Thema: Fate Core - Stunts balancen? Warum?

[Jiba]

Beim Selberbauen bitte auch noch etwas beachten:
Die Bauanleitung erlaubt zum Beispiel weder "Schwertmeister: Weil du ein Schwertmeister bist, erhälst du einen Bonus von +2 auf Fight für Aktionen, bei denen du ein Schwert benutzt," noch "Brutal: Weil du brutal bist, erhälst du einen Bonus von +2 auf Angriffswürfe mit Fight." Es müssen schon alle Punkte abgehandelt werden, Skill, Effekt, Aktion und Bedingung. Also zum Beispiel: "Doppelsöldner: Weil du im Umgang mit dem langen Schwerte geschult bist, erhälst du einen Bonus von +2 auf Angriffswürfe mit Fight, wenn du deinen Bihänder benutzt."

Fate Accelerated erklärt das mit seinem Template ganz gut, aber du erkennst die Struktur auch immer, wenn du dir die Originalstunts anschaust. Stunts werden brutal stärker, wenn man das eine oder andere weglässt.

Die Frage ist: Ach jaaaaaa?

Erlaubt sie das nicht? Werden Stunts dann wirklich zu stark?

Meiner Ansicht nach ist bei Stunts wie auch bei Aspekten die Formulierung König ist... und die Formulierung ist ein sehr, sehr willkürlicher Herrscher. Seine Dekrete können von "Niemals sollst du das einsetzen!" bis zu "Ich heiße euch, es ständig einzusetzen!" reichen... und das, obwohl man sich an Chruschtschows Beispiel hält.

Und schon geht die "Wann ist ein Stunt richtig gebaut"-Diskussion wieder los. Mir scheint als wäre Fate Core in dieser Sache doch nicht so klar, wie es sein könnte. 

Und vielleicht ist das gar nicht nötig. Besonders weil Chruschtschows Beispiel nur eine von möglicherweise über 100 verschiedenen Mustern beschreibt, wie ein Stunt in den Fate Core-betriebenen offiziellen Settings gebaut wurde (siehe allein schon die oben verlinkte Liste. Ich habe die mal alle bis zu den World-Books gesammelt und auf einfache Formeln á la

"Gain +2 on [ONE ACTION] using [ONE SKILL] while doing [ONE SPECIFIC THING]"

 oder

 "Once per Scene, you can [DO A SPECIFIC THING] by spending a Fate Point. This results in an Aspect [WITH A SPECIFIC WORDING] placed on you. While this Aspect is there, you [FORCE] your opponents to [DO ONE SPECIFIC THING RELATED TO THE ASPECT WORDING], until they have succeeded in [ONE ACTION] with [ONE SKILL], to counter the effects of your Aspect. The Aspect also goes away once you invoke it."

runtergebrochen. Und dabei ist mir aufgefallen: Bei "Fate Core" ist gar kein Stunt ausbalanciert gegen andere Stunts. Nicht mal ein bisschen.

Aber wie sieht ihr das? Wann ist ein Fate Stunt zu stark? Wann zu schwach? Welche Möglichkeiten seht ihr außerhalb von Refresh, um Stunts zu balancen? Oder braucht es das wirklich, Stunts bei Fate zu balancen?

[La Cipolla]

Och, ich finde, Fate baut schon eine "taktische Ökonomie" auf, mit teilweise festgelegten Fertigkeiten, Fate-Punkten und eben Stunts, die den Erholungswert senken. In der Praxis fallen Balance-Schwächen sicherlich weniger auf als in den meisten anderen Systemen, aber ich würde diesen Reiz nicht ganz übergehen, auch wenn er in den Grundbüchern selten bis gar nicht (?) so direkt angesprochen wird. Zumal der Spielspaß durchaus den Bach runtergehen kann, wenn ein Stunt immer wieder richtig viel bringt und ein anderer gar nichts. Also eigentlich die alte Logik: Zentral ist, dass man die Inbalance nicht zu sehr spürt.

Insofern: Ja, ich denke man sollte sich zumindest an einer gewissen Balance versuchen. Als beste Richtlinie hält da wohl das tatsächliche Spiel her, schließlich kann man einen Stunt auch noch leicht abändern, wenn man merkt, dass er negativ auffällt. Und ja, Evil Hat hätte da imho auch noch einen FUNKEN mehr Wert drauf legen können. Es ist nicht so, dass die Grundbücher total dumme Beispiele geben oder sowas, aber sie helfen auch nicht gerade dabei, ein Gefühl für den durchaus existenten Balance-Willen zu kriegen.

[Chruschtschow]

@Karotte:
Das ist halt so ein bisschen das Defaultsystem für den +2 Bonus (S. 90). Im Regelwerk gibt es da ja einige Beispiele: Arcane Expert (S. 90), Hardcore Parkour (S. 98), Always a Way Out (S. 99), Rumormonger (S. 101) und viele mehr. Das schwarze Kästchen auf Seite 90 sagt ja auch, dass die Bedingung so gewählt werden sollte, dass das ganze auch oft genug feuert, also vielleicht nicht nur an eine sondern ein zwei Aktionen hängen ("[...] apply to one particular action or pair of actions."). Stellenweise machen vielleicht Attack und Defend damit wenig Sinn, so dass man gar keine Aktionen angibt, wie bei den Spezialisierungen unter Lore.

Und Balancing ist so eine Sache. Geht das überhaupt in so eine offenen Umgebung wie einem Rollenspiel? Im streng restriktiven Rahmen eines D&D vielleicht, in dem die Klassen tatsächlich irgendwie gegeneinander versucht werden auszubalancieren. Aber wenn die dann mal auf Leute mit Turn Undead verzichten und ich denen nur noch Untote hinterher werfe, kann ich auch in dem System nach dem TPK hinterher drauf zeigen, dass ja alle Encounter von den Regeln her passten. Weil Balancing eben doch nicht nur über die strengen Regeln funktionieren kann.

In so einer offenen Spielumgebung wie Fate? Balancing? Vergiss es! Wenn du merkst, dass ein bestimmter Stunt extrem oft oder selten zum Einsatz kommt und es dich stört, dann sprich es in der Runde an. Wenn das alle so sehen, kann der Einsatz stärker eingeschränkt werden, mit Kosten versehen werden oder umgekehrt der Stunt verstärkt werden.