Autor Thema: [13th Age] Langzeitbetrachtung  (Gelesen 5978 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

Offline Grubentroll

  • Famous Hero
  • ******
  • ...back from Trollhalla
  • Beiträge: 3.699
  • Geschlecht: Männlich
  • Username: Grubentroll
Re: [13th Age] Langzeitbetrachtung
« Antwort #25 am: 9.07.2015 | 20:11 »
"Langzeitbetrachtung" -- na ja, mit starken Einschränkungen. Aber ich denke, ich habe beides oft und zusammenhängend genug gespielt, um vergleichen zu können. Wie einige andere Leute hier bin ich aber auch der Meinung, dass man mit etwas Rollenspielerfahrung die Unterschiede eigentlich schon beim Lesen erahnt. Dieser Eindruck bestätigt sich dann beim fortlaufenden Spiel.

4E "pur" lädt halt sehr stark zum "Miniaturenschubsen" ein. Ja, ist klar, dass man auch alles mögliche andere damit machen kann, aber das ist halt der Kern des Spiels und das, was es besonders macht, auch innerhalb der D&D-Evolution. Es ensteht im Grunde ein Teamsport mit klar verteilten Funktionen innerhalb der Gruppe, bei dem die Herausforderung sehr stark im Umgang mit Ressourcen liegt. Wann verbrauche ich im Zyklus bis zur nächsten langen Rast meine Powers, meine Healing Surges, Action Points usw.? Wie arbeitet die Gruppe so zusammen, dass die Ressourcen möglichst optimal eingesetzt werden können? Die Herausforderung ist nicht so sehr der einzelne Kampf (bei dem davon ausgegangen wird, dass die Helden gewinnen), sondern das Bestehen des gesamten Zyklus mit möglicht geringen Verlusten. Insofern würde ich die "taktische Tiefe" und die "Vielfalt an Optionen" nicht sooo sehr sehen -- betrachtet man die Kämpfe einzeln, sind sie ja wegen der stets angepassten Monsterstärke ziemliche Nullsummenspiele, wo man nur durch extremes Pech oder ganz blödes Spiel völlig abkackt. Es ist auch, so weit ich das überblicke, schwer, wirklich völlig inkompetente Charaktere zu bauen. Herausforderung entsteht da nicht durch richtiges "skillen" vs. "verskillen" und auch nicht wirklich durch supergeschicktes Kampfverhalten (taktieren im eigentlichen Sinn), sondern mehr durch Strategie, also das Angehen des Zyklus durch die gesamte Gruppe, die bis nach hinten raus ihre Ressourcen zusammenhalten muss. Damit das unterwegs nicht langweilig wird, sind die Powers halt sehr verschieden angepinselt und mit 100 Geschmacksnuancen versehen. Und zugegebenermaßen macht mir das auch Spaß :).

Da der Regelkern der 4E wirklich nichts anderes beschreibt als das (das aber sehr ausführlich), ist man schnell dabei, eigentlich ein strategisches Brettspiel in mehreren Großrunden zu betreiben, das durch Rollenspielelemente ein bisschen mehr emotionalen Nachhall bekommt.

Bei 13th Age ist das Verhältnis halt umgekehrt -- man hat mehr Rollenspielfokussierung, die durch die Regeln auch angesprochen wird, und durch die noch mal extremere Verschiebung des Kampfgleichgewichts zugunsten der Spieler ist die strategische Herausforderung minimiert. Der Zyklus bis zum nächsten long rest spielt einfach nicht so eine Rolle. Deshalb hat man es sich auch gespart, die Powers 1000x umzuspritzen und mit Geschmacksstoffen anzureichern, sondern sagt ehrlicherweise: Es hat halt jede Klasse pro Level einen Superangriff, einen 08/15-Schwerthieb und einen Schwerthieb mit Gebrüll und Schmackes, und da passiert dann auch nicht mehr viel, statt drei Powers zu haben, die alle über DEX+Angriffsschaden funktionieren, aber mal "Rage of the Ancient Green Dragon" und mal "Mighty Smite of the Evil Spider-Troll-Lords" heißen. Stattdessen gibt es viele Powers, die mit funny dice tricks arbeiten, mit Ketten von Powers (etwa beim Rogue) oder einfach Rollenspielforderungen, oft auch mit Bezug zu Icon Rolls,  stellen, um auf dieser Ebene Abwechslung reinzubringe. Und zugegebenermaßen macht mir das auch Spaß :).

Dahinter steckt das Bemühen, dem eigentlich Konzept die strategische Fixierung über die Zeit auszutreiben, ohne die Stringenz und den Spaßfaktor zu verlieren. Die Frage nach dem Ressourcendrain ist schon noch präsent, sie wird aber jederzeit durch andere Mittel entkräftet (Ihr habt nicht mehr genug Ressourcen? "Gutes Rollenspiel" und Icon Rolls laden euch wieder auf). Kämpfe sollen am Ende schon die Story voranbringen. Bei 4E ist´s bisweilen umgekehrt.

Man sieht auch sofort, dass die beiden Ansätze nicht unvereinbar sind, sondern Enden des Kontinuums "4E". Oft liegt es einfach an der Akzentuierung durch die jeweilige Runde, wie sehr sich die beiden Spiele annähern, würde ich meinen. Ich mag 13th Age einen kleinen Tick lieber, kann dem Purismus der 4E aber auch immer wieder echt was abgewinnen.

Edit: Wenn Überdenken der 4E, dann würde ich aus 13th Age den Action Die übernehmen und die Powers, die abhängig vom Würfelergebnis (gerade/ungerade, bestimmte Höhe) vaiieren, für einige Klassen auch die rollenspieligen Kräfte. Fester Schaden für die Gegner.

Toller Post... *thumbs up*

Offline Grashüpfer

  • Experienced
  • ***
  • Beiträge: 153
  • Username: Grashüpfer
Re: [13th Age] Langzeitbetrachtung
« Antwort #26 am: 12.08.2015 | 13:17 »
Vielleicht ist es Zeit für ein paar hausregeln für die 4e? Gibt es da nicht schon irgendwo Ansätze, wie man 4e ohne Battelmap spielt...? *grübel* denn gerade der flexible Kampf hat mir gut gefallen und hat es mir als SL auch leichter gemacht, Encounter vorzubereiten. Hm, vielleicht sollte ich mal einen eigenen Thread dazu aufmachen. Da könnten ggf. doch einige Ideen zusammenkommen...

Ich habe mal einen Thread gestartet, der sich dieser Frage widmen soll. Schaut gerne vorbei.
Gehe an meinem Regal vorbei: Alles voller 4E. Nicke. Guter Tag.