Autor Thema: [Erzählt mir von] Wilderness of Mirrors  (Gelesen 2450 mal)

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[Erzählt mir von] Wilderness of Mirrors
« am: 21.12.2008 | 10:16 »
Laut Indie Press Revolution ist das ein Agentenspiel von John Wick. Klingt an sich ganzt interessant und sonderlich teuer ist es auch nicht. Hat das jemand schonmal gespielt oder sclicht uhause liegen und kann etwas darüber berichten?

Offline Uebelator

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Re: [Erzählt mir von] Wilderness of Mirrors
« Antwort #1 am: 23.11.2009 | 13:09 »
Ich hab mir das Spiel mal als PDF zugelegt und mal kurz drübergelesen. Gespielt wurde es aber bisher noch nicht.

Insgesamt könnte man "Wilderness of Mirrors" wohl am besten als "Inspectres im Spionagegenre" beschreiben. Als Spielleiter (der hier "Operations" genannt wird) denkt man sich zu anfang lediglich einen Plothook bzw. ein knappes Missionsbriefing aus wie z.B. "Befreit den britischen Botschafter aus dem Gefängnis in Saudi-Arabien".
Alles weitere manchen dann die Spieler und denken sich halt einen Plan aus, wie sie die Mission denn bestehen können, was für Schwierigkeiten und Gegner sie erwarten, wo ihr Einsatzgebiet genau liegt, usw... das komplette Mission Impossible-Programm. Der Kreativität der Spieler sind da keine Grenzen gesetzt, wobei man sich natürlich im Vorfeld drüber verständigen sollte, was für eine Art Agentenspiel man denn spielen will (Austin Powers? Jason Bourne?).
Für jedes Detail und jede Schwierigkeit, die die Spieler sich bei der Planungsphase ausdenken, bekommen ihr Anführer vom Spielleiter sogenannte "Mission Dice" (sowas wie Jokerwürfel, die man zusätzlich würfeln darf, die dann aber verbraucht sind.), die er denn unter den Mitgleider seines Teams aufteilen darf.

Diese Planungsphase kann - soweit ich das bisher einschätzen kann - einer der größten Vor- und Nachteile des Spiels sein. Man braucht schon erzählwillige, kreative Spieler, die auch gern selbst mal das Ruder in die Hand nehmen, um eine Mission zu bekommen, die Spaß macht. Die übliche "Wir treten de Tür ein und schiessen alles tot"-Variante ist vermutlich eher langweilig.

Wenn der Plan der Spieler einmal steht, wird das Ganze dann ausgespielt, wobei hierbei natürlich für bestimmte Aktionen gewürfelt werden muss. Abhängig vom Ergebnis, liegt dann das Erzählrecht beim Spieler oder beim Spielleiter (mit der Abstufung, dass jeder beim jeweils anderen ein Veto, bzw. ein "ja, aber..." anbringen darf).

Darüberhinaus sollte man bei einem Spionage-Spiel niemals sicher sein, wem man vertrauen kann. Daher gibts die "Trust-Dice"-Mechanik. Wann immer ein Spieler irgendwas tut, um einen anderen Spieler zu sabotieren oder zu hintergehen, bekommt er vom SL einen/mehrere Trust-Die, die eingesezt werden können wie die Mission-Dice. Diese Würfel werden im übrigen auch offen vor den anderen Spielern verteilt, um für eine Stimmung voller Mistrauen und Paranoia zu sorgen.

Alles in allem, siehts mir nach einem spaßigen One-Shot-Spiel aus, das alles andere eine Simulation ist. Wenn ichs nicht überlesen habe, gibts nichtmal richtige Kampfregeln oder Lebenspunkte. Geschweige denn Waffenlisten mit Werten oder ähnliches. Die Spieler sind halt Superagenten, die ihre Mission sowieso schaffen. Die Komplikationen auf dem Weg dahin sind das, was Spaß macht.

Offline Steffen

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Re: [Erzählt mir von] Wilderness of Mirrors
« Antwort #2 am: 23.11.2009 | 15:11 »
Wilderness of Mirrors tut genau das, worauf es abziehlt: Spionageserien wie James Bond und insbesondere In geheimer Mission/Kobra, Übernehmen Sie als Rollenspiel umzusetzen. In diesem Rahmen ist WoM hervorragend, wenn die Spieler engagiert sind und sich konkrete Vorstellungen davon machen können, was sie erleben wollen. Als normales Rollenspiel eignet es sich eher weniger.

Einen kleinen Überblick über das Spielprinzip gibt John Wick auf Youtube.

John Wick hat einen Großteil der Regeln in seinem Blog veröffentlicht, so dass ein Kauf fast nicht notwendig ist.

Offline PiHalbe

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Re: [Erzählt mir von] Wilderness of Mirrors
« Antwort #3 am: 16.07.2010 | 14:13 »
Kampfregeln sind nicht nötig, es geht ja nur darum, ob die Charaktere Ihr Ziel erreichen. Der Tod steht nicht zur Debatte, außer wenn explizit so gewollt.

Wir haben es jetzt einmal gespielt.

Die Chancen für die Spieler stehen auch allgemein sehr gut. Fast immer wird der Spieler entweder alles erzählen oder erzählen mit einem "ja aber" von Operations (eSeL). Passt so auch ganz gut zum Genre. Wir hatten dafür aber noch die Setback-Punkte eingeführt, die John vorschlägt, damit Op wenigstens ab und an mal mitreden kann.

Die Trust-Mechanik kam bei uns gar nicht zum tragen. War etwas schade, aber ehrlich gesagt haben wir auch nicht groß gesehen, wo man die hätte anwenden können. Das ist denke ich bei einem Heist-Spiel wesentlich interessanter als bei einem Team von Spionen.

Die Vorbereitungsphase finde ich sehr schön, allerdings braucht das einiges an Gewöhnung von den Spielern. Hier soll ja eigentlich die Recherche und Planung in einer Art Montage dargestellt werden. Das ansprechend und gleichzeitig sinnig zu gestalten fällt nicht jedem leicht. Insbesondere, wenn man vorher nicht mit Narrative Control und Kameratechniken in Kontakt gekommen ist.

Allgemein muss man sagen, dass WoM ein extrem halbgares Spiel ist. Es fühlt sich einfach unfertig an.

Außerdem weiß ich nicht, wie man mit 30 Punkten keine Allrounder machen soll. Mit so viel Punkten ist ein Charakter in 3 Gebieten perfekt (non-plus-ultra, srsly!) und in zwei Gebieten menschlich.

So viel dazu von mir. Ich muss sagen, dass ich den Kauf nicht bereue, da einige sehr nette Ideen drin sind, aber es ist eben nicht fertig. Insofern ein ganz gutes Spiel für flexible Spieler, aber es bleibt ein schaler Beigeschmack.

Hoffe, die Thread-Nekromantie ist gebilligt. Wenn nicht, tut's mir Leid.

alexandro

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Re: [Erzählt mir von] Wilderness of Mirrors
« Antwort #4 am: 16.07.2010 | 14:37 »
Ja, kann man machen. Dann bekommt man allerdings in den übrigen 2 Gebieten fast immer ein "operation narrates" reingedrückt (ein Wert 1 ist nicht "menschlich", es ist einfach inkompetent). Bei 2W hat man schon gute Chancen, dass man die schlimmsten Sachen durch Veto abblocken kann und ab und zu die Dinge auch so laufen, wie man selber sich das vorstellt.

Ich denke Trust Dice kommen erst im Kampagnenspiel richtig zum Tragen, aber bisher habe ich mit dem System noch keine Kampagne gespielt, weil es mich nicht wirklich geflasht hat (John Wick findet offensichtlich andere Sachen in Agentenfilmen toll, als ich).

Offline PiHalbe

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Re: [Erzählt mir von] Wilderness of Mirrors
« Antwort #5 am: 16.07.2010 | 15:00 »
(ein Wert 1 ist nicht "menschlich", es ist einfach inkompetent).
Hm, aber John Wick sagt doch selbst, dass die Werte quasi nur zwischen einer 18 und einer 20 unterscheiden. Die Agenten sind in allem kompetent und in manchen Gebieten einfach die Obermuftis.

Darüber hinaus heißt ja "op narrates" noch lange nicht, dass die Charaktere scheitern. "Player narrates" läuft aber meist auf Erfolg (wenn auch u.U. nicht auf ganzer Linie) heraus.