Autor Thema: Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?  (Gelesen 12498 mal)

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #25 am: 8.06.2003 | 20:00 »
@Yerho: Und was ist der Unterschied zwischen Fantasy und Science Fiction?  :P ;)

Bezogen auf Moers war das natürlich nur ein Scherz. ;D

Aber welche der zahlreichen Definitionen hättest Du denn gerne?
Ich neige zu der von John Clute: Im Gegensatz zur Fantasy erörtert SF veränderte Welten, die "mit der Sprache und den Annahmen und Argumenten gegenwärtiger Wissenschaft oder mit Begriffen vereinbar sind, die unserem grundlegenden Gefühl entsprechen, daß die Geschichte der Menschheit ununterbrochene Realität ist und Veränderungen dem entströmen, was wir als Realität kennen. Gute SF sagt: Ist A eine Tatsache, folgt daraus, daß B passieren kann."

In der Fantasy ist das zwar ähnlich, aber dort ist A keine Konstante unserer Realität, sondern eine Variable einer beliebigen Realität. Ich kann mir selbst aussuchen, aufgrund welcher Voraussetzungen B passieren kann/wird/soll/muß.
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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #26 am: 8.06.2003 | 20:22 »
@Yerho: Danke für die Antwort. Die Definition gefällt mir. :)
Ich habe eigentlich gerade wegen der zahlreichen Definitionen keine Antwort erwartet. Deswegen auch die Smileys. ;)
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Offline Yerho

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #27 am: 9.06.2003 | 09:32 »
*g* Wo es viele Definitionen gibt, muß man entweder Position beziehen, sich heraushalten oder noch eine eigene Definition hinzufügen.
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Offline Minne

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #28 am: 9.06.2003 | 16:42 »
Nach dieser Definition, die ich übrigends Teile, wäre weder dune noch starwars science fiction sondern in den bereich der fantasy anzusiedeln *g*

:D

Offline Yerho

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #29 am: 9.06.2003 | 16:50 »
Nach dieser Definition, die ich übrigends Teile, wäre weder dune noch starwars science fiction sondern in den bereich der fantasy anzusiedeln *g*

*seufz* Ja, und selbst wenn man sich in einer Definition einig ist, kann die Anwendung auf Einzelfälle immer noch zu unterschiedlichen Ergenbissen führen.

Bei "Star Wars" würde ich Dir zustimmen, da es eindeutig ist. Es gibt zwar Menschen, aber sie sind losgelöst von ihrer realen Geschichte. Und von der wissenschaftlichen Konsistenz reden wir lieber gar nicht erst ... ;)

Bei "Dune" bin ich mir nicht ganz sicher. Es ist eindeutig eine Fortführung menschlicher Geschichte, in der die Kausalitäten nachvollziehbar sind. Gefährlich ist eventuell das mystische Element ... Oder woran würdest Du die Einordnung von "Dune" in die Fantasy festmachen wollen, Minneyar?
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Offline Minne

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #30 am: 9.06.2003 | 23:31 »
Nun, ich denke da Konkret an die übernatürlichen eigenschaften des Spice, vorallem an diese Geschichte mit den Vorfahren im Kopf, diese Disziplinen der bene gesserit( oder wie die sich schreiben..), oder auch an den Gestaltwandler.

Das ist alles mehr fantasy als science.

Auch ist das Dune Universum (zumindest aus unserem heutigen standpunkt) eher ein Stilisiertes Universum (eine auf eins pseudozukunft übertragene feudale weltordnung) als eine konkrete Zukunftsvision.


Azzie

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #31 am: 13.06.2003 | 12:45 »
Bei Star Wars heisst es ja eh am Anfang "Vor langer Zeit, in einer weit entfernten Galaxis ..." oder so. Für mich eh ein Indikator, dass es keine 'Zukunftsvision' ist.

Probleme habe ich eher mit "Shanarra" oder so (das ist doch diese Post-Nuklearkrieg-Fantasy Reihe?).

Aber zurück zum Thema:

Zitat von Yerho:
"Wenn wir die Fantasy bis in die späten 70er betrachten, war sie sehr märchenhaft von ihren Motiven und Elementen her. Der Unterschied zum Märchen lag allein in der deutlich höheren Detailfülle und ab und zu etwas höheren Ambivalenz handelnder Figuren."

Ich glaube der entscheidende Punkt ist eher der belehrende Ansatz, den Volksmärchen ja zumeist verfolgen, wohingegen in der Fantasy der Fokus doch eher auf der Geschichte, der Traumwelt an sich liegt.

Was ich ganz zu Anfang mit dem Unterschied romantisch-/-empiristisch meinte, war die Detailgetreue Ausarbeitung des kompletten Hintergrundes. Dies findet im Märchen (wie du oben eh schon gesagt hast) eigentlich nur selten statt, das Setting wird als bekannt oder 'nebensächlich weil der eigenen Vorstellung überlassen (und für den eigentlichen Hergang der Geschichte nicht unbedingt notwendig)' behandelt. Ganz im Gegensatz zum heutigen Trend, in dem eine komplette Ausarbeitung der Rassen, Historie, Character(-hintergründe) etc fast schon Pflicht ist; vgl. die vielen dicken, mehrbändige Chroniken und 'Pseudohistorien'.
« Letzte Änderung: 13.06.2003 | 13:30 von Azzie »

Offline Lord Verminaard

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #32 am: 13.06.2003 | 19:28 »
STAR WARS BE SPACE OPERA. IT NEED NO UTHA NAME! ;D
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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #33 am: 13.06.2003 | 19:36 »
Mesa agree with usah! ;)

Michse Dir zustimmen! ;)
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Offline Wodisch

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #34 am: 15.06.2003 | 00:57 »
Ist dann "Asterix & Obelix" SF - wegen des wissenschaftlichen Herangehens von Miraculix an seine Zaubertraenke (feste Ingredenzien, keine Zauberformeln, keine Beschwoerungen)?

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #35 am: 15.06.2003 | 01:29 »
@Wodisch: Nee. Laut meinem ehemaligen Kunstlehrer ist "Asterix & Obelix" das beste Lehrstück über die Antike. ;)
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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #36 am: 15.06.2003 | 19:46 »
Zitat
Laut meinem ehemaligen Kunstlehrer ist "Asterix & Obelix" das beste Lehrstück über die Antike.

Das stimmt allerdings! Für mein Völkerwanderungs-Rollenspiel baue ich auch voll auf meine Asterix-Kenntnisse... Wobei... Ob ich meine Charaktere wirklich in Lutetia im Planwagen-Stau stecken bleiben lasse... :D :D
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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #37 am: 16.06.2003 | 13:10 »
Na ja, Asterix ist nicht wirklich historisch korrekt. Wenn man es nicht schonend formulieren will, könnte man auch sagen: Es strotzt vor Fehlern. Aber darum geht es schließlich nicht ... Hauptsache, es wird früh historisches Interesse geweckt. :)

Der Zaubertrank geht meines Erachtens auf die Gewohnheit keltischer und germanischer Stämme zurück, Pilze und Kräuter zusammenzukochen, deren Inhaltsstoffe eine euphorisierende, schmerzhemmende, aggressions- und leistungssteigernde Wirkung hatten. Damit konnte man sicherlich keinen Römer aus der Normandie auf Cäsars Schoß in Rom schleudern, aber zumindest genügte es für den Berserker-Effekt.
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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #38 am: 16.06.2003 | 19:32 »
Wie, Asterix ist nicht historisch korrekt? Aber da kommt doch Cäsar drin vor! Und Kleopatra! Und Brutus! Und überhaupt! ;) Hast Du schon mal versucht, Dir einen römischen Legionär anders als bei Asterix vorzustellen? Das geht gar nicht! ;D
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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #39 am: 16.06.2003 | 23:30 »
Völkerwanderungs Rollenspiel?
Gib mal ein paar Infos, ich hatte mals selbst an sowas gedacht... ich finde die Zeit der Völkerwanderung ist die wohl interessanteste Epoche der Europäischen Geschichte! (Bgesehen vom VIktiroanischen Zeitalter vieleicht)

Die vermischung der Weltbilder!  das neue christliche, das heidnische und das alt-römische...
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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #40 am: 17.06.2003 | 11:19 »
@ Minneyar: Nichts lieber als das! Ich will allerdings nicht den Thread zuspammen, daher hier lang.

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Re:Geistesgeschichtlicher Fantasyansatz?
« Antwort #41 am: 24.06.2003 | 19:21 »
Ich bin mir nicht sicher, ob empiristischer und romantischer Ansatz sich gegenseitig ausschließen, oder ob sie nicht vielmehr nur zwei Extreme der Fantasy-Literatur sind.
Bei Tolkien ist natürlich alles bis auf Detail ausgearbeitet, auch wenn es nichts mit der Geschichte zu tun hat. Das gibt dem Roman sein besonderes Flair, aber auch einige Längen ("und das hier ist Ithilien, wo damals, als die Druiden noch im Dorf waren... blabla..."). Auf der anderen Seite gibt es Romane (z.B. Patricia McKillips Erzählung, gerade die mit der Scherenschnittstadt, fragt mich nicht, wie die heißt...), deren Hintergrund nur Schraffur ist, eine Bühnenkulisse eben, vor der die "wichtigen" Dinge geschehen.

Ich finde beide Extreme nicht vollständig befriedigend - wie gesagt, bei Tolkien kommt doch hin und wieder Langeweile auf (ging mir zumindest bei der letzten Lektüre so), während ich die Schwammigkeit - oder vielleicht besser Traumartigkeit - von McKillips Erzählungen auch manchmal eher störend finde: Für gewisse Dinge hätte ich gerne eine Erklärung, auch wenn sie nicht direkt mit der Hauptgeschichte zu tun haben.

Viele Romane bewegen sich ohnehin zwischen beiden: Es gibt einige Details, die purer "Flavour" sind, die nie erklärt werden und auch nicht erklärt werden müssen, sondern einfach nur kurz angeschnitten sind und andere Details, die genau ausgearbeitet sind, weil sie für einen stimmigeren und "realistischeren" Hintergrund notwendig sind.

Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
The best lack all conviction, while the worst are full of passionate intensity.

Korrekter Imperativ bei starken Verben: Lies! Nimm! Gib! Tritt! Stirb!

Ein Pao ist eine nachbarschaftsgroße Arztdose, die explodiert, wenn man darauf tanzt. Und: Hast du einen Kraftsnack rückwärts geraucht?