Doch warum sollte ich/man mit "Alleinstellungsmerkmalen" vorsichtig sein, wenn ich diesen Ausdruck gar nicht gebraucht und nicht mit dieser Kategorie argumentiert habe? Wie in allen Bereichen der Kunst verläßt man schnell den Pfad der Originalität und des Besonderen, sobald man ein Werk in seine Bestandteile zerlegt und dann jede Note oder jedes Wort oder jede Idee für sich betrachtet und mit anderen vergleicht. Soll man bei jedem Ork nur mit einem Verweis auf Tolkien müde abwinken?
War mehr allgemein gemeint. Sehr viele Leute stellen Thedas als etwas Einmaliges oder ganz Neues hin (und unterlegen das am besten noch mit spezifischen Beispielen), wo ich die ernüchterten Reaktionen der Skeptiker gut verstehen kann. Für mich ist es eher das Gesamtbild, das wirklich klasse funktioniert, und das eben auch nicht als bunter Hund, sondern eher als "normales" Fantasy-Setting im besten Sinne. Deshalb eignet es sich ja auch so gut für Pen & Paper.
Die Videospielthematik ist etwas komplexer. Ich würde dir übrigens recht geben, dass die genannten Spiele mit zu den besten West-Rollenspielen gehören, auch was "maturity" angeht (an Sachen, die ich locker darüber einstufen würde, fallen mir auf Anhieb nur The Witcher 2 und Torment ein); nur leider hat das gesamte Medium einen dermaßen niedrigen Standard, dass diese Einschätzung noch nicht allzu viel aussagt. Ich meine, in DA töte ich RATTEN und bin danach dermaßen blutverschmiert, dass ich als Zwölfjähriger laut "GEIL!" geschrieen hätte. Und das ist noch nicht mal der Inhalt des Spiels.
Die Charaktere waren das kleinste Problem (vor allem Wynne und Sten sind hängen geblieben!
), auch wenn sie stark unter dem gesichtslosen Mary-Sue-Hauptcharakter und dem Dialogsystem gelitten haben, das praktisch seit 20 Jahren nicht aus seinen Kinderschuhen kommt. Damit verkommt jede Charakterbindung zum Minispiel um einen Zuneigungswert und eventuell eine verklemmte Sexszene. Ich meine, das kriegen inzwischen selbst die Japaner in ihren verdammten Dating-Sims (!) besser hin - schon mal Sakura Wars gespielt? (Inhaltlich) ziemlich lächerliches Ding, aber gegen das Dialogsystem ist alles von Bioware Kinderkacke. Schlimmer fand ich allerdings die pseudo-offene episodische Story, die Bioware in gefühlten zwanzig Spielen benutzt, und die aufgeploppt-künstlichen und damit emotional vollkommen dumpfen "schweren" Entscheidungen am Ende jeder Episode. Das kommt bei mir einfach nicht an, Thedas bietet so viel mehr.
Das alles ist DA1. DA2 hat ein Bündel an eigenen Problemen, die so verschiedenartig und miteinander verzahnt sind, dass ich mich hier mal darauf beschränke zu sagen, dass es trotz vieler Änderungen in die richtige Richtung mindestens genau so schlimm ist. ^^''
Wir hatten
hier btw mal eine extrem interessante Diskussion zum Thema Beziehungen in Videospielen.
Man vergebe mir an der Stelle mein scheinbares Bioware-Bashing. Ich schätze die Firma extrem und hatte viele schöne Stunden mit ihren Spielen, aber genau deshalb ärgert es mich enorm, dass sie sich seit 15 Jahren auf ihren Erfolgen ausruhen und sich nicht trauen, einen Schritt weiterzugehen, nur weil die Fans zufrieden sind. Die vereinzelten Versuche der letzten Jahre (DA2, ME2+3) sind eine ehrenhafte Erwähnung wert, aber letztendlich nur halbgare Tropfen auf dem heißen Stein. Ich hoffe stark für DA3, dass das Charaktersystem dem Setting langsam mal ein bisschen gerecht wird. Eigentlich müssen sie nur Teil 1+2 verbinden, den Ballast abwerfen und ein paar mutige Neuerungen mit einfließen lassen.
Sorry für die Wall of Text, das Thema geht mir ein bisschen nah.