Die Frage nach dem Zeitaufwand ist pauschal echt schwer zu beantworten. Bei einem Manuskript, das mich quasi fast nicht gebraucht hätte, sind 10 Seiten pro Stunde denkbar, aber das wäre schon wirklich extrem. Bei dem schlimmsten Manuskript, dass ich selber jemals hatte, hab ich zwei Seiten die Stunde geschafft.
Jeweils ausgehend von einem Durchgang – und ein gutes Lektorat wird mehr als den einen haben.
Natürlich kann man auf Fan-Lektorate setzen, die sich dann vielleicht mit dem Beleg alleine glücklich zeigen, aber die Frage nach der Qualität muss sich natürlich dennoch stellen lassen.
Aber da ich auch nicht die Zeit habe, mein eigenes Ratespiel jetzt hier bis zum Exzess zu treiben, um kurz zu illustrieren, worauf ich hinauswollte:
Wenn ich mal annehme, dass es 150 Manuskriptseiten wären und nicht 150 A4, wie ich zuvor schrieb (das A4-Buch hat vermutlich trotz Illus mehr Zeichen, aber sei's drum), dann würde man gemäß der Vorschläge des Verbands der Freien Lektoren irgendwas zwischen 750 und 1.350 Euro veranschlagen müssen. Das ist alleine bei den Auflagenzahlen der deutschen Rollenspiel-Szene völlig illusorisch … viele kleine Spiele, Ergänzungsbände oder eben belletristische Nischenprodukte haben vielleicht mal eine Auflage von 500 Stück, da wären das dann 1,50 bis 2,70 Euro Gewinn pro Buch – ausgehend davon, dass die ganze Auflage zum Vollpreis weggeht – die nötig wären, damit sich das rechnet. Und das mit der "ganzen Auflage" klappt zum Beispiel schon alleine wegen der Belegexemplare nicht.
Das ist es, was Scorp zum Beispiel auch meinte, als er darauf verwies, dass Rollenspielbücher zwar vielleicht für den Endkunden teuer scheinen, aber rein in der Verlagskalkulation eigentlich viel zu billig sind. Da wird sehr viel mit Herzblut und Sympathie gegenfinanziert, was ja sogar cool ist. Es macht die Szene halt erst möglich.
Aber ich denke das sollte man sich einfach mal vor Augen halten und bewusst machen, damit man eine Idee hat, in welchen Bahnen man bei deutschen Rollenspiel-Produkten immer rechnen muss.
Viele Grüße
Thomas