Eskalationsstufe: Fremdartig (Der Turm der Schreinerei)Am nächsten Morgen verpassen Nicole und Thomas das Frühstück im Hotel „Zur alten Brücke“. Die Hotelangestellten sind aber so freundlich, ihnen auch verspätet noch etwas zum Essen zu bringen. Nicole bekommt eine SMS von Michael, der ein Treffen am alten Kloster um 12:00 Uhr mittags vorschlägt. Thomas wundert sich, warum nach dem alkoholreichen gestrigen Abend die D&D-Runde schon so früh anfangen soll, aber er zuckt mit den Schultern und behauptet, er sei dazu bereit.
Markus wacht völlig verkatert in der Wohnung seiner Mutter auf und schleppt sich ins Badezimmer. Dort findet er den Teddy, den Nicole beim Schießen gewonnen hat. Warum er ihn mit nach Hause genommen hat, weiß er nicht mehr. Dann klingelt Markus´ Handy. Emilio ist am Apparat. Er fragt Markus, ob er wisse wo Johnny steckt. Johnny ist ein weiterer Bewohner Little Italys, ein gemeinsamer Bekannter, der gestern ebenfalls auf dem Fest und auch bei den Streuobstwiesen am Fluss war. Markus hat keine Ahnung. Dann sagt Emilio: "Da ist irgendwas los, Blaulicht, schau mal aus dem Fenster: Vor dem Haus stehen die Bullen." Markus schaut aus dem Fenster und da stehen gleich einige Streifenwagen und auch ein Krankenwagen. Emilio spricht durch´s Handy: „Los, lass uns mal nachschauen! Wir sehen uns unten.“ Markus schleppt sich zum Aufzug und tritt nach draußen. Einige Beamte schirmen eine Stelle auf dem Gehweg zum Hochhaus ab, an der ein großer Blutfleck zu sehen ist. Medizinisches Personal verschwindet im Krankenwagen. Dort wird bereits gearbeitet. Die Beamten geben absolut keine Informationen heraus. Angeführt werden sie offensichtlich von einem Mann in schwarzem Anzug und mit dunkler Sonnenbrille. Plötzlich geht ein Ruck durch den Krankenwagen. Was geschieht dort im Inneren? Noch einmal rumpelt es heftig im Krankenwagen, dann startet der Motor und er fährt davon. Die Beamten schicken die Leute weg. Langsam zerstreut sich die Menge. Noch später bekommt Markus einen weiteren Anruf von Emilio: „Falscher Alarm. Emilio ist gerade nach Hause gekommen. Er hat sich auf dem Fest von dieser Sabine abschleppen lassen.“ Markus fragt sich: „Wer war dann das Opfer vor der Tür?“
Nicole und Thomas brechen um halb 12 in Richtung Altes Kloster auf. Dann fällt ihnen ein, dass Michael ja eventuell noch zu Hause sein könnte. Dessen Eltern wohnen am Ende des Bäckerwegs neben der Gesamtschule. Sie machen einen kleinen Umweg um ihn gegebenenfalls mitzunehmen. Michaels Mutter öffnet die Tür und bittet sie herein. Michael sei schon zum alten Kloster gefahren, seine alten Freunde könnten aber doch noch einen Kaffee hier trinken! Nicole und Thomas lassen sich darauf ein und bekommen auch Michaels Vater zu Gesicht, der sich per Rollator durch die Wohnung bewegt. Thomas beginnt ein Gespräch mit Michaels Vater, der ebenfalls Feuerwehrmann war. Er befragt ihn zu Michaels Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr. Michaels Vater erzählt ein bisschen darüber: Da er selber Feuerwehrmann sei, sei es ganz normal gewesen, dass es Michael auch geworden ist. Dann fragt Thomas nach Michaels zurückhaltender Art, die sich ja in der Vergangenheit besonders bei diesen Reibereien mit den Jugendlichen aus Little Italy gezeigt habe. Jetzt beklagt sich Michaels Vater darüber, dass sein Sohn so ein Schwächling und Muttersöhnchen gewesen sei. Er habe versucht, einen Mann aus ihm zu machen, er habe aber versagt. Michaels Mutter nimmt ihren Sohn in Schutz, aber die Stimmung ist vergiftet. Betroffen ziehen Nicole und Thomas ab.
Am alten Kloster treffen sie Michael, der unter der Linde sitzt und ihrem Rauschen zuhört. Als Nicole und Thomas erscheinen, scheint Michael schwer irritiert zu sein. Eilig schiebt er ein altes Schreibheft schnell wieder in seine Tasche. Thomas fragt, wo Markus sei. Michael stottert, er sei nicht hier, warum sollte er? Thomas antwortet: „Na, zu unserer D&D-Runde!“ Michael erwidert, es sei ja noch gar keine Anfangszeit bekannt. Thomas wundert sich, ruft dann aber achselzuckend bei Markus an. Der behauptet, er könne es frühestens um 15:00 Uhr zum Rollenspiel schaffen. Nicole wundert sich auch und schaut sich nochmal die SMS an, die Michael ihr geschickt hat. Erst jetzt fällt ihr auf, dass sie nur an sie selbst gerichtet war. Und von D&D war auch keine Rede. Michael wollte sie hier unter der Linde allein sehen! Um die peinliche Situation zu retten, schlägt Nicole vor, Markus abzuholen. Sie fragt Thomas, ob er nicht fahren wolle und wirft ihm den Autoschlüssel zu. Nicole setzt sich zu Thomas auf die Rückbank. Die beiden flüstern miteinander, daher dreht Thomas das Radio auf. Auf der Rückbank stammelt Michael, dass er sich mit Nicole allein habe treffen wollen, dass aber jetzt kein geeigneter Moment sei, er werde es ihr später erklären. Nicole beginnt sich zu fragen, welche Gefühle ihr Michael in der Vergangenheit und auch jetzt noch entgegenbringt.
In Little Italy sehen Thomas, Nicole und Michael Markus mit ein paar Kumpeln in einem Eiscafé sitzen. Sie halten und trinken einen Kaffee. Nach einem kurzen Hallo zieht Michael Markus vor die Tür. Er erzählt ihm, dass es ihm schon wieder nicht gelungen sei, Nicole das Heft mit ihrer Fantasygeschichte zurückzugeben. Markus ist genervt. Er fragt Michael, wo das Problem sei. Dann setzt er ihn unter Druck: „Wenn du willst, dass ich bei dieser bescheuerten D&D-Runde dabei bin, dann gib ihr das Heft!“
Während des Gesprächs zwischen Markus und Michael sieht Nicole ihre Chance gekommen, Thomas ein paar Dinge zu fragen. Sie fragt nach dessen Gründen für seine Berufswahl und ob es ein Zufall sei, dass er unbedingt in der Schreinerei, um die er in seiner Kindheit und Jugend so einen großen Bogen gemacht hat, nun eine Fortbildungsveranstaltung leitet. Thomas erzählt Nicole daraufhin von seinem Entschluss, seinen Mitmenschen zu beweisen, dass er handwerklich eben doch nicht völlig ungeschickt sei. Dann erzählt er ihr von seiner seltsamen Bären-Wahrnehmung in den offenen Fenstern des Turmes der Schreinerei. Er berichtet, wie diese Wahrnehmung ein Trauma bei ihm ausgelöst habe. Er sei den Gedanken an diesen Bären nicht mehr losgeworden, habe auch davon geträumt. Als er in der Handwerkskammer davon erfuhr, dass die Schreinerei seines Heimatortes eine Fortbildung für eine neu angeschaffte Maschine angefordert hätte, schien ihm das eine Möglichkeit, sich seinen Dämonen zu stellen. Das sei bisher aber noch nicht geschehen. Er führe die Fortbildung durch, habe aber den Blick zum Turm bislang strikt vermieden und habe ihn schon gar nicht betreten. Schließlich fragt er: „Kannst du mir helfen?“ Nicole erzählt Thomas, dass es auch in ihrem Leben einen Bären gebe. Er sei in ihrer Kindheit drei oder viermal in ihrem Garten aufgetaucht und habe ihr freundlich zugewunken. Nicole habe ihrem Vater, Walter Schmettkes, von diesen Erlebnissen erzählt, der ihr daraufhin sagte, der Bär passe auf sie auf, wenn ihre Eltern ´mal nicht zu Hause sein sollten.
Schließlich kommen Michael und Markus zurück an den Tisch und Thomas fragt die beiden, ob sie Lust hätten, mit auf den Turm der Schreinerei zu kommen. Die Aussicht sei dort sicherlich sehr schön. Markus fragt, ob Thomas einen Schlüssel für den Turm habe. Es sei Sonntag. Wahrscheinlich sei gar niemand da. Thomas behauptet, sie könnten es ja zumindest ´mal versuchen. Achselzuckend folgen Michael und Markus Thomas und Nicole zur Schreinerei. Die Protagonisten übersteigen eine niedrige Mauer und stellen fest, dass die Tür zum Turm mit einem Schnappschloss gesichert ist. Die Tür und die Befestigung des Schnappschlosses wirken allerdings alt und marode. Nicole schaut sich nach Werkzeug um, woraufhin Michael fragt, ob sie jetzt hier einbrechen wollten. Thomas sagt, wenn Michael Bedenken habe, könne er ja gehen. Unsicher zögert Michael noch einen Moment. Nicole kommt mit einem Schaubenzieher wieder, steckt ihn in das Schnappschloss und hebelt eine Weile daran herum. Schließlich kracht die Schlossbefestigung von der Tür und Nicole tritt ein. An zweiter Position folgt ein kreidebleicher und wankender Thomas. Dann folgt Michael, der mit ansehen muss, wie Thomas Nicoles Hand greift. Michael raunt dem zuletzt gehenden Markus zu, Nicole und Thomas würden vielleicht auch ganz gern allein sein. Markus erwidert: „Warum haben sie uns dann auf den Turm eingeladen?“ Wegen der Unterhaltung dreht sich Thomas kurz um. Michael und Markus können sehen, dass Thomas´ Stirn schweißüberströmt ist. Innen führt an der Turmwand eine Treppe aus vergittertem Metall nach oben. Das oberste Stockwerk besitzt einen Boden und kann nur durch eine Falltür mit herausziehbaren Stufen erreicht werden. Nicole ist nicht groß genug, daher öffnet Thomas die Luke. Vorausgehen tut trotzdem wieder Nicole. Schließlich erreichen alle den Raum.
Die Untersuchung erbringt zweierlei: Eine Erklärung für Thomas´ Wahrnehmung. Über den offenen Fensterluken hängen Vorhangstangen. Darunter liegen auf dem Boden verrottete Kartoffelsäcke. Diese Kartoffelsäcke hingen vor langer Zeit als eine Art Vorhang vor den Fenstern. Im Wind mögen sie sich hinter den offenen Fenstern bewegt haben. Aus einiger Entfernung mag ein fantasiebegabtes Kind in ihnen möglicherweise einen Bären erkennen. Aber es finden sich auch weniger beruhigende Dinge in dem Raum. In die Wand ist ein metallener Ring eingelassen, von dem aus Kettenglieder ausgehen. Das Kettenende sieht aus, als sei damit einst ein Mensch angekettet worden. Uralte Exkremente und Nahrungsreste befinden sich hier ebenfalls. Schließlich liegt in einer Ecke eine verrottete Bildzeitung aus dem Jahr 1998. Die Protagonisten ziehen ihre Schlüsse, sind entsetzt und beschließen, einen anonymen Anruf bei der Polizei zu machen. Da das öffentliche Telefon des Ortes nur Telefonkarten nimmt und kein Protagonist eine solche besitzt, greifen die Charaktere schließlich auf Nicoles Zweithandy, das auch schnell verschrottet werden kann, zurück. Sie erzählen der Polizei, dass sich im Turm der Schreinerei von Neuhausen Spuren eines Verbrechens finden lassen. Dann setzen sie sich ins nahe gelegene Gasthaus „Zum Hirsch“ und warten. Etwa eine Stunde später taucht ein Streifenwagen auf. Zwei Beamte schauen sich die Sache einmal an.
Rückblende ohne Protagonisten: Zwei Reinigungskräfte wischen den Boden im stillgelegten Teil der Chemiefabrik. Walter Schmettkes befindet sich einige Meter weiter im Gespräch mit einem Mann in schwarzem Anzug mit dunkler Sonnenbrille. Der Mann fragt Schmettkes, ob die beiden
Tiere schon wieder eingefangen seien. Schmettkes behauptet, das sei noch nicht der Fall. Dann fragt der Mann Schmettkes, ob er schon etwas hinsichtlich des Jungen unternommen habe. Schmettkes erwidert: „Bisher noch nicht.“ Der Mann im Anzug ermahnt Schmettkes. Die Angelegenheit mit dem Jungen sei sehr unangenehm und es müsse sichergestellt werden, dass sich so etwas nicht wiederhole. Schmettkes verspricht sich darum zu kümmern. Als die Reinigungskräfte anfangen, sich über das belauschte Gespräch auszutauschen, tritt Schmettkes auf sie zu, verspricht ihnen einen besseren Job bei besserer Bezahlung und bittet sie, ihm in sein Büro zu folgen.