Ich nehme an, du sprichst jetzt in erster Linie von interner Konsistenz, nicht von Realismus? Also dass es nicht nur einfach z.B. eine Mittelalterwelt mit drangetackerter Magie ist, sondern dass sich das Vorhandensein von Magie auch in "Gesetzen, Ländern, Völkern und dergleichen" wiederspiegelt?
Genau das meine ich. Die Welt kann aus unserer Sicht durchaus "unlogisch" sein, sprich, unseren Vorstellungen und meinetwegen sogar den Naturgesetzen zuwiderlaufen, solange sie aus der Sicht dieser Welt in sich geschlossen ist. Es muss einfach alles aufeinander abgestimmt und nachvollziehbar sein.
Das kann ein schwieriger Balanceakt werden... und es läuft der verbreiteten Sitte zuwider, mit immer neuen Quellenbänden Geld aus den Rippen der Fans zu leiern.
Davon ist hier aber nicht die Rede, oder? Wir reden davon, was ein gutes Setting ausmacht, nicht, womit man möglichst viel Geld verdienen kann.
Natürlich gebe ich dir recht, es ist nicht einfach, eine Balance zwischen "Alles ist vorgegeben" und "Ihr könnt eure Welt selbst definieren" zu finden, aber das ist ja gerade der Reiz. In Aventurien zum Beispiel hat man beinahe ein schlechtes Gewissen, wenn man irgendwo noch ein kleines Dorf hineinsetzt, aber wenn ich die ganze Welt mehr oder weniger erfinden müsste, hätte die Gruppe keine Möglichkeit, sich sonst mit der Welt auseinanderzusetzen und eine Art Vertrautheit mit dem Setting zu schaffen.
Das Kalender-Beispiel ist für mich Teil der internen Konsequenz. Unsere Monate mit ihrer unregelmäßigen Länge sind bei uns so historisch gewachsen... es wäre schon ein arger Zufall, wenn das in einer Fantasy-Welt genauso passieren würde. Das ist, finde ich, eines dieser Zugeständnisse, die man an eine Fantasie-Welt machen muss - es sei denn natürlich, wir reden von einer alternativen Erde, die sich im Grunde nur in Magie und/oder Göttern von der realen Erde unterscheidet.
Aber insgesamt gebe ich dir recht. War nur halt meiner Meinung nach ein schlechtes Beispiel.
Ja, war vielleicht wirklich kein gutes Beispiel. Das ist wieder so eine Frage der Balance. Ein Tag mit 24 Stunden und eine Vorstellung davon, was ein Jahr als Zeitraum bedeutet, haben wir nunmal, Setting hin oder her. Da ist es schwer umzudenken. Ein Standardtag auf der Enterprise passt sich dieser Denkweise auch an, obwohl es eigentlich Unsinn ist.
Bei Mystix ist es zum Beispiel so, dass auf jeder Insel der Welt eine eigene Tages- und Monatslänge definiert ist, wobei es für alle Inseln des Reiches eine Standardmonatslänge gibt, um überhaupt eine gewisse Einheitlichkeit zu haben. Das ist wieder so ein Beispiel von "in sich logisch", da diese unterschiedliche Tageslänge im Setting begründet liegt.
Da muss man halt irgendwie einen Mittelweg zwischen Stimmigkeit und Vorstellbarkeit finden.
Da möchte ich widersprechen. Ein Setting sollte die Core Story des Rollenspielsystems unterstützen. Es lohnt sich nicht, in einer reinen Wildniswelt ohne eng miteinander und gegeneinander agierenden Gruppen "Reign" zu spielen. Es klappt nicht, wenn man in einer frisch besiedelten Welt ohne Relikte und Befunde aus einer alten, längst vergangenen Zeit, also ohne Ruinen, verlassene Gemäuer etc., D&D spielen will.
Das ist auch ein wichtiger Punkt. Nicht jedes Setting ist für jede Spielweise geeignet. Aber man sucht sich ein Setting ja auch ein wenig nach der Art des Rollenspiels aus, das man selbst betreiben möchte.