Ich finde, ein Aspekt ist in dieser ganzen Diskussion nicht berücksichtigt worden (und da ich solche Diskussionen immer sehr hilfreich finde, um angemessen realistische Dörfer zu kreieren und sie voneinander abzugrenzen und generell auf diese ganze 'Weltenbauerei' stehe, schiebe ich die Diskussion mal wieder an):
Mitten im Land, an einer mittelprächtig wichtigen Straße.
Mittelprächtig wichtig interpretiere ich als durchaus bedeutsam. Bei 1,5 Tagesreisen bis zur Stadt (vll. zu Fuß und zu Pferd/mit dem Wagen eine gute Tagesreise?) bedeutet das ein gerüttelt Maß an Reisenden aller Arten.
Das wiederum rechtfertigt auf jeden Fall
mindestens ein Gasthaus, wenn nicht sogar zwei (eines für jede Geldbeutelklasse). Und diese Bewirtungsbetriebe wird sich dann auch sicherlich eine gewisse Infrastruktur aufbauen.
Deswegen muss ich Nelly widersprechen (würde aber gerne ihre Meinung dazu lesen, denn ihre Argumentation passt imo nur nicht auf dieses Dorf).
Besagte Infrastruktur wird allerdings keine allzu großen Auswüchse annehmen. Die Stadt ist ja nah.
(Beim Schreiben fiel mir auf, dass sich das Dorf immer weiter entwickelte, weswegen ich das hier mal zwischenschiebe um darauf hinzuweisen, dass ich nun eine Entwicklungsgeschichte spinne, die sicherlich ihre Jahrzehnte oder Jahrhunderte brauchen wird, bis sie den Höchststand erreicht hat.)Dennoch würde ich durchaus sagen, dass bei ausreichend starkem Verkehr ein Sattler vor Ort sein dürfte, der Sättel und Zaumzeug ebenso zu fertigen/flicken versteht wie er auch mal Stiefel neu besohlt. Einen Hufschmied wird’s geben, denn auch der wird immer wieder gut zu tun haben.
Wald (und zumindest zwei Gasthäuser) vorausgesetzt wird es demnach auch einen Köhler geben, denn mit diesen Betrieben hat der Abnehmer für sein Produkt.
Ein Tischler
könnte ein Auskommen haben, aber da fände ich dann doch einen begabten Bauern sinniger und der Betreiber des besseren Gasthauses importiert die guten Möbel aus der Stadt (immer vorausgesetzt keines der Gasthäuser bedient raue Kundschaft in größeren Mengen und es geht viel zu Bruch).
Also für einen Tischler eher 50/50% Chance maximal.
Einen Krämer wird’s auch geben, denn der hat in den Betrieben nun einen gewissen Kundenstamm, auch wenn die Durchreisenden eher auf das größere Angebot in der Stadt warten werden. Also ein kleiner Krämer.
Aufgrund der Gasthäuser und der daraus gefolgerten Betriebe wird’s dann wiederum einen Bäcker geben, denn dafür ist jetzt ein Markt da. Und damit auch eine Existenzberechtigung für einen Müller. (Und ab hier finde ich den Tischler jetzt dann doch sinnig)
Wenns wirklich ein Gasthaus für die Oberschicht (mit genügend Kundschaft) gibt, bietet sich auch ein Fleischer an, vor allem, wenns Jäger gibt. Da wäre sicherlich schon Platz für zwei oder drei(?).
Ab hier wird der Krämer dann auch einen vernünftigen Laden haben und seiner Tätigkeit hauptberuflich nachgehen.
Und bei so vielen Betrieben und dazu noch dem Dutzend Bauernhöfen (die sich durchaus ab hier auch vermehren könnten, denn das Dorf wächst offenbar ganz gut), mag es dann noch eine Kneipe für die Ansässigen geben, die sich vielleicht nicht dauernd die hohen Preise der Gasthäuser geben wollen. Und so langsam mag es dann auch noch einen Ziegelmacher geben. Und damit auch genug Einwohner für eine Hebamme (die aber doch wahrscheinlich eher die Frau von X sein wird, falls sich keine zusätzlich Kräuterkundige einfindet, die den Job mitmacht.
Raum für einen Dorfschulzen und einen Büttel haben wir nun auch genug. Wobei keiner der beiden den Job hauptberuflich machen muss. Aber es könnte.
Wenn ich jetzt durchzähle, komme ich sogar mit diogenes 10-15 Dorfkern-Familien und 10-15 Bauern hin.
Weitere Betriebe wie ein Bierbrauer könnten sich ansiedeln, wenn das Dorf attraktiv genug ist, aber da würde ich dann bewusst entscheiden. So wie sich mir das darstellt, würde ich das Dorf als durchaus haltbar betrachten, wenn es an einem gut benutzen Reiseweg zu einer Stadt liegt, die von Höhergestellten ebenso besucht wird, wie vom einfachen Volk.
Ein weiteres Wachstum finde ich aber in Anbetracht der Stadtnähe aber doch eher unrealistisch.
Jetzt will ich natürlich gerne wissen, wer mir dieses Konstrukt als Erster zerreißt…