Thema: Notizen für "mein BRP"

[Achamanian]

Als ein weiteres Projekt in Sachen "Klassiker aufarbeiten" lese ich gerade in diversen BRP-Regelwerken rum und überlegen, wie ich mir da was zusammenstellen würde, damit es mir als Fantasy-Standardregelwerk am besten Zupass kommt. Das hier ist mein Notizfaden, freue mich aber trotzdm über Kommentare.

Als Basis würde ich wohl OpenQuest Deluxe 2nd nehmen - einfache Charaktererschaffung mit den Spezialisierungs-Optionen; Erfahrungssystem mit festen Punkteboni für Ausgabe von XP anstelle des Gewürfels.

Von RQ6/Mythras würde ich mir bei Bedarf vor allem die Generierungstabellen für Sozialstatus, Hintergrundereignisse, Familienverhältnisse schnappen. Eventuell auch die Grundidee der Kampfeffekte, aber in abgespeckt. Da bin ich allerdings ehrlich gesagt noch unschlüssig. Vielleicht würde ich eher sagen: Wer einen Erfolgsgrad gewinnt, bekommt eine Gratis-Manöverauswirkung oder so.
Auch aus RQ6 übernehmen würde ich Glückspunkte für Zusatzaktionen. Und ich werde mir die Schilde in RQ6 noch mal genauer ansehen, die Regeln in OQ überzeugt mich da nicht so, der Schildvorteil scheint mir zu groß zu sein ...

Aus Renaissance würde ich mir das Schadenssystem holen - mir gefällt die Idee, den Einserwürfel einfach direkt zur Trefferzonenbestimmung zu verwenden und Trefferzonen nur bei schweren Wunden zu bestimmen. Dazu ist Renaissance etwas weniger tödlich (immerhin kann man theoretisch seine doppelten HP einstecken, bevor man hin ist), hat aber das Gleiche Potenzial für Insta-Kills. Dadurch kann es mehr abbilden, sowohl einzelne vernichtende Treffer als auch Nadelstiche und kleine Blutungen, die einen langsam verenden lassen ...

Schön als Detail finde ich beim neuen Mythras, dass man für einen Glückspunkt nicht nur neu würfeln, sondern alternativ auch die W100-Würfel vertauschen darf. Ich mag es, wenn es mindestens eine WYSIWYG-Option bei Gummipunkten gibt.

In Sachen Magie möchte ich mal die Battle Magic aus OQ mit der Volksmagie aus RQ6 abbgleichen - die Battle Magic in OQ kam mir ein bissschen zu mächtig für meine Vorstellung von Alltagsmagie vor, eventuell würde ich da (sofern sich das systemseitig als leicht möglich erweist) stattdessen die Volksmagie aus RQ6 verwenden.

So weit bin ich bisher - wahrscheinlich würde es im Kern OQ mit ein paar Tweaks ...

[D. Athair]

Klingt ganz gut. Was ich spontan anders machen würde: Attribute würfeln¹, mit "Schablonen" arbeiten und SC-Vernetzungstabelle nehmen. Alles aus Renaissance. Was die Hintergrundsachen angeht würde ich die Mythras-Sachen um Kram aus WFRP2 ergänzen (Äußerliche Merkmale wie "Hinkebein", Pockennarben; Unkenruf - kryptische Vorhersage über den Tod; Sternzeichen; Größe des Ortes an dem man aufgewachsen ist; ... und ein paar Fragen).

Das macht die Charaktererschaffung viel schneller, vernetzt die SC gleich untereinander und gibt ihnen gleich einen groben Hintergrund, den die Spieler selber - auch im Lauf des Spiels - noch ausgestalten können.


¹ Entweder mit 4+2W4+W6 oder mit 4+W6+W8. Die erste Variante mittelt die Ergebnisse halt schon sehr aus. Bei der Zweiten hat man nur nen Grundsockel, der nicht unterschritten wird.

[Grummelstein]

Ich habe hier auch seit Monaten einen Zettel mit Stichpunkten zu einem D100 Fantasy basierend auf OQ. Das Ziel: Pulp/Actionkino.
Hier einige Stichpunkte:
- Crits aus Eclipse Phase/Delta Green (Pasch unter Fertigkeitswert = +Crit, Pasch über Fertigkeitswert = -Crit) ?
- Bonus/Strafwürfel aus CoC 7 (statt Bonus/Malus % auf Würfe) ?
- Glück aus CoC7 (Glück verbrennen) ?
- Magie über Magiepunkte ?
- Light/Dark Tokens aus Chill 3rd ?

[Achamanian]

Das mit den Päschen finde ich eigentlich auch schön, werde mich aber wohl doch dagegen entscheiden, weil es sich nicht mit Über-100%-Werten verträgt (wo das Hauptfeature ja gerade die steigende Crit-Chance ist).

Wenn du noch Anregungen in Sachen cineastisch suchst: HeroQuest, das ja irgendwie auch von D100 herkommt, erlaubt es, durch einen Hero Point ein Ergebnis um einen Grad hochzustufen (Fehlschlag zu Erfolg, Erfolg zu Crit), das könnte auch sehr geeignet für Heldenspiel sein.

Die Light-Dark-Tokens sind auch ne schöne Sache, und stimmt, Chill gehört natürlich auch entfernt zur Familie, wobei die Tokens ja nicht besonders verankert in dem Prozentsystem sind.

Die Bonus- und Strafwürfel sind mir dagegen letztendlich doch zu "Gimmicky" - vor allem vertragen sie sich nicht so gut mit dem Würfel vertauschen, das mir als Mechanismus so gut gefällt.

Wobei meine ZIelrichtung allerdings auch weniger Pulp ist, sondern eher ziemlich genau das, was OpenQuest eh schon macht - ein basales, tödliches Fantasy-System. Nur trifft es halt ein paar Entscheidungen anders, als ich es täte.

[Grummelstein]

Das mit den Päschen finde ich eigentlich auch schön, werde mich aber wohl doch dagegen entscheiden, weil es sich nicht mit Über-100%-Werten verträgt (wo das Hauptfeature ja gerade die steigende Crit-Chance ist). ...

Hmm, stimmt. Werde bei Gelegenheit nochmal nachsehen wie DG bzw. Eclipse Phase das regelt. Grundsätzlich klingt die Regelung für mich halt immer so nach angenehmer Vereinfachung. So wie bei den Bonus-/Strafwürfeln.

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Die Light-Dark-Tokens sind auch ne schöne Sache, und stimmt, Chill gehört natürlich auch entfernt zur Familie, wobei die Tokens ja nicht besonders verankert in dem Prozentsystem sind. ...

Ich wüsste auch noch nicht wie sich die Tokens auswirken sollten. Im Original sind es ja glaube ich +10% Punkte. Man könnte dann halt Bonus-/Strafwürfel vergeben, oder so. Die Mechanik klingt für mich ebenfalls einfach interessant. Auch bei Conan 2D20. EDIT: Meinte FFG Star Wars. Hat Conan 2D20 das auch? Keine Ahnung, egal.

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Die Bonus- und Strafwürfel sind mir dagegen letztendlich doch zu "Gimmicky" - vor allem vertragen sie sich nicht so gut mit dem Würfel vertauschen, das mir als Mechanismus so gut gefällt. ...

Gefühlt mag ich Bonuswürfel mehr als +xy%, glaube ich. Evtl. weil man nicht an den Werten auf dem Char.bogen rumschraubt? Keine Ahnung. Beim Vertauschen wird es dann meh, das stimmt.

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Wobei meine ZIelrichtung allerdings auch weniger Pulp ist, sondern eher ziemlich genau das, was OpenQuest eh schon macht - ein basales, tödliches Fantasy-System. Nur trifft es halt ein paar Entscheidungen anders, als ich es täte.

Ja, insgesamt scheint OQ noch sehr nah an RQ zu liegen. Ist auch Ok, hatte ich lange viel Spaß mit & würde ich auch wieder spielen. OQ evtl. sogar eher als RQ?
Ich überlege nur etwas mehr D&D, SaWo ect. einzubringen. Nur mal so.

[Thot]

Als ein weiteres Projekt in Sachen "Klassiker aufarbeiten" lese ich gerade in diversen BRP-Regelwerken rum und überlegen, wie ich mir da was zusammenstellen würde, damit es mir als Fantasy-Standardregelwerk am besten Zupass kommt. Das hier ist mein Notizfaden, freue mich aber trotzdm über Kommentare.
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So weit bin ich bisher - wahrscheinlich würde es im Kern OQ mit ein paar Tweaks ...

Klingt ziemlich gut. Schreibst Du's auf Deutsch zusammen und verkaufst das PDF?

[Achamanian]

Klingt ziemlich gut. Schreibst Du's auf Deutsch zusammen und verkaufst das PDF?

Klar, sobald ich meine 5-6 Abenteuer-Notizenberge, die hier rumliegen, für OpenQuest und OSR aufbereitet, layoutet und auf Drivethru eingestellt und mein Heartbreaker-Setting niedergeschrieben habe! Kann sich also nur so um 10 bis 15 Jahre handeln ... 

Aber im Ernst: Ich könnte sogar relativ leicht festhalten, was man an RuneQuest 6 weglassen/ändern muss, um genau das zu bekommen. Aber erst mal muss ich selbst wieder ein bisschen mit BRP spielen, um herauszufinden, ob meine Ideen auch in der Praxis einen Sinn ergeben.

[Achamanian]

Umsetzung der Leidenschaften/Passions:

Das Grundprinzip würde ich von RQ6 übernehmen, ergänzt um einige Ansätze der Traits von River of Heaven sowie um minimale Fate-Einflüsse.

Jeder SC kann insgesamt bis zu drei Leidenschaften wählen - beim Start oder auch später im Spiel (man darf allerdings auch Passion-Frei bleiben). Die Leidenschaft haben einen Startwert von 80%, 60% und 40%, der aber auf die üblichen Arten steigen und sinken kann (siehe dazu RQ6). Will man nach der dritten eine weitere Leidenschaft, muss man eine der bisherigen streichen (das, damit der Spielfokus aufrechterhalten wird). Die neue startet dann mit 40%. Bei jeder Leidenschaft wird gleich noch der Wert : 5 notiert, das ist der Bonus, den die Leidenschaft verleiht, wenn sie für einen Wurf relevant ist.

Wenn Spieler und SL sich einig sind, dass eine Leidenschaft für einen bestimmten Wurf relevant ist, dann wird schlicht und einfach der Bonus angewendet.

Wenn eine Leidenschaft einen SC in Schwierigkeiten bringen kann, dann kann der Spieler das entweder selbst feststellen und einfach entscheiden, der Leidenschaft zu folgen; in diesem Fall erhält er einen Hero Point. Er kann sich auch entscheiden, auf die Leidenschaft zu würfeln - bei einem gelungen %-Wurf auf den Leidenschaftswert verhält sich der SC dann leidenschaftsgemäß und erhält ebenfalls einen HP, bei misslingen erhält er keinen HP und kann nach Belieben handeln.
Der SL kann ebenfalls einen Leidenschaftswurf fordern, funktioniert dann exakt genauso - der Spieler hat aber auch immer die Wahl, gleich seiner Leidenschaft nachzugehen und einen HP zu kassieren.
Wichtig: Jede Leidenschaft kann nur einmal pro Spielabend von dem betreffenden Spieler selbst auf diese Art negativ "gereizt" werden; der Sinn dieser Beschränkung ist, dass Dramaqueens nicht dauernd ihre SC-Probleme in den Mittelpunkt stellen, die Gruppe dadurch reinreiten und dann noch haufenweise HP dafür kassieren können. Der SL kann allerdings durchaus mehrmals pro Abend reizen. Positiver Einsatz von Leidenschaften zur Fertigkeitsverstärkung ist ebenfalls beliebig oft pro Abend möglich.

Übrigens kann man mit dem System durchaus auch vorwiegen negative Eigenschaften, die aber eine starke Auswirkung auf das Leben und Empfinden des SC haben, abbilden. Also nicht nur "Liebe zu meinem Fürsten", sondern auch "Braucht jeden Abend harte Schnäpse". Letzteres kann auch gelegentlich helfen, dient dann aber wahrscheinlich eher zum HP-Gewinn als zur Verleihung von Fertigkeitsboni.

Also eigentlich eine Mischung aus den RQ6-Leidenschaften und Fate-Aspekten, nur, dass der positive Einsatz nicht kostet und die Leidenschaften pro Person auf 3 begrenzt sind.

[Thot]

[...]

Aber im Ernst: Ich könnte sogar relativ leicht festhalten, was man an RuneQuest 6 weglassen/ändern muss, um genau das zu bekommen. Aber erst mal muss ich selbst wieder ein bisschen mit BRP spielen, um herauszufinden, ob meine Ideen auch in der Praxis einen Sinn ergeben.

Dann man los. Als einfacher Anhang zu "Götterdiebe" oder wie auch immer Du das Setting dann auf Deutsch nennst wäre das bestimmt sinnig machbar.

[Achamanian]

Hatte gerade eine seltsame Idee: Bei der Systemdurchsicht ist mir mal wieder aufgefallen, dass mich bei FantasyAge zwar vieles stört, die Grundidee der Stund-Mechanik aber gefällt. Vielleicht könnte man die nach BRP portieren: Ein erfolgreicher Pasch auf den Zehnerwürfeln gibt Stunt-Punkte, die für keine Spezialeffekte ausgegeben werden können (Im Kampf eventuell auch je nach Waffe unterschiedlich: Gegner auf Abstand halten, Gegner unterlaufen, Schnelles Nachladen, "Cleave" ...).
Muss ich mal genauer drüber nachdenken.

[Thot]

Aber BRP hat doch schon Spezialeffekte?

[Achamanian]

Aber BRP hat doch schon Spezialeffekte?

RQ6/Mythras hat die, allerdings nur im Kampf und über Erfolgsgrade. Das gefällt mir nicht so, weil es direkt an die Erfolgsdifferenz zwischen Angreifer und Verteidiger im Kampf geknüpft ist. Was damit meistens nicht geht, ist der Effekt von: "Dein Gegner hat zwar deinen Schlag pariert, aber du hast die Gelegenheit genutzt, in seine Reichweite vorzustoßen."
Außerdem ist das Pasch-sehen-Stunt-Wählen für meinen Geschmack etwas direkter und einfacher.
Aber zugegebenermaßen ist mein Hauptbeweggrund, dass ich einfach Spezialauswirkungen für Paschs bei W100-Systemen mag. Keine Ahnung, warum ich daran so hänge.

[D. Athair]

Klingt interessant. Die Stunts aus dem AGE-System sind eine der besten Regelungen des Spiels.

Ich kann mal schauen, ob mich meine Warhammer-Tabellen finde. WFRP1 hatte (in einem der Erweiterungsbücher) über Päsche kritische Erfolge und Patzer abgehandelt. Das könnte man vielleicht auch mit pbtA-Ideen vernknüpfen. In dem Sinn, dass ein Pasch immer Sondereffekte freischaltet. Im Fall von nicht geschafften Würfen wählt die/der Spielende dann allerdings negative Konsequenzen bzw. Verkomplizierungen der Situation.

[Achamanian]

Das könnte man vielleicht auch mit pbtA-Ideen vernknüpfen. In dem Sinn, dass ein Pasch immer Sondereffekte freischaltet. Im Fall von nicht geschafften Würfen wählt die/der Spielende dann allerdings negative Konsequenzen bzw. Verkomplizierungen der Situation.

Oder alternativ: Päsche können unabhängig von Erfolg oder Misserfolg positive oder negative Auswirkungen haben. Z.B. je nachdem, ob sie gerade oder ungerade sind.
Wobei ich gar nicht so ein Fan von Patzern im weitesten Sinne bin - meistens ignoriere ich solche Regeln immer, weil ich finde, dass ein einfacher Fehlschlag in einer kritischen Situation schon Patzer genug ist ... Bei näherem Überdenken würde ich auf jeden Fall bei einem erfolgreichen Wurf immer positive Auswirkungen für ein Pasch gewähren, und bei einem misslungenen Pasch entweder keinen Sondereffekt oder z.B. nur bei 99 oder 00 einen negativen.

[D. Athair]

Ich würde das auch nicht im Sinn von Patzern verstehen wollen (obwohl gerade die bei uns das Spiel durchaus auf interessante Weise voraangetrieben haben). "Complications" - gerade wenn Spieler sich selbst was aussuchen dürfen - treiben das Spiel mMn genauso voran wie positive Effekte. Denn: Spieler haben damit die Macht die Konflikte und Ereignisse zu forcieren, die sie interessieren.
Und: Der Spieler, der einen negativen "Special Effect" auslöst, hat damit auch Rampenlicht.




edit: orthographie

[Achamanian]

Stimmt auch wieder.
Ist wahrscheinlich eine Frage der konkreten Ausgestaltung ...