Damit ist alles bereit für den Spielbericht. Los geht's:

„Was immer es auch sein mag, das hier gerade losgegangen ist — es ist mit einem Knall losgegangen!“, sagt Fisto grimmig.
Die Neueingetroffenen schauen über die spektakulären Felsformationen des weiten Ödlands hinweg. Der Anblick dieses rauen Landstrichs unter dem goldenen Himmel allein genügt, um den meisten Wanderern einen Schauder über den Rücken zu jagen. Die legendäre Ebene der Ewigkeit ist angeblich noch nie zu Fuß oder von einem Reiter durchquert worden, von den meisten Siedlern wird dies sogar für unmöglich gehalten — ein schroffes Land der Illusionen, und Revier lauernder Raubtiere verschiedenster Art.
Heute aber ist der Anblick der Ebene der Ewigkeit selbst nicht einmal das Abenteuerlichste, das sich dem Auge bietet. Die Staubwolke schwebt immer noch in letzten Resten als ein ominöser Vorhang über den titanischen Trümmerstücken in der unbewegten, heißen Luft über dem Ödland. Darunter: Eine Schneise der Verwüstung, voller Geröll und zusammengebrochenen Steinquadern, jeder davon so groß wie ein Haus.
Die Mystische Mauer ist zusammengestürzt.
Während ihrer beider fassungslose Blicke über den weiten Horizont tasten, öffnet und schließt Fisto zögerlich seine rechte Hand, die in dem wuchtigen, schimmernden Panzerhandschuh steckt.
„… Da magst Du Recht haben“, sagt die tiefe Stimme des anderen Geharnischten, „und n‘ mächtig großer Knall muss das gewesen sein …! Aber wieso losgegangen?“
„Das hier wird noch ein Nachspiel haben. Das war verdammt nochmal kein Zufall. Das war erst der
Auftakt“, stellt Fisto fest, er klingt verbissen, „Fragt sich nur … Auftakt für was?“
Plötzlich erklingt über ihnen das leise Fauchen von Antriebsdüsen, und direkt neben den beiden landet eine dritte Gestalt, Staub und Dampf steigen auf. Mit einem dumpfen Geräusch faltet der Flieger die Gleitflügel an seinen Unterarmen ein.
„Schock schwere Not, musst Du einen denn immer so erschrecken!“, grummelt der behäbige Geharnischte in der Mitte, auch wenn er überhaupt nicht erschreckt wirkt; er ist ja nicht mal zusammengezuckt.
„Wenn Du mal diesen närrischen Helm abnehmen würdest, bemerktest Du womöglich mehr von Deiner Umgebung, Ram Man“, kommentiert der Geflügelte mitleidlos, „dann könnte man sich nicht gar so einfach an Dich heran schleichen.“
„Den Helm abnehmen? Pah. Wer weiß, ob‘s nicht noch ein paar letzte Trümmer regnen könnte ...“
„Der Einsturz der Mystischen Mauer war aber
vorgestern.“„Na und? Ein paar Steine sind sicherlich verdammt weit rauf geflogen, so wie der Mist da aussieht! Verdammt weit. Wer weiß, wie lange die brauchen, um runterzukommen. Ist immer schlecht, wenn Steine aus dem Weltall runter kommen, da sind wir ja wohl alle einig! … Der Helm bleibt jedenfalls auf. Sicher ist sicher.“
Fisto wendet den Blick dem Gelandeten zu, „Hast Du denn irgendwas von dort droben gesehen, Stratos? Irgendwas Verdächtiges?“
Der Flieger schüttelt leicht den Kopf, „Nein, nichts regt sich in diesen Trümmern. Der Anblick ist der gleiche, auf viele Meilen ... Die Kräfte, die hier entfesselt worden sind, müssen … unfassbar gewesen sein. Nichts und niemand in der Nähe der Mystischen Mauer wird überlebt haben, um davon zu berichten.“
Nur Geröll und Schutt sind von dem unüberwindlichen Wall übrigFisto hebt wieder seinen Blick zum Horizont und streicht sich gedankenvoll über den rötlichen Schnurrbart, „Es hieß damals, es wäre nur eine Frage der Zeit, bis sie zusammenbricht. Aber ehrlich gesprochen habe ich darüber immer nur gelacht, all die Jahre! Ein Wall aus massivem Stein, der an die hundert Meter hoch und dreißig Meter dick ist … wie sollte der nicht bis in alle Ewigkeit Bestand haben?“
„Hab‘ noch keine Steinwand gesehen, die
nicht kaputt zu kriegen gewesen wäre“, grunzt der Geharnischte, „Diese hier jetzt also auch! Heh. Also, Jungens! Sollen wir mal näher ran?“
„Das könnte aber gefährlich sein“, sagt Fisto, „Wer weiß, wie’s heutzutage auf der anderen Seite aussieht. Stratos! Versuch‘ mal, die Stelle ganz zu überfliegen! Wahrscheinlich geht das jetzt auch — jetzt, wo die Mauer ihre magische Stärke eingebüßt hat!“
Der Geflügelte wirft dem Ex-Ritter einen Seitenblick zu, durch seinen Helm kann man zwar seine Augen nicht sehen, aber sein Mund verzieht sich abfällig, „Es wäre sehr vermessen von Dir, Fisto, dem Herrscher Avions Befehle geben zu wollen. Ich
sage Euch, was wir tun: Als erstes kehren wir jetzt ins Lager zurück. Wenn alle Maschinen gewartet und die Zelte befestigt sind, dann werden wir Eure Gardisten näher an die Trümmer der Mauer führen.“
Fistos Blick spiegelt ebenfalls Missfallen, während er den fremdländischen Aristokraten mustert; er verbietet sich, als Kommentar rüpelhaft in den Staub zu spucken. Entgegen seiner Gepflogenheit übrigens, wenn ein solcher Geck derartig das Maul aufreißt …!
„Meinetwegen“, sagt stattdessen Ram Man, „Dann können wir gleich noch Frass einschaufeln, bevor‘s richtig losgeht. Macht mich hungrig, diese verdammte Reiserei. … Ist genau wie in alten Zeiten, was, ihr beiden? Wir drei hier draußen in der Ödnis, fern von der Hauptstadt!“, und er haut mit seinen schwieligen Pranken den beiden anderen auf die Rücken.
„Genau wie in alten Zeiten?!“, fragt Fisto skeptisch; er war ein anderer Mann zur Zeit der Großen Unruhen. Wahrlich, der einzige von ihnen dreien, der sich seit damals gänzlich selber treu geblieben ist, ist Ram Man.
„Ja, kaum etwas ist noch wie früher einmal“, bestätigt auch Stratos.
Immerhin darüber sind sie sich also einig.
Sie wenden sich ab und stapfen zum Lager am Rande des kleinen Ödland-Dorfes zurück. Der Staub über den gewaltigen Trümmerbrocken glitzert im Licht der grellen Sonne, irgendwie verheißungsvoll, vielleicht deswegen, weil er so angefüllt ist mit den magischen Energien, die hier einst gebunden waren, vielleicht auch nur durch die Reflexion des Lichtes …
Unsere drei Wild Cards bekommen eine erste gemeinsame Queste (als ‚Inciting Incident‘ wie bei Ironsworn üblich), die stellt den Grund dar, warum sie von der Krone auf diese Aufklärungsmission geschickt wurden:Queste (Gefahrvoll): Den Grund für den Einsturz der Mystischen Mauer herausfinden, und dem König davon berichten.Wie sieht’s denn aus im Lager? Da hole ich mir mal einen Orakelspruch ab, und die Orakelwürfel sagen, Arrive Direction. Das bezeichnet dann wohl das Eintreffen von Instruktionen, oder von Ortungsdaten. Das machen wir dann mal so:Mehrere niedrige Zelte sind mittlerweile von den Gardisten aufgestellt worden auf der Sandfläche vor dem Dorfrand. Die Befehlshaber, Gelehrten, und die Feldküche sind in farbenfrohen Turnierzelten untergebracht, während die Gardisten selber mit primitiven Hautzelten Vorlieb nehmen müssen. Die vier Battle Rams und der Wind Raider sind ebenfalls unter Planen verstaut, um sie gegen den Sand zu schützen. Hier herrscht hektisches Treiben. Viele der Siedler aus dem Dorf sind hierher gekommen, um mit ihren Fellen und Pfeilspitzen Tauschhändel anzubieten, oder sich diensteifrig bei der Königlichen Garde einzuschleimen — oder lediglich, um Zaungast zu spielen. Die eingetroffenen Streitkräfte aus Eternis sind wahrlich ein Anblick, der sich nicht alle Tage bietet! Die meisten Menschen, die so hartgesotten sind, hier draußen zu siedeln, am Rand der Ebene der Ewigkeit, haben seit Jahren keine funktionierende Maschine mehr gesehen.
Ein paar der Gardisten haben eine Transmitter-Station aufgebaut aus klobigen Teilen, die just eifrig zu summen und zu piepen begonnen hat. Einige der zerlumpten Dörfler machen furchtsam einen Schritt davon weg, sie haben keine Vorstellung davon, wozu derlei Gerät gut sein könnte; sie machen keine Unterscheidung zwischen Technologie und Magie. Für sie ist das beides gleich rätselhaft.
„… Wir haben erste Messdaten von den Resten der Mauer!“, sagt gerade einer der Gelehrten aufgeregt.
„Jetzt wird es interessant“, sagt die Stimme einer jungen Frau, ihr Ton klingt befehlsgewohnt.
Der Gelehrte deutet auf die flackernden Monitore und blättert in den zerlesenen Pergamentseiten seines Nachschlagewerks, „Oh ja! Seht, Oberbefehlshaberin, der Bann der einstigen Barriere ist tatsächlich gebrochen. Das unsichtbare Feld ist völlig kollabiert, zusammen mit dem Gestein. Hier werden nun die Stellen ersichtlich, wo man sie möglicherweise sogar überklettern könnte, oder überfliegen! Hypothetisch gesprochen natürlich!“
„Wann könnt Ihr errechnen, was der Grund sein könnte für dies?“, fragt die Frauenstimme.
„Binnen der nächsten Stunden werden wir es wissen, Herrin“, sagt eifrig ein anderer der Gelehrten.
„… Na, das hier ist doch besser, als für den milchgesichtigen Prinzen die Kinderamme spielen zu müssen, was?“, fragt Fisto mit breitem Grinsen, als er und die beiden anderen bei der Gruppe eintreffen, die das Gerät umsteht.
Ein paar der Gardisten sehen bei solcherlei Worten erschrocken auf. Sie trauen ihren Ohren nicht! Fisto setzt jedoch noch einen drauf, indem er mit seiner linken Hand (der Menschlichen) der jungen Kommandantin gegen den Arm boxt, als wären sie beide Saufkumpane.
„Es geziemt sich nicht, so zu sprechen, Fisto“, stellt diese klar.
„Wir sind hier weit weg vom Königshof!“, entgegnet der, immer noch fröhlich grinsend, „Da rede ich erst recht, wie ich will, meine Teela. … Und Ihr müsst zugeben, dass er ein Milchgesicht ist.“
Zwei der umstehenden Soldaten verkneifen sich mit Mühe ein Schmunzeln, das scheinen sie insgeheim nämlich auch zu finden.
„Vielleicht solltest Du Dir Deinen rauen Ton für den Feind aufsparen“, versetzt Teela unbeeindruckt, „Unsere Nachzügler sind nämlich eben in Funkreichweite zu uns gekommen und haben durchgegeben, dass sich zwischen den Felsen unbekannte Gruppen zu Fuss nähern. Wir sind demnach nicht die einzigen, die von der Katastrophe angezogen wurden.“
„Ach nein?“, fragt Ram Man neugierig, seine kleinen Schweinsäuglein funkeln angriffslustig.
„Wer ist es?“, verlangt auch Stratos zu wissen, „Schon wieder die Unterseeischen?“
„Ich hoffe nicht“, sagt Teela, „Es ist weit zu schwimmen vom Meer von Rakash bis zu den Flüssen dieses Gebiets. Ich würde vermuten, dass wir noch ein paar Tage haben, bis sich Mer-Mans Unterseeische uns hier entgegenstellen, so weit im Inland. Vorerst würde ich eher mit einigen der Wüsten-Stämme rechnen“, und sie verzieht ärgerlich das Gesicht, „es wird sich um Plünderer handeln. Dieses Dorf hier ist eine mögliche Anlaufstelle. Für die genauso wie für uns! Haltet Euch bereit, Ihr drei — möglicherweise brauche ich Euch eher früher als später.“
TeelaStratos schenkt der Kommandantin ein huldvolles Nicken, schweigend. Auch von ihr nimmt er nur ungern Weisungen entgegen.
Ram Man grinst, „He he, soll‘n sie kommen! Vielleicht können wir der Krone ein paar Extra-Metallteile nach Eternis schicken! Und was davon gar zu schwer ist, das spenden wir dem Dorf. Ja. … Aber erstmal wollten wir doch Frass einschaufeln! Wie sieht’s denn aus im Küchenzelt, schwingt der Chef schon die Soßenkelle, oder was?“