Autor Thema: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...  (Gelesen 2261 mal)

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Offline D. M_Athair

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Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« am: 23.06.2016 | 01:48 »
Es gibt jede Menge Settings, die im Laufe der Zeit ihr zugrundeliegendes System (meist ein "generisches") gewechselt haben.
Manche sogar mehrfach. Machmal werden auch Versionen für verschiendene Systeme gleichzeitig unterstützt

Ich denke da an:
Reign of Discordia (True20 - Mongoose Traveller)
Agents of Oblivion (True20 -> Savage Worlds)
Runepunk (True20 -> Savage Worlds)
Interface Zero (True20 - Savage Worlds - Fate)
The Widening Gyre (HERO 6th - Savage Worlds)
Mecha vs. Kaiju (True20 -> Fate)
Amyethyst (D&D 4 -> Fate - Pathfinder - 13th Age - Savage Worlds - D&D 5)
Dawning Star (d20 -> Fate)
Legend of Excalibur (d20 -> True20)
Sherwood: The Legend of Robin Hood (Savage Worlds - d20 -> Pathfinder)
All for One: Régime Diabolique (Ubiquity - Savage Worlds)
Darwin's World (d20 -> d20 modern - True20 -> Savage Worlds)
Kerberos Club (Wild Talents - Savage Worlds - Fate)
Broken Earth (Savage Worlds - Pathfinder)
World of Broadsword/Legends of Steel (1PG - Savage Worlds - Barbarians of Lemuria)
The Day after Ragnarok (Savage Worlds - Fate - HERO 6th)
Primeval Thule (Savage Worlds - Pathfinder - D&D 5 - D&D 4 - 13th Age)
Slaine (d20 -> RuneQuest)
Judge Dredd (d20 -> Mongoose Traveller)
...


OK. Das Ganze ist ein bißchen unsortiert.
Nun drauf los:

Macht es für euch einen Unterschied, ob ein Setting "recycled" wurde und mit neuem System erscheint oder ob es gleich in verschiedenen Versionen erscheint?
Wenn ihr euch für eine Adaption entscheidet: Ist das die für euer lieberes System oder das, wo die Regelanpassung allem Anschein nach besser gelungen ist - oder die oiginale Regelversion?
Wenn "system matters" gilt: Was bedeutet das für die Settings unter verschiedenen Regeln? Den HERO-Baukasten zu haben bedeutet a etwas völlig anderes als den Savage-Worlds-Baukasten zu haben. Ist das ein Zugeständnis an die Spieler? Ist es für das Setting egal, ob mit feinen Pinselstrichen in Schichten von Ölfarbe gearbeitet wird oder mit groben Pinselstrichen in Aquarell?

Ich bin immer skeptisch wenn Settings auf ein "neues" generisches Regelwerk übertragen werden.
Warum machen das die Autoren? Um auf den neuesten Hype aufzuspringen?
Was stellt sicher, dass die Autoren das neuere System wirklich verstehen?

Haben die Settings so wenig eigenes, dass generische Systeme passen? Entwicklungen wie sie Arcanis oder Grimm hingelegt haben (vom generischen d20 zum eigenen Regelwerk) finde ich einleuchtend. Andersrum finde ich irgendwie seltsam.
Bei Parallelveröffentlichungen bin ich weniger skeptisch. Aber braucht es da komplett eigene Bücher? Geht das nicht mit Regelanängen wie bei den "The-Sundering"-Abenteuern (D&D 4, D&D Next, D&D 3), den originalen Dargon Kings oder der alten Thieves' World Box?
Ändert da die "Settinggröße" was? Macht da Freeport mehr Sinn als z.B. Interface Zero?

Generell steht auch die Frage im Raum: Wollen die Autoren "unwichtige" Regeln und deswegen zählt nur das Setting und man kann beliebige Regeln nehmen, von denen vielleicht auch noch erwartet wird, dass sie im Hintergrund bleiben und im Zweifelswall weg-gehandwedelt werden?


Wie geht es euch damit?
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Offline Rhylthar

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #1 am: 23.06.2016 | 06:46 »
Vorweg:
Ich habe genau 1 Setting zweimal im Regal stehen im Karton liegen und das ist Primeval Thule. Und dies auch nur, weil ich mir die Pathfinder Version geholt hatte, bevor die 5E Version herauskam.

Grundsätzlich sehe ich da kein Problem. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich mir ein Setting zweimal hole, ist gering. Ein Regelsystem ist für mich auch keine "Spielkonsole", die exklusive Titel bräuchte.
Also gerne dann für verschiedene Systeme; ich suche mir dann dies für "mein" System aus.
“Never allow someone to be your priority while allowing yourself to be their option.” - Mark Twain

"Naja, ich halte eher alle FATE-Befürworter für verkappte Chemtrailer, die aufgrund der Kiesowschen Regierung in den 80er/90er Jahren eine Rollenspielverschwörung an allen Ecken wittern und deswegen versuchen, möglichst viele noch rechtzeitig auf den rechten Weg zu bringen."

Für alle, die Probleme mit meinem Nickname haben, hier eine Kopiervorlage: Rhylthar.

Achamanian

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #2 am: 23.06.2016 | 07:30 »
Ich sehe da auch kein prinzipielles Problem, wobei ich zugegebenermaßen über manche Kombinationen nur verwirrt die Stirn runzeln kann (Broken Earth/Pathfinder). Aber das muss ich mir ja nicht kaufen. Und wenn Settingautoren einen Hype ausnutzen wollen, finde ich das prinzipiell auch nicht verwerflich. Kann ja sein, dass das neue System auch neue Perspektiven auf das Setting eröffnet.
Nur, wenn die Adaption schlampig ist, wird es natürlich ärgerlich ...

Offline aikar

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #3 am: 23.06.2016 | 07:40 »
Ich besorge mir in so einem Fall einfach das Setting für das System, das mir am liebsten ist. Wenn es mehrere Interessante gibt, hole ich mir manchmal aus Interesse noch pdfs. Das kommt am ehesten vor, wenn es Savage Worlds und Fate zur Auswahl gibt (Wie gerade bei Interface Zero).

Generell mag ich es, wenn ein Weltenband regelfrei ist und ich mich entscheiden kann, wie ich das Setting es bespiele.

Ich akzeptiere durchaus das "System matters", im Sinne von "Unterschiedliche Regelsysteme vermitteln unterschiedliche Spielgefühle", ich denke aber, dass an manche Settings durchaus mit unterschiedlichen Spielgefühlen herangegangen werden kann.
Das hängt auch mit der geplanten Kampagne zusammen. Ich kann oft z.B: im selben Setting Drama, Intrigen und Soap haben oder Monsterjagd und Action. Wenn ich eine Kampagne auf eines dieser Themen fokusieren will, bietet es sich an, ein Regelsystem zu verwenden, dass diesen Stil unterstützt.

Allgemein: Ein Problem damit habe ich nicht. Oft würde ich mir sogar mehr solche Auswahl-Möglichkeiten wünschen und freue mich z.B. schon auf Shadowrun Anarchy um Shadowrun (hoffentlich) endlich mit einem mir eher liegenden System zu bespielen.
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Online nobody@home

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #4 am: 23.06.2016 | 08:21 »
Nur, wenn die Adaption schlampig ist, wird es natürlich ärgerlich ...

Yep. Grundsätzlich nehme ich natürlich, wenn ich die Wahl habe, die Version, die zu meinem Lieblingssystem paßt (so geschehen bei Achtung! Cthulhu), und dann ist es logischerweise besonders ärgerlich, wenn der Eindruck aufkommt, die Verfasser hätten einfach nur mal schnell 'ne grobe Regeladaption mit der heißen Nadel gestrickt, ohne sich auf "mein" System dabei so "richtig" einzulassen.

Andererseits sind reine Settings zumindest im Prinzip ja erst mal systemunabhängig, d.h., wenn ich nur den Hintergrund auf "mein" System übersetzen will, sollte das eigentlich so oder so gehen. In dem Fall bin ich evtl. mit der ursprünglichen Originalversion besser dran, vorausgesetzt, deren Designer hat sich seinerzeit tatsächlich mehr Gedanken gemacht als ein bloßer "Übersetzer"...ist natürlich auch nicht unbedingt garantiert.

Offline KhornedBeef

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #5 am: 23.06.2016 | 08:32 »
[...]
Macht es für euch einen Unterschied, ob ein Setting "recycled" wurde und mit neuem System erscheint oder ob es gleich in verschiedenen Versionen erscheint?
Wenn ihr euch für eine Adaption entscheidet: Ist das die für euer lieberes System oder das, wo die Regelanpassung allem Anschein nach besser gelungen ist - oder die oiginale Regelversion?
Wenn "system matters" gilt: Was bedeutet das für die Settings unter verschiedenen Regeln? Den HERO-Baukasten zu haben bedeutet a etwas völlig anderes als den Savage-Worlds-Baukasten zu haben. Ist das ein Zugeständnis an die Spieler? Ist es für das Setting egal, ob mit feinen Pinselstrichen in Schichten von Ölfarbe gearbeitet wird oder mit groben Pinselstrichen in Aquarell?
[...]
Je nachdem. Pulpige Settings empfinde ich als "robust" und dann ist es keine große Einschränkung, ob ich mit Savage Worlds oder Ubiquity (oder so BoL) spielen will. Dann gehe ich eher danach,mit welchem System ich vertraut bin oder was weniger arbeitet  macht. Deswegen habe ich mir The Day After Ragnarok auch nicht als HERO-Version geholt, z.B.
Zitat
Ich bin immer skeptisch wenn Settings auf ein "neues" generisches Regelwerk übertragen werden.
Warum machen das die Autoren? Um auf den neuesten Hype aufzuspringen?
Was stellt sicher, dass die Autoren das neuere System wirklich verstehen?

Haben die Settings so wenig eigenes, dass generische Systeme passen? Entwicklungen wie sie Arcanis oder Grimm hingelegt haben (vom generischen d20 zum eigenen Regelwerk) finde ich einleuchtend. Andersrum finde ich irgendwie seltsam.
Bei Parallelveröffentlichungen bin ich weniger skeptisch. Aber braucht es da komplett eigene Bücher? Geht das nicht mit Regelanängen wie bei den "The-Sundering"-Abenteuern (D&D 4, D&D Next, D&D 3), den originalen Dargon Kings oder der alten Thieves' World Box?
Ändert da die "Settinggröße" was? Macht da Freeport mehr Sinn als z.B. Interface Zero?

Generell steht auch die Frage im Raum: Wollen die Autoren "unwichtige" Regeln und deswegen zählt nur das Setting und man kann beliebige Regeln nehmen, von denen vielleicht auch noch erwartet wird, dass sie im Hintergrund bleiben und im Zweifelswall weg-gehandwedelt werden?
[...]
Wenn du auf ein verbreitetes System aufsetzt, gewinnst leichter Kunden. Ist doch jetzt nicht so ungewöhnlich, oder? Warum schreiben Leute Drehbücher für Doctor Who-Episoden, statt den gleichen Plot als Novelle selbst zu veröffentlichen? Es gibt genug Leute, die keine Zeit und Lust haben, sich dauernd in neue Nischensysteme einzuarbeiten, auf der anderen Seite gibt es eben recht handlich anpassbare Systeme wie SW, die schon viele Leute kennen.
Das muss nicht immer so sein. Manchmal hat vielleicht auch jemand wirklich nur ein Setting im Kopf und überlegt dann, ja, womit würde ich das spielen? Siehe wieder TDAR. Warum man das nicht nur als generisches Setting für alle Systeme rausbringt? a) wird es genremäßig ohnehin nicht mit "allen Systemen" bespielt werden, sondern zu 90% mit FATE, SW und Ubiquity (früher vielleicht eher mit GURPS). b) spricht man wiederum mehr Leute mit einem "kompletten" Rollenspiel an, insbesondere die, die noch nicht metertief in 12 Systemen drinstecken und das auch gar nicht wollen.
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Offline Greifenklause

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #6 am: 23.06.2016 | 08:48 »
Und umgekehrt gilt, dass die wenigsten Hintergrundsetzungen (nehmen wir mal DSA) so derart durchschlagen, dass man ein anderes System (nehmen wir mal Splittermond) grundlegend anpassen müsste. Das sind eher Kleinigkeiten, die man hier und da wegschnippelt oder ergänzt oder Einzelheiten die man gestattet oder verbietet, weil sie zwar zum System passen/nicht passen, aber eben nicht zum Setting.

Ich spiele gelegentlich settingfremde Abenteuer bei DSA oder anderen Systemen und es war nie ein Problem.

Ich will ein gutes Abenteuer und ein gutes System.
Systemabhängige Abenteuer sind selten wirklich gut, settingabhängige schon öfter.
Abenteuer, die sich in verschiedenen Settings UND Systemen spielen lassen ohne größere Anpassungen schätze ich am Meisten.

Da gibt es natürlich auch Ausnahmen..... aber ich lehne mich mal ganz weit aus dem Fenster:
Abenteuer, die sich schlecht portieren ließen, "holperten" oft schon im System (wenn auch nicht im Setting) ..... spätestens mit der nächsten Regeländerung  ~;D
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Offline D. M_Athair

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #7 am: 23.06.2016 | 13:06 »
Kann ja sein, dass das neue System auch neue Perspektiven auf das Setting eröffnet.
Die Überlegung ist für mich bei Settings, die relativ gleichzeitig für verschiedene Regelsysteme veröffentlicht werden, nachvollziehbar. Wenn d20-Regeln zu Gunsten von Savage Worlds und diese Regeladaption wiederum zu Gunsten von Fate aufgegeben wird, dann frag ich mich allerdings schon: Gibt es inhaltliche Gründe, die jemals für eines dieser Systeme gesprochen haben?
Oder: Geht es den Autoren tatsächlich um diese anderen Perspektiven, die eben auch durch Regeln unterfüttert werden? Bei etlichen ursprünglichen d20- oder true20-Sachen - ebenso wie bei Mongoose-Settings sieht es von außen einfach so aus, als würde man das neue System einzig anhand von Verfügbarkeit und Popularität (bei Mongoose: ob man für das Zielsystem die Lizenz hat oder nicht) auswählen. Und genau das scheint mir kein gutes Auswahlkriterium zu sein. Andererseits: Es kann natürlich sein, dass die Autoren sich mit verschiedenen starken "generischen" Systemen auseinander gesetzt haben und das Passendste ausgewählt haben.


Kann auch sein, dass meine Skepsis von meinen Settingpräferezen herrührt. Mir sind Settings am liebsten, die den SC bestimmte soziale Rollen zuweisen (Rokugan, Pendragon) bei denen z.B. Magie auf eine eigentümliche Art und Weise funktioniert (Zarth [Crypts & Things], Beyond the Wall) funktioniert und bei denen auch das Spielgenre (auch bzgl. des "Power-Niveaus) realtiv festgelegt ist. Das sind alles Dinge, die von Regelsupport profitieren und der ist nicht mit jedem System angemessen herzustellen. (Andererseits hat auch Rokugan d20 seine Fans.)

Vielleicht geht es den Settingautoren auch daran das Spielgefühl eines Systems mit ihrem Setting zu verknüpfen.
(Wobei ich in dem Fall immer froh bin, wenn die Systemautoren bei der Ausarbeitung der Settinganpassungen beteiligt sind. Das war z.B. bei der alten Thieves'-World-Box so und wird aktuell bei dem Dark-Streets-Setting "Five Points" von Mystical Throne so gemacht.)


Ich spiele gelegentlich settingfremde Abenteuer bei DSA oder anderen Systemen und es war nie ein Problem.
Abenteuer sind mMn ein ganz andere Biester.
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Offline Oak

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #8 am: 23.06.2016 | 13:46 »
Wenn d20-Regeln zu Gunsten von Savage Worlds und diese Regeladaption wiederum zu Gunsten von Fate aufgegeben wird, dann frag ich mich allerdings schon: Gibt es inhaltliche Gründe, die jemals für eines dieser Systeme gesprochen haben?
Oder: Geht es den Autoren tatsächlich um diese anderen Perspektiven, die eben auch durch Regeln unterfüttert werden?

Zumindest in Bezug auf Interface Zero hätte ich gehofft, dass sich die Autoren auf die Perspektive von Fate Core eingelassen hätten. Stattdessen versuchen sie tatsächlich den ganzen Ballast dranzukleben und es wird auf jeden Fall klar, das die Gründe für die neue Version vermutlich nicht inhaltlicher Natur sind. Hier wird immer wieder die gleiche Kuh gemolken...

Daraus kann ich natürlich kein allgemeines Bild bei solchen Aktionen ableiten. Denn für mich gilt ganz klar, das es mir egal ist, in welchen Varianten ein Setting verfügbar ist. Und natürlich ist beim Erstellen einer neuen Variante (z.B. über Kickstarter) Skepsis angesagt. Aber nicht mehr, als beim Veröffentlichen eines neuen Rollenspieles.

Offline 1of3

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #9 am: 23.06.2016 | 14:42 »
Ich kenne eigentlich nur zwei Settings dieser Art. Engel und Earthdawn.

Bei Engel haben die Autoren bei der neuen Version endlich ein System haben, wie sie es immer wollten (Fate).

Bei ED betont Dammi, dass sich Age of Legends ganz anders spiele als das Step System.

Offline Vasant

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #10 am: 23.06.2016 | 15:51 »
Grundsätzlich ist es mir egal, ob es original in dem System geschrieben oder dahin portiert wurde. Es spricht für mich nichts dagegen, dass auch ein portiertes Setting toll mit dem anderen System und auch besser als mit dem Grundsystem funktioniert. Im Zweifelsfall würde ich aber die Version wählen, auf dessen Regelkern ich am meisten Lust habe - sei es, weil ich das System einfach mag, oder, weil ich es für das Setting als besonders geeignet betrachte. Je nach Systemauswahl kann sich das schon recht unterschiedlich anfühlen.
Ich möchte mal zwei Beispiele aufführen, die ich beide gelesen habe. The Widening Gyre hast du ja schon genannt, Space 1889 gibt's neben dem ursprünglichen System (wie auch immer das hieß) für Savage Worlds und Ubiquity.
The Widening Gyre ist zwar nicht schlecht portiert worden, allerdings habe ich an Regelkram für meine Runde schlussendlich fast gar nichts (genauer: ein Handicap) aus dem Setting mitgenommen. Sehr vieles davon ist letztendlich Kram aus dem Grundregelwerk, was dann angewandt wurde, aber eventuell gar nicht zu der Runde passt. An anderen Stellen merkt man schon, dass die Autoren von einem anderen System kommen (kommentarloses Einführen von Fertigkeitsspezialisierungen, ausufernde Liste von wahrscheinlich nutzlosen und überflüssigen Wissensfertigkeiten). Das hat dann letztendlich dazu geführt, dass ich das Setting eben für das Setting der Runde genommen habe, mir aber für regeltechnische Sachen andere Settings angeguckt habe.
Space 1889: Red Sands wiederum ist von Pinnacle selbst portiert worden und führt neben Anpassungen von Talenten und Handicaps auch settingspezifische Regelmechaniken ein, um die Stimmung besser einzufangen. Das ist echt gut gemacht, sodass ich da ein bisschen von dem Regelkram geklaut habe, den ich eben sehr vermisst hätte, wenn ich nur mit The Widening Gyre spielte. Das Setting wiederum geht für die Runde gar nicht klar.

Luxferre

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #11 am: 23.06.2016 | 17:59 »
Mein privates Setting wird "hopping" betreiben. Und ebendas war eine wichtige Voraussetzung bei der (noch laufenden) Erschaffung des Setting.
Inspiration und Umsetzung sollte mit folgenden Systemen gekoppelt sein:

RuneQuest 6
Beyond the Wall
GEMINI

Theoretisch könnte man noch Midgard 5 und HârnMaster hernehmen und auf der Welt spielen.
Allerdings sei dazu gesagt, dass ich mit einer kleinen Portion Handwedelei keine Probleme habe.

Offline mattenwilly

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Re: Wenn Settings "Systemhopping" betreiben ...
« Antwort #12 am: 22.07.2016 | 13:55 »
Traveller ist da ein Klassiker. Selbst wenn man die "ähnlichen" gruppiert ist es durch (mindestens) fünf Systeme (Clunky/Mega/Mungo, T2K/TNE, D20, GURPS, T4/T5) gehoppelt die teilweise MASSIV unterschiedlich in den Mechaniken (Charakterbau, Würfelsystem, Detailgrad der Fertigkeiten) und dem technischen Hintergrund (TNE und GURPS sind da die größten Ausreisser) sind.

Und das merkt man dem Spielstil durchaus an. Selbst wenn wir mal nur Mega und TNE(1) gegen ein ander halten und das Setting gleich lassen (3I/1105/Bahnhofsnutten-Sektor) machen Dinge wie "Something from Nothing Antrieb vs. Spritsaufende Heplars", "Wasserstoff-Gurgelnde Fusionsreaktoren vs Schnapsglas pro Jahr Reaktoren". "Mini Missile Massaker vs. P270 Mosquit Schiffskiller" und die Differenzen in Sensor-Reichweite/Fähigkeiten für das Abenteuer-Design Unterschiede sobald Raumflug/Kampf oder Suchen relevant sind.

Oder "Grav Module produzieren Schub" vs "Gravmodule lassen dich nur schweben" bei Fahrzeugen und Gravgürteln (Der Gürtel bei Mega ist eine dicke Weste, der bei TNE hat Propeller o.ä) Was dann auf Dinge wie "Tarnbarkeit" und damit Agenten/Spionage/Diebes-Szenarien Auswirkungen hat.

Das Ergebniss ist ein durchaus messbarer Unterschied im Setting. TNE fühlt sich mehr "Low Tech" an, erklärt besser warum einige Dinge im Traveller-Universum so sind wie sie seit 1977 beschrieben werden (Projektilwerfer statt Strahlwaffen, Fehlende Dominanz von Battledress und Plasma/Fusionswaffen etc).

Ich habe lange (auch wegen des Materials) einen TNE/MT Hybriden gespielt (TNE Chargen und Würfelsystem, MegaT Technologie und Kampfsystem/Hitpoints(2)), würde aber ein neues Traveller-Scenario rein auf TNE spielen da mir das (ich sag mal) "Serenity" Feeling besser gefällt.

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Vom Traveller-Setting her ist die Sache ganz anders. Obwohl (bis auf GURPS "Pamawuff hat nur geträumt/Strephon duscht") alle im selben Universum an zT. verschiedenen Zeiten/Orten spielen ist hier das T20 Setting (Gateway) mein Liebling und nicht "New Era" oder "Rebellion/Hard Times" (Mein Zweitliebstes - so schöööön grau/düster)

(1) Die in der Technologie etwa den selben Detailierungsgrad haben und beide von GDW sind
(2) Die beiden Systeme sind "dicht genug" um die Umrechnung zu erlauben
Manchmal kommt bei Foren der Punkt wo man einem "Diskussionsteilnehmer" mental mit einem freundliches "Ja, Ja" den Kopf tätscheln und ihn dann ganz leise auf die Ignore-Liste setzen sollte. Die gewonnene Zeit kann man dan mit interessanten Sachen verschwenden. Etwa Staubmäusen beim wachsen zu sehen