Der neueste Tarantinostreifen hat für mich funktioniert, wobei ich auch mit recht geringen
Erwartungen heran gegangen bin. Er funktioniert allerdings weniger als herkömmlicher Spielfilm,
sondern eher als breiter angelegte Charakterstudie(n). Ein guter Buddyfilm, auch wenn die Kumpel
gerne mal solo unterwegs sind.
Es gibt ganz hervorragende, ja sogar ergreifende Szenen von Dicaprio auf den Sets oder wenn er mit
Schauspielern spricht. Auch Pitt macht seine Sache richtig klasse und man kann wirklich sagen, dass
die Zwei erstaunlich gut miteinander harmonieren.
Das alles ergibt eine äußerst kurzweilige Melange und dient als Hommage und Verbeugung an das Hollywood
und Los Angeles der späten 60er Jahre, wie überhaupt an das Filme machen und die Filmemacher.
Was ich ein wenig vermisst habe, sind die Tarantino typischen künstlichen und verschachtelten Dialoge - insofern
ähnelt der Film eher Jackie Brown als Pulp Fiction. Allerdings gibt es hier so gut wie keine Handlung im
herkömmlichen Sinn, insofern hätte der Film auch 'Ein paar Tage im Leben des Rick Dalton' heißen können.
Hat mich aber nicht sonderlich gestört. Was ein wenig störte ist vielleicht die Länge des Films, der durchaus
auch mindestens eine halbe Stunde kürzer hätte sein können, dennoch fand ich persönlich ihn nicht langatmig.
Alles in allem sicher eines der Kinohighlights des Jahres, wenn auch kein wirklich typischer Tarantinofilm; dafür ist
er zu leise, melancholisch und mit zu vielen Zwischentönen ausgestattet.
Empfehlenswert - 8/10
PS: Soundtrack wie immer gut und passend ausgesucht.
Quentin mag offenbar keine Hippies. Er zeigt zumindest nur Mitglieder der Mansonfamilie, die
schon bei Cliffs Besuch auf der Ranch sektenhaft-strange rüberkommen, und keine positiven happy go
lucky Blumenkinder. Insofern sind die Hippies hier ein Fremdkörper, die die alte Ordnung zerstören wollen,
sich aber auf Kosten der Gesellschaft, die sie verachten, einen schönen Tag machen.
Die Gewalt ist natürlich wie immer äußerst zügellos und graphisch, wird allerdings doch recht sparsam dosiert.
Die Szenen mit Dalton und dem kleinen Mädchen waren richtig gut, desgleichen Daltons Tirade im Trailer.
Die Bruce Lee Szene fand ich ok, auch wenn Lee als aufgeblasener Fatzke rüber kam. Sein Monolog war dennoch
gut - vor allem auch gut gespielt - und es bleibt ja auch unklar, ob es Booths Erinnerung war oder eine Fantasie - ich
gehe dennoch von ersterem aus.
Außer Tarantino wird einem so schnell kein Regisseur einfallen, der minutenlang das Füttern eines Hundes zeigt und
aus diesem Ritual heraus Machtverhältnisse spiegelt und noch etwas über seine Charaktere damit sagt: denn so beflissen
Booth sich auch gegenüber seinem Chef verhält, zuhause ist er der Boss ohne wenn und aber. Was jetzt aber nicht heißen
soll, dass er seinen Hund nicht mag - der ist schließlich quasi eine geladene Pistole und mit einem Riesenappetit gesegnet.