Hallo,
eine Frage an die Hunter- oder Werwolf-Erfahrenen: Ich hab mir gerade die Regeln zu Lunacy angesehen. Danach ist es ja so, dass Menschen, die nicht eine bärig hohe Willensstärke haben, von Panik erfasst werden und fliehen, sobald sie einen Werwolf in einer seiner „Mischformen“ sehen. Es ist ein übernatürlicher Effekt, daher ist es egal, wie mutig oder abgebrüht die Charaktere sind. So weit so gut.
Es gibt aber auch nie eine Gewöhnung, sondern die Angst wird bei jeder Begegnung erneut ausgelöst. Da sehe ich Probleme für die praktische Umsetzung:
Angenommen, die Hunter hatten ein Encounter mit einem einzelnen Werwolf und sind in Panik geflohen. Später ermitteln sie, wo er sich aufhält und planen einen gut organisierten Angriff, mit tollen Silberwaffen, Taktiken und allem drum und dran. Sofern sie den Werwolf aber nicht gerade im Schlaf überraschen, wird er sich bei einem Angriff fix in einen Garu verwandeln, und schwupps, schon machen sich die Hunter ins Hemd und rennen wieder, was das Zeug hält. Und zwar unabhängig davon, ob sie erfahrene Jäger sind oder blutige Anfänger, unabhängig davon, ob sie mit einem Küchenmesser bewaffnet sind oder einen versilberten Raketenwerfer dabei haben. Ich finde das für die Spieler total frustrierend, gerade wenn man vorher den halben Abend damit verbracht hat, Infos zu sammeln und generalstabsmäßig den Angriff zu planen.
Natürlich könnte man die Charaktere bei ihrer Recherche herausfinden lassen, dass sie gegen einen Werwolf nur dann eine Chance haben, wenn sie ihn überraschen, während er schläft oder gerade in irgendein Ritual vertieft ist. Nur gibt das nachher nicht gerade eine spannende Szene ab...
Ach ja, und dann wäre da noch die Sache mit dem Verdrängungsmechanismus: Lunacy bewirkt auch, dass man sich an den Werwolf nicht so recht erinnert. Statt dessen bastelt sich das Gehirn eine andere Erklärung zurecht. Find ich zwar total logisch, weil traumatische Situation, aber auch dieser Effekt tritt jedesmal wieder auf. Überspitzt gesagt: Wie sollen die Hunter denn je herausfinden, dass sie es überhaupt mit einem Werwolf zu tun haben? Klar, Indizien, schlaue Bücher wälzen etc. Aber darum geht es nicht wirklich. Ich hab einfach das Gefühl, die Hunter müssten irgendwann mal die Chance bekommen, sich so einem Monster gegenüberzustellen, statt ihnen über Regeln sämtliche Handlungsmöglichkeiten wegzunehmen.
Rein regeltechnisch könnte man natürlich alle Erfahrungspunkte eines Charakter und zusätzlich noch die Practical Experience der Gruppe verballern, um einen der Hunter auf Willpower 10 hochzurüsten, weil ja der Charakter mit dem höchsten Wert stellvertretend für die ganze Gruppe der Lunacy widersteht. Aber ich mag immer nicht dieses schrecklich taktische Denken, wenn es um Charakterentwicklung geht (20 Jahre D&D-geschädigt…). Soll der Charakter doch seine Punkte lieber auf den Skill Blockflöte ausgeben, wenn ihm das gefällt, statt sich gezwungen zu sehen, seine Willpower zu trainieren.
Wie geht ihr mit dem Thema um?
CU
Saffron