Der Videothekar riet mir, ich sollte diesen Film lieber nicht ausleihen, denn er sei total und absolut schlecht - kein Kunde hätte bisher auch nur ein gutes Haar an dem Streifen gelassen. Einen Moment habe ich gezögert, aber in dem Film ging es um Wikinger und deshalb hab ich ihn trotzdem ausgeliehen.
In 'Walhalla Rising' (Originaltitel: Valhalla Rising) geht es um das Schicksal von Einauge, einem Sklaven, der von einer heidnischen Wikingersippe wie ein Tier gefangen gehalten und zu Zweikämpfen mit hohem Wetteinsatz auf Leben und Tod gezwungen wird. Als er sich aus dieser Lage befreit hat, schließt er sich einer Gruppe von christlichen Wikingern an, die zu einem Kreuzzug nach Jerusalem aufbrechen wollen. Die Gruppe begibt sich auf eine Odyssee ins Ungewisse ...
Einauge - kongenial gespielt von Mads Mikkelsen - ist stumm und praktisch bar jeder Emotion. Er spricht nur durch einen Jungen, der sich ihm angeschlossen hat oder läßt vielmehr zu, daß dieser für ihn spricht.
'Walhalla Rising' ist ein allegorischer Kunstfilm, der sich mit existenzialistischen Themen wie Natur, Kampf ums Überleben, Freiheit, Glaube, Mythos und Schicksal vor dem Hintergrund eines dunklen Zeitalters auseinandersetzt, außerdem übt er unverhohlene Kritik am Christentum, und Regisseur Nicolas Winding Refn gelingt es, eine archaische und beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die über alle Sperrigkeit des Films hinwegtröstet, denn es gibt nur sehr sparsame Dialoge und eigentlich recht wenig Handlung, dafür aber fantastisch eingefangene Landschaftsaufnahmen.
Sicher wird 'Walhalla Rising' nie ein Publikumsliebling werden, aber wer mal etwas anderes als den üblichen Hollywoodkram sucht und sich darauf einläßt, der könnte hier fündig werden. Vom visuellen Ausdruck und der ganzen Art, erinnert er an Filme von Herzog, von von Trier oder Jarmusch, und seine Gewalt ist die von Tarantino oder Scott. 'Walhalla Rising' geht abseits der ausgetretenen Pfade und tut dies mit aller Konsequenz, tatsächlich ist er eher mit einem Gemälde oder einem Musikstück zu vergleichen, als mit einem herkömmlichen Film und irgendwie erzeugen seine Impressionen so etwas wie ein Gefühl von Authentizität, was selten ist.