Autor Thema: [Dresden Files] Tiefe Wasser  (Gelesen 1410 mal)

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Offline Abd al Rahman

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[Dresden Files] Tiefe Wasser
« am: 17.01.2011 | 20:42 »
Sodele,

am Wochenende fand unsere erste Dresden Files Runde statt. Wir waren 4 Spieler und ich als Spielleiter. Wir alle kommen von den eher klassischen Rollenspielen (Midgard). Wir haben uns zwei Tage, Samsatag und Sonntag, vorgenommen. Ziel war das neue System und natürlich das Setting auszuprobieren. Praktische Erfahrug mit Fate und Dresden Files hatte niemand. Die Romane selbst kannte nur ich und eine Mitspielring (meine Frau).

Die Stadt

Wir haben als Schauplatz Heidelberg gewählt. Aufgrund der geringen Zeit haben wir die Stadt nicht gemeinsam entworfen. Ich habe als Vorbereitung auch nur ein paar relevante Orte Entworfen. Das sollte (und hat es auch) reichen.

Die Charaktererschaffung:

Wir sind mit 8 Refreshpunkten gestartet. In einer regelmäßigen Runde würde ich eher auf 7 gehen, ich wollte in der Testrunde aber ein breite Palette an Templates ermöglichen.

Die Entscheidung für eines der Templates wurde rasch getroffen:

- Rein menschlicher Parcour-Läufer aus Irland, der als Bote arbeitet
- Peruanischer Panflötenspieler, mit der Fähigkeit sich in einen Condor zu verwandeln (Wercondor - mal was Neues)
- Ein Alchemist alter Schule (Rituale, magische Tränke)
- Eine Polizistin, die Gespenster sieht

Die Charaktererschaffung verlief am Anfang etwas schleppend. Das Konzept der Charakteraspekte musste erstmal verstanden werden. Ein paar Spieler würden es bevorzugen, Aspekte für ihre nächsten Charaktere während des Spiels zu definieren. Werden wir auch so machen. Beim Testspiel ging das natürlich erstmal nicht. Wir haben uns dann passende Aspekte gemeinsam überlegt. Das hat gut funktioniert und machte Spass.

Richtig gelungen war das Ausformulieren des ersten Abenteuers und die Beteiligung der anderen Charaktere am ersten eigenen Abenteuer. Irgendwie wurden so gut wie alle Geschichten miteinander verwoben und es entstand wie aus Geisterhand ein einziges erstes Abenteuer für alle Charaktere, nur aus der jeweils anderen Sicht erzählt.

Schwierig war es, als am Ende nur noch als zwei Charaktere in diesem Abenteuer nicht so Recht zueinander finden wollten. Nichts schien zu passen. Wir haben dann das Abenteuer gemeinsam etwas umgeschrieben. In Zukunft werden wir das Thema etwas anders angehen. Zuerst wird geschaut, wer wo passen könnte und erst dann wird mit dem reinschreiben begonnen.

Die restliche Erschaffung verlief erstaunlich schnell und ging allen leicht von der Hand. Die Fertigkeitensäule stieß auf etwas Unverständnis, lieferte aber plausible und runde Charaktere.

Alles in allem haben wir ca. 6 Stunden für die Charaktererschaffung benötigt. Meine Runde meinte, dass es etwas gedauert hat, bis sich die Erkenntnis durchsetzte, dass die Charaktererschaffung bereits zum Rollenspiel gehöre. Eventuell wäre es besser, zuerst den Technischen Teil der Charaktererschaffung zu erledigen (Fertigkeiten, Kräfte etc.) und danach die Charaktergeschichte zu schreiben.

Das Abenteuer:

Die Polizistin bekam wieder einmal einen DIESER Fälle auf den Tisch. Ein Mann, ein Buchhalter in einer Druckerei, ist mitten in der Nacht in seinem Bett ertrunken. Es gab kein Anzeichen eines gewaltsamen Eindringens in die Wohnung des alleinstehenden Mannes. Der Mord passierte vor zwei Wochen und eine Besichtigung des Tatortes, die Wohnung war bereits leergeräumt, ergab, dank der Geisterseherfähigkeiten der Polizistin, folgendes: Der Geist des Toten konnte sich nur daran erinnern, dass er plötzlich keine Luft mehr bekam und Wasser aus seinem Mund sprudelte. Hilfesuchend wand sich die Polizistin an einige ihrer Bekannten im Treffpunkt für alles Übernatürliche, dem irischen Pub "Shawn Og" in der Fußgängerzone von Heidelberg.

So recht wußte dort niemand einen Rat. Der örtliche Vertreter des White councils war nicht erreichbar (sprich: Keiner wollte einen Zauberer spielen ;) ), sodass man sich zwar sicher war, dass hier ein Mordfall mit magischem Hintergrund vorlag, ansonsten man aber völlig im dunkeln tappte.

Einen Tag später wurde ein Mitglied der Gruppe Zeuge eines weiteren Mordfalls. Der Bote sollte bei einem Apotheker ein Päckchen abholen und an eine Kundin ausliefern. Vor seinen Augen hat er plötzlich angefangen Wasser zu spucken und ertrank. Er rief die Polizistin and und den Notarzt. Eine schnelle Untersuchung der Wohnung, trotz heranrückender Polizei, ergab nichts spannendes. Ihm fiel nur eine deutlich erhöhte Luftfeuchtigkeit auf (es war ein trockener Wintertag). Dank seiner akrobatischen Fähigkeiten als Parcour-Läufer gelang ihm die Flucht aus dem Fenster, bevor die Polizei durch die Eingangstür kam. Auf ihm liegt jetzt übrigens der temporäre Aspekt: "Die haben meine Fingerabdrücke am Tatort gefunden!".

Eine Untersuchung der Wohnung ergab nichts außergewöhnliches. Das Opfer war offensichtlich ein Aquariumsliebhaber und kaufte seine Ausstattung beider örtlichen Köllezoo Zoohandlung. Neben einem großen Süßwasseraquarium lagen diverse Bücher und Prospekte in den Regalen und Tischen. Das Opfer wollte offensichtlich auf ein Salzwasseraquarium wechseln. Eine Untersuchung der Umgebung der Wohnung durch den Peruaner offenbarte einige rasch verdunstende Wassertropfen unter dem Fenster des Opfers.

Die Polizistin hat daraufhin in die Akten des 1. Mordes geschaut. Ein Vergleich der Tatortfotos offenbarte eine Gemeinsamkeit beider Opfer: Sie waren beide Aquariumsbesitzer. Die Polizistin ging daraufhin zum Archivar des Polizeipräsidiums (Klasse Deklaration), der bekanntermaßen ein ziemlicher Aquariumsfreak ist. Er mag übrigens Polka ;) Viel erfuhr sie daraufhin nicht. Wird aber seitdem mit MMS von seinen Lieblingsfischen bombardiert. Außerdem findet er untergegangene Piratenschiffe und Schatzkisten Kinderkram. Echte Männer lassen ferngesteuerte Uboote mit Beleuchtung durch ihre Aquarien schippern. Am Spieltisch kam kurz die Diskussion auf, ob es sich bei den Morden nicht um einen Bandenkrieg im Aquaristenmillieu handelt  ~;D

Man enschloß sich die Wohnung des 1. Opfers nochmal zu untersuchen, diesmal mit magischer Unterstützung. Der Alchemist hatte zufälligerweise einen entsprechenden Trank dabei. Er sah deutlich die langsam verwehende Präsenz eines Wesens. Dank 8 Shifts (oder waren es 7?) war ihm auch klar, was er dort sah: Eine Rusalka. Ein slawischer Wassergeist, einer Nixe nicht unähnlich. Sie kam aus dem Aquarium und verschwand aus dem Fenster.

Jetz war guter Rat teuer. Zudem am nächsten Tag ein weiterer Mord geschah. Diesmal ein Trainer in einem Fittnesstudio - ebenfalls Aquariumsbesitzer. Man ging in eine Kneipe, Namens Vater Rhein, die direkt am Neckar liegt (ohne Witz) und die, so munkelt man, von einer Nixe geführt wird. Der Geschäftsführer, ein ungehobelter Kerl, wollte die Charaktere aus der Kneipe werfen, als sie nach der wirklichen Chefin fragten. Darauf entbrannte ein erster Konflikt zwischen dem Boten und dem Wirt. Der Wirt griff mit Intimidation an, die Gegenangriffe liefen als sozialer Konflikt ab. Irgendwann, als ihm die Argumente ausgingen, mußte er anfangen die Fäuste sprechen zu lassen. Das nahm die Polizistin zum Anlass, beide zu verhaften, nachdem der Bote den Konflikt aufgegeben hat, der Konflikt draußen aber wieder auszubrechen drohte.

Ziemlich frustriert überlegte man, was man übersehen hatte. Der Wirt zeigt sich von den Morden sehr überrascht und man glaubte ihm. Da fiel der Polizistin ein, dass bei einem ersten Besuch bei Köllezoo ihr eine Mitarbeiterin gesagt habe, dass vor kurzem ein Kollege, ein Pole, gekündigt worden sei. Man machte sich also Nachts auf den Weg zum Zoogeschäfft. Der Alchemist legte mittel Hexing und einem Fatepunkt die Alarmanlage lahm (er deklarierte, dass das Hexing auf den Codegeber an der Tür die Anlage kurzschließen würde). Der Bote, mit Hilfe des Peruaners und wegschauens der Polizistin öffnete daraufhin eines der Oberlichter und stieg ein. Den Fall nach unten gelang dem Boten ohne Probleme, der Peruaner musste den Aspekt "Alles voller Regale" des Zoogeschäfts invoken um unbeschadet unten anzukommen.

Das Gefühl sagte dem Alchemisten sofort, dass in den Aquarien noch einige Rusalkas versteckt waren. Fünf an der Zahl. Man legte einen Salzkreis und erzeugt mit Blut (es war drollig... Der Alchemist wollte die Kaninchen opfern um Blut zu bekommen, die Polizistin war da absolut dagegen. Das war die heftigste Auseinandersetzung an dem Wochenende :D ). Man stellte noch fest, dass man nichts habe, um die Rusalkas wirksam zu bekämpfen. Worauf man diverse Kontakte aktivierte und sie mit Eisen bewaffnet zum Zoogeschäfft schaffte.

Leider gelang es niemandem die Rusalkas aus den Aquarien zu locken. Der Polizistin fiel ein, dass Rusalkas (eine Deklaration) von Glockenklängen angelockt werden, die man in der Voilerenabteilung dann auch fand. Experimente mit den Glocken lies den Alchemisten erkennen, dass die Rusalkas mittels einem starken, aber täglich schwächer werdenden Ward an die Aquarien gebunden waren.

Was geschah war daraufhin klar: Der Pole hat die Rusalkas, aus welchem Grund auch immer, beaschworen und in seine Nähe, die Aquarien gebannt. Der schwächer werdende Ward erlaubte es den Wesen zwar nicht, sich selbst zu befreien, aber er erlaubte es ihnen sich kaufen und mitnehmen zu lassen. Dort warteten sie in den Aquarien, bis die Wards gänzlich ihre Kraft verließen und töteten dann die anwesenden Menschen (bzw. Mann. Rusalkas töten nur Männer). Man vermutet, dass die Rusalkas auch einfach im Zoogeschäft das auslaufen der Wards hätten abwarten können, dies aber nicht taten, weil sie einfach den ort ihres Kerkers so schnell wie möglich verlassen wollten. Sie wußten ja nicht, wann der Pole zurückkommen würde.

Die Rusalkas wurden dann an einem örtlichen Teich entsorgt, damit sie keinen Schaden mehr anrichten konnten.

Danach haben wir den Abend abgebrochen. Die Suche nach dem Polen hätte zu viel Zeit benötigt. Ich habe mir gedacht, dass er in seinem zu Hause hinter dicken Wards sitzt und hofft, dass die Rusalkas ihn nicht finden.

Fazit der Testrunde

Alles in allem eine gelungene Testrunde. Uns gefielen vor allen die drei Konfliktebenen, die man in einem Kampf problemlos mischen kann und das eslakieren von Konflikten erlauben (wenn einem die Argumente ausgehen z.B.). Wir haben bei den Konflikten nur einen kleinen Fehler gemacht: Wir haben den Angriff als Zielwert für die Verteidigung genommen und nicht umgekehrt. Das lies die Konflikte träge erscheinen, weil sie viel zu lang dauerten.

Fatepunkte flogen einige hin und her und wir haben von allen Regelmechanismen rund um Aspekte fleißig Gebrauch gemacht. Für uns waren allerdings Deklarationen ungewohnt und ich musste meine Spieler ein paar mal erinnern, dass sie mich nicht fragen müssen, ob z.B. unter ihnen Regale stehen, sondern, dass sie das per Fatepunkt oder per Fertigkeitswurf selbst definieren dürfen.

Meine Spieler haben es übrigens abgeleht an der Story selbst etwas durch Deklarationen zu ändern. Sie sagten, dass würde ihnen den Spass rauben das unbekannte zu entdecken. Macht ja nix. Fate kann mit starken und mit schwachen Deklarationen gut umgehen.

Fazit war: Ob wir es wöchentlich spielen wollen wissen wir noch nicht, auf alle Fälle würde eine monatliche Runde viel Spass bereiten.
« Letzte Änderung: 17.01.2011 | 22:50 von Abd al Rahman »

Offline Fredi der Elch

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Re: [Dresden Files] Tiefe Wasser
« Antwort #1 am: 19.01.2011 | 22:14 »
Cool zu hören, dass das Spiel mit den Aspekten gut funktioniert hat. Das ist immer der Punkt, der mit solchen Spielen unerfahrenen Spielern schwer fällt.

Ich denke auch, dass ihr das mit den Declarations sehr gut gemacht habt. Für die Art von Detektivgeschichte, für die sich Dresden anbietet, ist es vermutlich nicht so besonders gut, wenn die Spieler stark in die Story eingreifen. Ich habe da die Erfahrung gemacht, dass sie die "richtig" Lösung "rausfinden" wollen und nicht selber erschaffen.
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Zitat von: 1of3
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Offline Abd al Rahman

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Re: [Dresden Files] Tiefe Wasser
« Antwort #2 am: 20.01.2011 | 09:28 »
Flüssig lief das mit den Aspektennoch nicht. Ich hab öfters mal drauf aufmerksam gemacht, was mit den Aspekten denn jetzt zu erreichen wäre. Es lief aber von Stunde zu Stunde besser.

Offline Fredi der Elch

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Re: [Dresden Files] Tiefe Wasser
« Antwort #3 am: 20.01.2011 | 17:17 »
Naja, immerhin haben die Spieler nicht "Teufelszeug!" gerufen und blockiert. ;) Und ansonsten macht Übung ja den Meister. :)
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