Phantom der Oper
Vor vielen Jahren war Maria Monegatti eine berühmte Opernsängerin. Ursprünglich stammte sie aus einem kleinen Dorf in Sirria, doch ihr Ruhm führte sie schließlich durch halb Kreijor. Im Alter von 14 Jahren entdeckte ihr Lehrer die außergewöhnliche Stimme. Glücklicherweise war er selbst Musiker, und so beschloss er, die kleine Maria in Stimmbildung, Lyraspiel und Notenlesen zu unterrichten. Die Kleine machte rasch enorme Fortschritte, und nach 4 Jahren war aus dem schüchternen kleinen Mädchen eine attraktive junge Frau geworden - bereit für die Bühnen der Welt. Ihr Debüt in der weltberühmten Sarala-Oper von Veruna war umwerfend und innerhalb kürzester Zeit Stadtgespräch unter kunstinteressierten Adeligen. Ihr klarer Mezzosopran kam vor allem in den Opern des damals bewunderten Komponisten Gentolus (der wie sie aus Sirria stammte) zur seiner vollen Blüte. Die Legende geht, dass selbst die in der Sarala-Oper üblicherweise anwesenden Nachtgeister bei der Textstelle
Laß mich dir klagen,
daß mir hienieden
mein Los beschieden
verbannt zu sein.
Der Freiheit Wonne
schwand meinem Leben;
könnt' ich mit Tränen
den Tod ersehnen,
er bringt Erlösung
von aller Pein.
in Tränen ausbrachen, durch die sie sich selbst verrieten und gefasst wurden. Kurzum, Maria wurde zum umjubulten Opernstar und reiste auf ausgedehnten Tournéen durch Veruna, Sirria, Sapphiria, Aquitaine und Vargothia. Doch mit der Zeit zeigten sich erste Risse im Bild der erfolgreichen Sängerin. Sie hatte mehr Verehrer, als die Woche Tage, sie entwickelte Launen, aus denen heraus sie mirnichts dirnichts Konzerte von einem Moment auf den anderen absagte. Mal war es der Dirigent, der ihr nicht passte, mal das Orchester. Am Anfang ließ man ihr derartige Attitüden ohne weiteres durchgehen, schließlich lockte sie Massen an, doch mit der Zeit... verblasste ihr Stern, andere Sänger und Sängerinnen betraten die Bühne und stahlen ihr den Ruhm. Dazu kam eine Äußerung ihres Lieblingskomponisten Gentolus, der abfällig von ihr sprach, was ihr im nach hinein betrachtet, wohl den Todesstoß versetzte. Den ersten.
Ein langjährige, wohlhabender Verehrer lud sie daraufhin nach Aquitaine ein, wo sie in seiner bescheidenen Sommerresidenz einigen Soireen geben sollte. Dieser Bewunderer, Vicomte Gilles de Rais, ehelichte sie ein Jahr später und das glückliche Paar ließ sich südlich von Brionesse in der Nähe der sirrianischen Grenze nieder, wo Gilles ein paar Hektar Land und einen kleinen Gutshof besaß. Kurz darauf gebar sie einen Jungen, der jedoch ab dem Zeitpunkt seiner Geburt kränklich und schwächlich war, und kurz nach seinem zweiten Geburtstag verstarb. Die Grablegung ihres Erstgeborenen schmerzte Maria wie ein Todesstoß, ihr zweiter.
In den Jahren darauf wurde es still um sie. Ihr Name hallte wie ein Echo durch die Köpfe der Menschen, fast vergessen und ihrem Schicksal überlassen. Sie lebte nun zurückgezogen auf dem Landgut ihres Mannes, dem seinerseits so manche Affäre nachgesagt wurde. Teilweise war sogar von Perversion die Rede, denn der Vicomte de Rais gab sich anscheinend nicht nur mit lebenden, sondern auch mit unlebenden Frauen ab, eine Angewohnheit, die von seinem Aufenthalt in Goremound herrühren mochte.
Als schließlich ihr 40. Geburtstag nahte, offenbarte sich in Marias Träumen (Der Tod ist des Schlafes Bruder) Koros, der sie überzeugte, noch einmal aufzutreten, indem er ihr ein grandioses Comeback prophezeite. Und so fasst sie den Entschluss, nach Veruna zu reisen, und es noch einmal zu versuchen. Die Gerüchte im Vorfeld ihres Konzertes sprossen ins Kraut und ihr kommender Auftritt war (endlich wieder) der Gesprächsstoff der Stadt. Sie wurde ständig von ihrem Ehemann, einem überzeugtem Koros-Anhänger, begleitet.
Unglücklicherweise fiel ihr Auftritt mit einer eskalierenden Hungerrevolte der verunischen Sklaven zusammen, so dass die meisten Adligen, ihr Zielpublikum, den Auftritt verpassten. Als Maria beim ersten Auftritt sah, dass sie vor leeren Rängen spielen würde, versagte ihr die Stimme. Nur ein leises, in der nicht gefüllten Halle, schnell verklingendes Krächzen ließ sich vernehmen. Das war der dritte Todesstoß. Sie stieß sich noch auf der Bühne einen Dolch ins Herz und brach tot zusammen. Rasch brachte man sie in ihre Garderobe, doch die herbeigeeilten Heilkundigen konnten nur noch den Tod feststellen. Ihre Stimme war für immer verklungen.
Nachdem alle gegangen waren, lag sie aufgebahrt dar, und einer blieb bei ihr. Ihr Mann Gilles konnte es nicht fassen. Er konnte es einfach nicht glauben, nicht akzeptieren, dass seine Maria ihn verließ. Er wandte seine nekromantischen Kräfte auf, um sie in der Umkleide noch als Wiedergängerin zurückzuholen. Zuerst war auch alles gut gegangen, aber dann unterlief ihm ein kleiner Schnitzer während des Rituals, durch den ein kleiner Teil ihrer Seele abgespalten wurde. Das Ritual missglückte, doch sie kam trotzdem zurück. Es war genau jene Wiederkunft, die Koros in ihren Träumen vorausgesagt hatte, doch das realisierte sie erst, nachdem sie ihr Spiegelbild betrachtet hatte. Die sich abschälende Haut, der leere Blick, die epistemische Wahrheit, dass ihr eigener Mann sie in ein Monster verwandelt hatte, das war ihr vierter (und letzter?) Todesstoß.
Maria Monegatti, menschliche Wiedergängerin
Eigenschaften: ST 3, GE 5, KON 4, WA 8, INT 6, WIL 6, CHA 8 / abgeleitet: Arkane Macht 17, Potential 3, VW 20, SR 11, GW 16
Fertigkeiten: Aufmerksamkeit 4, Ausweichen 4, Beeindrucken 4, Musizieren 6, Schauspielern 4, Schleichen 5, Singen 9, Tanzen 4, Verbergen 5,
Schwächen: Arrogant 4, Gelübde (Die Oper mit dem Unleben verteidigen) 4, Hässlich 10
Vorzüge: Wiedergänger 15, Verbündeter (Gilles de Rais, mächtiger als sie, 1x pro Spielabend) 5, Ausgeprägtes Gehör 4
Magische Gegenstände: Vampirfledermausumhang 10 (1x pro Tag - Verwandlung in Gargylen), Knochenrüstung (permanent) 5/0
Kampfschulen: Nekromantin 3, Bardin 6 (musisches Talent: Singen), Erwachte Begabungen wie folgt:
Operndiva (Kompendium)1 KP. Aktion. Keine KP für Aufrechterhalten. Singen gegen SR jedes der Anwesenden -> der Char
übertönt automatisch die andere Person (sowie ggf. andere Geräusche; ggf. MW von 20 bis 30). -1 auf Zauberversuche derer, deren SR erreicht wurde. In geschlossenen Räumen ist die Reichweite meist das gesamte Gebäude. In offenem Gelände erhält der Char -5, Reichweite 20m +10m pro Erfolg. Aktion. Einmal pro Szene. Singen gegen SR+4 -> ein kurzer, schriller Ton lässt eine Person im Umkreis von 10m alles in der Hand Gehaltene fallen. Die Wirkung hält Dieselbe Runde an. Bei krit. Erfolg erleidet das Opfer 1w10 B Schaden und wird schwerhörig.
Todessängerin (Goremound)Berufswegspezialisierung (die Lieder müssen in der angegebenen Reihenfolge gelernt werden).
1 KP (zum Anstimmen). Aktion (beim Anstimmen keine Mehrfachaktionen, Aufrechterhalten: eine Aktion pro Runde). Der Char stimmt aus vollem Halse ein markerschütterndes Heulen und Stöhnen an, wodurch der Effekt sofort eintritt und anhält, solange der Char weitersingt (max 1 Szene). Der Char strahlt im Umkreis von 5m Hörweite Furcht mit Stärke 3x Stufe (Todessängertechnik) aus (für jede 5m mehr -> Furcht -1), wovon er bestimmte Personen ausschließen kann. Keine kumulative Wirkung. Der Malus durch die Furcht beträgt max 6.
Das Stöhnen aus der Gruft
Voraussetzung: Singen (modifiziert) 5
Wenn die Singenprobe den GW um 12 oder mehr überwindet, kann der Char (ggf. für jedes Opfer individuell) wählen, ob das Opfer erstarrt oder flieht.
Der Gesang der Ghule
Voraussetzung: Singen (modifiziert) 7
Wenn die Singenprobe den GW um 12 oder mehr überwindet, kann der Char (ggf. für jedes Opfer individuell) wählen, daß das Opfer mit einem Malus von -6 handeln und keine KP einsetzen kann.
Charakterprofil
Wird ihr Opernhaus angegriffen, bleibt sie im Dunkeln und orientiert sich anhand ihres ausgezeichneten Gehöres. Aus den Schatten heraus versucht sie ihre Bardenspezialisierungen einzusetzen. Zusätzlich hat sie schwächere nekromantische Fernkampfzauber wie Knochenpfeil, Seelensauger oder fleischfressende Wolke. Ihre letzte Fluchtmöglichkeit bleibt die Verwandlung in den Gargylen (was es ihr immerhin erlaubt zu fliegen), was aber in der letzten Zeit nicht allzu oft notwendig war.
Plothooks
Die untote Diva ist sorgsam darauf bedacht, den Spuk im Opernhaus aufrecht zu erhalten. Zum einen will sie so Eindringlinge abschrecken, andererseits genießt sie es aber auch, wieder Stadtgespräch zu sein. Dazu lässt sie sich hin und wieder auch außerhalb blicken, was die Spekulationen stets zuverlässig wuchern lässt. Ihr Ehemann treibt sich seit dem missglückten Ritual in der Nähe der Oper herum, wo SC ihn treffen und/oder ansprechen können. Der Seelenteil, der während des Rituals abgespalten wurde, irrt ruhelos durch die leeren Requisiten. Wenn die SC mit diesem Geist in Kontakt treten können sie von ihm einige wertvolle Informationen erhalten. Maria selbst wurde zur Todessängerin, die keine Eindringlinge in “ihrem” Opernhaus wünscht, und solche Gestalten zur Not eigenhändig wieder vertreibt. Es gibt jedoch Gerüchte, dass Koros bereits das ein oder andere mal zu einer Privatvorstellung erschienen ist.
Zumal so ein dunkles, halb verfallenes Opernhaus ist natürlich an sich ein bereits eine reizvolle Örtlichkeit, die dramatischen, wie taktischen Kampf ermöglicht. Der Gesang ist eine ordentliche Herausforderung, denn effektiv würfelt Maria mit 2 W10 + 20 auf Singen (Fertigkeit 9, CHA 3, Barde 6, Kraftpunkte 2). Bei einem durchschnittlichen Wurf sind beim Gesang der Ghule und dem Stöhnen aus der Gruft alle betroffen, deren GW > 20 ist. Dazu können noch Zombies, Untote, Phantome und sogar ein Meisternekromant (ihr Ehemann Gilles) auftauchen, wenn es gewünscht wird. Oder hat vielleicht doch der Totengott seine kalten Finger im Spiel? Lässt er die SC in ihrem Tun ungestört? Vielleicht ist es auch bloß der übliche Tratsch, und die SC werden vom lokalen Herrscher angesprochen, einmal nachzusehen?
Autor: Doc Sportello, CC5
Quelle:
http://www.nackterstahl.de/nackterstahl/forum/index.php/topic,6105.msg54772.html#msg54772