Meines Erachtens gibt es unterschiedliche Motive (von den einige genannt wurden):
- Aufgrund der Herausforderung
Eine Lehrerin meinte während meiner Schulzeit das die Schüler selbst dann noch spicken würden, wenn der Test persönliche Daten (Name, Geschlecht) abfragt. Also Fakten die man sicher weiß. Ich glaube durchaus das sie Recht hatte.
Das schummeln kann als eine Art Minispiel verstanden werden bei der die Herausforderung ist entgegen der Regeln mitzuspielen und anschließend ein Ergebnis zu produzieren das regelgerecht aussieht. Nicht unbedingt weil man damit der Institution Schule oder der Lehrerin schaden möchte, eine gute Zukunft haben oder sich gegenüber anderen Schülern hervorzutun, sondern weil es in sich / für sich genommen Nervenkitzel bietet. Man hat die Herausforderung der Methode, Umsetzung man erhält ein Ergebnis jenachdem socialized man noch dabei.
Weshalb es auch Spiele gibt die versuchen den Aspekt zu simulieren.
- Des Gewinnens wegen
Das heißt man möchte das einem die Handlung gelingt oder das man am Ende des Spiels mit einem in dem Aspekt positiven Ergebnis darstellt.
Es ist meines Erachtens kein Selbstbetrug da derjenige der schummelt nicht das Ziel hat das Ergebnis über den Aufwand der Regelbefolgung zu erreichen, sondern über den Aufwand des schummelns.
Wieso man ein positives Ergebnis haben möchte?
* Soziale Anpassung. Man hat den Eindruck das man durch eine unpassende Leistung die Gruppendynamik stört.
* Soziale Profilierung. Man hat den Wunsch sich über positive Ergebnisse als kompetent, erfolgreich, nützlich darzustellen.
[Abseits des Spiels: Gute Noten / Bewertungen helfen auch dann wenn sie erschummelt wurden]
* Persönliches Erfolgserlebnis. Man möchte ein positives Ergebnis. Egal ob innerhalb oder außerhalb der Regeln.
- Unstimmigkeit bezüglich der Spielregeln
Gerade im Rollenspiel gibt es in einem Spiel eine Vielzahl von Regeln.
Hierbei kann es vorkommen das einem der Großteil der Regeln sehr gut gefällt, bestimmte aber so rein gar nicht.
Die Änderung anzusprechen würde zu einer riesigen Diskussion führen.
Vielleicht herrscht bezüglich der Bewertung der Regel auch Unstimmigkeit.
Dementsprechend entfernt man sie, um den eigenen Spielspaß zu erhalten, für sich weitestgehend aus dem Spiel.
- Unstimmigkeit zu der Anwendung der Spielregeln
Wiederum sehr dem Rollenspiel zu eigen.
Der Spielleiter oder die Spieler sind der Überzeugung das man eine Probe werfen muss. Beispiel: "Die Treppe herunter gehen"
Man selbst ist der Überzeugung das die Probe ziemlicher bis vollkommener Unsinn ist und vielleicht gar das der Charakter die Treppe in natürlicher Eleganz herunter schwebt. Dementsprechend manipuliert man das Ergebnis entsprechend dem Umstand das man die Probe eigentlich nicht als Teil des Spielinhaltes sieht. Gerade weil eine Diskussion zum Thema "Treppen hinabsteigen" nicht konstruktiv wäre.
- Frustration
Als ein Beispiel aus der Brettspielwelt.
Man hat ein einhalb Stunden Monopoly gespielt, die Straßen sind verteilt und nun zwockelt man nur noch würfelnd über das Brett. Man selbst vielleicht geradewegs in den Bankrott. Was sich auch nicht ändern wird, weil man nur miese Straßen bekommen hat.
Als ein Beispiel aus Rollenspielen.
Man hat sich einen Charakter gebaut und den verbaut. Macht man einen neuen muss man ggf. ganz von vorne anfangen und einem entgehen die XP. Das heißt man steht selbst mit besseren Plan ebenfalls sch* da. Die Nachfrage nach XP bringt seitens der Mitspieler nur hervor das man ein Neidhammel und Powergamer ist. Versuchen per XP aufzuholen ist etwa so erfolgreich wie der Plan an älteren vorbeizualtern. Also schummelt man.
Ebenso mag man vielleicht nicht, nach 10 Monaten, zwei Spielsitzungen vor dem Endkampf, seinen Charakter verkrüppeln oder gar wegwerfen.
- Motive gegen Spielpartner
Man möchte seinen Gegenüber zurechtweisen. Wie von u.a. Grimtooth Little Sister beschrieben.
Das kann sein:
* Siegesserien beenden. Man ist es Leid das der andere immer gewinnt.
* Even steven. Man schafft einen Ausgleich für das allgemeine schummeln.
* Schummelei aufdecken. Man schummelt 'gegen' um den anderen dessen eigenes Fehlverhalten vorzuführen.
* Man möchte das der andere auch mal gewinnt.
- Fairneß und die Sache mit der statistischen Wahrscheinlichkeit
Wenn schon die Statistik sich nicht erfüllen mag und man trotz zehn Würfel mit einer 50% Chance nicht einen Erfolg hat, mag man vielleicht selbst der Statistik nachhelfen. Es hat nicht jeder die Geduld, Muse, das Vermögen eines Güldenstern um nach 92 mal Kopf in Folge nicht anzufangen zu schummeln weil man sich von der Wahrscheinlichkeit betrogen fühlt.