Autor Thema: Episodenrollenspiel?  (Gelesen 987 mal)

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Offline xXx

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Episodenrollenspiel?
« am: 19.10.2009 | 10:08 »
Hallo Leute,
ich wollte gern mal eine Idee (die wahrscheinlich schon Leute vor mir hatten) zur Diskussion stellen.

Ist es denn prinzipiell möglich, ein Episodenrollenspiel zu schreiben? Also mit verschiedenen Charakteren und verwobenen Handlungssträngen und so. Als Problem sehe ich, dass man die Handlungsentwicklung (ohne Probleme und Spaßverlust) nicht soweit vorgeben kann, dass die Verknüpfungen noch zustande kommen.

Wie seht ihr das?
Schonmal Danke für eure Antworten!

PS: Es ist schön, nach einer längeren Pause, mal wieder hier im Tanelorn zu sein :)

Offline Enkidi Li Halan (N.A.)

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Re: Episodenrollenspiel?
« Antwort #1 am: 19.10.2009 | 10:45 »
Du meinst ein Rollenspiel im Stil von Filmen wie "Night on Earth", wo die einzelnen Episoden in Handlung und Charakteren voneinander unabhängig sind, aber ein gemeinsames Thema haben? Oder eher wie "Magnolia" oder "Babel", bei denen Handlungsstränge aufeinander aufbauen und sich Charaktere aus einzelnen Episoden auch mal begegnen können?

Ersteres ist denke ich im Rollenspiel einfacher zu realisieren, da jede einzelne Episode in sich abgeschlossen ist ohne große Auswirkungen auf andere zu haben. Solange das Thema der verschiedenen Episoden das selbe ist, hängen die einzelnen Episoden dennoch zusammen. So könnte man zum Beispiel ein Episodenrollenspiel zu "Der Tod des Köniigs" aus vielen verschiedenen Blickwinkeln erzählen - einmal aus der Sicht des Hochadels, aus der Sicht der Bevölkerung, aus der Sicht der Mägde und Knechte.  Oder ein Episodenrollenspiel zum Thema "Verrat", dass in ganz unterschiedlichen Genres oder Zeiten spielen könnte, thamtisch aber eng verknüft ist.

Ein offenes Episodenrollenspiel, bei dem die Handlungsstränge - zum Beispiel ausehend von einem gemeinsamen Startpunkt (wie bei Babel: Frau wird angeschossen, oder 21 Gramm: Unfall mit Todesfolge) - ineinander gewoben sind oder aufeinander aufbauen, ist schwieriger. So eine Herangehensweise erfordert aufgeweckte Spieler, die einen Sinn für Dramatik und Charakterentwicklung mitbringen. Denn Episodenfilme werden maßgeblich von den Handlungen und Entscheidungen der Charaktere voran getrieben. Im Rollenspiel müssen die Spieler diese Funktion übernehmen können - und zwar on the fly, ohne Drehbuch!
Ein SL kann hierbei imho nur eine marginale Rolle einnehmen - zum Beispiel bei der Strukturierung der Handlungsstränge oder indem er Situationen forciert, die Charaktere zu Handlungen mit Konsequenzen zwingen. Einen gesamten Handlungsstrang einer Episode im Voraus zu planen halte ich für unmöglich, ohne die Spieler in Kreativität und Handlungsmöglichkeiten einzuschränken.

Ich denke, gerade die episodenhafte Erzählweise lebt von spontanen Ideen und unvorhersehbaren Situationen. Da sich das schwer planen lässt, ist vermutlich auch ein Versuch, ein solches Rollenspiel zu schreiben, zum Scheitern verurteilt. Man kann im Vorfeld nur Charaktere entwerfen, sie in ein spannendes Verhältnis zueinander setzen und ihnen eine gemeinsame Ausgangssituation präsentieren. Alles, was danach - im Spiel - passiert - ist offen, unplanbar.
Ein Rollenspiel, das diese Spielweise unterstützt, müsste also vermutlich genau darauf besonders eingehen - wie baut man Charaktere; wie bringt man sie in einen Kontext, der Grundlage für eine gemeinsame Geschichte bietet; wie verknüpft man die Charaktere mit einem übergeordneten Thema, das die einzelnen Episoden strukturell verbindet, wie erschafft man Ausgangssituationen, von denen sich die einzelnen Geschichtenstränge entfalten etc.

Primetime Adventures bietet in der Richtung einige Ansatzpunkte, ist es doch speziell vor dem Hintergrund entworfen, TV-Serien im Rollenspiel abbilden zu können.


Offline xXx

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Re: Episodenrollenspiel?
« Antwort #2 am: 19.10.2009 | 10:54 »
WoW, vielen Dank für die ausführliche Antwort.

Ich hatte da schon eher an die zweite Variante gedacht. (Und ja, die Idee kam mir, als ich Magnolia gesehen hatte) :)

Du hast schon recht, wenn man das so umsetzt, würde man wahrscheinlich den Spaß und die Spannung eher ausgrenzen, als erzeugen.
Vielleicht dann doch eher "getrennte" Handlungsstränge, die evtl. trotzdem Anspielungen/Hintergründe zu den anderen Episoden enthalten. Vielleicht 5 unterschiedliche Geschichten, die zum gleichen Zeitpunkt/zur gleichen Situation spielen. Wenn man zuviel vorgibt, könnte man ja auch gleich ein Buch lesen.

Ich werd mal schauen, ob mir da was Tolles zu einfällt.