Politik, Recht und Wirtschaft seit alter Zeit
Feudalwesen und Lehenspyramdide, die außerhalb des Reiches langsam aber sicher aus der Mode kommen haben nie so richtig Fuß gefasst in Dunkal. Das Rückgrat der Bevölkerung besteht aus freien Bauern, die theoretisch direkt dem Kaiser unterstellt sind. Ein paar Pfalzgrafen kümmerten sich um die Weiterleitung der Steuern und bauten die Burgen, die das Land gegen Angreifer schützen sollten.
Im Jahre 830nH, während der Kaiser in Linnthal residiert, kam es zum Linnthaler Schwur: Die Provinz Dunkal wurde von der Pflicht entbunden, Soldaten für Kriege des Kaisers zu stellen. Dafür mussten sie schwören, die Grenzen von Dunkal forthin selbstständig zu verteidigen. In der Folge verfielen die Burgen. Der einzige ernsthafte Versuch einer feindlichen Macht, die Grenzen der abgelegenen und wenig attraktiven Provinz zu überschreiten, wurden 1404 im sogenannten Brenner Landsturm blutig und unter hohen Verlusten zurückgeschlagen.
Auf der untersten Ebene gibt es dennoch ein dichtes Netz von Verpflichtungen und Abhängigkeiten. Es gibt arme Zinsbauern, die Freibauern hörig sind und die landlosen Knechte und Mägde sind weitestgehend rechtlos.
Das Wirtschaftssystem in Dunkal beruht auf einem erweiterten Tauschhandelssystem, dass sich seit den Zeiten der großen Wanderung nicht verändert hat. Waren und Dienstleistungen werden für andere Waren und Dienstleistungen eingetauscht, oft auch nur für Versprechungen, Waren und Dienstleistungen später zu liefern. Verträge werden grundsätzlich nur mündlich geschlossen (kaum einer kann richtig lesen oder schreiben) und mit Handschlag besiegelt. Für den Außenstehenden verwirrend ist die verbreitete Sitte, einmalige Leistungen durch regelmäßige Zahlungen abzugelten, die zeitlich nicht begrenzt sind. Da bekommt ein Bauer vom anderen jedes Jahr zwei Gänse, weil der Ururururgroßvater des einen dem anderen ein kleines Waldstück überlassen hat, oder die Tochter des einen verbringt den Sommer mit Kühehüten auf der Alm des anderen als Dank dafür dass sein Urahn dem Urahn des einen das Leben gerettet hat. Die Gründe für diese Zahlungen sind indes oft schon längst in Vergessenheit geraten, trotzdem werden sie mit treuer Regelmäßigkeiten geleistet, “weil das schon immer so war”.
Die Leute kennen zwar Münzgeld, es wird aber kaum benutzt und selten akzeptiert. Für Kleinigkeiten wie die Brotzeit für einen fremden Handwerksgesellen auf der Durchreise verlangt man kein Geld, sondern oft nur Gebete. Für etwas größere Dinge wie Reiseverpflegung oder Werkzeug darf der Betreffende kleine Dienstleistungen ausführen, wie Holz hacken, Tiere füttern oder das Dach reparieren.
Gerichtsstreitigkeiten werden nach altem Recht geschlichtet. Rein theoretisch benennt jede der Streitparteien ein neutrales Gemeindemitglied als Richter. Diese beiden Richter einigen sich dann auf einen dritten Richter, und zu dritt wird dann am Sonntag nach dem Kirchgang das Urteil gefällt. In der Praxis werden immer die selben drei gewählt. Wenn einer stirbt suchen die beiden anderen einen Ersatz, hier kann es eine kurze Phase der Unstetigkeit geben, in der mehrere Kandidaten bei verschiedenen Gerichtsfällen durchprobiert werden.
Die Sitten sind sehr streng, und vorehelicher Geschlechtsverkehr ist offiziell ein schweres Vergehen. Liebesheiraten sind selten, die allermeisten Ehen sind arrangiert. Inoffiziell drückt man bei Jungvolk allerdings beide Augen zu, so lange sie sich nicht erwischen lassen. Bei einer vorehelichen Schwangerschaft kann der Vater entweder zu einer Heirat gezwungen werden (was häufig passiert, wenn er eine gute Partie ist) oder er wird, um die Schande zu sühnen umgebracht (der Schuß aus dem Hinterhalt ist hier die Methode der Wahl). Im letzteren Fall gelten die unehelichen Kinder als der Familie der Eltern der Mutter zugehörig und führen als “Geschenkte” oft ein Leben zweiter Klasse.