Thema: Faktoren, die man für eine richtig geile Runde benötigt

[Ludovico]

Ich hab jetzt mal neulich bei mir festgestellt, daß ich in meinem Leben eine Handvoll Runden hatte, denen ich nachtrauere. Jene Runden, die ich lieber vergesse, überwiegen bei weitem.

Doch was sind die Faktoren, die man benötigt, um eine solche Runde zustande zu kriegen?

Ok, fang ich mal an, die Dinge aufzuschreiben, die mir so einfallen (dürfte für viele nicht wirklich neu sein)
:
1. Spieler: Ich gebe zu, daß ich vor allem mit Freunden und guten Bekannten spiele. Hierbei mußte ich aber feststellen, daß deren Erwartungshorizont teilweise anders ist als meiner. Einige wollen einfach bloß eine Runde zocken, andere wollen ein Kunstwerk a la Shakespeare schaffen.
Von daher sollten die Spieler schon die gleiche Erwartungshaltung haben.
Natürlich ist es auch wichtig, daß man sich gut versteht. Ich kenne es selber, daß ich einem Spieler lieber auf's Maul hauen als ihn anspielen möchte.
Selbstbewußtsein halte ich für nicht ganz so wichtig. Schüchterne Spieler, die anfangs nicht den Mund aufkriegen, lernen das mit der Zeit.
Ebenso ist Engagement wichtig. Es nervt, wenn man die gleichen Regeln wieder und wieder erzählen muß.

2. Ambiente: In einer leeren Kammer auf einem Klappstuhl um einen Tisch sitzen, von kahlen grauen Wänden umgeben, ist nicht gerade stimmungsförderlich. Ebensowenig wenn man ein Winterabenteuer im Hochsommer leitet und die Spieler sich -50° gerade als sehr angenehm vorstellen. Es sollte schon nett und heimelig sein.

3. Erfahrung: Je mehr Erfahrung ich gesammelt habe, desto mehr konnte ich feststellen, daß meine Erwartungen an Spieler und System stiegen. Systeme, die ich vorher super fand, wurden fade und schal (wie 7te See). Mit der Erfahrung steigen die Bedürfnisse und diese werden schwieriger zu befriedigen. Teilweise ist es wirklich besser, nicht zuviel zu wissen, wenn man Spaß haben will.

4. Externe Faktoren: Gerade in der letzten Zeit ist mir wiederholt aufgefallen, daß ich die besten Runden in den Zeiten hatte, in denen Privat- und Berufsleben weniger stressig, sondern vom Alltag gezeichnet waren. Negative Emotionen und Streß einfach vor der Tür zu lassen, wenn man den Raum mit den restlichen Spielern betritt, halte ich für unmöglich und schlucken versaut einem nur den Spaß.

[der.hobbit]

5. Kontinuität. Eine Runde braucht in aller Regel etwas Zeit, um sich einzufahren, dafür ist es wichtig, dass man regelmäßig spielt und nicht jedes Mal aufs Neue um einen Termin ringen muss.

[Dash Bannon]

ich würde sagen die richtigen Leute,ein System das dem Spaß nicht im Weg steht und ein Setting das alle beteiligten begeistert.

[sindar]

1. Spieler: [...snip]

Ludovico raeumt diesem Punkt (meiner Meinung nach voellig zu Recht) den meisten Raum ein. Wobei ich das mit der Erwartungshaltung nur bedingt bestaetigen kann: Ich habe schon in zu verschiedenen Runden Spass gehabt. OK, mag daran liegen, dass ich ohne (bewusste) Erwartungshaltung an einen mir neue Runde herangehe und mich im Wesentlichen ueberraschen lasse.

Den Rest habe ich persoenlich bisher als unbedeutend empfunden.

[Das Grauen]

6. Zeit: Die Spieler und der Spielleiter sollten entsprechend Zeit mitbringen, wenn sie sich zum Rollenspiel treffen. Es macht ein Rollenspiel immer kaputt, wenn es heißt "Oh, um 16 Uhr muss ich aber zum Frisör/Sportunterricht/etc."!

[Joe Dizzy]

Ich habe vor kurzem "Play Unsafe" von Graham Walmsley in den Händen gehabt. Da stehen einige sehr gute - aus dem Improvisationstheater übernommene und ans Rollenspiel angewandte - Ideen drin.

Unter anderem die Aufforderung langweilig zu sein, warum Statusunterschiede am Spieltisch ein Problem sein können und wie man lernen kann damit umzugehen und natürlich auch die Aufforderung nicht immer auf Nummer Sicher zu gehen, weil das zu einem langweiligen Spiel führt.

Viele dieser Tipps sind recht selbstverständlich, aber es hilft sie mal ausformuliert vor sich zu sehen. Ich denke es gibt so einige Spieler, die wenn sie sich diese Tipps zu Herzen nehmen würden, um einiges aufregendere und unterhaltsamere Spielrunden haben würden.

[hexe]

Wobei ich das mit der Erwartungshaltung nur bedingt bestaetigen kann: Ich habe schon in zu verschiedenen Runden Spass gehabt. OK, mag daran liegen, dass ich ohne (bewusste) Erwartungshaltung an einen mir neue Runde herangehe und mich im Wesentlichen ueberraschen lasse.

Probleme gibt es auch nur, wenn in einer Runde verschiedene Erwartungshaltungen vorliegen. Wenn Du in eine neue Runde kommst und Dich überraschen lässt, dann hast Du vielleicht auch Spaß soundso mit ihnen zu spielen. Wenn Du soundso beim Rollenspiel aber zum Kotzen findest, dann macht es wenig Sinn gewaltsam doch mitzuspielen. Deshalb ist es sehr harmonisch Leute in der Gruppe zu haben, die einen ähnlichen Stil pflegen.

Ambiente halte ich persönlich für weniger wichtig. Wir wollen unsere Wüstenrunde im Winter nicht pausieren, nur weil es gerade kalt draußen ist. Aber das hängt natürlich sehr davon ab, wie leicht sich Leute mitreisen lassen.

Was für mich eine richtig geile Runde ausmacht ist ein leidenschaftlicher Spielleiter. Irgendwie möchte ich da ein Gegenüber haben, der sich auch ein bisschen um die Runde kümmert, und nicht nur einen, der es macht, weil es jemand tun muss und eigentlich gar keine Lust dazu hat. Fragen zum System, Settings, Charakter sollte irgendwie nicht einfach versanden und nur mit "winken und lächeln" beantwortet werden.

[Drudenfusz]

7. Offenheit: ist zwar eigentlich nur ein Zusatz zu Punkt 1. Spieler, aber erwähne es dennoch mal. Wenn die Leute nicht alle geheimnisvolle Einzelgänger spielen, wenn die Hälfte der Spieler nicht ständig vor die Tür muß, wenn man die Motivationen der Charakre seiner Mitspieler vertsteht (weil sie offen dargelegt werden), macht das viel aus. Denn wenn man wirklich gemeinsam spielt, statt jeder nur versucht sein eigenes Süppchen zu kochen ist die Runde insgesamt besser (weniger Verdächtigungen das Mitspieler vielleicht schlechte Rollenspieler sein könnten), da man sich nicht selbst auf die Schulter klopft, sondern mit seinen Mitspielern wirklichen Spaß hatte...

[Pesttanz]

8. Einen guten Spielleiter

Ich habe es bereits oft erlebt, wie alles andere stimmt, aber der Abend durch einen unfairen, oder schlecht vorbereiteten Spielleiter kaputt gemacht wird. Häufig können Spielleiter auch von ihrem Lösung/Abenteuerweg keinen Deut ablassen, und ersticken freies Spielen bereits im Keim. Ein guter Spielleiter muss sich als auch auf die Spieler und ihre Ideen einlassen können.

[Ludovico]

Punkt 8 würde ich etwas modifizieren in "Passenden Spielleiter".
Manche Runden mögen gerne geführt werden und stehen darauf, wenn der SL ihnen kaum freie Hand gibt. Dann gibt es Runden, in denen der SL kaum was machen soll und in anderen muß er alles machen.

[Space Pirate Hondo]

7. Offenheit: ist zwar eigentlich nur ein Zusatz zu Punkt 1. Spieler, aber erwähne es dennoch mal. Wenn die Leute nicht alle geheimnisvolle Einzelgänger spielen, wenn die Hälfte der Spieler nicht ständig vor die Tür muß, wenn man die Motivationen der Charakre seiner Mitspieler vertsteht (weil sie offen dargelegt werden), macht das viel aus. Denn wenn man wirklich gemeinsam spielt, statt jeder nur versucht sein eigenes Süppchen zu kochen ist die Runde insgesamt besser (weniger Verdächtigungen das Mitspieler vielleicht schlechte Rollenspieler sein könnten), da man sich nicht selbst auf die Schulter klopft, sondern mit seinen Mitspielern wirklichen Spaß hatte...

gibt es eigentlich einen thread darüber woran man solche spieler erkennen kann und wie man passendere spieler ausfindig macht?