Aber ich habe bisher keinen Charakter gesehen, der es mit allem aufnehmen kann das man ihm entgegenstellt. Und das ist ja gerade das was von den anderen kritisiert wird.
Das ist natürlich Unsinn. Der Spielleiter findet immer Mittel und Wege, einen Charakter zu fordern.
Ansonsten ist er überfordert, aber das liegt dann am Spielleiter.
Was mir schon eher vorgekommen ist, ist die Tatsache, daß sich bei sehr mächtigen Charakteren die Erklärung, warum etwas, daß diesen mächtigen Charakter fordert gerade zugegen ist.
Beispiel:
In einer Diskussion hat mir ein anderer Spielleiter mal gesteckt, daß es bei DSA eine Situation gegeben hat, wo die SC's einem Kutscher dumm gekommen sind und der Spielleiter dann den Kutscher der Stufe 20 erfunden hat, damit die Spieler in dieser Situation nicht damit durchkommen...
Mächtige Charaktere finden in den meistern Situationen eben keine Herausforderung und das bringt die Schwierigkeiten für den Spielleiter. Die Gegner in einem Run werden natürlich den Charakteren angemessen sein, denn die Charaktere werden nur noch ein gewisses Level an Aufträgen annehmen, damit auch die Bezahlung stimmt. Einfache Aufträge werden zwar leicht sein, bringen dann aber nicht mal die Unkosten für die Munition ein...
Einfachere Situationen (z. B. Kneipenhauerei, Polizeikontrolle) werden dann aber zur Farce.
Entweder wird es lächerlich, oder die Situation artet aus. In der Kneipenschlägerei wirds entweder lustig a'la Asterix, oder die Kneipe wird bis auf die Grundmauern zerstört, weil der Gegner eben auch mächtig ist (und dann wirds auch noch albern wenn jedesmal ein Drako in der Stammkneipe hockt... [übertrieben]).
Die Polizeikontrolle wird eben auch zum "Blues Brothers Comedy" oder die Cops bekommen einen auf die Nase und rufen Verstärkung und die Hatz auf die "Cyberzombies" geht los, und es entartet wieder.
Das macht irgendwann keinen Spaß mehr, und dann konzentriert sich das Rollenspiel nur noch auf die Ausführung des Auftrages. Das kann auch Spaß machen, aber ich versuche das in meinen Runden zu vermeiden, damit eben auch noch das "Alltagsleben" in den Abenteuern einen Aspekt bringt...
Eine Herausforderung für mächtige Charaktere ist nicht das Problem, denn da findet sich im Abenteuer genug.
Schwierig wirds, wenn die Spieler sich nicht bewusst sind, daß sie mächtige Charaktere haben und sich dann auch nicht dementsprechend verhalten...
Solche Spieler heissen bei uns Munchkins und sind bei Shadowrun leider keine Seltenheit. Eben auch, weil Shadowrun es leicht macht, mächtige Charaktere zu entwickeln.
Aber das ist nicht nur bei Shadowrun so. Die größten Munchkins habe ich bisher bei der WoD und auch bei Earthdawn gesehen, Rollenspiele die ja eher Wert aufs Storytelling legen, als auf Powergaming...