Nun, man kann natürlich auch die eigene moralische Überlegenheit wie eine Monstranz vor sich hertragen.
Was die taz denkt, und was der Film wirklich liefert, muß ja nun auch nicht das Gleiche sein - in der Tat verriete die taz ihr Weltbild, würde sie eine andere Denke als "Böse Täter - gute Opfer" auch nur ansatzweise in Betracht ziehen.
Die Kritik auf literaturkritik entpuppt sich im Übrigen als wertlos, wenn der Autor über eine Szene spricht, die er offenbar selbst nice gesehen oder verstanden hat. Das Rauchen der Zigarette ist ein Fanal des Lebensmüden, der das russische Flugzeug auf die eigenen Stellungen aufmerksam machen will - wofür er später fast von den eigenen Kameraden totgeprügelt wird, während der Bruder und Vorgesetzte wegschaut - DER Wendepunkt der Figur, aber dafür hätte man ja den Film gesehen haben müßen...
Ein weiteres Beispiel für Kritik, die sich an ideologischen, nicht aber an künstlerischen Gesichtspunkten abarbeitet, und damit die eigene Überflüßigkeit eklatant zur Schau stellt.
Wer sich einmal mit einem Kriegsteilnehmer (und ich spreche hier von jüngeren deutschen Abenteuern) unterhalten hat, begreift schnell, daß Krieg die Grenze zwischen Täter und Opfer verwischt.
Wer eindimensional in Kategorien "deutscher Schuld" denkt, banalisiert den gesamten Krieg. In der Folge wird ausgeblendet, was Menschen anderen Menschen seit jeher anzutun imstande sind. Seit 1945 gab es noch den ein oder anderen Fall, für den sich auch Wehrmachtssoldaten geschämt hätten - Srebrenica, Ruanda, und 75 andere Konflikte. Eine Zuschreibung von Singularität macht, davon bin ich überzeugt, blind gegenüber allen anderen Greueltaten.
Im Umkehrschluß soll man übrigens nicht meinen, das hätte etwas mit Relativierung zu tun. Weder der Vernichtungskrieg, noch der Holocaust, oder überhaupt der deutsche Angriffskrieg lassen sich rechtfertigen oder relativieren, geschweige denn verharmlosen. Das waren scheußliche Verbrechen, wobei sich noch ein jeder der Beteiligten die Hände schmutzig gemacht hat. Schon durch wegschauen.
Aber es ist, und das mag den gemeinen linksliberalen, aber weder linken noch liberalen sondern vielmehr spießbürgerlichen, dem Konsens verhafteten, zu eigener gedanklicher Leistung offenbar unwilligen Feuilletonisten überraschen, daß aus Rußland an Körper und Seele schwer verwundete Menschen heimkehrten. Daß nicht jeder, der eine Uniform trug, überzeugt Verbrechen begangen hat, sondern daß sich da eine ganze Bandbreite an Motiven, Taten und auch Schuld auftut.
Insofern halte ich es für das künstlerische Verdienst des Films, glaubwürdige Figuren, mit denen eine Identifikation und ergo auch die Frage "was hätte ich getan" möglich ist.
"Der Untergang", als anderes Beispiel, stellt alles als Schuld Hitlers dar. Das ist ein apologetischer Film.