Witzig, ich mache mir im Moment nämlich genau um Zombieapokalypse-Settings viele Gedanken (grade die "Walking Dead"-Comics am durchrackern und danach die zweite Season des Telltale-Spiels angehen).
Ein paar Situationen, die mir so spontan einfallen:
- Die SCs durchstreifen eine Stadt und hören leises Weinen unter dem ständigen Stöhnen der wandernden Toten. Gehen sie dem nach, finden sie eine Wohnung, in der ein junges Mädchen wimmernd vor seiner toten, unter einem umgestürzten Schrank eingeklemmten Mutter sitzt. Vollkommen verstört sieht sie mit an, wie ihre Mutter sich durch die Eingeweide ihrer ebenfalls toten, älteren Schwester frisst. Das Mädchen schweigt die Mutter an. Die Jugendliche wird ihre Mutter nicht verlassen wollen, aber sie muss, denn der Unterleib der Zombiemutter knirscht bereits verdächtig. Wenn er reißt, war's das für das Mädchen. Aber ohne seine Mutter will es nicht gehen. Erst wenn sie das Mädchen mitnehmen (mit Gewalt?) und ein wenig länger mit ihm interagieren, stellen sie fest, dass es autistisch ist.
- Die Charaktere stolpern über eine zerstörte Privatarztpraxis am Stadtrand, in dem eine Art Labor eingerichtet wurde. Auf Arztliegen sind teilweise Leichen, teilweise Zombies angekettet. Die SCs finden diese Praxis verlassen vor, bis auf einen Mann, der an eine dieser Arztliegen gefesselt ist. Er meint eine Verrückte habe ihn eingesperrt und habe ihn bereits schmerzhaften Experimenten unterzogen. Er fleht um Hilfe. Kaum einen Moment später ertönen Schritte und die die die Experimente durchführt, kommt wieder - mit blutbespritztem Kittel und wenig Geduld für die Eindringlinge. Im Gespräch mit ihr (sofern sie nicht vorher schon geschossen hat) stellt sie sich als kalter aber vernünftiger Mensch heraus. Sie behauptet der Mann auf dem Tisch sei gebissen worden und sie wolle seinen Schädel öffnen und ihn sezieren, um zu sehen, was passiert, wenn er sich verwandelt, medizinisch gesprochen. Der Mann behauptet die Frau (deren Vorname er kennt) sei verrückt und seine Schwäche und Blässe, sowie seine Wunden, rührten von anderen Umständen her. Was tun die SCs? Die Ärztin hat das Equipment, um den Patienten zu untersuchen und dies könnte wertvolle Erkenntnisse zutage fördern, aber es würde ihm auch schreckliche Schmerzen bereiten. Ach ja, die beiden haben das Labor vor Kurzem noch zusammen geführt.
- Die Charaktere treffen einige Leute mit einem Transporter, der im Laderaum unglaublich viele nützliche Sachen, für apokalypsegeplagte Leute hat (Nahrung, Wasser, Hygieneartikel, Medikamente, etc...). Sie wirken nett aber ein wenig paranoid, bereit mit den SCs zu handeln, aber macht deutlich dass sie sich nicht verarschen lassen (und ihre Vorräte bei Übergriffen notfalls auch sprengen oder verteidigen). Der Anführer der Händlergruppe verlangt aber weder Geld noch Tauschwaren, sondern "Naturalien", sei es eine Nacht mit einem attraktiven NSC oder SC oder die Arbeitskraft der SCs bei einem Projekt. Vielleicht handeln diese Händler sogar offensichtlich auch mit Menschen, verfügen aber über Waren die die SCs dringend brauchen... handeln die SCs trotzdem fair mit ihnen oder versuchen sie deren Machenschaften zu beenden.
- Die Charaktere werden im Vorübergehen einer Szene gewahr, bei der eine Gruppe Leute, die sich allesamt ein Kreuz auf den Arm gebrannt haben (wahrscheinlich mit einem Brandeisen, mit dem Rinder markiert werden), an Straßenlaternen einen improvisierten Galgen aufgebaut haben und gerade dabei sind, zwei Männer zu hängen, die weinend und halb verzweifelt ihre offensichtlichen Angehörigen anflehen, es nicht zu tun. Die Antwort auf ihr Flehen sind aus dem Zusammenhang gerissene, zum Teil falsch zitierte Bibelverse. Die Gruppe macht die Männer anscheinend für den Zustand der Welt verantwortlich, da sie gottlos seien (sie könnten einfach Atheisten sein, oder homosexuell oder geschieden und neu verheiratet... irgendetwas nach dem kruden religiösen Weltverständnis dieser Sekte klar Verwerfliches). Greifen die SCs nicht ein, werden sie aufgehangen. Greifen sie ein, kommt es zur Auseinandersetzung mit dieser Gruppe und die SCs können die "Heiden" in ihre eigene Gruppe integrieren... nur um dann festzustellen, dass sie ganz schöne Streithähne sind und keine Kritik an ihrem Lebensstil dulden.
- Haben die SCs bereits ein Camp könnte eines Tages ein Fremder an ihrer Türschwelle auftauchen. Es handelt sich um einen Abgesandten einer anderen, nahen Überlebendengemeinschaft, der im Namen seiner Leute die Grenzen abstecken will, oder den SCs sogar ein Ultimatuum stellen könnte, bestimmte Bereiche (das "Jagdrevier" oder "Sammelgebiet" der anderen nicht zu betreten). Über die Zeit könnten die Zusammentreffen mit dieser Gruppe schwieriger werden. Als ein NSC im Gefolge der SCs aus Versehen die Abmachung bricht, eskaliert die Situation.
- Die SCs werden von einem waschechten Panzer oder Truppentransporter oder sowas aufgegabelt. Die Insassen darin sind ganz klar Militärs, die behaupten im Auftrag der Regierung nach Überlebenden zu suchen und sie an einen sicheren Ort zu bringen. Sie stellen sich als gut organisiert und informiert heraus und klingen professionell... was sie aber nur als hervorragende Lügner auszeichnet, denn eigentlich sind diese Leute Scharlatane, die sich als Regierungsagenten ausgeben, um andere Gruppen zu berauben. Kommen die SCs rechtzeitig dahinter?
- Ein SC begegnet durch Zufall einem Bekannten aus seinem alten Leben (Arbeitskollege, entfernter Verwandter, alter Schulkamerad). Er hat diesem über mitgespielt in der Vergangenheit. Wird er ihm helfen und es wiedergutmachen? Oder hat der NSC die Tat noch nicht verwunden und gibt nur vor, dass alles okay ist.
- Zwei Leute sind krank, es gibt aber nur eine Dosis Medikamente. Wer in der Gruppe kriegt sie?
Um Besseres zu finden, müsste ich noch ein bisschen nachdenken.
Was mir bei "The Walking Dead" jetzt speziell aufgefallen ist, ist, dass eine pausenlose Fluktration an Charakteren besteht. Man begegnet einander, man trennt sich, man stirbt füreinander und "durcheinander". Wenn das ist, was die Spieler wollen, dann biete ihnen genau das. Der Punkt ist, dass Random-Situationen vielleicht gar nicht so "random" sein müssen, sondern mehr Probleme, die bestimmte NSCs mit sich rumschleppen und zwar dauerhaft. Dabei ist auch wichtig zu betrachten, wie "abgehärtet" deine SCs bereits sind... wenn die Tod und Leid schon zu Genüge um die Ohren gehauen bekommen haben, dann könnte es schwieriger werden, die Entscheidungen wirklich "hart" rüberkommen zu lassen. Ich kann nur aus persönlicher Erfahrung sprechen, aber die härtesten Entscheidungen im RPG betreffen niemals Fremde, die mein SC grade erst kennengelernt hat, sondern Leute, die er lange um sich hatte, die ihm den Arsch gerettet hatten und denen er den Arsch gerettet hat, denen er sich anvertraut hat, etc. Auch wichtig wäre zu klären, ob deine SCs bereits einen Stützpunkt haben, den sie bewohnen oder ob sie immer noch "on the road" sind. Das ist wichtig zu wissen, um entsprechende Situationen auftreten zu lassen.
Ach ja, und ganz wichtig, wichtiger als alles andere:
Wo sind die Grenzen deiner Spieler bezüglich Gewaltdarstellung, Horror und Sexualität?