Auf meinem Blog gibt es zum Fest
einen weiteren "Artikel". Den Anfang poste ich hier als kleinen Appetitanreger. Wem die Geschichte gefällt, der braucht einfach nur dem Link zu folgen.
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Als kleines Weihnachtsgeschenk für die Besucher meines Abenteuerlands, ein kleiner Gruß und eine kleine Weihnachtsgeschichte. Dabei handelt es sich übrigens um den Spielbericht einer weihnachtlichen Kampagne, allerdings in Prosa und nicht in Meta, und in einer Überarbeitung aus dem Jahre 2009.
Allen ein frohes Fest!Advent, Advent, der Kobold rennt!
von
Günther Kurt Lietz
Es war einmal vor kurzer Zeit, am eiskalten Nordpol. Dort lebte der Nikolaus mit seinen treuen Gehilfen, den Nikolauskobolden. Allesamt waren sie fleißige Gesellen und bereiteten sich auf das nahe Weihnachtsfest vor. Der Nikolaus war sehr traditionsverbunden und so fertigten seine Nikolauskobolde Spielsachen aus Holz, schrieben noch mit Federkiel und Tinte, tranken Kakao mit Sahne und knufften und pufften sich freudig.
Doch eines Tages, es war der Nikolaustag, um genau zu sein, platzte der Nikolaus in die Mittagspause seiner Nikolauskobolde hinein. Er hatte eine lange Nacht hinter sich und seine Finger müffelten noch immer nach Fußschweiß.
„Wir haben einen Notfall!“ rief der dicke, gemütliche Mann aus. „Das Christkind wurde entführt!“
„Santa Clause!“ lautete der erste Verdacht der Nikolauskobolde.
Santa lebte am Südpol und arbeitete bis in den Januar hinein. Er war ein Einzelgänger und hatte vor einigen Jahren Rudolf abgeworben. Seine Spielsachen waren aus Plastik und konnten mit Elektrizität betrieben werden. Und seine Post kam per E-Mail. Zu allem Übel wurde er von einem großen Colahersteller gesponsert. Er war Staatsfeind Nummer Eins am Nordpol. Aber es gab – noch – keine Beweise für seine Verwicklung in der Sache.
„Ihr werdet nach Neu Märchenstadt gehen und dort nach dem Christkind suchen.“, lautete die Anweisung vom Nikolaus. „Doch denkt daran, es ist eine gefährliche Welt voller Heimtücke, Gefahr lauert an jeder Ecke und man wird versuchen, euch in Versuchung zu führen.“ Hach, was freuten sich die Nikolauskobolde. Natürlich nur still und heimlich.
Marzipan, Weihnachtspunsch, Lebkuchen, Schokotaler, Spekulatius und Zimtschnaps machten sich also auf den Weg in die dunkle Ecke der Werkstatt, zur Wohnung von Knecht Ruprecht. Denn nur dort bekam man die Spielsachen, um sich in einer gefährlichen Welt behaupten zu können.
Knecht Ruprecht war ein finsterer Schattenmann. Oftmals verschwanden kleine Kobolde in seiner Wohnung und wurden erst weit nach Mitternacht wiedergesehen. Über das Erlebte wollten sie nie sprechen, grinsten aber breit. Aber egal, das ist eine andere Geschichte.
Knecht Ruprecht ließ sich von Zimtschnaps gerne dazu überreden, auch die härteren Sachen auszupacken und offenbarte sein ganzen Sortiment an Gemeinheiten. Also deckten sich die tapferen Nikolauskobolde ein.
Lebkuchen nahm sich eine Lakritzpeitsche, eine mittellange Zuckerstange mit Himbeergeschmack und eine einfache Zwille, um damit Rumkugeln zu verschießen. Als Rüstung wählte es die gute Lebkuchenrüstung, einen Schild aus kandierten Mandeln und kleine Nikolausstiefel. Ein Säckchen mit kleinem Weihnachtsschmuck, Nüsschen und Süßigkeiten rundete die Sache ab.
Zimtschnaps ging ganz anders an die Sache heran. Natürlich schnappte es sich auch eine Zwille, doch der Reichweite wegen griff es auch zur langen Zuckerfahnenstange mit der Flagge des Nikolaus dran. Die Flagge selbst war weiß mit einem schwarzen Plus, darunter stand „Hier“ zu lesen. Zimtschnaps vollendete die Sache mit einer Bambusrohr-Silvesterraketen-Bazooka und einem halben Dutzend Raketen ab. Chinakracher und Knallerbens vervollständigten seine Bewaffnung.
Auch Zimtschnaps entschied sich für die Nikolausstiefel, zog sich aber lieber eine Kokosnussmakronenrüstung über. Auch eine Minidrehleiter durfte nicht fehlen. Marzipan war dagegen eher anspruchslos. Neben einer Kokosnussmakronenrüstung reichte ihm eine kleine Zuckerstange.
Spekulatius allerdings verehrte das Christkind sehr und wollte vorbereitet sein. Zuerst schnappte er sich eine Konfettikanone und Konfetti, dazu eine Christbaumspitze und Christbaumschmuck. Seinem Namen zu ehren durfte die Spekulatiusrüstung nicht fehlen. Dazu ein einfaches Mandelschild und rote Lacknikolausstiefel.
Weihnachtspunsch verlangte es nach etwas anderen Dingen – nach Weihnachtsbaumkugeln, die mit altem Punsch gefüllt waren. Dazu eine spitze Zuckerstange, eine Kokosnussmakronenrüstung und ein Mandelschild. Der künstliche Wattenikolausbart mit einfachem Gummizug machte die Sache perfekt.
Schlussendlich rüstete sich auch Schokotaler aus. Er nahm sich Zimtwurfsterne, eine Zuckerstange, Christbaumschmuck, ein Tischkatapult, eine Lebkuchenrüstung und einen Mandelschild. Dazu eine Tragegeschirr, um das Katapult im Notfall auf dem Rücken fixieren zu können.
Ein jeder bekam noch eine Flasche Lebertran für die erste Hilfe mit und fünfhundert Karamelltaler. Da die Kobolde mit einem schönen Gedicht und einem noch schöneren Weihnachtslied aufwarteten, schenkte ihnen Knecht Ruprecht auch noch Zuckergussmäntel, mit denen sie sich besser im Schnee verbergen konnten. Eine großzügige Überraschung, aber die sechs Nikolauskobolde hatten die Texte auch ein wenig verändert, was Knecht Ruprecht zu Tränen rührte. Nach einem kleinen Gerangel, konnte es endlich losgehen.
„Wie kommen wir denn nach Neu Märchenstadt?“ wollte Lebkuchen wissen.
„Die Rutsche.“, sagte der Nikolaus und zeigte auf die Rutsche?
„DIE Rutsche?“ fragte Weihnachtspunsch.
„Ja, die Rutsche.“, antwortete der Nikolaus. „Doch Vorsicht …“ – schon war Weihnachtspunsch unterwegs, und die anderen alle hinterher.
„Juhuuu!“ war das ein Fest. Über die Zauberrutsche jagten die kleinen Gesellen mitten in das Land der Märchen, Legenden und Sagen. Weihnachtspunsch natürlich zuerst. Er landete ziemlich hart, da er schneller war, als der Nikolaus sein Kommen hätte ankündigen können.
Zum Glück reagierte Haselnuss sehr schnell, der uralte Nikolauskobold, der vor Urzeiten zum Strafdienst an der auswärtigen Rutsche verdonnert worden war. Kaum hatte er seinen Longdrink abgestellt und die Bermudas hochgezogen, schon hatte er das dicke Auffangkissen ausgefahren und die anderen fünf Nikolauskobolde weich aufgefangen.
„Wir sind im Auftrag des Nikolaus’ unterwegs, um das Christkind zu retten.“, erklärte Spekulatius Haselnuss, der mindestens vierundzwanzig Jahre alt war und gar nicht traurig ausschaute. „Es wurde zuletzt bei seiner Freundin der Zahnfee gesehen. Wo finden wir die?“
Haselnuss dachte kurz nach. „Ihr müsst einfach nur der gelben Straße folgen, dann kommt ihr in die Stadt. Fragt euch dort weiter durch.“
„Es liegt Schnee.“, merkte Zimtschnaps an. „Wir sehen keine Straße.“
„Dort sind winzige Schneeschaufeln.“, erwiderte Haselnuss einfach und kümmerte sich wieder um seinen Drink. „Und passt vor dem Wolf auf. Solange niemand eine rote Kappe trägt, sollte das aber kein Problem sein.“
Da atmeten die Nikolauskobolde aber auf, bis ihr Blick auf Spekulatius’ rote Haare fielen. Ach, das wird schon gut gehen, dachten die sechs munteren Nikolauskobolde, fingen an den Schnee im Wald zu schieben und folgten bald singend der gelben Straße. Derweil war auch der böse Wolf unterwegs … aber das ist eine ganz andere Geschichte, denn an jenem Tag war der Wolf einfach unwichtig..
Neu Märchenstadt war einfach wunderbar anzuschauen: Das Stadttor war aus Lebkuchen, die Mauern aus Bonbons und die Stadtwachen trugen Rüstungen aus Gummibärchen. Dementsprechend war Zimtschnaps eifrig an der Mauer am lutschen, während sich seine Mitkobolde am Wachtor vollfutterten.
„Wirst du aufhören, genau da zu lecken!“ schrie die Wache plötzlich panisch und schubste Weihnachtspunsch weg. „Also wirklich. Was wollt ihr überhaupt? Ihr seid doch Weihnachtskobolde? Gehört ihr zum Nikolaus oder zu Santa Clause?“
„Natürlich zum Nikolaus!“ echote es da wie aus einem vollen Mund zurück.
„Aha, gut, aber ich will keinen Ärger in der Stadt. Mir reicht es schon, dass mir die Bettler immer das Stadttor wegknabbern. Und die Fahne, die lasst ihr draußen stehen. Das mussten die anderen auch.“
Und tatsächlich, an der Stadtmauer lehnte die Flagge von Santa Clause. Die Flagge selbst war weiß mit einem schwarzen X. Über dem X stand „Dort“ zu lesen.
Während nun Zimtschnaps die Wache überredete, die Fahne mitnehmen zu dürfen, schrieb Weihnachtspunsch schnell „Santa ist doof“ auf die Flagge des Klassenfeinds. Schnell nach der Adresse der Zahnfee erkundigt, schon ging es los, in die Kukident-Gasse 8. Denn dort sollte die gute Frau wohnen.
Unterwegs kamen die Nikolauskobolde bei einer Hexenverbrennung vorbei. „Haltet ein, glaubt mir, ich bin eine gute Fee!“ rief die alte, hakennasige, warzige Frau, die an den Pfahl gebunden war. „Zur Hilfe!“
Da nickten die guten Nikolauskobolde nur und Zimtschnaps rief: „Verbrennt sie!“ Und weiter ging es.
In der Kukident-Gasse 8 standen die Nikolauskobolde plötzlich vor dem Armenhaus. Hier lebte also die Zahnfee. Die Kobolde klopften an die Türe, hätte es denn Eine gegeben, aber das konnte man sich nicht leisten. Also traten die sechs Nikolaushelferlein ein und begrüßten den Hausmeister, der ihnen sicher weiterhelfen konnte.
„Wo wohnt denn die Zahnfee?“ fragte Schokotaler.
„Einfach die Treppe hoch, falls wir uns eine Treppe leisten könnten. Wohnung 2, falls wir Nummern bezahlen könnten.“, erklärte der Hausmeister. Oh, hier lebten die Ärmsten der Armen.
Man musste also über eine Leiter nach oben klettern. Jede zweite Sprosse war bereits verpfändet und auf allen anderen Sprossen klebte das Siegel des Gerichtsvollziehers. Oben angekommen gingen die Nikolauskobolde zu Wohnung Zwei und klopften an die Türe, falls man sich eine hätten leisten können. Also pochte Marzipan vorsichtig an den verpfändeten Rahmen. Die Nachbarn blickten neugierig auf den Flur hinaus, denn selbst Wände gab es keine.
„Wer ist denn da?“ fragte die Zahnfee mit rauchiger Stimme von drinnen.
„Die Nikolauskobolde. Wir wollen das Christkind retten.“
„Kommt herein!“ rief die Zahnfee, eine rattenscharfe Sexbombe in einem Zuckerwattenkleid, das nur ein Hauch von Nichts war. Und sie saß lasziv auf ihrem Bett, wenn sie sich denn Eines hätte leisten können. Die Nikolauskobolde warfen nun begehrliche Blicke auf die Zuckerwatte. „Untersteht euch, ich bin eine züchtige Fee!“ rief die Zahnfee aus und dann kam man zur Sache.
„Hast du das Christkind gesehen?“
„Ja.“
„Es ist entführt worden.“
„Ja.“
„Hast du den Entführer gesehen?“
„Ja.“
„Wer war es denn?“
„Keine Ahnung.“
Was war das bloß für eine wunderbare wörtliche Rede, die im Stil an Klassiker wie „Durch die Wüste“ herankommt. Aber zurück zur Sache.
„Ein Mann in dunklem Umhang entführte das Christkind.“, erklärte die Zahnfee hilfsbereit. „Er kam am Abend.“
„Hatte das Christkind keine Leibwächter?“ hakte Marzipan nach.
„Doch, vier Engel. Aber die sind Pazifisten.“
„Was geschah dann?“
„1 – 2 – 3 – 4 – 4 Engel rief den Entführer aus, machte ‘Hahahaha’ und schnappte sich das Christkind.“
„Nicht ‘Hohohoho’?“
„Nein. ‘Hahahaha’“, antwortete die Zahnfee leutselig.
„Verdammt, dann war es nicht Santa Clause.“, jammerte Zimtschnaps. „Das hätte so gut gepasst.“
„Oh nein, dann muss es Graf Zahl gewesen sein.“ Nun, die Indizien sprachen für sich. „Dann suchen wir eben ihn.“
Die Zahnfee erklärte noch kurz, dass sie wegen der schwindenden Zahnschmelzqualität Bankrott gegangen sei und nun Geld bräuchte. Die Nikolauskobolde spendeten für die Kinder gerne ein paar Karamelltaler – was das Problem nicht beheben sollte. Dann mussten die Nikolauskobolde gehen, denn die Zahnfee ließ die Hüllen fallen, um zu baden, falls sie sich eine Wanne hätten leisten können.
Wieder am Stadttor angekommen, unterzog man die Wache einem gnadenlosen Verhör: „He, wo wohnen denn die Bewohner aus der Sesamstraße?“
„In der Sesamstraße.“
„Ahaaa! Moment, äh, nun, na ja, eigentlich logisch. Wohnt dort auch Graf Zahl?“
„Nein, der ist umgezogen und wohnt jetzt im alten Anwesen der sieben Zwerge, hinter den sieben Bergen.“
„Nö, ich will nicht schon wieder so weit gehen müssen.“, maulte Weihnachtspunsch sofort herum. „Nicht schon wieder.“
„Wo wohnen denn jetzt die sieben Zwerge?“ wollte Lebkuchen wissen.
„In ihrer Goldschmiede, kaum zu verfehlen, in der Schneewittchen-Gasse eins bis zwanzig. Ja, die Jungs haben ihr Geld gemacht.“
(...)
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