Schöne Zeichnung
Ich denke, man muss sich erst mal frei machen von dem Wahn, alles in eine Schublade packen zu wollen.
Oger's Korollar zu Clarkes Drittem Gesetz: Wenn man etwas Magisches wie Rollenspiel versucht, wissenschaftlich zu erklären und eine Schublade zuzuweisen, zerstört man eben genau diese Magie.
Ich störe mich auch irgendwie an dem Sandkastenbegriff, ich nenne es eher "Karte-Auf-Den-Tisch-Was-Tut-Ihr?", was vielleicht etwas unelegant ist, aber meine Anschauung durchaus wiedergibt.
Wichtig sind für mich drei Dinge:
1.) Ich hab Spaß dran, mir imaginäre Welten auszudenken, und mir zu überlegen, wie diese Welt tickt. Nicht nur Landkarten, sondern auch dahinter stehende Dynamiken, Fraktionen, Konflikte, Geheimnisse, Entwicklungen und daraus resultierend die Gerüchte. Ich denke, auf die Vorbereitung muss man schon Bock haben, ansonsten wird es seeehr schwerfällig. Oder verlegt doch schon wieder Eisenbahnschienen, weil es einfacher ist. (Ich werde mich keinesfalls davon freisprechen, das nicht früher auch getan zu haben; ich habe nur gemerkt, dass meine Spieler dadurch passiver wurden, was wiederrum dazu führt, das man als SL mehr steuern muss, was wiederrum die Spieler passiver macht usw. und irgendwann Burnout hervorruft).
2.) Ich begrenze mich auf eine recht neutrale Haltung - ich halte mich aus Dingen wie Charaktererschaffung, Entscheidungen etc. weitestgehend raus. Ich überlege mir auch selten im vorraus, wie ein Abenteuer anzugehen, ein Dilemma zu lösen etc. ist. Ausnahme: Schnitzeljagden. Ich versuche es, so hinzudrehen, dass sich die Spieler am Tisch mehr "arbeiten" müssen als ich. Ich konzentriere mich darauf, die Welt zu präsentieren und weiterzuentwickeln. Die Spieler sind die Rockstars. (Okay, sie können immer noch auf der Bühne scheitern, und das Publikum buht sie aus und bewirft sie mit Eiern und Bierflaschen, aber sie
sind die Rockstars. Daneben habe ich noch die Aufgabe, die Regeln irgendwie im Griff zu behalten, im Sinne von Geht/Geht Nicht/MachnWurf und alle Spieler irgendwie mit einzubinden.
3.) Ich spiele nur mit Leuten, mit denen ich auch andere Dinge gerne unternehme (sprich: Freunde), weil die Vertrauensbasis eine andere ist, und wir in unserer Kreativität gegenseitig mehr aufblühen. Weil ich ziemlich drauf stehe, das mir ein Spieler einen Ball zuwirft, der bei mir eine Idee zündet, die wiederrum zu einem Ereignis führt, das wiederrum einen Spieler dazu bringt, mir einen Ball zuzuwerfen ... und so weiter. Kreativität braucht auch eine Atmosphäre, in der sich alle wohlfühlen können.
Das klappt so eigentlich ganz gut. Für Mich.
Konkret fange ich aber immer mit einer Landkarte (D&D) oder einem Netzwerk von Beziehungen (Shadowrun) oder beidem (MechWarrior) an. Ich mache mir eine Liste von Orten, Personen, Abenteuerideen, Monstern, die ich sehen will, und versuche, dann aus allem kurze, oberflächliche Ideen zu basteln, die ich weiter ausarbeite, wenn sie aktuell werden. Im Schnitt habe ich dann so 50-100 Sachen, die ich verwenden könnte. Dann haue ich in den ersten Runden so viele Infos raus wie möglich, und gucke mir erstmal an, welche Bälle die Spieler aufgreifen und wieder zurückwerfen. Dann fokussiert sich das ganze mehr, die Runde konzentriert sich auf einige Sachen. Manchmal kommen komplett neue Bälle rein, die ich so nicht erwartet habe, aber trotzdem geil finde, und dann integriere ich die. Ich versuche, Flaschenhälse zu vermeiden, es sei denn, die Spieler suchen sich genau so einen aus
Der Rest, den ich so nicht gebrauchen konnte, geht nicht verloren, sondern wird einfach zu einem anderen Zeitpunkt recycelt.