Nachdem Obsidian Portal mir momentan den Login verweigert, kommt mein Diary in diesen Thread. Den ersten Teil gibt es
hier.
Ich blinzele. Mein eines Auge will nicht richtig aufgehen. Ich schmecke Blut und kann meine Hände nicht richtig bewegen. Es klickt. Handschellen. Langsam wird meine Umgebung wieder schärfer. Ich sitze im Bad eines billigen Motelzimmers auf dem Boden, an die Heizung gefesselt.
„Wann kommt sie endlich?“ sagt jemand.
„Halt deine Klappe und iss noch was. Sie kommt schon, wir haben einen Deal“, antwortet eine bekannte Stimme. Die Titten-Bikerin.
Ein Motelzimmer voller Ghoule. Es riecht nach Schlachtbank und das kommt nicht von mir. An mir ist noch alles dran, Gott verdammt noch mal sei Dank.
Mitten im Raum liegt der Sheriff. Tot. Halb aufgefressen.
DeVries haben sie auf einen Stuhl gefesselt und ihm ein Messer zwischen die Rippen gesteckt. Blutbläschen bilden sich regelmäßig vor seinem Mund. Lebt noch, der Arsch.
Es klopft. Die Ghoule schrecken auf. Titten geht an die Tür. Ein Mann kommt rein, ein echtes Wiesel.
Ein Wiesel mit schwarzen Augen.
Scheiße. Aber wenn’s nicht Engel sind, die die Tröte wollen, müssen es wohl Dämonen sein.
„Ich bin hier für die Lieferung“, sagt er.
„Hey“, sagt ein Ghoul mit Ziegenbärtchen und baut sich vor ihm auf. „Mit dir haben wir keinen Deal gemacht. Das war mit der Frau!“
Der Dämon seufzt. „Sie ist verhindert. Ich kann das Päckchen genauso annehmen. Machen wir das nicht ungemütlicher als es sein muss, ja?“
Titten hat plötzlich ihren Dolch in der Hand. „Wir können auch ungemütlich werden.“ Sie zeigt ihm die Zähne.
Der Dämon verengt die Augen und hebt eine Hand.
Ziegenbärtchen geht dazwischen. Schade eigentlich. „Okay, okay. Hauptsache, wir werden bezahlt. In Ordnung?“
Der Dämon und Titten weichen etwas zurück. Der Dämon streicht sich über seinen Anzug und sagt: „Ein Deal ist ein Deal. Gehen wir?“
Und das tun sie.
Ein Ghoul bleibt zurück und spielt auf dem Bett mit seinem Handy. Schon besser. Einen kann man schaffe.
Aus den Augenwinkeln sehe ich, dass DeVries sich bewegt. Er hat sich das Messer aus der Seite gezogen und schneidet damit an den Seilen. Autsch. Na ja, zu zweit haben wir eine Chance.
Ich spucke Blut auf die weißen Kacheln. Der Ghoul sieht zu mir rüber.
„Hey“, krächze ich.
„Was ist denn?“ sagt er und schaltet den Fernseher an.
„Ich will nicht gefressen werden“, sage ich. „Ist nur natürlich. Vielleicht können wir uns irgendwie einigen?“
„Hmm.“ Er schaltet den Fernseher an. „Klar, ich könnte den anderen essen… aber die religiösen Typen, die schmecken immer so scheiße.“
„Bei meinem Kippen-Verbrauch bin ich sicher auch nicht so lecker.“
Motorengeräusche. Fährt da draußen ein Auto vor?
„Ach so ein bisschen Raucharoma…“ Er leckt sich die Lippen. Toll. „Ich glaube nicht, dass du mir was anbieten kannst.“ Er wechselt das Programm auf ‚Slutty Housewives IV’. „Magst du Porno sehen, bevor wir dich fressen?“
Dass ich das mal gefragt werde…
Ich rüttele an den Handschellen. „Ohne freie Hände ist das irgendwie nichts. Kannst mich ja losmachen.“
„Ist klar. Nene, und helfen tue ich dabei dir auch nicht.“
Genau. Das war schon immer mein geheimer Traum. Und ich hoffe, dass ich vor meinem Ende nicht sehen muss, wie ein Ghoul es sich selbst besorgt.
Draußen knirscht Kies. Da ist wirklich ein Auto. Vielleicht hat
Kitty Hilfe geholt. Beim Sheriff… Scheiße.
„Mach mal lauter“, sage ich. „Hat er sein Rohr schon verlegt?“
„Ist grad voll dabei.“ Er dreht wirklich den Ton auf. Lautes Stöhnen erfüllt den den Raum.
DeVries hat endlich die verdammten Seile durchgesägt und steht auf. Der bescheuerte Ghoul ist voll mit den Hausfrauen beschäftigt und merkt nichts.
DeVries kickt das Messer zu mir hinüber und wirft mir einen Blick zu.
Verstehe schon. Du gottverschissener Bastard willst mich hier lassen. Für seine Scheißtröte lässt er jemand anderen von einem Ghoul fressen.
Ich muss echt meine Zähne aufeinander beißen, um ihn nicht sofort zu verpfeifen. Stattdessen warte ich, bis er durch die Tür ist und einen kleinen Vorsprung hat.
„Hey“, sage ich. „Deine Vorspeise macht sich gerade davon.“
Der Ghoul schaut erst den Sheriff an und dann auf DeVries leeren Stuhl. Nicht der Schlauste, was? Immerhin springt er auf und rennt hinter DeVries her.
Ich reiße an der Heizung. Ein, zwei Mal, dann löst sie sich.
„Oooh“, stöhnt die Frau im Fernseher. „Dein Rohr, es ist soooo groß und hart…“
Ich widerspreche ihr nicht, als ich mit dem Heizungsrohr hinter dem Ghoul herschleiche. Ich kann ihn schon durch die Tür sehen, ebenso wie DeVries, der wie ein Idiot in der Gegend herumsteht.
Und dann rauscht was Pelziges zwischen meinen Füßen durch. Ich will mich noch abfangen, aber die verdammten Handschellen sind mir im Weg. Der Boden kommt sehr schnell näher und ich werde sehr deutlich an die Blutergüsse überall an meinem Körper erinnert.
Direkt vor meinem Gesicht taucht eine Hundezunge auf und leckt mich voller Begeisterung ab. Miffy bellt und springt um mich herum.
„Agent White! Agent White! Oh mein Gott, was ist denn mit ihnen passiert! Ich helfe ihnen!“ Kitty zieht mich auf die Füße und quietscht dabei weiter vor sich hin.
Vor der Tür schlägt sich DeVries mit dem Ghoul. Ich bin echt versucht, ihn einfach alleine zu lassen. Aber natürlich schiebe ich Miffy mit dem Fuß zu Kitty hinüber: „Halt den Hund fest.“
Dann nehme ich mein Rohr und gehe nach draußen.
Der Ghoul ist inzwischen auf dem Boden gelandet und DeVries tritt nach ihm. Eine
blonde Frau steht etwas entfernt neben einem teuren Auto und zielt auf den Ghoul.
Ich mache mit und ein paar Schläge und Tritte später ist der Ghoul-Kopf hinüber.
Er hatte die Schlüssel für die Handschellen in der Tasche. Scheiße. Ich reibe meine Handgelenke und sehe DeVries an. Er sieht ziemlich mies aus. Die Wunde an seiner Seite blutet immer noch.
Ich sehe ihm kurz in die Augen, dann schlage ich ihm voll auf die Wunde und er geht mit einem Grunzen in die Knie.
Gewalt kann so heilsam sein.
Kitty steht neben ihrem Auto, den Mund offen, eine Kamera in der Hand.
Genau das, was ich jetzt brauche. Ein Video, wie ich einen Kerl den Schädel zu Klump prügele. Ich reiße ihr die Kamera aus den Händen, schmeiße sie auf den Asphalt und trete noch mal ordentlich drauf.
Kitty explodiert. „Meine Kamera! Die ist von meiner Freundin! Die war echt teuer! Sie können doch nicht… Agent White!“
Ich ziehe das Päckchen Kippen aus meiner Brusttasche und suche mir eine, die weder voller Blut noch abgeknickt ist. Ich inhaliere tief den Rauch und atme langsam wieder aus.
Kitty schimpft immer noch. „Ich habe Ihnen das Leben gerettet, Agent White!“
Das stimmt zwar nicht ganz, aber immer hat sie’s versucht. Ich biete ihr eine Zigarette an.
„Das ist ungesund“ sagt sie und hat dabei diesen verkniffenen Nichtraucher-Ausdruck.
Gut, dann halt was anderes. Ich mache die Tür zu meinem Auto auf, lasse die blöde Töle aus Versehen wieder raus und ziehe meine Reserveflasche „Old Crow Kentucky Whiskey“ unter dem Sitz hervor.
Immerhin nimmt Kitty etwas davon und fängt prompt an, fürchterlich zu husten.
Old Crow ist absolut widerlich, ja.
Während Kitty noch um Atem ringt, klopft mir die Blondine auf die Schulter.
„Irene Hooper-Winslow“, sagt sie in einen britischen Akzent und streckt ihre Hand aus.
Ich überlege eine Sekunde, mich als „Agent White“ vorzustellen, aber ich habe wirklich keine Geduld mehr, eine dünne Coverstory aufrecht zu erhalten.
„Cal“, sage ich.
„Sind Sie ein Freund von… Agent Black?“ fragt sie.
„Partner“, sage ich. Und das ist schon übertrieben.
„Ach“, sagt sie und zieht eine Augenbraue hoch. „Wie lange denn schon?“
„Zu lange.“ Und damit gehe ich mal rüber zu DeVries. Er ist noch nicht tot, also klebe ich seine Wunde provisorisch zu.
Er stöhnt und öffnet die Augen. Seine Lippen bewegen sich.
„Halt die Klappe oder ich mache das noch mal“, sage ich und er macht seinen Mund wieder zu.
„Du da, hilf mir mal, ihn ins Auto zu bringen“, sage ich zu der Blondine. Sie dreht sich zu Kitty um: „Helfen Sie dem Mann.“ Kitty schaut sie nur an und trinkt noch mal aus der Flasche. Die Blondine presst ihre Lippen zusammen und hilft mir.
„James, das Erste-Hilfe-Paket“, sagt sie und sieht sich noch mal DeVries Wunde an. Hinter ihr taucht ein älterer Herr auf, der ihr das Paket in die Hände drückt. Sympathisch. Dass sie DeVries anschaut, als hätte sie mal was mit ihm gehabt, macht es nicht besser.
Statt Desinfektionsmittel kippt sie ihm Weihwasser in die Wunde. Er sagt: „Ich wartete des Guten und es kommt das Böse; ich hoffte aufs Licht, und es kommt Finsternis.“ Dann bespritzt er sie ebenfalls mit Weihwasser.
Keiner fängt an, zu schwelen.
Dann stieren sie sich ein bisschen an.
„Warum bist du nicht tot?“ fragt die Blondine.
„Mein Überleben habe ich nicht dir zu verdanken, Kreatur der Dunkelheit“, sagt DeVries.
Ehe die Beiden sich richtig an die Gurgel gehen können, schicke ich die Blondine weg und fahre DeVries ins Krankenhaus.
Dort wird er erstmal auf die Intensive gekarrt.
„Sagen sie Nein zu einem Tee?“ fragt mich die Blondine.
Ich schaue sie an, als wäre sie verrückt. Tee. Aber gut, wenn wir Nationalklischees leben wollen, nehme ich eben meine Old Crow mit.
Kitty, die sich inzwischen ordentlich was hinter die Binde gekippt hat, kommt auch mit. Die kaputte Kamera breitet sie auf dem Tisch aus und bastelt ein bisschen daran herum.
„Du kennst DeVries?“ frage ich die Blondine. Schluss mit irgendwelchen Lügen.
„Ja, unter dem Namen kenne ich ihn auch“, sagt sie. Kaum ein Jäger spricht freiwillig über seine Vergangenheit, kann ihr also nicht böse sein, dass sie nicht sofort mit ihrem kompletten Leben rausrückt. Und ehrlich, der Gedanke an eine Liebesgeschichte mit DeVries sorgt dafür, dass ich einen neuen Schluck aus meiner Old Crow nehmen muss.
„400 $!“ sagt plötzlich Kitty. Ich schaue sie an. „Die Kamera hat 400 $ gekostet“, sagt sie und zieht einen Flunsch. Ihre Wangen sind ziemlich rot. „Sie kaufen mir eine neue.“
„Nö“, sage ich.
Sie quietscht wieder los und die Blondine sagt: „Miss Munroe, ich kaufe ihnen eine neue Kamera.“
„Woher kennt ihr beide euch eigentlich?“ sage ich.
„Über das Internet“, sagt die Blondine. „Miss Munroe hat eine gut besuchte Website zu übernatürlichen Phänomenen.“
Ich zucke mit den Schultern. Bitte. So lange ich Kitty keine Kamera kaufen muss – nicht, dass ich das könnte.
„Was ist eigentlich mit Ihrer Speicherkarte, Miss Munroe?“ fragt die Blondine.
„Keine Ahnung“, sagt Kitty. „Die muss kaputte gegangen oder rausgefallen sein.“ Und schaut ganz unschuldig.
„Wenn der Film jemals an die Öffentlichkeit kommt, mach ich mit dir das Gleiche wie mit der Kamer“, sage ich zu Kitty. Aber sie ist völlig drohresistent.
„Sie sind doch FBI-Agent? Was soll denn das jetzt? Meinungsfreiheit, schon mal was von gehört? Steht in der Verfassung?“ Sie kreuzt die Arme vor der Brust.
Die Blondine geht rüber zu ihr und lächelt. „Aber Miss Munroe, wir wollen doch hier alle die Wahrheit sagen, nicht?“ Sie legt ihre Hände auf Kittys Schultern.
Plötzlich hüpft Kitty hoch. „Sie haben mir an die Titten gefasst!“
Die Blondine nimmt ihre Hände weg. „Oh, Entschuldigung! Ich wollte nicht…“
Hmm. Auch wenn ich es gerne glauben will, absichtlich hat sie dem Mädchen nicht an die Brust gefasst. Die Lady will noch was anderes, aber was soll man von einem Freund von DeVries auch erwarten?
„Kaufen Sie mir wenigstens die Kamera“, sagt Kitty.
„Schluss mit der Scheißkamera, wir haben echt wichtigere Probleme“, sage ich.
„Ach, welche Probleme haben Sie denn, Agent White?“ fragt die Blondine und lächelt anzüglich.
Ich zögere, weil ich nicht von der Tröte erzählen will. Am Ende sinkt sie in die Arme von DeVries und der Fanatiker hat seine Tröte.
Aber ich habe auch keine Ahnung, wo der Dämon hin ist. DeVries könnte was gesehen haben.
„Da sind immer noch mindestens acht Ghoule“, sage ich. „Und der Sheriff ist einer davon. Aber sehen wir erstmal, ob DeVries noch lebt.“
Er lebt und sieht ungewöhnlich gut dafür aus, dass ihm gerade jemand ein Messer zwischen die Rippen gerammt hat.
„Hast du gesehen, wo der Dämon hin ist?“ frage ich ihn ohne Vorspiel.
„Dämon?“ Kitty schaut uns groß an. „Dämonen gibt es auch?“
„Ja“, sage ich und DeVries fängt an: „Es gibt mehr Dinge zwischen…“
„FRESSE HALTEN“; sage ich. Gottverdammt, muss jeder Volltrottel den Scheiß zitieren?
„Also, wo ist der Dämon hin?“
„Grüner VW mit Flammen an der Seite. Das Nummerschild konnte ich auch sehen und er ist Richtung Stadtausgang gefahren“, sagt DeVries.
Ich schaue auf dem Stadtplan und versuche mir zu überlegen, wo der Dämon und die Ghoule hingefahren sein könnten.
„Ich kenne da jemanden“, meldet sich Kitty. „Mein Onkel, der arbeitet im DMV, da könnte man vielleicht…“
Sie ruft also ihren Onkel an. „Ja, ja, es geht um einen Jungen… Was? Ja, ich bin vorsichtig und werde immer, du weißt schon…“ Sie wird knallrot, was ganz nett aussieht. Nah. Sie ist zu jung und zu naiv. Immer noch mit glühenden Wangen sagt sie uns, dass das Auto zu einer Fabrik für Feuerlöscher gehört.
„Also los“, sage ich.
„Ich muss erst meine Sachen vom Bahnhof holen.“ DeVries schmollt.
„Keine Zeit. Der könnte schon sonst wo sein.“ Ich drehe mich um und gehe zum Auto. Ich will nicht, dass der Fanatiker gut ausgestattet in die Schlacht zieht. Man kennt ja seinen Ruf.
Er darf sich aber eine Pistole aus meiner Sammlung nehmen. Kitty wünscht sich eine Schrotflinte, also gebe ich ihr meine Benelli. Hoffentlich trifft sie auch was.