Dann komme ich doch der Bitte einmal nach, da ich ja auch zur gewünschten Zielgruppe gehöre
Vorab: Ich muss klar sagen, dass ich generell keinen Spaß daran habe, wenn mein Rollenspielcharakter aufgrund einer nicht veränderbaren Eigenschaft diskriminiert wird (d.h.
permanent von NSCs und SCs angefeindet/angepöbelt, am Mitwirken gehindert etc.; kleineres, humorvolles Gestichel zähle ich nicht dazu)
Das möchte ich nicht nur darauf reduzieren, welchem Geschlecht dieser SC angehört. Das bezöge sich auch auf Rasse, Herkunft oder sonstige Merkmale. Weiß ich das vorher, spiele ich entweder nicht mit (einen Mann spielen zu müssen wäre für mich ein Ausschlusskriterium) oder spiele eine unproblematische Figur.
Und hier kenne ich noch einige andere Spieler, die dies nicht oder nur in einem gewissen Rahmen verkraften kann.
Ich persönlich würde also kein Setting bespielen, das von vorneherein einen ausgeprägten Sexismus beinhaltet bzw. der Rest der Gruppe und die Spielleitung dies auch durchziehen will.
Im konkreten Beispiel (19. Jahrhundert) passt es durchaus zum Flair, dass es dort nicht üblich ist, dass Frauen
offen Macht ausüben. Daher würde ich nicht dazu raten, Gleichmacherei zu betreiben - auch nicht bei weiblichen SCs.
Es sollte jedoch klar gemacht werden, dass die wenigsten Spielerinnen (wie auch ich) Spaß daran haben, nur als schmückendes, passives Beiwerk Teil der Gruppe zu sein, weil sogar von den anderen SCs settingbedingt gefordert wird, die Frau lieber zuhause bleiben zu lassen
Daher sollten Anregungen geschaffen werden, welche weiblichen SCs denn spielbar sind. Das kann die Witwe/Frau eines Kranken sein, die sich nun selbst um ihr Leben kümmern muss, die einfache Handwerkerin, die gebildete Tochter aus liberal-denkendem Hause etc.
Wenn du vorhast, eine für viele gültige Settingbeschreibung zu erstellen, würde ich diesen Teil optional definieren und der jeweiligen Gruppe überlassen, wie viel sie mit reinnimmt. Da reichen ja Anmerkungen und Tipps, wie es damals real war und man es umsetzen kann, wenn man das denn will.
In einer einzelnen Gruppe sollte das mit allen Beteiligten und insbesondere mit den SpielerInnen weiblicher Charaktere abgesprochen werden.
Man kann den Spieß übrigens auch umdrehen: Grade in solchen Settings (z.B. auch 1920/1930er, wie bei Cthulhu) ist es mir als Spielerin oft aufgefallen, dass die männlichen SCs/Spieler irritiert reagieren, wenn mein Charakter z.B. selbstverständliche Höflichkeiten einfordert, die man einer Dame früher nun einmal angeboten hat.
Hier spiele ich in einer Runde sogar aus, dass mein SC eben Dinge
nicht tut, die eine Frau in der Zeit auch nicht ohne Weiteres getan hätte und etwas ungehalten reagiert, wenn man sie nicht respektvoll behandelt (Tür aufmachen, Stuhl hinhalten, nach Hause begleiten usw.).
Dieser Charakter tut auch einige Dinge, die ihr Bild in der Öffentlichkeit beschädigen könnten, einfach nicht. Da muss sich die Gruppe dann ab und an drauf einstellen.
Das gehört dann nämlich auch dazu, wenn man in einem Setting spielt, wo die Geschlechter nicht gleichbehandelt werden.
(M)Eine Meinung