Autor Thema: [Einsteiger-Tagebuch] Splittermond leiten als Einsteiger in fünf Schritten  (Gelesen 1154 mal)

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Was ist das hier?
Dieses diary soll Einsteigern als möglicher Leitfaden dienen, wie man sich einem komplexen System wie Splittermond nicht nur nähert, sondern es auch noch zu leiten lernt.

Es ist explizit als Starthilfe für Einsteiger gedacht, die sofort oder ohne viel Erfahrung mit Splittermond ein Spiel leiten wollen.

Geschrieben habe ich es jedoch zu einem großen Teil direkt aus eigener Erfahrung. Ich bin zwar nicht neu im Rollenspielgeschäft, aber neu bei Splittermond und schreibe deshalb nach und nach auf, wie ich mich mit dem Leiten von einem System, dass ich bisher nur aus einer Spielsitzung als Spieler kannte, beschäftigt habe.


Inhalt
Schritt 1 – Sich dem Thema nähern
Schritt 2 – Lesen, lesen, lesen
Schritt 3 – Spielercharaktere bauen ohne Programm (Übung 1)
Schritt 4 – Übungskonflikte anhand eines Einsteiger-Abenteuers (Übung 2)
Schritt 5 – Erste Spielleitung
Schritt 6 – Feedback und Anpassung der Leitungsweise

Zeitleiste und mein Stand:
Meine erste Splittermondrunde als Spieler: 04.02.2018 (Schritt 1)
Material besorgen: 05.02. (Schritt 1)
Material lesen: ab 05.03. (Schritt 2)
Expertengespräch: 11.03. (Schritt 1)
Charakterbau „Wulf“: 14.03. (Schritt 3) (das ist mein aktueller Stand)

Kommentare und Diskussion sind erlaubt.  ;)
« Letzte Änderung: 15.03.2018 | 11:26 von Hotzenplot »
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Schritt 1:
Sich dem Thema nähern

Die erste Annäherung hast du als Einsteiger meistens bereits hinter dir, wenn du das hier liest. Irgendwie bist du auf Rollenspiel im Allgemeinen und dieses System im speziellen aufmerksam geworden. Du hast eine brennende Neugier entwickelt und willst selbst loslegen. Und zwar direkt als Einsteiger mit der Spielleitung. Kein Problem. Einige vermeintlich erfahrene Rollenspieler bekommen hier zwar einen Herzkasper, aber ein gut gemachtes System sollte es auch einem Rollenspieleinsteiger möglich machen, dieses System auch mit wenig oder gar keiner Spielerfahrung zu leiten. Splittermond gehört zu diesen gut gemachten Systemen.

Ich lernte Splittermond über das Tanelorn-Forum kennen. Wie jeder neue heiße Scheiß wurde vor einigen Jahren auch die Sau namens SpliMo durch das Tanelorn-Dorf getrieben. Für mich war das aber eher ein Hintergrundrauschen, da ich freizeitmäßig voll ausgelastet war – unter anderem mit Rollenspiel.
Aber ich wusste, dass es Splittermond gab. Als ich dann im Rahmen einer anderen privaten Runde zu einer Splittermondrunde als Spieler eingeladen wurde, sagte ich sofort zu. Wie so oft war die Hauptmotivation neben der Neugier auf SpliMo vor allem die Spielrunde, deren Mitglieder ich alle mehr oder weniger kannte und bei der ich mir sicher war, dass es völlig unabhängig vom Spiel Spaß machen würde.

Tatsächlich machte mir diese Runde, hier das diary dazu, großen Spaß. Ich muss dazu sagen, dass ich mit Profis am Tisch saß: alle kannten das System ziemlich gut und ich war der einzige absolute Noob. Eine Situation, in der ich mich in der Rollenspielwelt nicht mehr oft befinde, die mich aber unter anderem dazu bewogen hat, dieses diary hier zu schreiben. Denn ich konnte mich gut in die Lage der Einsteiger versetzen, die ich sonst so zum Rollenspiel überredet hatte und die mit großen Augen in meinen Runden, meist gespickt mit „Experten“ saßen.

Nachdem meine Begeisterung also geweckt war, wollte ich dieses System auch unbedingt selbst leiten. Manchmal bleibt einem ja keine andere Wahl, ein bestimmtes Rollenspiel zu erleben, wenn man es nicht selbst anbietet. Gilt vor allem für die Nischenprodukte. Hier war es nicht so, denn die nächste Runde SpliMo mit mir als Spieler war schon terminiert. Allerdings ist es bei mir oft so, dass wenn mir ein Spiel gefällt, ich es auch selbst leiten will. Insgesamt bin ich lieber Spielleiter als Spieler, wohl wissend, dass man system- und stilabhängig in der Regel mehr „Arbeit“ hat. Die Arbeit eines SL macht mir größtenteils jedoch so viel Spaß, dass ich den Begriff hier ganz positiv besetzen möchte.

Es war also klar, dass ich SpliMo leiten würde. Und jetzt? Ganz großes Fragezeichen. Das Fragezeichen wird dadurch vergrößert, dass es sich um ein System handelt, bei dem es schon eine Menge Material auf dem Markt gibt und es sich bei dem Grundregelwerk nicht gerade um ein schmales Heftchen handelt.

Womit sollte ich also anfangen? Zum Glück gibt es forenweit und insbesondere auch im Tanelorn-Forum einen Haufen Leute, die genau diese Frage gut beantworten können: Splittermond leiten: Womit fange ich an?

Ich habe diese Frage übrigens bewusst nicht im Splittermond-Forum, sondern im Tanelorn-Forum gestellt, da ich mir hier etwas globalere Antworten erhofft hatte von Leuten, die viele andere Systeme kennen und geleitet haben. Die Antworten haben mir geholfen, ein bestimmtes Teilsetting der Welt Lorakis auszusuchen (nämlich die Arwinger Mark) und auch verschiedene Abenteuer, die zum Leiten gut in Frage kämen. Eins dieser Abenteuer ist auch als Einsteigerabenteuer gedacht: Das Geheimnis des Krähenwassers, hier gibt es eine Rezension dazu von mir.

Ich wusste jetzt also, was ich zum Leiten brauchte. Ich holte mir also gezielt im Uhrwerkshop die Produkte, die ich brauchte. Haha, nein Spaß. Da der Hotze eben so ein alter Räuber ist, hat er sich gleich so ziemlich alles gekrallt, was an Splittermond-Material kaufbar war. Aber es hätte gereicht:
Splittermond – die Regeln
Die Arwinger Mark (for free im SpliMo Downloadbereich)
Das Geheimnis des Krähenwassers
Die Deluxe-Tickleiste inklusive Marker
Optional empfehlenswert als Einsteiger ist vielleicht noch Splittermond – die Welt zu nennen, dass als Nachschlagewerk und insbesondere zum Reinschnuppern als Neuling natürlich toll ist (niemand muss das Ding von Anfang bis Ende durchlesen – obwohl auch das Spaß machen kann).


Neu im Schrank: Splittermondsammlung


Kinderarbeit. Sohnemann sortiert Marker für die Tickleiste

Teilschritt: Hol dir eine Mentorin
Nach der ersten Sichtung des Materials hatte ich einen Skype-Termin mit Iona von der Drachenzwinge, die mir den Umgang mit SpliMo im Maptool zeigte, falls ich es online leiten wollte. Tatsächlich kommt das für mich in Betracht, zunächst plane ich aber eine Tischrunde. Dennoch wollte ich einen Einblick in Maptool haben, da ich mit dem Einsatz des Programms auch am Tisch liebäugele. Eigentlich wollten wir auch probeweise einen Kampf durchspielen, allerdings hatte ich es bis zu unserem Termin nicht geschafft, auch nur ansatzweise die Regeln zu lesen, weshalb so ein Übungskampf aus meiner Sicht nicht viel gebracht hätte. Dennoch kann ich empfehlen, falls vorhanden, mit einem Experten zu sprechen und sich Tipps abzuholen, denn davon hatte Iona ein paar wichtige für mich auf Lager.

[screenshot maptool mit splittermond folgt]
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Schritt 2
Lesen, lesen, lesen


Da waren Sie, die drei Probleme des Hotzenplotz. Ich lese wirklich gerne gut gemacht Settingbeschreibungen und Abenteuer. Aber Regelwerke? Geh mir wech damit. Jedes Mal, wenn ich abends auf dem Sofa saß und begann, Splittermond – die Regeln zu lesen, fielen mir wie von Geisterhand die Augen zu. Es mag da ganz unterschiedliche Erfahrungen und Präferenzen geben, aber ich muss mich durch ein Regelwerk durchquälen.

Aber zum Glück hatte ich ja noch Schritt 3 „Spielercharaktere bauen ohne Programm“ geplant. Ich wusste also, dass, vorausgesetzt man stellt die selbst gebastelte SC-Gruppe relativ breit auf, im Rahmen der Abenteurer-Erschaffung so ziemlich alle wichtigen Stellen des Regelwerks einmal überflogen werden müssen. Das ergibt sich schlicht daraus, dass man für einen Kämpfer wissen sollte, welche Waffen er benutzt, welche Meisterschaften ihm was bringen, welche Attribute und Fertigkeiten er für einen guten Kämpfer braucht. Gleiches ergibt sich für die anderen SC, so dass ich am Ende einen Großteil des Regelwerkes gesichtet haben werde. Und da mir Charakterbau Spaß macht, würde ich das nicht als so langweilig empfinden, als das Regelwerk einfach von vorn bis hinten komplett zu lesen.

Besonders wichtig für Einsteiger ist im Regelwerk allerdings das Spielleiterkapitel. Hier stehen wichtige Tipps zur Spielleitung allgemein und im Speziellen bezogen auf Splittermond. Eventuell macht es für Einsteiger Sinn, dieses Kapitel zuerst zu lesen, also bevor man alles andere liest.
Mit dem Regelwerk lernst du, wie das Spiel funktioniert, aber nur mit dem SL-Kapitel lernst du, wie man es spielt.



Spaß macht es mir hingegen, Settingbeschreibungen zu lesen (wenn sie gut gemacht sind), weshalb ich die Arwinger Mark recht schnell durchhatte. Gleiches gilt für das Abenteuer „Das Geheimnis des Krähenwassers“. Auch im letztgenannten lege ich Einsteigern die Spielleitungshinweise darin besonders ans Herz.

Ich habe also erst das Setting gelesen, dann das Abenteuer und dann das Regelwerk. Gewissermaßen ist das unlogisch und nicht unbedingt das, was ich ganz generell empfehlen würde, aber bei mir funktioniert es so ganz gut und ich gehe davon aus, dass es auch bei anderen Einsteigern funktionieren kann.
« Letzte Änderung: 15.03.2018 | 11:34 von Hotzenplot »
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Schritt 3
Spielercharaktere bauen ohne Programm


Zur Verdeutlichung: Es geht hier noch nicht darum, mit den Spielern zusammen Charaktere zu bauen. Ich baue die Charaktere alle selbst im stillen Kämmerlein. Ganz forsch hatte ich das anderswo mal „Self-SM“ genannt.

Wichtig hierbei ist: Ohne Programm. Viele der großen Systeme verfügen heutzutage über Softwarelösungen, die einem den Charakterbau erleichtern. Allerdings verbergen oder überspringen diese Softwarelösungen Rechenwege, mögliche Probleme oder Regeldetails. Deswegen wollte ich die Charaktere selbst bauen, von Hand. Ich wollte mir all die Fragen stellen, die sich ein Spieler auch stellt, wenn er zum ersten Mal – oder auch wiederholt – einen Charakter in diesem System baut. Außerdem wollte ich mich dadurch dazu zwingen, bestimmte Regelparts im Detail zu lesen. Das hat auch ganz wunderbar geklappt.

Da ich es als Einsteiger angehe, schwebt mir eine ganz klassische, genretypische Gruppe vor: Kämpfer, Magier, Priester, Schurke.

Ich entschied mich bewusst, die Einsteigerschiene auch beim Charakterbau zu fahren. Die systemseitig wunderbare Möglichkeit, Charaktere ohne Pakete (sogenannte „Module“) zu erschaffen, lachte mich zwar an, aber gerade als Einsteiger sah ich es als sinnvoll an, mit den bereits mundgerecht portionierten Modulen anzufangen.

Ziel muss es in diesem Fall als Einsteiger-SL sein, möglichst kompetente Charaktere zu bauen, die in ihren jeweiligen Bereichen glänzen und Spotlight abgreifen können. Denn genau das werden mit großer Wahrscheinlichkeit die Spieler später auch tun wollen.

Der Kämpfer: Wulf der Varg


Varge sind als Kämpfer bei SpliMo Nobrainer. Du willst eine lorakischen Kämpfer? Nimm einen Varg. Natürlich öffnet einem gerade das schöne freie Erstellen eines Charakters in SpliMo ganz andere, vielfältige Möglichkeiten. Aber ich mag es einfältig. Wie gesagt, mein Ziel war ja, eine generische Fantasy-SC-Truppe zusammen zu stellen und da macht „großer Typ, der allen auf´s Maul haut“ einfach Sinn. Also ein Varg.

Ich habe für den Charakterbau mit kleineren Unterbrechungen und zwischendurch mehr zum Fernseher (Fußball) guckend ungefähr 1,5 Stunden gebraucht. Ich denke, dass ich das auf 30 Minuten hätte konzentrieren können und dann auch immer noch inklusive kurzem Nachlesen, welche Meisterschaft oder Ressource es nun sein soll.

Fortsetzung folgt!
« Letzte Änderung: 15.03.2018 | 12:22 von Hotzenplot »
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