Autor Thema: Wuxia mit PDQ# - Es war ein Versehen...  (Gelesen 1983 mal)

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Online Jiba

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Wuxia mit PDQ# - Es war ein Versehen...
« am: 24.02.2011 | 11:12 »
Hier mal ein knappes Diary einer schönen kleinen Wuxia-Runde featuring Nocturama, Bad Horse, Haukrinn und meine Wenigkeit. Die Runde war in mehrerer Hinsicht eine Premiere:
  • Erstens war es der erste Feldversuch für Nocturamas eigene Umarbeitung des „PDQ #“-Regelwerkes zur Benutzung bei Wuxia-Settings (Link). Ob das Experiment gelungen ist... darum geht es später.
  • Zum zweiten war es die für den ein oder anderen von uns erste, kontinenteüberspannende Spielrunde, denn während die Spieler sich im vormittäglichen Deutschland vor die Bildschirme drückten, saß Nocturama, unsere Spielleiterin im fernen China.
  • Schließlich war es für mich persönlich ein Novum, denn es war die erste Rollenspielrunde, die ich per Teamspeak gespielt habe, also ohne, dass meine Mitspieler körperlich präsent sind. Hierzu schreibe ich am Schluss noch mal mehr. Aber zunächst zum Spielablauf selbst.

Der Hintergrund (Setting the dials...)
Nach Einigung auf ein Setting (wen genauer interessiert, wie wir die Ausgangssituation aufgebaut haben, schaue hier) – wir entschieden uns für ein weitgehend historisches China zur Zeit der Tang-Dynastie, ohne Geister, ohne Drachen, ohne spezialeffektgeladene Superkräfte, wobei Dinge wie von Häuserdächern auf den Boden schweben oder auf Baumspitzen stehen durchaus noch im Rahmen des möglichen waren. Die Szene war zunächst irgendwo in den Bergen im Hinterland, später in der wichtigen Militärstadt Shuofang.

Hintergrund des Abenteuers war, dass der örtliche Militärgouverneur Wei Chaofeng, der auch allgemein als ein ziemlicher Mistkerl verschrien ist (zumindest bei denen, die ihm im Weg stehen) eine Schriftrolle mit einer geheimen, verbotenen Kampftechnik in seinen Besitz gebracht hat. Diese Schriftrolle stand unter dem Schutz eines Klosters und die Leute, die dort in charge sind, wollten die natürlich wieder haben. Also machte sich die beste Schülerin des Klosters, eine junge Frau namens Sheng Di, auf den Weg, um sie aus dem Palast des Militärgouverneurs zurückzuholen. Dort schlich sie sich als Malerin und Kalligraphin ein (ein Hintergrunddetail, das wir erst während des Spiels hinzugefügt haben), um dann heimlich die Rolle zu entwenden. Dabei verliebte sie sich in den Bruder des Militärgouverneurs (Tieci)und er sich in sie. Um ihr zu helfen, inszenierten er ein falsches Duell mit ihr, damit es für Chaofeng so aussehen sollte, als sei sein Bruder von Sheng Di überwunden worden und habe so die Schriftrolle stehlen können. Aber Wei Chaofeng wusste von dem Plan der beiden und hatte die Waffe seines Bruders vergiftet, sodass für Sheng Di auch die kleine Schaukampf-Wunde kritisch war. Auch Tieci war vergiftet und schlug sich, in dem Glauben, dass Sheng Di tot sei, aus dem Palast ins Hinterland.

Die Cast
Ab hier betraten die Spielercharaktere die Bühne:

Tieci (dt. Eisendorn): Der eben schon genannte Bruder des Militärgouverneurs. Geliebter von Sheng Di und schweigsamer Schwertkämpfer. Besitzt ein besonderes Schwert, von dem sein Chaofeng das Gegenstück führt. Kennt sich mit Giften aus, sodass er sein Foible (die Vergiftung durch seinen Bruder) bekämpfen konnte. Trotzdem war der gute sehr schwach (visualisiert durch bleiche Lippen und sich langsam grau färbendes Haar – sehr wuxiaesque). Seine Motivation: Rache nehmen für die tote Sheng Di.

Péngjŭ (dt. Der Roc erhebt sich): Der alte, weise Kampfkunstmeister, der die Schüler in dem Kloster unterrichtet, aus dem die Schriftrolle gestohlen wurde. Nicht nur will er die Rolle zurück, auch will er seine zahlreichen Schüler, die bei dem Versuch, die Rolle zurückzuholen gescheitert sind, rächen – damit auch Sheng Di, die seine beste Schülerin geworden war, nachdem ihre Mutter sie im zarten Kindesalter im Kloster abgeladen hat. Da der Gute schon ein bisschen tattrig ist, machen seine Knochen nicht immer so richtig mit (Foible: Alt).

Zhūxīng (dt. Zinnoberstern): Kämpferin und Sheng Dis Mutter. War früher die Anführerin der Rebellengruppe „Der verhüllte Nachthimmel“ und erklärte Feindin des früheren Militärgouverneurs (Wei Chaofengs Vater). Nachdem sie mit Sheng Di schwanger wurde, hat sie ihr Rebellenleben hinter sich gelassen und unter neuer Identität in einem Dorf in den Bergen als Kampftrainerin Kindern das Kämpfen beigebracht (welche dann später von Wie Chaofeng zwangsrekrutiert wurden). Sie fühlt, dass ihre Tochter in Schwierigkeiten ist und möchte sie retten.

Der weitere Verlauf
Wir begannen mit einer Szene im einsamen Kloster auf dem Berg. Tieci war da, um Pengju dazu zu bewegen, mit ihm etwas gegen Chaofeng zu unternehmen – und um ihn zu warnen, dass sein Bruder auch vorhabe, die noch fehlende zweite Schriftrolle in seinen Besitz zu bringen. Schließlich kommt auch Zhuxing dazu, um vom weisen Meister ihre Waffe (Yue zhi huan niang, die schimmernde Braut des Mondes – eine massive Laterne an einer Kette) zurückzuvordern, die sie ihm früher zur Aufbewahrung anvertraut  - sie hatte damals geschworen, sie nie wieder anzurühren. Zhuxing und Meister Pengju haben also eine Konfrontation, aber die skrupellose Zhuxing gewinnt die Auseinandersetzung und holt sich ihre Waffe zurück. Die drei beschließen schließlich, gemeinsam die Schriftrolle zurückzuholen. Tieci erzählt Zhuxing, Sheng Di sei tot, aber schweigt über seine Verbindung zu seinem Bruder – Zhuxing glaubt das nicht, denn „eine Mutter würde sowas spüren“.

Schnitt in ein Gasthaus unweit von Shuofang. Tieci informiert uns, er habe mal für Chaofeng „gearbeitet“ und breitet einen Plan des Palastes aus. Wir sitzen in einer dunklen Ecke und brüten darüber können aber nicht so recht einen Plan fassen, wie wir reinkommen – auf jeden Fall werden wir uns verkleiden müssen. Ein mit Styledice gekaufter Fakt schafft Abhilfe: Wir erfinden Festtagsstimmung in Shuofang herbei und die vom SL rein als Hintergrundflair eingebaute Schauspielertruppe im Gasthaus ist nun bei Chaofeng persönlich geladen. Ein paar spendierte Flaschen Pflaumenschnaps sorgen für die nötige Verbindung zu den Schauspielern – man befreundet sich und beschließt, dem fahrenden Volk ein wenig die Stadt zu zeigen.
Tieci, Zhuxing und Pengju fahren also mit den Schauspielern zusammen mit dem Wagen in die Stadt. Dort hält die Stadtwache den Tross aber auf und will den Wagen durchsuchen Tieci gibt sich der Stadtwache kurz als Bruder des Militärgouverneurs zu erkennen und schüchtert sie so ein, dass man ungehindert weiterfahren kann – und die Wächter nicht Zhuxings verräterische Waffe hinten im Wagen entdecken.

Als nächstes führt Zhuxing die Gruppe in ein zwielichtiges Spielhaus irgendwo in Shuofang – die Schauspieler nehmen das dankend auf, während Tieci und der weise Meister, schockiert von der Liederlichkeit des Etablissements, lieber draußen warten – bei dieser Gelegenheit schüttet Tieci dem Alten auch ein wenig sein Herz aus. Während die Schauspieler Glücksspiel betreiben setzt Zhuxing sich ab und trifft den Besitzer des Hauses, einen Mitkriminellen aus ihrer Rebellenzeit (Die Ratte). Die beiden einigen sich darauf, dass er die Schauspieler verschwinden lässt, wenn sie sich dafür um seinen Rivalen im Spielhausgeschäft kümmere.

Draußen sammelt Zhuxing Tieci und Pengju ein, die sie unter dem Vorwand, Informationen über Sheng Di ausfindig gemacht zu haben, ins Spielhaus des Rivalen der Ratte führt. Dort will Tieci die Infos aus dem Spielhausbesitzer rausprügeln, klappt aber wegen seiner Vergiftung zusammen, sodass Zhuxing dem Besitzer ungestört den Garaus machen kann – und dafür sträflich von Pengju und Tieci verachtet wird (ihre Versicherung "Es war nur ein Versehen!" bringt da auch nichts mehr). Pengju nimmt Zhuxing ihre Waffe wieder ab – sie sei erst würdig, sie zu tragen, wenn sie Gutes getan habe. Jedenfalls geht es zurück zur Ratte – die direkt mal von Zhuxing bedrängt wird, den Schauspielern ja nichts anzutun, egal was vorher ausgemacht wurde. Tieci gibt bei dieser Gelegenheit ebenso seine Identität als Bruder des Militärgouverneurs preis, wie rauskommt, dass Zhuxing die seit Jahren untergetauchte Rebellenführerin des "Verhüllten Nachthimmels" ist.

Eine Szene später sind die Charaktere als Opernsänger verkleidet im Palast des Militärgouverneurs angekommen und bereiten ihren „Auftritt“ vor, bei dem sie planen, Wei Chaofeng zu ermorden – Pengju kommt verkleidet auf die Bühne und schmettert ein paar traurige Balladen, da entdecken die SCs neben dem jungen Prinzen (hier weiß ich nicht mehr genau, ob das jetzt Wei Chaofengs Sohn war oder Staatsbesuch), naja, neben dem jungen Prinzen jedenfalls sitzt, sanft lächelnd und keusch ob seiner Avancen errötend: Sheng Di!

Sie ist also nicht tot! Und so brechen wir die Vorstellung ab, besorgen uns die Uniform von Wachleuten und konfrontieren Sheng Di allein in ihren Gemächern. Sie erinnert sich allerdings an niemanden von uns mehr, weder an ihren Geliebten, noch ihren Meister, noch ihre Mutter. Mit ein bisschen Therapiearbeit schaffen wir es allerdings ihr auf die Sprünge zu helfen (sie macht Zhuxing große Vorwürfe, dass sie sie als Kind ins Kloster geschickt habe, während sie Tieci immer noch Zuneigung gegenüber zu empfinden scheint). Wir erfahren, dass sie den Prinzen heiraten soll – und ihm auch durchaus zugeneigt ist. Wir überlassen ihr die Entscheidung und wollen sie am selben Abend wieder treffen, aber zuerst die Schriftrolle holen und ein Gegengift für Tieci finden. Ein Tieci loyaler Wächter hilft uns.

Wir bringen die Schriftrolle an uns, auch wenn Tieci durch die Giftfalle an der Kiste noch eine gute Spur schwächer wird.Inzwischen schickt Chaofeng uns seine Kindersoldaten auf den Hals (die Kinder, die von Zhuxing im Dorf unterrichtet worden sind). Zhuxing stellt sich ihnen und kämpft mit ihrer Waffe, die sie inzwischen von Pengju wieder bekommen hat (sie war sehr reumütig beim Treffen mit Sheng Di) gegen die Kinder, achtet dabei aber darauf niemanden ernsthaft zu verletzen. Tieci und Pengju besorgen währenddessen das Gegengift. Danach treffen wir uns wieder an Sheng Dis Gemächern, nur um zu sehen, dass sie augenscheinlich gewaltsam verschleppt wurde – und zwar von Chaofeng.

Dies führt uns direkt zum Showdown in der großen Halle des Palastes, die bestimmt wird durch ein stylisches Duell der beiden Brüder (sehr cool, das Ganze wird eröffnet von der Ahnentafel des Vaters der beiden, die von Chaofeng gegen seinen Bruder geschleudert wird und dann von diesem zurückgeschleudert wird) – während Zhuxing ihre Tochter in Sicherheit bringen und Pengju es gleich mit zwei kampfkräftigen Schergen des Oberbösewichts aufnimmt. Als Chaofeng jedoch zum tödlichen Schlag gegen seinen Bruder ausholt, schmeißt sich Sheng Di dazwischen und sinkt tot zu Boden – Pengju gibt dem Militärgouverneur mit einem letzten Schlag den Rest, während wir schockiert Sheng Dis Leiche bergen und uns mit Schriftrolle davonmachen.

Im Nachklapp sieht man nur noch Zhuxing, die vor dem Grab ihrer Tochter auf einem Hügel steht – es ist ein Jahr später. Pengju kommt den Hügel hoch und holt Zhuxing, da ihre Rebellen ihre Befehle erwarten würden. Die beiden steigen den Hügel hinab und unten wartet Tieci mit den anderen Rebellen.

Das System
Das folgende sind Eindrücke von mir... meine Mitspieler haben vielleicht andere Erfahrungen gemacht. Meiner Empfindung nach ging die Sache mit den „PDQ#“-Regeln sehr flüssig von der Hand. In den Challenges hatten wir schnell die Ergebnisse und die Techniken sorgten für das nötige Kung-Fu-Feeling, weil wir über den „Idiom“-Tag auch Kampfstile und Special Moves benennen und einbringen konnten. Ich persönlich finde, dass die Regeln mit dem Genre gut harmonieren, auch wenn noch etwas Feinschliff nötig ist. Ein paar Sachen sind mir aber doch aufgefallen...

Der direkte +1 Bonus durch einen ausgegebenen Stilwürfel ist meiner Meinung nach zu unattraktiv, um ihn zu nutzen, denn ich kann den Würfel ja auch würfeln und bekomme da auch immer eben mindestens eine 1 raus, also warum nicht direkt würfeln. Interessanterweise haben wir Techniken eigentlich in so gut wie allen Fällen einfach als +1 interpretiert, während wir Stilwürfel eigentlich immer zusätzlich gewürfelt haben. Techniken und Stilwürfeleinsatz funktioniert ja gleich.

Teilweise fand ich aber auch genau den Technikeinsatz mitunter etwas krampfig. Damit man ein einigermaßen vernünftiges Ergebnis hinkriegt (der Master Chart ist da gnadenlos), muss man ständig kreativ sein: Und hier noch eine Technik reingeschmuggelt und da noch das +2 für die Named Weapon dazu und noch eine Technik, etc. „PDQ“ zwingt den Spieler dazu Situationen zu erzeugen, in denen seine Werte überhaupt greifen – und damit klarzukommen war für mich erstmal eine Umstellung. Und das kann auch schon mal sehr anstrengend sein. Tatsächlich kann ich mir die Sache im Kampagnenrahmen tatsächlich besser vorstellen, da da vom SL auch mal Situationen konstruiert werden können, wo das Einbringen der eigenen Techniken nicht so wahnsinnig einfach ist. So ist das Ganze etwas knackiger.

Auch mit dem Schaden habe ich immer noch so meine Probleme. Besonders das mit dem Plothook beim ersten Schadensabstreichen erschließt sich mir immer noch nicht so, weil ich glaube, dass die Plothookreaktion mit besonders geringer Verzögerung zum Geschehen stattfinden sollte und der Spieler den entsprechenden Hook auch direkt mit dem SL zusammen ausarbeitet. Wenn es nur ein „SL, du darfst diese Eigenschaft jetzt plottechnisch anspielen“ ist, dann wäre mir das zu schwammig, denn einen Plothook zu einer Eigenschaft eines SCs kann der SL ja auch einbringen, wenn der Spieler keine Wound Ranks oder Failure Ranks auf der Eigenschaft hat. Die Beispiele, die ich bislang in die Richtung geliefert bekam, haben mich noch nicht überzeugt. Auch ist der Schaden sehr abstrakt und da muss man sich erst dran gewöhnen.

Ich (und ich glaube auch die anderen) habe übrigens regelmäßig vergessen, die Regeneration nach Ablauf einer Szene zu würfeln – so standen da Failure Ranks, die ich schon längst regeneriert hatte. Und auch die Wahl der Fortes, auf die ich die Failure Ranks verteile, ist erstmal wenig intuitiv, da sie reine Metabedeutung hat und vom Geschehen im Spiel komplett unabhängig ist. :P

Der Styledice-Kreislauf lief eigentlich schon ganz gut, am Anfang etwas zögerlich, aber sobald wir dazu übergegangen waren, per Chateintrag Buch zu führen wie viele jeder hat, wurde eigentlich recht viel verteilt. Ich hoffe, dass niemand sich übergangen gefühlt hat.

Exkurs: Rollenspiel im Teamspeak
Als meine erste TS-Runde war das Spielen auch etwas komplett Neues für mich... und es hat sich schon anders angefühlt, als im heimischen Wohnzimmer. Gut fand ich die Sache mit dem „Push-to-Talk“, wobei mich ein wenig die manchmal auftretende komplette Stille gestört hat, wenn keiner etwas sagte und nur Schweigen aus den Lautsprechern kam – aber nicht aus Dramatikgründen. Am Spieltisch kenne ich so lange Schweigephasen nicht. Auch hatte unsere Spielleiterin ab und an Probleme mit der Verbindung und musste deshalb regelmäßig aus- und wieder einchecken. War aber nicht tragisch... hatte was von „Der SL holt sich einen Kaffee – die Spieler hecken indes finstere Pläne aus“. Was glaube ich im Teamspeak sehr gut gehen könnte, ist das multimediale Spiel mit Bildern und Karten und Sounds und Musik... aber darauf müsste man sich wohl individuell sehr stark vorbereiten. Auch ein Manko ist das Fehlen von Mimik. Ich glaube, dass TS schon anders ist als Tischrollenspiel, ich würde es sogar als schlechtere Notlösung empfinden, aber ich habe ja aus dem Medium noch nicht alles herausgekitzelt, was da geht.

Das Fazit
Alles in Allem war das wirklich eine ganz tolle Runde! Vielen Dank an dieser Stelle an unsere grandiose SL und meine famosen Mitspieler! Ich denke das PDQ#-Wuxia-Experiment darf als gelungen betrachtet werden.
Ich hoffe noch, dass niemand tatsächlich das Gefühl hatte, dass sein Charakter außen vor gelassen wurde. Mein Charakter (Zhuxing) kam mir im Nachhinein doch sehr dominant vor – ich hoffe das hat niemanden gestört.
« Letzte Änderung: 24.02.2011 | 11:17 von Jiba »
Engel – ein neues Kapitel enthüllt sich.

“Es ist wichtig zu beachten, dass es viele verschiedene Arten von Rollenspielern gibt, die unterschiedliche Vorlieben und Perspektiven haben. Es ist wichtig, dass alle Spieler respektvoll miteinander umgehen und dass keine Gruppe von Spielern das Recht hat, andere auszuschließen oder ihnen vorzuschreiben, wie sie spielen sollen.“ – Hofrat Settembrini

Offline Laivindil

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Re: Wuxia mit PDQ# - Es war ein Versehen...
« Antwort #1 am: 24.02.2011 | 11:35 »
Tolles Tagebuch, danke!
Prima, dass die Runde so gut gelaufen ist.


Das System
(...)
Der direkte +1 Bonus durch einen ausgegebenen Stilwürfel ist meiner Meinung nach zu unattraktiv, um ihn zu nutzen, denn ich kann den Würfel ja auch würfeln und bekomme da auch immer eben mindestens eine 1 raus, also warum nicht direkt würfeln. Interessanterweise haben wir Techniken eigentlich in so gut wie allen Fällen einfach als +1 interpretiert, während wir Stilwürfel eigentlich immer zusätzlich gewürfelt haben. Techniken und Stilwürfeleinsatz funktioniert ja gleich.
 

Wenn Du über Technik oder Stilwürfel neu wirst, addiert sich das Ergebnis nicht, sondern ersetzt einen der beiden bereits geworfenen Würfel. Solltest Du also mit Deinen beiden Probenwürfel 12 gewürfelt haben, macht es wenig Sinn, einen davon neu zu werfen. Dann würde man  man die Technik / den Stilwürfel als +1 einsetzen - um es zu generalisieren: wenn einer der Würfel 1 oder 2 zeigt: neu werfen. Bei 3,4 nachdenken, ob das +1 nicht reicht. Bei 5,6 das +1 mitnehmen.

Offline Nocturama

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Re: Wuxia mit PDQ# - Es war ein Versehen...
« Antwort #2 am: 24.02.2011 | 13:00 »
Danke für das Diary, Jiba!

Ich trage mal ein paar Details nach und gehe auf die Regelsachen ein:

Zitat
da entdecken die SCs neben dem jungen Prinzen (hier weiß ich nicht mehr genau, ob das jetzt Wei Chaofengs Sohn war oder Staatsbesuch)

Das war ein Staatsbesuch – was ja der Witz an der Sache war. Chaofeng wollte seine Chance ergreifen, sich einen Fürsprecher am Hof zu sichern und sehr viel höher als bis zu einem Prinz kann man da nicht gehen (obwohl es unter Xuanzong etwa zehn Prinzen gab, dank der Polygamie…). Theoretisch hatte ich noch in Petto, dass Chaofeng dem guten Mann Drogen in den Tee mischt, um ihn in gute Stimmung zu versetzen.

Ansonsten war natürlich noch viel Action mit drin, die Jiba etwas ausgespart hat ;):

-   Die Befragung von Chu Bajie, dem Konkurrenten von Ratte, endete mit einem Sprung von Zhuxing, die den fetten Kerl durch das Fenster hinter ihm trat und ihm im Fallen das Genick umdrehte.
-   Beim Kampf mit den Kindersoldaten hatte ich besonders viel Spaß: Ein Horde kleiner Kinder mit Speeren bewaffnet, die durch die Luft sausen und immer gemeinsam angreifen. Und da sie ihre tolle Technik aus der „Schriftrolle der Hundert Wolken“ (oder so, jene Schriftrolle, die aus dem Kloster entführt wurde) gelernt hatten, sollte jeder Angriff was mit Luft zu tun haben… Fröhliches Manövernamenschmeißen!
Minion Squads, selbst sehr kompetente wie die zehn Kinder, haben recht wenig Chancen gegen SCs. Die Kinder konnten Zhuxing zwar verletzen, aber da jede Runde etwa zwei oder drei von ihnen ausschieden, war da nicht viel zu holen.
-   Der Endkampf zwischen Chaofeng und Tieci war äußerst dramatisch und sehr blutig – da habe ich noch mal gemerkt, wie mächtig ein Archvillain gegen einen einzelnen Gegner ist. Die zusätzlichen „Wundstufen“ durch mehr Fortes machen einiges aus. Chaofeng hat ja auch – sozusagen – gewonnen.
Das war auch das einzige Mal, dass ich an ein Flashy Challenge gedacht habe: Nach einem kurzen Gespräch über Tiecis und Chaofengs Vater (wobei spontan herauskam, dass der Vater auch ein fieser Kerl war, der von Tieci vergöttert, aber von Chaofeng verachtet wurde - ja, das ist richtig herum so!), trat Chaofeng die Ahnentafel des Vaters auf Tieci zu, eine äußerst respektlose Geste, die gegen jegliche Kindespietät geht. Tieci, der die Challenge gewann, schlug die Tafel zurück – direkt an Chaofengs Kopf. Dann ging das Duell richtig los und, Mann, haben die beiden Schaden ausgeteilt. Hier war der Einsatz von „Second Wind“ besonders wichtig, sonst wären wir nach geschätzten zwei Runden fertig gewesen. Erstes Blut wurde durch Tieci vergossen, der sein Schwert in Chaofengs Schulter rammte. Aber als ordentlicher Erzschurke biss Chaofeng die Zähne zusammen, zog die Klinge mit der bloßen Hand aus der Wunde und schlug seinem kleinen Bruder das Schwert aus der Hand – um ihm gleich darauf sein eigenes Schwert (übrigens hatten die Brüder identische Schwerter) durch den Leib zu rammen und Tieci an eine Säule zu heften. Tieci zog sich an der Klinge hoch, packte Chaofengs eigenen, vergifteten Dolch und verletzte ihn damit. Doch damit konnte er seinen Bruder nicht aufhalten: Chaofeng riss das Schwert zurück und holte zum entscheidenden Schlag aus… und Shengdi warf sich vor Chaofeng!
An der Stelle war schon klar, dass Tieci das Duell verlieren, aber auch nicht aufgeben würde. Ich habe kurz gefragt, ob ein Twist OK wäre und dann die Sache mit Shengdi eingebracht. Hat ja auch perfekt zum Genre gepasst!
Während Shengdi in Tiecis Arme sank und wir eine dramatische – und etwas kitschige ;) – Sterbeszene hatten, musste man sich noch um Chaofeng kümmern. An der Stelle entschieden wir uns, kein zweites Duell anzuschließen (was Chaofeng sehr wahrscheinlich verloren hätte), sondern eine einfache Challenge zu nehmen. Pengju schleuderte seinen Speer, durchschlug Chaofengs erhobenes Schwert und spießte ihn auf den Ahnenaltar an die Stelle der väterlichen Ahnentafel. „Aber es war mein Schicksal…“ murmelte Chaofeng noch und dann gab es einen Erzschurken weniger auf der Welt.
Passenderweise fiel für Chaofeng im Challenge-Wurf (den wir kurzerhand gegeneinander würfelten, kam mir dramatischer vor) eine Doppeleins, nachdem ich während des Duells sehr gut gewürfelt hatte. Mein Style Die-Reroll bracht… wieder eine eins. Da hatten die Würfel echtes Gefühl für Drama ;) Das führt mich zu:

Zitat
Der direkte +1 Bonus durch einen ausgegebenen Stilwürfel ist meiner Meinung nach zu unattraktiv, um ihn zu nutzen, denn ich kann den Würfel ja auch würfeln und bekomme da auch immer eben mindestens eine 1 raus, also warum nicht direkt würfeln. Interessanterweise haben wir Techniken eigentlich in so gut wie allen Fällen einfach als +1 interpretiert, während wir Stilwürfel eigentlich immer zusätzlich gewürfelt haben. Techniken und Stilwürfeleinsatz funktioniert ja gleich.

Lavindil hat's gerade schon geschrieben: Das war ein Missverständnis: Ein gibt einen Reroll eines Würfels oder +1. Das lohnt sich also nur, wenn man eine niedrige Zahl in seinem Wurf hat – so wie die Doppeleins.

Zitat
Teilweise fand ich aber auch genau den Technikeinsatz mitunter etwas krampfig. Damit man ein einigermaßen vernünftiges Ergebnis hinkriegt (der Master Chart ist da gnadenlos), muss man ständig kreativ sein

Den Masterchart finde ich nicht so tragisch, es sind eher die Duelle, bei denen man krampfhaft ums kombinieren bemüht ist. Man kann auch gar kein Kombinieren zulassen (was ja einige machen), aber ich finde das eigentlich ganz gut. Eine richtige Lösung dafür gibt es nicht – man kann sich vorher überlegen, welche Kombinationen Sinn ergeben oder einfach anhand des Spielflusses und was gerade rockt entscheiden. Ich möchte für mich gerne letzteres machen. Dann fehlt halt mal eine Forte, macht ja auch nichts.


Zitat
Auch mit dem Schaden habe ich immer noch so meine Probleme. Besonders das mit dem Plothook beim ersten Schadensabstreichen erschließt sich mir immer noch nicht so, weil ich glaube, dass die Plothookreaktion mit besonders geringer Verzögerung zum Geschehen stattfinden sollte und der Spieler den entsprechenden Hook auch direkt mit dem SL zusammen ausarbeitet. Wenn es nur ein „SL, du darfst diese Eigenschaft jetzt plottechnisch anspielen“ ist, dann wäre mir das zu schwammig, denn einen Plothook zu einer Eigenschaft eines SCs kann der SL ja auch einbringen, wenn der Spieler keine Wound Ranks oder Failure Ranks auf der Eigenschaft hat.

Ja, so ganz zufrieden bin ich mit den Plot-Hooks auch nicht. Generell finde ich die Idee gut, nur sammeln sich in einer Runde so viele Plothooks an, dass es etwas mühsam weden kann. Ich würde in Zukunft die fallen lassen, die man nicht zügig anspielen kann. Durch die Plothooks wird durchaus das Augenmerk auf eine bestimmte Eigenschaft des Charakters gelenkt, was eigentlich schön ist. Es sollte aber nicht zum Krampf werden.
Plothooks für Sub-Plots würde ich nach dem Spiel mit dem Spieler zusammen erstellen und ihm dann erlauben, eine Ephemera (aber auch nur eins pro Spieler) für diesen Plothook zu nehmen. Ephemeras sind so etwas wie temporäre Fortes, die auch Schaden abbekommen können (und so neue Plothooks generieren) und nach einer Sitzung oder ihrem Einsatz verschwinden. So kann man aus dem Plothook „Bruder des Militärgouverneurs“ die Ephemera „Wird als Brudermörder gesucht +2“ machen. Schon hat man einen zukünftigen Sub-Plot!
Ergibt sich natürlich auch aus der Geschichte, aber so geht’s auch…

Zitat
Ich (und ich glaube auch die anderen) habe übrigens regelmäßig vergessen, die Regeneration nach Ablauf einer Szene zu würfeln – so standen da Failure Ranks, die ich schon längst regeneriert hatte. Und auch die Wahl der Fortes, auf die ich die Failure Ranks verteile, ist erstmal wenig intuitiv, da sie reine Metabedeutung hat und vom Geschehen im Spiel komplett unabhängig ist.

Regenerieren ist vermutlich Übungssache und dürfte nach ein oder zwei Abenden von alleine gehen. Warum auch immer, ich hatte mit dem Schaden nie so ein Problem. Ich glaube, du hast dich zu sehr daran gestört, dass dieser Teil nicht in die Erzählung eingebettet werden muss. Auf seine Art ist der Schaden genauso abstrakt wie HPs oder ähnliches, was du vermutlich nicht erwartet hast. Ich entscheide tatsächlich rein pragmatisch („was brauche ich wohl nicht mehr?“) und nach Storyaspekten („Was ergibt einen guten Plot-Hook?“).

Zitat
Als meine erste TS-Runde war das Spielen auch etwas komplett Neues für mich... und es hat sich schon anders angefühlt, als im heimischen Wohnzimmer. Gut fand ich die Sache mit dem „Push-to-Talk“, wobei mich ein wenig die manchmal auftretende komplette Stille gestört hat, wenn keiner etwas sagte und nur Schweigen aus den Lautsprechern kam – aber nicht aus Dramatikgründen.

Das ist tatsächlich ein Problem – da nicht alle gleichzeitig sprechen können, wartet manchmal jeder darauf, ob jemand etwas sagt. War aber nicht so tragisch, fand ich. In einer anderen Runde kommt das wesentlich häufiger vor.

Zitat
Ich glaube, dass TS schon anders ist als Tischrollenspiel, ich würde es sogar als schlechtere Notlösung empfinden, aber ich habe ja aus dem Medium noch nicht alles herausgekitzelt, was da geht.

Ja und nein ;) – ich selbst bevorzuge auch das Tischrollenspiel, aber… TS hat einfach den großen Vorteil, dass man für bestimmte Spiele richtig gute Spieler (euch zum Beispiel) zusammenkriegt, was in den heimischen Kreisen nun mal nicht immer geht. Gleiches gilt für exotische Systeme/Settings. So eine coole Drama-Runde hätte ich zu Hause am Tisch nur schwer zusammengekriegt und man kann auch nicht jede Woche durch die halbe Republik fahren … Für rockende Rockstarspieler nehme ich die TS-Nachteile gerne auf mich, denn das wiegen die Vorteile allemal auf ;)
Eine zweite Sache ist für mich, dass im TS weniger OT gesprochen wird. Gut, bei entsprechenden Runden ist man sowieso so bei der Sache, dass da nur kurze Plauderphasen aufkommen (die ja auch OK sind). Bei anderen Runden ist durch die Trennung Chat-Gelaber und TS-Spielen mehr Handlung in der gleichen Zeit drin. Finde ich gut. In meinen Tischrunden wird wesentlicher häufiger unterbrochen, um zu schwätzen.

Als Fazit kann ich nur noch mal sagen: Danke an alle, das war echt klasse. Es ist schön, wenn man sich als SL zurücklehnen und die Spieler machen lassen kann. Gerade Fakten/NSC zu kaufen, wurde reichlich genutzt, was immer toll ist. Ein paar vorbereitete Sachen musste ich gar nicht einbringen, weil die Spieler das von ganz alleine gemacht haben. So wie Bad Horse mit der „Schwarzen Rose des Vergessens“ (bevor überhaupt klar war, was mit Shengdi los ist) – dann hat Chaofeng eben so Shengdis Gedächtnis gelöscht ;) Das war genau das Miteinander, das man in einer Runde haben will.
Ich habe sogar die Regeln gebrochen (gasp!) und meistens den Ausgang einer Challenge oder eines Duells selbst erzählt – so hatte ich wenigstens was zu tun :D In so einer Runde muss man das aber auch nicht so akkurat trennen, das mag bei stilleren Spielern anders sein.

Außerdem habe ich gelernt, dass ich als Spieler viel immersiver bin als als SL. Dramarunden sind deshalb als Spieler einen Tick schöner, finde ich.
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Offline Bad Horse

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Re: Wuxia mit PDQ# - Es war ein Versehen...
« Antwort #3 am: 3.03.2011 | 14:17 »
Mir hat´s auch gefallen, auch wenn ich im Nachhinein immer noch der Meinung bin, dass Tieci zusammen mit Sheng Di hätte sterben sollen.  :)
Zumal er das Gegengift eben nicht geholt hat - er hat das nur behauptet, damit der alte Meister Ruhe gibt.

Ich fand allerdings das Gewürfel per Invisible Castle ziemlich nervig, weil das sehr viel Zeit gefressen hat. Ich hätte lieber einfach hier am Tisch gewürfelt und euch das Ergebnis erzählt - das wäre wesentlich schneller gegangen, und bei Kampfszenen auf den Würfelbot zu warten verzögert mir die Actionszenen zu sehr.

@TS: Die Ausfälle waren teilweise etwas nervig, vor allem in der dramatischen Sterbeszene von Sheng Di. Andererseits hat Anne recht: Als Medium, um mit coolen Leuten quer über die ganze Welt zu spielen, ist es einfach nicht zu schlagen.  :)

Alles in allem fand ich es großartig und würde das jederzeit wieder machen!  :)
Zitat von: William Butler Yeats, The Second Coming
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Re: Wuxia mit PDQ# - Es war ein Versehen...
« Antwort #4 am: 3.03.2011 | 18:51 »
Ich würde gerne etwas intelligentes schreiben, aber mir will partout nix einfallen, was nicht schon gesagt wurde. Auf jeden Fall hat es trotz Teamspeak sehr viel Spaß gemacht und das System rockt.  :)
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