Disclaimer: Ich weiß nicht ganz genau, wo ich mit diesem Thread hin will oder ob es überhaupt eine große Diskussion geben soll. Also gelten hier erstmal von meiner Seite aus nur die Regeln des freundlichen Umgangs. Seid also lieb zueinander.
Hallo liebe Gemeinde!
Am Sonntag habe ich mit meiner Familie
Arcadia Quest: Inferno gespielt, genauer gesagt das vierte Szenario unserer Kampagne. Wem der Name des Spiels nichts sagt: Arcadia Quest ist ein kompetitives Brettspiel, bei dem man mit den drei Helden seiner Gilde versuchen muss, zuerst drei Questen in einem Szenario zu erledigen, von denen einige immer PvP-Questen sind. Das Spiel ist sehr zufallslastig, was ich persönlich allerdings gar nicht als Bug, sondern als Feature sehe. Leider gab es gestern doch eine Menge Frust und Knatsch, da zum einen die Frau des Hauses bei früheren Szenarien Fehlentscheidungen bezüglich ihrer Ausrüstung getroffen hatte, die sich nun doch sehr gravierend auf ihre Spielfähigkeit auswirkten und zum anderen mein Sohn mein (wirklich peinlich großes) Würfelglück bemängelte.
Die Frau des Hauses hat mit sehr viel diplomatischer Arbeit durchgedrückt, dass wir das Spiel nicht in die Tonne kloppen, sondern versuchen, an den Herausforderungen und am entstandenen Frust zu wachsen, wobei Letzteres besonders in Richtung meines Sohnes ging. Und siehe da, es hat uns zwar den kompletten Sonntagnachmittag gekostet, aber wir haben das Szenario beendet und dank einer kleinen Hausregel auch alle Vorfreude auf die nächste Runde entwickelt. Wir haben zwischenzeitlich vermutet, dass der zuckersüße Ghibli-Stil der Figuren nur dazu dient, dass man vergisst, wie brutal frustrierend das Spiel sein kann.
Nach einer Nacht drüber schlafen ist mir aufgefallen, dass ich frustriertes Verhalten auch beim Rollenspiel oft beobachte. Sei es, dass der Würfel nach dem dritten verkackten Wurf schon mit mehr Wucht in den Würfelbeutel zurückbefördert wird, sei es, dass auf Rückschläge bezüglich des eigenen SC wesentlich stärker reagiert wurde, als es der Wichtigkeit angemessen wäre.
Persönlich möchte ich mich davon nicht ausnehmen, besonders wenn die Mathematik eines Systems (vielleicht auch scheinbar) nicht stimmt, reagiere ich oft ungehaltener, als ich müsste und gebe dem entsprechenden System früher oder später den endgültigen Laufpass.
Allerdings bin ich besonders im Bereich Charaktere streßresistenter als andere mir bekannte Spieler. Ich durfte schon des öfteren aus diversen Gründen nicht meinen Wunschcharakter spielen, nehme mir dann einen anderen und versuche, das Beste draus zu machen. Oder wenn ein Charakter stirbt, well, shit happens ... Next! Bei anderen Spielern habe ich allerdings gar nicht so selten eine Wenn-ich-dies-und-das-oder-den-und-den-nicht-spielen-darf-dann-spiel-ich-gar-nicht-Haltung erlebt. Oder dass beim Charaktertod die komplette Kampagne sausen gelassen wird. Oder dass auch bei Systemen wie den XYZ-slayer-Spielen darauf hingewiesen wird, dass man das persönlich ja nicht so gut findet, wenn von vornherein mit Ausweichcharakteren geplant werden soll. Was in meinen Augen allerdings eher ein Feature von diesen Spielen ist. Charakter tot? Bau dir nen neuen, dauert 10 min und du steigst wieder mit ein.
Nehme ich das nur so wahr, oder sind Spieler in Bezug auf SCs sensibler geworden? Und was ist mit dem Umgang mit Würfelpech? Darf es keine echten Rückschläge mehr geben, weil sonst die Motivation der Gruppe leidet?
Oder sollten Spieler lernen, mit Frust konstruktiv umzugehen und lieber mal ein "YAY, NEXT!" zuviel in den Raum werfen, anstatt über jeden Charaktertod und jeden Kampagnenrückschlag eine Sinnkrise zu bekommen?
Oder bin ich ein zynischer Mistkerl, der engagierten Spielern ihre tiefe Verbundenheit mit ihren SC mißgönnt, weil er das einfach nicht nachvollziehen kann?