FFF 2013, es geht ans Eingemachte!
The PhilosophersEin Philosophielehrer macht in seiner Abschlussstunde mit seiner Klasse ein Gedankenexperiment. Dabei wird angenommen, dass es einen Atomkrieg gibt und sie sich in einem Bunker retten könnten. Doch der Platz reicht nicht für alle und so muss in der Gruppe entschieden werden, wer gerettet wird. Um die Entscheidung besser zu finden, müssen alle zufällig eine Funktion (Ingenieur, Poet, Ärztin usw.) ziehen. Doch der erste Durchlauf scheitert, weil sie die Wild Card, durch den Lehrer repräsentiert, unterschätzt haben. Beim zweiten Durchlauf werden ihre Rollen um ein Persönlichkeitsmerkmal (todkrank, schwul usw.) erweitert. Und so langsam zeigt sich, dass doch mehr auf dem Spiel steht als nur ein gedankliches Experiment.
Die Schauspieler liefern eine ordentliche Leistung ab. Interessant war für mich vor allem Sophie Lowe. Ich kannte die Schauspielern bis dato nicht, habe sie aber prompt einen Tag vorher in der großartigen TV-Serie "The Slap" das erste Mal gesehen. Und nun einen Tag später im Kino. Zufälle gibt's.
Das Gedankenexperiment wird direkt vor und in dem Bunker dargestellt. Das tut dem Film gut, weil der Zuschauer ja nicht nur einen Klassenraum sehen will. Das funktioniert gut und gibt dem Ganzen Spannung.
Leider hat der Film auch schwächen. So ist das Gedankenexperiment mit Spielleiterwillkür (durch den Lehrer) und innere Fehler (Wissen aus anderen Durchläufen) durchsetzt.
Fazit: Die Grundidee ist gut und auch wenn manche Bilder künstlich aussehen, so sind sie immerhin stimmungsvoll. Die Schauspieler liefern eine ordentliche Leistung ab. Doch sind die Brüche im Gedankenexperiment für mich schwer zu schlucken. Da werden Bedingungen und Regeln gebogen und gebrochen, ohne ersichtlichen Ablauf und Berechtigung. Somit wird verschwimmen Experiment- und Meta-Ebene und sind zudem permeabel. Zu all dem kommt noch eine Auflösung, die fragwürdig und bemüht ist, dem Film eine größere Geschichte zu geben und dabei im Grunde schwach ist. Durchschnitt.
UWantMe2KillHim?Ein Junge verliebt sich im Chat in eine junge Frau. Diese befindet sich in einer unglücklichen Beziehung mit einem brutalen Typen, außer der sie jedoch nicht raus kann, weil sie in einem Zeugenschutzprogramm ist. Doch sie hat einen Bruder, der zufällig in dieselbe Klasse geht und der gemobbt wird. Sie beauftragt den Jungen, sich um ihren Bruder zu kümmern und die beiden Freunden sich an. Doch dann stirbt die Frau und der Junge ist sich sicher, dass sie ermordet wurde und will Rache. Zusammen mit dem Bruder schmiedet er Mordpläne, doch dann schaltet sich das MI5 (Geheimdienst) ein und es scheint, als wenn es mehr geht...
Mag die Geschichte verworren klingen, sie in sich schlüssig und laut den Machern sogar authentisch. Die Schauspieler zeigen eine gute Leistung und der Film ist herrlich britisch. D.h. er hat Humor, bleibt aber im Grunde ernst genug, damit man ihn ebenso ernst nimmt.
Der einzige Makel am Film ist, dass er kaum Bilder bietet. Manchmal blitzen sie auf, aber so ist der Film einfach nur auf die Geschichte fixiert, was ich schade empfinde, weil es Momente gibt, wo er versucht mehr zu zeigen. Aber das ist ein kleiner Schwachpunkt.
Fazit: Guter Film, mit einer guten Geschichte und Darsteller. Die gelegentliche aufblitzende Bildsprache wird nicht vollständig umgesetzt, wodurch der Film leider etwas zu gewöhnlich bleibt. Ansonsten ist er schön britisch, Humor + Ernst. Und zu all dem wird er, trotz der absurd klingenden Geschichte, sehr gut abgeschlossen.
Odd ThomasOdd kann Geister von Ermordeten sehen und hilft ihnen, ihre Mörder zu stellen. Dabei arbeitet er mit der Polizei zusammen und ansonsten in einem Diner, wo ihn auch gerne einmal seine Geliebte begegnet. Doch er sieht nicht nur Geister, sondern auch Wesen, die Böses und Unheil ankündigen. Und normalerweise tauchen sie alleine auf, was schon schlimmes bedeutet, doch eines Tages erscheinen ganze Horden. Odd muss herausfinden, welches Unheil droht und ob er es verhindern kann.
Die Geschichte basiert auf Romane von Dean Koontz und wurde von Stehpan (Die Mumie, Van Helsing) inszeniert. Mit Anton (Star Trek) Yelchin und Willem (Antichrist) Dafoe ist der Film außerdem gut besetzt. Der Anfang ist stark. Schnell und ohne lange Aufhebens wird das Leben mitsamt seiner Freundin eingeführt, sodass man sich auf die Hauptgeschichte konzentrieren kann. Dabei besitzt der Film Witz und das Ende ist bewegend und für den einen oder anderen echt traurig.
Leider ist die Geschichte eher mau. Die Motivation des Bösen, in all seinen Gestalten, bleibt unklar und irgendwie auch uninteressant. Dazu kommen schlechte CGI-Effekte. Also richtig schlechte CGI-Effekte. Nein, ich habe nichts per se gegen Computer erzeugte Effekte, aber ich entwickele anscheinend langsam eine Abneigung dagegen. Und wenn das Budget noch nicht einmal reicht, um eine kleine Hütte in die Luft zu jagen und statt dessen auf billiges CGI zu setzen, dann haben mich die Filmemacher verloren.
Fazit: Irgendwie ein Standardblockbuster. Dabei macht der schnelle Einstieg Spaß und Humor und Schauspieler passen auch. Manche Bilder und Situationen haben mich andere Blockbuster, z.B. MIB, erinnert. Doch das wäre noch zu verkraften, wäre da nicht die belanglose Geschichte und die schlechten Effekte. Das bewegende Ende, das zwar deutlich angekündigt wird, rettet den Film ein wenig. Unter dem Strich bleibt jedoch nur durchschnittlicher Film.
I declare warKinder spielen im Wald Krieg. Capture the Flag, um genau zu sein. Sie haben ein klares und strenges Regelwerk (wer erschossen wird, muss bis 10 Steamboots zählen, bevor er wieder einsteigen darf. Wird er von einer Wasserbombe mit roter Farbe (= Granate) getroffen, ist er raus). Aber auch in diesem Kinderspiel tauchen die Themen des normalen Krieges auf und so kommt es zu einem unermüdlichen Kampf zwischen dem Erfolg verwöhnten und ebenso harten General und seinem betrügerischen und brutalem Gegenspieler.
Kinder als Darsteller sind anscheinend immer ein Glücksgriff. Sie machen ihre Aufgabe einfach sehr gut. Die Regeln im Film sind toll und die Darstellung des Spiels auch. Dabei wechselt er Blick von außen und innen. Die Kinder sehen ihre Stöcke und Spielzeuge als richtige Waffen und nur den außen Stehenden fehlt die Phantasie dazu. Die Themenvielfalt, die der Film einbaut (Verrat, Folter und Gewalt, Täuschung und Betrug, Liebe und Zurückweisung, Loyalität und Freundschaft), ist enorm. Und meist auch gut umgesetzt.
Wie so oft, gibt es auch hier einen schlechten CGi-Effekt, den ich aber verzeihen kann. Nur schade, dass es schon wieder auftrat. Ansonsten muss ich dem Programmheft vorwerfen, wieder einmal zu große Erwartungen zu schüren. Ein "Herr der Fliegen" für die Moderne wird hier nicht geboten. Dazu ist der Film letztendlich zu zahm. Er hat seine Härte, aber er ist meilenweit vom Vergleich entfernt. Und das ist schade, weil ich das erwartet hatte.
Fazit: Der Film zeigt gut die Facetten des Krieges. Den Verlust der Menschlichkeit und von Regeln, das Opfern von Moral, Freundschaft und Bündnissen, um persönliche oder allgemeine Ziele zu erreichen. Leider fehlt im dabei der letzte Biss. Auch wenn am Ende einiges zu Bruch geht (vor allem Freundschaften), so ist die Fallhöhe doch etwas zu gering. Dennoch ein guter Film.
In the Name of the sonEine Frau lebt in einem streng gläubigen katholischen Umfeld. Sie selbst betreut eine Radiosendung, in der sie religiöse Fragen beantwortet. Sie nehmen bei sich zu Hause einen Priester auf, der die Familie und sie umfassend unterstützt. Ihr Mann geht derweil mit dem ältesten Sohn zu einer militanten Kirchengruppe, um für den Ernstfall zu üben. Dabei erschießt er sich aus versehen selbst. Als dann auch noch der Priester die Familie verlässt und der Älteste sich umbringt, weil sein Geliebter weg ist, bricht für die Frau eine Welt zusammen. Auch das sie nun endlich die Wahrheit über die Jagdausflüge ihres Mannes erfährt, lässt sie an der Kirche und Gott zweifeln. Doch die zuerst lässt sie die Kirche allein und so beschließt sie, die Kirche von den Sündern und dem Übel zu befreien.
Der belgische Film kommt mit einigem schwarzen Humor, wenigen, aber guten, Splatter-Effekten und einer gehörigen Portion Kirchenkritik daher. Die Schauspieler liefern eine gute Arbeit ab. Vor allem die Hauptfigur kann glänzen.
Der Film leidet jedoch unter einigen Schwächen. Während des Films fragte ich mich schon, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Was das Ziel ist. Das seltsames und unentschlossene Ende belegt dies. Zu erst wird eine lange Sequenz eingefügt, die sich im Nichts auflöst und dann kommt das Ende, dass, so wirkte es auf mich, Glauben bejahend ist, aber im Grunde nichts abschließt. Mit anderen Worten, einige skurrilen Szenen führen wieder einmal nicht zu einer Geschichte.
Daneben litt der Film unter einem Vorführungsproblem. Er wurde im französischen Original mit englischen Untertiteln gezeigt. Zuerst hatte ich mich über die seltsame Grammatik und Groß- und Kleinschreibung gewundert, bis mir klar wurde, dass bei zweizeiligen Einblendungen, die beiden Zeilen miteinander vertauscht waren. Das war in sofern störend, weil ich bei einzeiligen Einblendungen die obere Zeile lesen musste und bei zweizeiligen zuerst die unter und dann die obere.
Fazit: Der Film fängt gut an und bietet einige herrliche skurrile wie auch blutige Szenen. Leider wird schnell klar, dass es ihm an einem Ziel fehlt bzw. nicht weiß, was er wie erreichen will. All das mündet in einer unvollendeten Rache und wird abschließend mit einer Rache Gottes/Jüngstes Gericht-Szene abgeschlossen, die eigentlich nur zeigt, dass dem Film die Puste ausging. Schade, nur Durchschnitt.
Robin HoodDie EU ist am Ende. Deutschland verarmt. Die Banken enteignen Hausbewohner. Setzen massenweise Menschen auf die Straße. Ein Polizist versucht die größte Bank und ihren Vorsitzenden zu stoppen, doch seine Ermittlungen führen ins Leere. Als sich aufgrund dessen auch noch seine Schwester umbringt, schließt er sich einer Bande von Bankräubern an. Doch ihm geht es nicht ums Geld, er will die Bank und den Vorsitzenden stoppen. Als er beginnt das gestohlene Geld an die Menschen zu verteilen und dafür Sympathien bekommt, wird die Jagd auf ihn und seine Bande verschärft.
Bei dem Film handelt es sich um den Abschlussfilm eines Regiestudenten, der zusammen mit ProSieben erstellt wurde. Mit Ken Duken ist der Film recht prominent besetzt. Im Grunde ist der Film nicht fürs Kino vorgesehen, ist aber für eine TV-Produktion mit wenig Geld sehr sauber inszeniert. Einige Actionszenen machen richtig was her, wenn er auch an sich kein Actionfilm sein will, wie der Regisseur auf dem Filmfest selbst unterstrich.
Leider merkt man ihm seine TV-Herkunft an. Oftmals werden Szenen extrem pathetisch (Musik, Tränen) dargestellt. Dazu kommt, dass er sehr oft unfreiwillig komisch ist (Dialoge, Aussagen, Abläufe, Geräusche). Außerdem gibt es ein Feuergefecht, das echt Gaga ist. Wildes rumballern bis alle Figuren auf Position sind, oder so ähnlich, könnte ich es bezeichnen.
Fazit: Ordentliche TV-Produktion, der einer guten Intention folgt (Macht der Banken usw.), aber anstatt das er ironisch oder richtig hart ist, zwischen allem schwimmt und damit zu sehr im seichten Gewässer einer Standard-TV-Produktion ankommt. Unglaubwürdige Abläufe fordern das Ergebnis zudem nicht. Die Action ist mal blöde und dann wieder gut. Insgesamt fürs Fernsehen OK, aber leider auch dort nicht wirklich etwas besonderes.
Am Mittwoch geht es für mich weiter. Dann schließe ich das FFF für dieses Jahr auch ab.
Bisher kann ich sagen, dass das Programm hält, was es versprach - keine besonders gute Filme. Bisher waren zwei Filme gut. Der Rest zwar keine komplette Enttäuschung, dafür war aber auch keine Perle dabei. Meine Erwartungen für Mittwoch sind dementsprechend gering. Vielleicht ein Vorteil.