[Mariko, Hana und Ujizane im Pavillon am Eingang zum Garten]
Ruhig hat die Dame dem jungen Samurai entgegengeblickt, unbewegt, mit einem höflichen Lächeln, seine Bewegungen verfolgt. Als er sich verbeugt, neigt auch sie Kopf und Oberkörper, weniger tief und weniger lang als der Besucher, wie es ihr Rang als Gemahlin des Magistraten gebietet, doch nur um einen Hauch, wird von einer Frau doch besondere Höflichkeit erwartet. Feinste Grade machen hier den Unterschied. Dennoch wirkt ihre Erwiderung der Respektsbezeigung durch den Matsu nicht einstudiert oder gezwungen. Lange genug hat sie eine Ausbildung zur Hofdame durchlaufen, in der nicht geringeres als höchste Perfektion und Grazie das Ziel war. Anmutig, elegant und zu ihrem ganzen Wesen passend zugleich wirken ihre Gesten, eine Vorführung höfischer Etikette mit dem Anschein ungekünstelter Natürlichkeit verbindend. Mit einem Lächeln, das um eine Nuance einladender ist, und einem kaum merklichen Nicken gibt sie dem jungen Mann das Zeichen, dass er ihre ungeteilte Aufmerksamkeit hat.
Sie ist nicht überrascht von dem tiefen, selbstsicheren Klang seiner Stimme, der bei aller förmlichen Höflichkeit Souveränität zum Ausdruck bringt. Mit einer Mischung aus weiblicher Intuition und unzählige Male geübter Beobachtungsgabe spürt sie heraus, dass ihr Gegenüber mit einer gewissen Unsicherheit zu kämpfen hat. Kein Wunder, bei einem Bushi, der sicherlich erstmalig eine solche Verantwortung so weit vom Sitz seiner Familie entfernt übernehmen soll. Dennoch fühlt sie sich von seinem Versuch, einen möglichst guten Eindruck zu machen, geschmeichelt, und nickt ihm wohlwollend zu. "Mit Freuden heiße ich Euch im Hause meines Gemahls willkommen, Ujizane-San. Mein Gebieter wird höchst erfreut sein, zu hören, dass Ihr Euch anlässlich des Antritts Eurer neuen und ausgesprochen ehrenvollen Aufgabe zu der Festlichkeit gesellen wollt, mit der wir heute einen sehr alten Brauch der Stadt würdigen. Ein Brauch, der der Lieblichkeit der blühenden Natur huldigt." Nachdem sie ihre Antwort mit leiser Stimme gegeben hat, schlägt sie die langen Ärmel ihres Kimonos, die ihre Finger fast gänzlich bedeckt hatten, wieder zurück und nimmt mit beiden Händen das Schreiben entgegen.
Dabei neigt sie den Kopf gerade ausreichend, um dem Verfasser der Empfehlung ihren Respekt zu erweisen. Die Zofe hat sich, kaum dass das Schriftstück übergeben wurde, erhoben. Noch hat Mariko ihren Satz nicht ganz beendet, da kniet sie neben ihr und rückt ein niedriges Tischchen schräg vor sie. Auf diesem legt die Dame das Schreiben mit einer sorgfältigen, genau bemessenen Bewegung ab. Als Mariko ihre Hände wieder in den Ärmeln verborgen hat, mustert sie den jungen Samurai eingehender, wobei aus ihren Augen ein lebhaftes Interesse strahlt. Der erste Eindruck, den der junge Mann macht, gefällt ihr nicht schlecht. Da es ohnehin unhöflich wäre, ihn ohne weiteres wieder zu verabschieden, beschließt sie ihn ein wenig herauszufordern. Ein hervorragender Kämpfer ist er gewiss, doch es interessiert sie, wie er sich auf anderen Gebieten schlägt. "Hattet Ihr denn auf der Reise hierher bereits Gelegenheit, Euch mit dem Reiz der Landschaft in dieser Präfektur bekannt zu machen, Ujizane-San? Das Klima hier wartet leider mit sehr häufigen Regenfällen auf, doch dafür gedeihen alle Arten von Zierpflanzen ganz prächtig. Man kann in der Umgegend einige sehr reizvolle Gartenanlagen bewundern."