Unterhaltung
Ohne Strom und die notwendige Technik sind die meisten modernen Methoden zur Freizeitgestaltung hinfällig. Die wenigen verbliebenen Lautsprecher, Boxen oder Computer werden für wichtigeres benötigt, als Musik und Filme zu streamen oder ein Spiel zu spielen. Die Chronisten würden das auch gar nicht zulassen. Die abendliche Unterhaltung besteht aus Geschichtenerzählen, Theater oder Livemusik und Tanzen.
Die E-Gitarren und Verstärker sind dabei der guten alten Akustikvariante gewichen. Es werden alle Instrumente gespielt die man noch herstellen kann: Gitarren, Trommeln, Flöten, Geigen, Dudelsäcke, und selten Blasinstrumente. Sie sind meist aus den verfügbaren Materialien gebaut die man zur Hand hat: Holz, Fell, Leder, Saiten aus Darm, hier und da mal Kunststoffe und Metalle. Komplizierte Klappenmechanismen findet man wenige, eine Flöte kann jeder schnitzen, eine Klarinette oder Saxophon bauen ist aber eine Kunst für sich. Auch der Transport muss zu bewerkstelligen sein, ein Kontrabass ist zu groß und unhandlich für die oft reisenden Musiker, die damit ihren Lebensunterhalt verdienen. Tatsächlich sind die meisten Apokalyptiker. Auch der ein oder andere Schrotter, Sippling oder Geissler beherrscht ein Instrument. Gelernt hat man das spielen vom mitreisenden Fink oder vom alten Sippling, den alle nur „Hetfield“ oder „Beethoven“ nennen. Die meisten bauen ihre Instrumente unter Anleitung selbst. Wer das Gitarrespielen lernt, bekommt auch das reparieren und bauen einer beigebracht. Grundsätzlich ist die gespielte Musik fröhlich, schnell und ausgelassen und soll für Abwechslung vom Alltag sorgen. Natrülcih gibt es auch traurige oder schöne Lieder, als Begleitung im Theater oder zur Spannungssteigerung beim Erzählen einer Geschichte.
Beim musizieren auf Festen wird natürlich auch getanzt. Zu bestimmten Anlässen werden rituelle Tänze aufgeführt, die eine bestimmte Bedeutung haben oder etwas symbolisieren sollen. Bei Sipplingen oder Klans ist es oftmals wilder und rauer, bei zivilisierten Dörfern und Städten gibt es dafür manchmal richtige Choreographien. Bei Aufführungen von Tänzen ist natürlich auch die richtige Kleidung wichtig. Wenn man abends in der Kneipe tanzen geht spielt das keine große Rolle, aber zur Erntefeier werden bunte, farbenfrohe und saubere Kleidungsstücke getragen. In Bordellen werden oft auch erotische Tänze gezeigt, die die Besucher animieren sollen und die einiges an Athletik abverlangen. Reisende Musiker und Tänzer treten oft gemeinsam auf und sind ein eingespieltes Team.
Das Geschichtenerzählen ist eine Form der Unterhaltung so alt wie die Menschheit selbst. In Zeiten wo nicht jeder lesen und schreiben kann, ist sie oft die einzige Form der Weitergabe von Wissen und Traditionen. Die ältesten oder weitgereisten des Klans oder der Bleicher berichten von Neuigkeiten aus anderen Ländern, ihren Erlebnissen oder auch über die Jahrhunderte erhalten gebliebenen Geschichten, die die Menschen bewegt und berührt haben. Immer noch werden Märchen erzählt, allerdings in abgewandelter Form. Die Kinder müssen sich vor dem Gendo oder dem Sklavenjäger hüten, wenn sie der Großmutter Kuchen und Wein bringen. Sie dürfen nicht mit dem fremden gehen, unter dessen Kapuze man nur Zwei leuchtende Augen sieht und der mit seiner metallischen Stimme lockt: „Sie werden aufgefordert die Sammelstelle für Notfälle aufzusuchen“. Auch Romane werden so weiter verbreitet, wenn sie auch teilweise verfälscht wurden. Viele Kinder kennen die Erzählung von dem Jungen, der auszog um den Zauberring in das Feuer des Drachenschlunds zu werfen. Als der Ring im Maul des Drachen explodierte als dieser gerade Feuerspucken wollte, wurde auch der Schwarze Mann getötet, dessen Haustier der Drache war und der alle Kinder als Sklaven einfangen wollte. Dabei wurde er von einem Zauberer, einem Krieger und einem Zwerg oder in einigen Versionen einer Elfe begleitet. Oder die Geschichte in der der weise und gütige König Hirsch einen neuen Berater zu sich an den Königshof rief, weil er krank und alt geworden war. Die böse Königin aber ermordete ihren Mann, ließ dem Berater namens Wolf den Kopf abschlagen und sperrte ihre Stiefkinder, ein Junge so mutig wie ein Löwe und ein Mädchen so wendig wie ein Fisch, in ein Verließ. Dort freundeten sie sich mit einem Drachen an und konnten entkommen. Sie flogen über die große Mauer, die die Königen errichten ließ, über das Meer zu ihrem Onkel, der mit vielen Schiffen zurückkehrte und die böse Königin besiegte. Auch die Geschichten vom Zauberlehrling der in eine Zauberschule geht und dort viele Abenteuer erlebt werden fast überall erzählt.
Auch im Theater finden sich viele Filmhandlungen wieder, die den Menschen nach dem Eshaton im Gedächtnis geblieben sind. Sehr berühmt ist der Kampf zwischen dem schwarzen und weißen Ritter. Der weiße Ritter gehört einem alten Orden von Rittern an, die für das gute kämpfen und der schwarze Ritter einem bösen Orden der alle Länder erobern will. Als der weiße Ritter in die Festung des schwarzen Ritters eindringt, von der aus der Bösewicht alle Länder beherrscht, kommt es zum Kampf zwischen den beiden auf der höchsten Turmspitze. Der schwarze Ritter gesteht dem weißen Ritter auf dem Dach des Turms „Ich bin dein Vater“ und schlägt dem weißen Ritter, der immer glaubte ein Waisenjunge gewesen zu sein, der bei seinem Onkel aufwuchs, die Hand ab. Der weiße Ritter fällt vom Turm, wird aber von seinen treuen Gefährten, einem schlauen Dieb und einem großen Falken in der Luft gerettet. Aber es gibt auch lustige Stücke oder welche bei denen man sich gruseln soll. Manche verhöhnen einen bestimmten Kult oder Kultur, die sind je nach Gegend besonders beliebt.
Und letztendlich gibt es auch noch sportliche Betätigung. Boxen, Ringen oder Schaukämpfe werden nicht nur in Kneipen aufgeführt sondern auch in Arenen vor großen Zuschauermengen. Die mutigsten Teilnehmer treten gegen gefangene wilde Tiere an, wie Gendos oder Löwen. Die Veranstalter verdienen nicht nur etwas am Eintrittsgeld, sondern auch bei Wetten. Auch Sportarten die sich mit einfachen Bällen, wie zum Beispiel Rugby, spielen lassen werden gern gesehen. Hunde- und Hahnenkämpfe werden von Sipplingen, Schrottern und Apokalyptikern genauso geschätzt wie von Neolybiern und Geisslern. Glücksspiele mit Karten und Würfeln finden in Casinos statt, die Apokalyptiker müssen regelmäßig aufpassen dass die Richter ihnen nicht wegen Betrug das Lokal schließen. Auch die allseits bekannten Brettspiele wie Mühle, Dame und Schach werden weiterhin gespielt; bei Neolybiern ist das Spiel „Monopol“ äußerst beliebt. Man kann Fabriken bauen, Handelsrouten kaufen und Gegenspieler ausschalten. Wer die meisten Dinare verdient, gewinnt. Die Spielbretter und Figuren sind hochwertig aus Hölzern, Knochen, Elfenbein und Metallen gefertigt und kunstvoll verziert. Wer das teuerste Set besitzt schindet beim Spielpartner Eindruck. Der freundschaftlichen Konkurrenzkampf im Leben der Neolybier eben.
Die Hellvetiker haben zu taktischen Schulungszwecken noch ein Spiel mit Detailgetreuen Miniaturen von Truppen, Fahrzeugen, Geländeteilen und Gebäuden. Es nennt sich Kriegshammer und die Einzelteile werden in der Freizeit von vielen Soldaten gefertigt, angemalt und gebastelt. Es gibt Regeln für verschiedene Völker, Einheiten mit unterschiedlichen Waffen, Truppenqualitäten und deren bevorzugten Taktiken. Die Regeln spiegeln das überqueren verschiedener Geländeformen wieder wie Geröll oder Schnee, giftiger oder gefährlicher Bereiche wie Feuer, Dunkelheit oder Nebel und natürlich das Schießen und Verwunden oder töten der gegnerischen Spielfiguren. Gespielt werden verschiene Einsätze mit unterschiedlichen Missonszielen. Manche Hellvetiker können sich Stundenlang über die verschiedenen Aspekte dieses Spiels unterhalten. Ein Aussenstehender versteht zumeist nicht viel davon, aber geübte Hellvetiker können auf diesem Weg sogar geplante Taktiken und geheime Botschaften übermitteln.