Autor Thema: Eine schöne Beschreibung von Fate (und Solar System/Burning Wheel)  (Gelesen 1654 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Praion

  • Famous Hero
  • ******
  • Storygamer
  • Beiträge: 2.638
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Praion
Zitat von: Eero_Tuovinen auf Story-Games
Fate and the afore-mentioned Solar System are very similar in their mechanical ideas and the overall structure of the game, but the purpose of it, and thus some key systems, differ between the two pretty fundamentally. SS is more along the same lines as Burning Wheel in that it's about challenging and breaking and rediscovering the player characters through dramatic adversity. Fate in the games that I've seen is wielded less like a hammer and more like a video projector: this is the character you created, now breathe life into him and depict him for the group's enjoyment. Essentially, the difference is that in Fate you start the game with the character you want, and then derive enjoyment from depicting him, and the game for the most part works with you to ensure that your character gets to be cool in the way you envision. In Solar System and Burning Wheel and such you start with a kernel that only becomes the true character through the process of discovery in play, and there's no guarantee that it's going to go the way you envisioned in the beginning.

*Gedanken dazu später, wollte das einfach mal teilen und zur Diskussion stellen*

(Edit von Selganor: Quote richtig formatiert)
« Letzte Änderung: 10.12.2012 | 15:50 von Selganor »
"Computers! I got two dots in Computers! I go find the bad guy's Computers and I Computers them!!"
Jason Corley

Offline Horatio

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.578
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Horatio
Hatte die Diskussion mit Tuovinen vor drei Jahren auf der Spiel. Hm.. nicht ganz falsch; FATE ist schon in erster Linie ein "zeige deinen Charakter und interpretiere ihn". Man wirft neue Nuancen auf, diskutiert bestimmte Eigenheiten / Themen des Charakters, aber das womit du arbeitest ist schon von Anfang an da. Du füllst nur das aus, was schon vorher angelegt ist. Veränderung ist Teil des Charakters und möglich, wird aber weniger im System gefördert und passiert auf Reaktion. Mir ist etwas passiert und ich passe Aspekte an.

Solar System habe ich nur gelesen und darüber gelesen (muss es endlich mal spielen) aber hier verfolgst du aktiv sogenannte Pfade die du dir selbst vorgibst und regelmäßig durch Neue ersetzt (du bekommst nur Erfahrungspunkte wenn du Dinge tust die den Pfaden entsprechen [sehr ähnlich zu den Milestones in Marvel Heroic Roleplaying]). Da du dir deine Pfade immer im Spiel suchst und sich das ganze aus den Sitautionen und Gelegenheiten ergibt, formt dich das Spiel viel stärker. Du suchst dir neue Ziele und arbeitest diese Themen konsequent ab. Das Spiel mit deinem Charkter endet sogar regeltechnisch wenn du tranztendierst, also entsprechend mächtig geworden bist (wobei du das natürlich selbst beeinflussen kannst). Dein Charakter steht damit eigentlich erst am Ende seiner Geschichte.

FATE hat btw. auch einen viel geringeren Focus auf Character Advancement als Solar System; selbst in FATE Core wirkt es immer noch etwas draufgesetzt; aber auch hier gilt, in FATE entwickelt sich dein Charakter fort, wenn er seine Umwelt beeinflusst, in Solar System wenn er seine Ziele verfolgt und erreicht. FATE ist: Die Charaktere verändern die Welt, Solar System ist: Die Welt verändert die Charaktere.
« Letzte Änderung: 12.12.2012 | 18:41 von Horatio »
You see, it did not matter that setting canon and expected style was being broken,
as long as the characters in the story believed in their roles, the Story Guide believed in the consequences of any actions taken,
and the players believed in the story more than mere setting facts. Whatever the story would be in genre and message,
that would be revealed after the fact, not before.
- Eero Tuovinen: A Loveletter to a Story Gamer

Offline Lord Verminaard

  • Gentleman der alten Schule
  • Titan
  • *********
  • Dreiäugiger Milfstiefel
  • Beiträge: 14.357
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Lord Verminaard
Irgendwann muss ich noch mal meine eigenen Gedanken zu FATE aufschreiben, aber sie sind so schwer zu sortieren, wegen der vielen Varianten und wegen der vielen, teilweise grundverschiedenen Funktionen, die das Kernkonzept "Aspekte" erfüllt bzw. erfüllen kann. Zumal eben die Varianten durchaus sehr unterschiedlich sind. Ich habe nur Malmsturm, FreeFATE und F2G gelesen und zusätzlich Dresden Files und Bulldogs gespielt, aber diese fünf lassen sich schon kaum sinnvoll über einen Kamm scheren.

Ungeachtet dessen hat Eero mit seiner Beobachtung sicher Recht, dass das Solar System darauf ausgerichtet ist, aktiv die Veränderung der Charaktere zu befördern, und FATE nicht.
« Letzte Änderung: 12.12.2012 | 18:38 von Lord Verminaard »
We are all just prisoners here, of our own device
Danger Zone Blog - Vermi bloggt über Rollenspiel und Blood Bowl

Offline Horatio

  • Famous Hero
  • ******
  • Beiträge: 2.578
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Horatio
Ich hatte dazu einen kleinen / mittleren Aha Moment:

http://adept-press.com/wordpress/wp-content/media/setting_dissection.pdf

FATE, zumindest in der Form von DFRPG und FATE Core ist Setting Centric Story Now! Leider wurde FATE von der Forge-Gang aus verschiedenen Gründen größenteils ignoriert, insofern wird es dazu wohl kein offizielles Statement geben :P.

Davon abgesehen möchte ich noch anmerken, dass wenn Tuovinen sich auf FATE bezieht er wohl SotC meint; zumindest damals war es das FATE mit dem er seine Erfahrungen gemacht hat.

Persönlich entspricht dieser Ansatz wohl stärker meiner momentanen Rollenspielphase; weniger die Charaktere werden hm.. "zwangsläufig" verändert, sondern die Charaktere können aktiv auf die Probleme und Antagonism des Settings eingehen und sie beeinflussen.

Ich glaube das einzige System das ich gespielt habe, das eine sehr progressive und das Spiel definierende Charakteränderungsaspekt hatte war The Riddle of Steel.. In Dog in the Vineyard war das irgendwie gar nicht so definierend wie man beim lesen Glauben mag.

Davon abgesehen sehe ich bei längeren FATE-Runden immer auch eine gewisse Anpassung der Aspekte; teilweise eine stärkere Verwebung mit der Stadt, wenn man bestimmte Elemente im Spiel besser kennengelernt hat oder eine Abänderung weil sich die Stadt durch das Handeln der Charaktere geändert hat und man nun den Aspekt anpassen muss.. oder einfach weil einem Spieler ein bestimmtes Element gut gefallen hat und er es für seinen Charakter passend fand, dieses stärker in den Vordergrund stellen wollte. Ich habe aber auch Leute erlebt, die gar nichts mehr nach dem Spiel an ihrem Chara geändert haben, außer einen Aspekt der keine Aktion bekam durch was anderes auszutauschen. Die Mittel sind ja grundsätzlich da und können sinnvoll genutzt werden; sie werden vom Spiel nur nicht aktiv gefordert.

EDIT: Mal als kurze Zwischenfrage: Glaubt jemand, dass das eine besser als das andere ist? Also dass ein Spiel in dem Charakterveränderung im Vordergrund steht zu einem befriedigenderen Spielerlebnis führt oder sowas? Oder im Gegenzug, dass ein Spiel welches über das System fordert und belohnt, dass die SCs auf ihre Umgebung Einfluss nehmen und "Teil des Ganzen" sind als nur "Durchreisende", das tut? Irgendwie lese ich das hier ein bisschen raus, kann aber auch nur Paranoia sein :P.
You see, it did not matter that setting canon and expected style was being broken,
as long as the characters in the story believed in their roles, the Story Guide believed in the consequences of any actions taken,
and the players believed in the story more than mere setting facts. Whatever the story would be in genre and message,
that would be revealed after the fact, not before.
- Eero Tuovinen: A Loveletter to a Story Gamer