Autor Thema: Kann man Cyberpunk in Fantasy übertragen?  (Gelesen 3029 mal)

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Offline YY

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Re: Kann man Cyberpunk in Fantasy übertragen?
« Antwort #25 am: 17.02.2015 | 21:10 »
Zur Eingangsfrage:

Klar, natürlich kann man das übertragen.
Wenn man den gewollten Endpunkt genau kennt, muss man nur die entsprechenden Rahmenbedingungen schaffen.

Manapunk, Jadepunk, Runepunk und wie sie alle heißen sind ja keine gänzlich neuen Ideen.
Es muss einem nur klar sein, dass das eine reine Ästhetikfrage ist und da ansonsten nur die Kulissen ausgetauscht werden.
Großartig andere Inhalte kann man damit nicht abbilden und wesentlich andere Problemstellungen aufwerfen auch nicht.

Wer mit Chrom und Knarren nicht warm wird, fühlt sich bei so was ggf. eher zu Hause.
Ich würde aber nicht darauf setzen, denn die Atmosphäre muss ja weitgehend gleich sein.

Für mich ist ein starkes Element von Cyberpunk der "Futureshock", also die Überforderung der Menschen mit dem abrupten Wandel ihrer Lebensbedingungen. Das geht meines Erachtens in dem klassischen Near-Future-Setting besonders gut, weil man auf die Lebenswirklichkeit der Leser/Spieler zurückgreifen kann und die Entfremdung am Exempel statuieren kann.

Einerseits: ja, richtig wirklich echter Cyberpunk (tm) geht nur, wenn die Spieler wenigstens ein bisschen Future Shock selbst kennen.

Andererseits hat der Begriff für die jüngere Generation seine Bedeutung weitgehend verloren, weil die gar keinen anderen Zustand kennt als blindlings Richtung Zukunft geschossen zu werden.
Die zugehörigen grundsätzlichen Probleme sind immer noch da, aber die Ebene des emotionalen Unwohlseins/Widerstandes fällt großteils weg.

Leute, die nicht so langsam die ersten grauen Haare kriegen, kriegst du mit Future Shock sowieso nicht mehr.
Die haben den allergrößten Teil ihres Lebens mit längst eingetretenen Elementen jener Welt verbracht, die Cyberpunk so abgelehnt hat; dementsprechend wissen sie gar nicht, was Future Shock in dem Kontext bedeuten soll und müssen CP ohnehin erst mal aus zweiter Hand kennenlernen.

Dann reduziert sich das Ganze - wie oben schon gesagt - auf reine Ästhetik.

Macht Warhammer 40k nicht exakt das?

MMn nicht, nein.
40K ist gar kein "-punk" und transportiert keine Cyberpunk-Elemente in ein klassisches Fantasysetting.

Es ist "Science Fantasy", aber das ist schon noch eine deutlich andere Baustelle.
"Kannst du dann bitte mal kurz beschreiben, wie man deiner Meinung bzw. der offiziellen Auslegung nach laut GE korrekt verdurstet?"
- Pyromancer