Dvořáks Neunte ist grandios, gar keine Frage! Auch einer der Kandidaten, die bei mir ein Feuerwerk von Bildern im Kopf auslösen.
Da hat der Gute kompositorisch ja auch mal 90% der modernen Filmmusik vorweg genommen.
Ich hatte die Frage zuerst so verstanden: Was macht für euch "klassische Musik" so besonders? Und ich denke, im Gegensatz zum allergrößten Teil der U-Musik heutzutage ist es eine Frage des Publikumsvertrags. Klassik wurde so komponiert, dass die Zuhörer still sitzen und nichts anderes tun als der Musik zu lauschen. Das ist für mich immer noch die unmittelbarste und unverfälschteste Variante, Musik zu genießen. Klang und der Transport der musikalischen Botschaft steht im Vordergrund, dagegen tritt auch die Persönlichkeit der Interpreten (im Vergleich zur modernen U-Musik) etwas weiter in den Hintergrund. Wenn "interpretiert" wird, dann tatsächlich, um das Allerbeste aus der Komposition herauszuholen und nicht, um der Musik einen persönlichen Stempel aufzudrücken.
Das alles soll nicht so verstanden werden, dass "klassische" Musik/ E-Musik irgendwie besser wäre als U-Musik (Pop, Rock, Schlager, was weiß ich, die erfüllen völlig andere Publikumsverträge und damit Funktionen im Leben des Zuhörers), aber das ist es, was sie für mich einzigartig macht und mir Erlebnisse verschafft, die ich anderswo nicht bekomme.
Barockmusik und Renaissance - hier höre ich weniger groß orchestrierte Werke als lieber einzelne Lieder, Duette, Vokalwerke etc. und Interpretationen, insbesondere von Künstlern, die sich auf Improvisation verstehen. Insofern stehen hier auch weniger Komponisten im Vordergrund als Ensembles: Concerto Köln, London Baroque, Academy of Ancient Music. Selber gern gesungen (v.a. chorisch) habe ich z.B. Monteverdi, Schütz, Purcell, Vivaldi, Tallis, Palestrina. Bach kann ich nur hören, aber selbst nicht singen.
Klassik/Wiener Klassik: Hier darf gern das volle Orchester auffahren, riesige Chöre, Oper, richtig Bums, Kammermusik mag ich dagegen eher seltener. Selber singen macht riesen Spaß, ob allein oder mit vielen Mitstreitern; Wo man nicht vorbeikommt sind natürlich Bach-Söhne, Telemann, Mozart, Beethoven
Romantik: Och. Hmm. Die Opern sind natürlich unerreichbar, Liederzyklen natürlich auch, aber sonst...; Singen macht auch Spaß - in der Musik zerschmelzen, man darf erstmals richtig Hassen, Leiden oder Lieben beim Interpretieren; ein paar Namen, die ich gern (abseits der Opern und Lieder) höre: Saint-Saëns, Franck, Mussorgski, Tschaikowski, Smetana, Grieg; ansonsten vor allem deutsche, osteuropäische und französische Oper und deutsches Lied (mit allen großen Namen, die dazugehören); achso: Bitte bitte bitte keine Operette
Neue Musik: Ja! JA! Mehr davon! Alles bitte ohne Impressionismus. Aber nicht ständig und überall, sondern nur mit ausgewählten Leuten zusammen, ich gebe zu, dass mein Gehör zum Singen vieler moderner v.a. atonaler Sachen nicht taugt aber anhören tue ich es mir unendlich gern; bis hin zu den Anfängen elektronischer Musik; es gibt so viel zu hören und so wenig Zeit