Es gibt viele Arten, einen Stoff wie Macbeth zu verhunzen. Man könnte auf die Idee kommen, dass die schottischen Highlands zu langen Kamerafahrten einladen, um die geschichtlichen Wurzeln zu unterstreichen.
So mancher hätte das Ganze wohl mit "authentischer" Dudelsackmusik und Kitsch-Folk unterlegt.
Und ein schottischer Film ist ja wohl nur mit Kilts möglich!
Und bei einem so harten Stoff muss ja für das weibliche Publikum auch was dabei sein, also bitte auf jeden Fall ein paar ansehnliche, halbnackte Männerkörper in Zeitlupe bei der Schlacht. Der Rest natürlich in kurzen, hektischen Schnitten, um das Getümmel zu verdeutlichen.
Und Burgen! Nicht zu wenig und bitte kalt und dreckig und düster. Hexen kommen vor? Bitte alt, runzlig und hässlich vor dem großen Kessel.
Und das sind nur die offenstlichlichen, die mir gerade so einfallen würden.
Aber zum Glück gibt es noch Regisseure, die solche Fallstricke a) erkennen und es b) gar nicht nötig haben, sich der genügsamen Anbiederung an Mainstream-Erwartungen zu ergeben.
Justin Kurzel aka "der Typ der gerade Assansins Creed dreht" hat Michael Fassbender in der Rolle des Macbeth nun wohl vollends geadelt. Sowohl Schauspiel (nicht nur von Fassbender, die gesamte Besetzung macht ihre Sache richtig gut), als auch Präsentation, Score (Wow. Was für ein Soundtrack! Soviel Gänsehaut mit so minimalen Mitteln!), Kamera und die Sprache, die sich auch in der Synchro an den klassischen deutschen Übersetzungen orientiert sind einfach perfekt aufeinander abgestimmt. Kürzungen sind bei einer Eindampfung auf 90 Min natürlich notwendig, aber behutsam und sinnvoll erfolgt.
Macbeth ist Arthouse, wie es besser kaum sein kann. Klassischer Stoff modern - aber ohne Ego und mit dem Blick für das Notwendige, das Überflüssige und der Liebe zum Film umgesetzt. Opulenter Minimalismus, der Erwartungen gerecht wird und der mich freuen macht auf den nächsten Film mit Kurzel/Fassbender.