, hell wie der Tag, und doch unverkennbar anders. Ich kann es gar nicht richtig beschreiben: Es fühlt sich an, als wäre dieser Kristall nicht etwa die Quelle des Lichts, sondern würde es von irgendeinem anderen Ort nur weiterleiten... Ich verstehe es nicht. Vielleicht wird Monalon mir das ja erklären können.
Quer im Raum verstreut liegen eine ganze Menge leerer Hüllen für Schriftrollen verstreut, und mir kommt mir der Gedanke, dass wir nun endlich die Möglichkeit haben, die Schriftstücke zu begutachten, die uns die Oger anvertraut haben.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #55 am: 16.09.2008 | 16:30 »
Zunächst nehme ich mir die Karte des Kochs Hraddyag vor: Man erkennt den Raum des Zwergen-Schreins, in dem sich der Kristall befindet, und nun erfahre ich auch mehr über den Grundriss: Hinter dem Vorhang, in dem ja der Ogerpriester Rothnogg vorhin verschwand, liegt ein Gang, der offenbar kurz darauf in einem kleinen Raum endet. Von dort aus führt ein weiterer, vielfach gewundener Treppengang in die Tiefe. Am Ende dieses Ganges befindet sich dann wohl ein weiterer Raum, von dem eine weitere Treppe noch weiter in die Tiefe führt, wo sie letztlich im Erdreich endet (wie ja fast alles hier). So ist es zumindest der Orkschrift zu entnehmen, mit der die gesamte Karte verziert wurde: „Yatagan hat die Karte gemacht für Torgoch im Zwergenschrein“ steht da in großen, dennoch kaum lesbaren Lettern (die haben aber auch eine Klaue!), und wo die Treppe auf der Karte endet, steht ermutigenderweise: 'Von hia an flüssich. Stingt mehr wie Snottlingkakke. Matsch frisst einen manchma.' Na ja, damit hatte der ‚Goblinchronist’ wohl Recht, aber die Karte hilft uns im Moment trotzdem nicht weiter, da wir uns ganz offenbar an einer ganz anderen Stelle dieses unterirdischen Labyrinths befinden.

Die erste Botschaft, die ich von Krodogg erhielt, hat folgenden Inhalt:

„Beginne zur Winttersonnenwende und folge der Sonne um die wachenden Steine. So mag der Weg sich öffnen. Dann schreite zum Herzen und spüre den Stein unter deinen Füßen, doch nur für eine kurze Zeit, denn Deine Reise hat begonnen.“

Also, das klingt für mich ganz nach einer Anweisung, wie man den Steinkreis nahe des Elfendorfes betreten kann, aber dorthin möchte ich gewiss kein zweites Mal. Vielleicht sagt uns ja Krodogg's zweite Botschaft mehr:

„Der Große Schmied fing die lachenden und grinsenden Gesichter der Wachen ein, so sind sie für alle Zeiten in Metall und Stein bewahrt. Niemand darf ihnen nun Widerworte geben, auf dass sie sich nicht erzürnen und hitzige Wut walten lassen. Dann beantworten sie Feuer mit Feuer und lassen Steine herabregnen auf die Lästerer. Und noch größere Wunder vollbrachte Smed ...“

Ein Loblied zu Ehren eines Zwergen-Schmiedes also. Und vielleicht hat es ja sogar mit meinem Feuerkristall zu tun. Bloß: So richtig helfen uns Karte und Botschaften im Moment trotzdem nicht weiter.

Monalon untersucht daraufhin noch einmal die Regale etwas genauer. Eins der Regalbretter scheint etwas dicker zu sein als die anderen und ... Nanu? Die Magierin schiebt den oberen Teil des Brettes zurück und findet in einem kleinen Hohlraum eine Pergamentrolle und mehrere dicht beschriebene Stofffetzen, die sie daraufhin zusammensetzt. Das Pergament hat folgenden Inhalt:

„Gebet acht, oh Kräfte von Stein und Stahl, und verweigert mir nicht den Pfad. Ich komme zu Euch als wahrer Sohn Grungnis, der als Erster den Weg unter dem Fels öffnete. Ich bin frei von Ehrlosigkeit, Feigheit und Verrat. Meine Seele ist unbelastet von Schuld. Ich habe alles getan, was von mir verlangt ward, dafür öffnet mir den Pfad und haltet mich nicht länger auf.“

Das scheint eine Art Gebrauchsanweisung zu sein, irgendeinen Ort zu erreichen. Ist das vielleicht die ursprüngliche Losung, die man benötigt um den Schrein zu betreten? Oder vielleicht sogar einen anderen heiligen Ort?

Während Magnus und ich uns darüber die Köpfe zerbrechen, hat Monalon die merkwürdigen Stofffetzen schon zusammengefügt und liest dann vor:

„Jene, die eine Audienz bei unserem HERREN ersuchen, müssen ihm zunächst ein Geschenk bringen. Ein Körper muss so geworfen werden, dass sein Blut sich ergießet und die Lippen unseres HERREN benetzt, auf dass die Mitte des Sockels sich rot färbet und ebenso seine Oberkanten. Die Augen, die über den Boden wachen, sollen geblendet werden von der roten Lebensgabe, auf dass unser HERR nicht abgelenkt werde von seinem Festmahl.
Dann müssen die singenden Wachen dreimal angeschlagen werden, um das neuerliche Eintreten zu verkünden. Ist dies geschehen, wird unser HERR bereit sein, Gäste zu empfangen und ihnen Antworten auf ihre Fragen zu gewähren. Doch die Regeln der Gastfreundschaft erfordern, dass der Einlass erst erfolgt, nachdem darum ersucht wurde. So lies die Worte, die gegeben, und die Felsen werden sie hören und antworten. Dann wird die Gabe empfangen, und der Weg ist frei.
Nun noch einige Weise Worte, die zu befolgen Rat dir gegeben: Erbitte nicht mehr als das, was gegeben ward. Und berühre nicht, es sei denn, Du wirst berührt, denn es heißt, dass was der HERR empfanget, wird er zu gegebener Zeit zehnfach vergelten und mehr.
Doch wenn Du ungeladen eintrittst und dann zu fliehen trachtest, wirst Du verdammt sein. Alle Gesichter werden sich voller Hass demjenigen zuwenden, die versuchen jenen Ort in dieser Weise zu verlassen, und sie werden gebrannt sein und auf immer von diesem Platze verbannt. UND wage insbesondere nicht, jene besondere Kostbarkeit unseres HERREN zu bedrohen, die in der acht-eckigen Halle ...“

Und an dieser Stelle endet die Botschaft abrupt - weitere Stücke des beschriebenen Stofftuchs hat Monalon nicht gefunden. „Ist Dir ein solcher Blutkult von Zwergen bekannt, Sigurd?“, fragt mich Magnus etwas ungläubig, aber ich muss wahrheitsgemäß gestehen, dass ich noch nie von so etwas auch nur im Entferntesten gehört habe. Es scheint mir für Zwerge auch gänzlich unüblich – und Magnus sieht es ebenso.

Friedie

  • Gast
Re: [Warhammer] Die Reise nach Tiléa
« Antwort #56 am: 16.09.2008 | 16:31 »
Obwohl uns sicher so langsam eine längere Ruhepause gut tun würde - wie spät mag es wohl mittlerweile sein? -, treibt uns irgendetwas fast magisch weiter, die Treppe wieder hinab, zurück in den Thronsaal. Magnus geht dabei voran, meinen wunderschönen Feuerkristall stets in der hoch erhobenen Hand, um den Gang etwas heller zu erleuchten - was an sich zwar nicht nötig wäre, schließlich spendet dieser wundersame Kristall in der Decke der Bibliothek reichlich Licht, aber der massige Magnus nimmt sich mit seinem eigenen Schatten die Sicht. Außerdem ist der Schein des Feuerkristalls ja auch viel schöner.
 
Wir durchqueren das Podest und erreichen die Tür in der gegenüberliegenden Wand. Sie lässt sich mühelos öffnen - und dahinter erstreckt sich ein weiterer Gang, der sachte in die Tiefe führt. Diesem folgen wir einige Zeit, bis wir so etwa zwanzig Fuß Höhe verloren haben. Wie tief geht es denn hier noch hinab? Nun ja, dass das Bergvolk es schätzt, tiefer und tiefer zu gehen, weiß ich ja eigentlich. Dennoch...

Der Gang windet sich leicht nach links, und dann sehen wir auch schon wieder den mittlerweile vertrauten Schlamm vor uns am Boden auftauchen - und riechen das vertraute, säuerlich-widerliche Aroma. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn unsere Füße längere Zeit hätten trocken bleiben dürfen! Dankenswerterweise verläuft der Gang jetzt wieder fast eben, so dass uns wenigstens eine Rutschpartie erspart bleibt. Dann stehen wir, nach einer weiteren kleinen Biegung, plötzlich vor einer massiven Holztür. Diese scheint zwar nicht verschlossen zu sein, wie wir nach näherer Untersuchung feststellen, aber irgendetwas blockiert sie doch. Mit vereinter Kraft stemmen sich Monalon und Magnus dagegen - ich halte mich lieber zurück, so gut geht es meiner Schulter nun auch wieder nicht! -, doch die Tür bewegt sich nicht einen Finger breit! Schließlich zieht Magnus wieder seine Axt hervor und macht sich daran, die Scharniere zu bearbeiten. Bald darauf fällt das obere platschend in den Schlamm, kurze Zeit später auch das untere, und dann stürzt das ganze Türblatt in den Raum hinein. Von allen Seiten spritzt Schlamm in die Höhe und wenig später ist die alte Holztür völlig untergetaucht.

Der nahezu quadratische Raum, den wir jetzt betreten, wurde früher ganz offenbar als Tempel oder Schrein benutzt: An der Wand erkennt man kunstvolle Zeichnungen, besonders beeindruckend ist eine überlebensgroße Abbildung Grungnis, der das Weltenei in seiner Hand in die Höhe streckt. Vor ihm knien dabei voller Demut einige Zwerge in edlen Gewändern. Sehr vorsichtig durchquert Magnus den Raum - er möchte ganz offensichtlich nicht Monalons und meinem Beispiel folgen und nähere Bekanntschaft mit dem schlammigen Untergrund und seinen zahlreichen Bewohnern machen. Und so räumt er auf dem Weg zu einem Gang am gegenüberliegenden Ende des Raumes einiges an uralten, vermoderten Möbelstücken zur Seite, die hier wer weiß wie lange schon im tiefen Schlamm verborgen gelegen hatten.

Nach einer Weile gabelt sich der neue Gang wieder, und da es, wenn ich meine Orientierung noch nicht völlig verloren habe, nach links wieder in Richtung des Saales mit den Königsbannern zurück führen müsste, wenden wir uns also nach rechts. Monalon berichtet aufgeregt von irgendeiner 'leuchtend grün-blauen Aura' - was immer uns das nun sagen soll. Die Kleine scheint nicht zu verstehen, dass ihr das alles ja bestimmt hilfreich ist, aber uns doch nicht! (Auch wenn Magnus auch manchmal so tut, als wisse er genau, was Monalon meint - ich glaube ja, das macht er immer nur, um ihr einen Gefallen zu tun!) Und egal, was ich jetzt hätte sagen wollen, die beiden hätten mir sowieso nicht zugehört. Also stapfe ich ihnen einfach hinterher.

Und schon wieder stehen wir vor einer verschlossenen Holztür. Doch diesmal nützen alle Anstrengungen nichts, diese zu öffnen. Auch mit vereinten Kräften können Magnus und Monalon sie kein Stück weit aufdrücken, und auch mit seiner Axt kommt Magnus nicht sehr weit: „Irgendetwas Massives scheint von der anderen Seite dagegen gelehnt zu sein", stellt der Sigmarianer etwas konsterniert fest. Doch schließlich kommt mir ein Gedanken (erfreulicherweise, denn mit meiner angeschlagenen Schulter kam ich mir schon ganz nutzlos vor!). "Vielleicht hilft uns die Macht des Feuers weiter!“, schlage ich vor, den Blick fest auf den herrlichen Kristall in Magnus Hand geheftet. Etwas widerwillig reicht er mir den Stein, den ich mit großer Freude wieder an mich nehme. „Pòzar Zmènit Kuràky!“ rufe ich ... und nichts geschieht. Nanu?! Ich versuche es noch einmal, umklammere den Stein so fest ich kann, und versuche mir vorzustellen, was genau hier nun eigentlich geschehen sollte, wenn es nach mir ginge: „PÒZAR ZMÈNIT KURÀKY!!!“ Und plötzlich ist da wieder dieses gleißende Licht, das den Stein einhüllt - das MICH einhüllt! -, und es wird heller und heller! Ich bemerke gerade noch, wie Monalon und Magnus weit hinter mich zurückweichen, und da spüre ich auch schon wieder dieses herrliche Hochgefühl. ICH habe die Macht des Feuers! Das Türblatt vor mir wird dunkler und dunkler, als verkohle es von Innen heraus, wird pechschwarz, knackend entstehen die ersten Risse in der Oberfläche. Kleine schwarze Rauchfahnen quellen aus den Rissen hervor, das Knistern wird lauter, und ich glaube fast zu sehen, wie winzige Flammen aus dem Inneren des Holzes schlagen, und dann ...erlischt das Licht in meiner Hand wieder, und ich sehe nur noch eine pechschwarze, völlig verkohlte Tür vor mir. Und sie ist nicht einmal warm!

Magnus versetzt der Tür einen Tritt. Fast bis zum Oberschenkel versinkt er dabei in dem spröden Material, das aussieht wie zusammengepresste Asche, und noch bevor der verdutzte Sigmarianer das Gleichgewicht wiederfinden kann, bröckelt das gesamte restliche Türblatt auf ihn herab. Eine Rußwolke hüllt ihn ein, und als sie sich wieder gelegt hat, kann ich mir zum ersten Mal vorstellen, wie Magnus wohl mit schwarzen Haaren aussähe ...Mürrisch blickt der Priester an sich herab und murmelt nur: "Dann kann ich mir wenigstens dieses Mal die Axt sparen."

Nachdem die letzten Reste der Rußwolke sich gelegt haben, erkennen wir, dass vor uns ein lang gestreckter, eckiger Saal liegt, in dessen Zentrum ein Podest emporragt. Darauf pulsiert in merkwürdig blauem Licht ein gewaltiger Kristall. In den vier Ecken und an den Seitenwänden sind sechs weitere Lichtquellen zu erkennen, die denselben Farbton verströmen.
Mit großen Schritten betritt Magnus den Raum, und plötzlich schießen vier gewaltige Tentakeln aus dem schlammigen Boden heraus. Zwei davon klatschen lautstark neben der Tür gegen die Wand, die beiden anderen jedoch packen unseren bedauernswerten Gefährten, schwingen mit ihm durch den Raum, als sei der massige Sigmarianer leicht wie eine Feder. Dann schleudern sie ihn schwungvoll auf das Podest (das Knacken, das ich da gerade gehört habe, war hoffentlich nur Magnus' Rüstung ... oder der Steinboden ...!) und ziehen ihn dann über den Boden hinweg geradewegs auf den blauen Stein zu. Fassungslos und ohne uns rühren zu können, schauen Monalon und ich zu, wie die beiden Tentakeln unsere Freund immer wieder gegen den Kristall schleudern, schneller und schneller, härter und härter. Das blaue Leuchten wird immer gleißender, und ich traue meinen Augen nicht: Magnus selbst scheint sich allmählich blau zu verfärben! (Eine unsinnige Stimme in meinem Hinterkopf plappert auf mich ein, ob er eine dunkelblau leuchtende Gestalt mit grellgelben Augen sich überhaupt jemals ins Reich zurückwagen sollte, kaiserliches Edikt hin oder her ...). Endlich erwache ich aus meiner Erstarrung und sehe, dass auch Monalon jetzt auf den Kristall zustapft, doch plötzlich schießen weitere Tentakeln den Wänden und peitschen geradewegs auf uns zu.


Fortsetzung folgt!