Autor Thema: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?  (Gelesen 14388 mal)

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Samael

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #125 am: 14.09.2009 | 15:43 »
Da mag was dran sein. Die Marktführer verlieren eher durch .pdf Zirkulation, weil sie jeder kennt und potentielle Kunden verloren gehen, die Underdogs gewinnen eher, weil der Bekanntheitsgrad erhöht wird und einige Leute das Produkt dann doch legal erwerben.

Eulenspiegel

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #126 am: 14.09.2009 | 15:45 »
Siehe Degensis-Beispiel: Die Verlage (zumindest jene, von denen ich spreche) verbreiten die PDFs (kostenlos!) selbst. Das hat sich zumindest in Deutschland durchaus bewährt - bei kleinen Auflagen, die sich vor allem an Sammler und nicht unbedingt an Neueinsteiger richten.
Also wenn ich das kostenlose Degenesis mit dem kostenträchtigen Engel vergleiche (beides deutsche Produktionen), dann bezweifle ich, dass der Werbeeffekt von kostenlosen PDFs so wirksam ist:
1) Engel ist bekannter als Degenesis.
2) Engel wurde mehr verkauft als bei Degenesis.

Alles in allem scheint die Sache mit dem kostenlosen PDFs nicht so erfolgreich zu sein. (Was ganz anderes ist es, wenn man nicht die kostenlose Vollversion, sondern nur eine Demoversion ins Netz stellt, wie es Savage Worlds getan hat. - So etwas kann durchaus erfolgreich sein.)

Offline Little Indian #5

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #127 am: 14.09.2009 | 15:50 »
Siehe Degensis-Beispiel: Die Verlage verbreiten die PDFs selbst.

Und genau das ist das entscheidende: Der Verlag hat sich in diesem Fall selber dafür entschieden, diesen Weg der Verbreitung zu gehen und das Regelwerk als Gratis-pdf zu verbreiten. Dabei ist man sich sicher des Risikos bewusst gewesen, sich selbst Umsatzeinbußen zuzufügen, weil manche Spieler sich die Regeln nicht mehr als Buch kaufen müssen, weil sie ja schon den (legal erworbenen) Download besitzen. Ein solches Risiko kann man dann betriebswirtschaftlich einschätzen und in Kalkulationen etwa der Autorenhonorare usw. einfließen lassen. In dieses Risiko hat also der Verlag - und ebenso die Autoren, in deren Verträgen so etwas sicherlich auch vereinbart wurde - eingewilligt.

Dass das eigentlich nur kostenpflichtig erhältliche Werk aber illegal kopiert und verbreitet wird, ist ein Risiko, in das ein Verlag nicht einwilligt und das auch nicht dem Willen der entsprechenden Autoren entspricht. Wer das tut, beraubt nicht nur den Verlag seines Umsatzes sondern auch die Autoren ihrer Tantiemen (und zwar bereits dann, wenn auch nur ein einziger User eine entsprechende Datei besitzt und sich nicht hinterher das entsprechende Werk im Original kauft).

Und bei Musikern mag es zwar stimmen, dass die auch über Tourneen noch Umsätze machen können, aber bei Autoren (gerade im Rollenspielbereich) ist das ja wohl eher nicht möglich. Somit werden illegale Kopien dazu führen, dass immer weniger Autoren in Vollzeit Rollenspiele schreiben können, weil sich das einfach nicht mehr für sie rentiert. Das bedeutet nicht nur, dass der Output in diesem Bereich weiter sinken wird, sondern dass auch immer mehr "Hobby-Autoren" sich hier betätigen werden. Und ob das mittel- und langfristig für eine erhöhte Qualität der entsprechenden Produkte sorgen wird, wage ich zu bezweifeln.
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Offline Thalamus Grondak

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #128 am: 14.09.2009 | 15:56 »
1) Engel ist bekannter als Degenesis.
2) Engel wurde mehr verkauft als bei Degenesis.
Ist das so? Zu den Zahlen kann ich nichts sagen. Was die Bekanntheit angeht, da denke ich hält sich das die Waage. Jedenfalls in meinem Umfeld.
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Offline Beral

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #129 am: 14.09.2009 | 16:01 »
Ne, die Summe wird erst dann wirklich fällig, wenn es zum Onlinestellen der Inhalte geht. Falls der Mindestbetrag nicht voll wird, wird die Zahlung via PayPal nicht fällig.

Außerdem ist das Problem noch nie aufgetreten, die Spendensumme war immer recht schnell voll.
Heißt das, Reign lässt sich irgendwo kostenlos downloaden?
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Offline Thot

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #130 am: 14.09.2009 | 16:27 »
IIRC war das bei Zusatzbüchern so, beim Kernregelwerk hat er das nicht gemacht.

Offline Joerg.D

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #131 am: 14.09.2009 | 16:32 »
Heißt das, Reign lässt sich irgendwo kostenlos downloaden?

Greg hat das Reign Regelwerk über Lullu vertrieben und die PDF war/ist leider nicht kostenlos (ich habe mir beides gekauft). Es gibt nur die Zusatzbände kostenlos im Internet zum Download.
Wer schweigt stimmt nicht immer zu.
Er hat nur manchmal keine Lust mit Idioten zu diskutieren.

Offline carthinius

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #132 am: 14.09.2009 | 18:38 »
Also wenn ich das kostenlose Degenesis mit dem kostenträchtigen Engel vergleiche (beides deutsche Produktionen), dann bezweifle ich, dass der Werbeeffekt von kostenlosen PDFs so wirksam ist:
1) Engel ist bekannter als Degenesis.
2) Engel wurde mehr verkauft als bei Degenesis.
1) würde ich so nicht unbedingt unterschreiben - woher hast du diese Aussage? Kurze Erhebung im Bekanntenkreis?
2) wüsste ich gern, woher du die Verkaufszahlen von Engel hast. Bei DeGenesis war die ursprüngliche Auflage 1000, soweit ich weiß, und die wurde komplett verkauft. Für einen Verlag, den es vorher nicht gab, eine beachtliche Leistung. Zählt man noch die Downloads dazu, würde ich behaupten, dass mehr Leute ein DeGenesis-Regelwerk ihr eigen nennen als dies für Engel behauptet werden kann.
Kleine Erläuterung: Ich habe die 1. Edition von Engel hier im Schrank stehen, von DeGenesis aber keine. Warum? DeGenesis konnte ich vorher ansehen und mir daraus erschließen, dass es nichts für mich ist. War mir bei Engel nicht möglich.
So gesehen kann natürlich ein Verlag seine Bilanzen dadurch verbessern, dass ein Kunde Fehlkäufe nicht schon im Vorfeld verhindern kann - wer Previews und kostenlose Ausgaben seiner Werke ins Netz stellt, muss natürlich auch damit rechnen, dass es potentiellen Kunden nicht gefällt. Demnach kann man das Vermeiden solcher "neumodischer" Vermarktungstaktiken natürlich auch als Sicherung des Einkommens verstehen - ob das intendiert ist, vermag ich nicht zu sagen.

Alles in allem scheint die Sache mit dem kostenlosen PDFs nicht so erfolgreich zu sein. (Was ganz anderes ist es, wenn man nicht die kostenlose Vollversion, sondern nur eine Demoversion ins Netz stellt, wie es Savage Worlds getan hat. - So etwas kann durchaus erfolgreich sein.)
Naja, wenn du eine schon seit mehreren Jahren laufende englische Fassung ins Deutsche überträgst, kannst du relativ sicher sein, dass heutzutage schon etliche Leute davon gehört haben - außerdem gibt es ja mittlerweile auch kostenlose Heftchen der GamesOrbit, die ja immer positiv Neuheiten vorstellen, und da wurde Savage Worlds auch groß aufbereitet. Außerdem liegen die Schnellstartregeln auch als Print in Spieleläden.
Und inwieweit machen jetzt kostenlose Schnellstarter oder Demo-Kits eine nicht kostenlose Vollversion erfolgreich?!

Insgesamt finde ich ein wenig schade, dass hier weniger auf neue Konzepte eingegangen wird, sondern häufig das übliche "Raubkopien sind geil/scheiße, weil..." - "gar nicht, weil..." kommt.  :-\
Tatsächlich scheint es ja so zu sein, dass viele schon mit Kopien von Rollenspielprodukten in Kontakt gekommen sind - interessant wäre ja wirklich, herauszufinden, wie viele deswegen etwas nicht gekauft haben, was sie sonst gekauft hätten, es aber trotzdem nutzen. Ebenso interessant wäre aber auch, genauer sagen zu können, wer sich z.B. die aktuellen DSA-Regeln zieht, sie nicht kauft, aber eben wegen des kostenlos möglichen Blicks beschlossen hat, dass er sich DSA nicht kaufen will. Hätte ich z.B. im Vorfeld (legal!) die Möglichkeit gehabt, mir das Engel-Regelwerk anzusehen (z.B. als PDF), hätte ich es mir vermutlich auch nicht gekauft. Kennt ihr Situationen, wo Leute gesagt haben "ich hab mir das mal 'besorgt', ist nichts für mich", im Idealfall noch mit ergänztem "hab ich wieder gelöscht"?

Um noch auf ein paar Konzepte einzugehen:
Das Ransom-Modell finde ich zum Beispiel hochinteressant! Gibt es da Beispiele für Nicht-PDF-Produkte oder Grundregelwerke?
Bisher haben ja einige die Kleinst-Rollenspiele erwähnt, die teilweise deutlich von den kostenlosen PDF-Angeboten profitiert hätten. Wie sieht das denn im Vergleich aus? Also: Wie viele Downloads stehen wie vielen Verkäufen gegenüber? Was da jemand mehr? Mag grasi vielleicht einmal aus dem Nähkästchen für Ratten! plaudern?  :D
Meine itch.io-Seite | Guild of Gnomes, ein Hack von Lasers & Feelings (bisher nur auf englisch verfügbar) | Böser Mond, du stehst so stille, ein Szenario für Warhammer Fantasy RPG 3rd | DURF (Deutsche Ausgabe), ein knackiges, regelleichtes Dungeon-Fantasy-Rollenspiel

Eulenspiegel

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #133 am: 14.09.2009 | 20:16 »
1) würde ich so nicht unbedingt unterschreiben - woher hast du diese Aussage? Kurze Erhebung im Bekanntenkreis?
Kurze Erhebung im Bekanntenkreis.
Und wenn auf Cons Systeme angeboten werden, merkt man auch, ob die Leute das Spiel eher kennen oder nicht.

Zitat
2) wüsste ich gern, woher du die Verkaufszahlen von Engel hast. Bei DeGenesis war die ursprüngliche Auflage 1000, soweit ich weiß, und die wurde komplett verkauft.
Die genauen Verkaufszahlen habe ich nicht. Allerdings gibt es zu Engel halt nicht nur ein Grundregelwerk, sondern zig Zusatzbände. Das deutet schon darauf hin, dass es recht erfolgreich ist. (Man würde für ein erfolgloses GRW sicherlich nicht zig weitere Zusatzbücher herausbringen.)

Die genaue Auflage kenne ich auch nicht. Aber zumindest die Ordensbücher sind alle vergriffen.

Zitat
Zählt man noch die Downloads dazu, würde ich behaupten, dass mehr Leute ein DeGenesis-Regelwerk ihr eigen nennen als dies für Engel behauptet werden kann.
Ja, wenn man die kostenloses PDFs dazu zählt, glaube ich das gerne.
Aber kostenlose PDFs bringen kein Geld ein. Kostenlose PDFs dienen vielleicht al Werbung (bzw. in deinem Fall als Anti-Werbung), aber was nützt es dem Autor bzw. dem Verlag, wenn jeder Deutsche ein kostenloses PDF zu Hause rumstehen hätte, solange niemand das GRW kauft?

Zitat
Und inwieweit machen jetzt kostenlose Schnellstarter oder Demo-Kits eine nicht kostenlose Vollversion erfolgreich?!
Du kannst mit der Demo-Version testen, ob das Spiel dir gefällt. Da die Demoversion kostenlos ist, ist die Hemmschwelle sehr niedrig, sich eine kostenlose Demoversion herunterzuladen.
Und wenn einem das Spiel gefällt, will er das gerne richtig spielen und holt sich deswegen die Vollversion. (Wenn er dagegen die kostenlose Vollversion zu Hause rumliegen hat, ist die Hemmschwelle, sich die kostenpflichtige Vollversion zu holen wesentlich höher.)

Offline Thalamus Grondak

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Re: Raubkopien und Rollenspiel - oder: Brauchen wir neue Konzepte?
« Antwort #134 am: 14.09.2009 | 20:41 »
Allerdings gibt es zu Engel halt nicht nur ein Grundregelwerk, sondern zig Zusatzbände. Das deutet schon darauf hin, dass es recht erfolgreich ist. (Man würde für ein erfolgloses GRW sicherlich nicht zig weitere Zusatzbücher herausbringen.)
Die gibt es zu degenesis auch. Und dann muss man noch bedenken das für einen verlag wie F&S ein Buch sicherlich sehr viel Günstiger zu produzieren ist, als für einen Verlag wie SighPress. Jedenfalls vermute ich das.
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