Unser Ars Magica Bund hatte Informationen über eine Einsiedlerin, so eine weise Frau, die einsam am Wald lebt, ein bisschen in die Zukunft schauen kann und sich mit Heilkräutern auskennt. Die Frau hatte eine Tochter und diese Tochter hatte die Gabe. Der Bund war auf der Suche nach solchen Kindern, denn die Damen und Herren Magiere hätten gern ein wenig Unterstützung bei ihren Labortätigkeiten gehabt. Als ihnen Gerüchte über die Tochter der Einsiedlerin zu Ohr kamen, wurde ein Magier mit ein paar Grogs ausgesandt. Einer der Grogs war Jaques, ein großer Krieger, aber auch ein ebenso großer Säufer, über dessen Trinkfestigkeit bereits Lieder im Umlauf sind. In der Vergangenheit fiel Jaques des Öfteren durch kleinere Eigenmächtigkeiten auf. Manchmal führte er die Befehle, die man ihm gab, aus, tat aber noch etwas mehr, manchmal führte er Befehle nur halb aus, etc. Es war allgemein bekannt, dass seine Disziplin im umgekehrten Verhältnis mit seinem Alkoholpegel stand. Der Magus, der loszog, um die Tochter der Einsiedlerin für den Bund zu gewinnen, beschloss, diesmal hart durchzugreifen. Er untersagte Jaques jeglichen Alkoholgenuss, solange er unterwegs war und achtete strikt darauf, dass diese Anordnung auch eingehalten wird. Das führte dazu, dass Jaques kontinuierlich unter Stress stand. Nur mühsam hielt er seinen Ärger im Zaum, oft grummelte er auf der Reise vor sich hin, seine Miteisenden beobachteten ihn besorgt.
Endlich war die Gruppe am Haus der Einsiedlerin eingetroffen. Ihre hellseherische Gabe hat die Frau dazu gebracht, ihre Tochter sicherheitshalber im Keller zu verstecken. Zunächst stritt sie ab, überhaupt eine Tochter zu besitzen. Der Magier sprach mit silberner Zunge auf sie ein, irgendwann gab sie zu eine Tochter zu besitzen, behauptete aber, sie würde sie nicht um alles in der Welt hergeben. Da fiel einem der Mitreisenden die hölzerne Luke im Boden auf, die in den Keller der Hütte führte. Der Magus vermutete richtig, dass die Frau dort ihre Tochter versteckt habe und fuhr mit seinen Überredungsversuchen fort: Die Mutter könne mit an den Bund ziehen ("Ein Leben unter Schwazkünstlern? Nie im Leben!"), die Mutter hätte für den Rest ihres Lebens ausgesorgt ("Meine Tochter verkaufen? Wo denkt ihr hin?"). Schließlich bat der Magus die Frau, mit der Tochter selbst sprechen zu dürfen. Vielleicht sei sie einem Leben als Magierin ja weniger abgeneigt. Die Frau, im Glauben an die Standfestigkeit ihrer Tochter, gestattete es. Als aber der Magus von den wunderbaren Künsten der Magie erzählte, die dem Mädchen offen stünden und von vergebenen Chancen, die nicht wiederkommen, wurde das Mädchen schwach und blickte immer wieder fragend ihre Mutter an. Schließlich ertrug die Mutter das Geschehen nicht mehr und schrie: "Ich bin die Mutter dieses Kindes und ihr könnt dem Mädchen erzählen, was ihr wollt. Ihr werdet es nie bekommen! Nie! Nie! Nie!"
Jaques reagierte auf die steigenden Spannung im Raum mit zunehmender Erregung. Beim letzten "Nie!" der Einsiedlerin brach alles, was sich in den letzten, stressigen Tagen in ihm angestaut hatte, aus ihm hervor. Er griff sein riesiges Beil und erschlug die Frau vor den Augen ihrer Tochter und der Anwesenden in einem einzigen, gewaltigen Schlag.
Nach dieser Tat haben wir Spieler uns alle am Spieltisch angeschaut und es stand fast hörbar die Frage im Raum, die sich Jaques selbst auch gestellt hat: "Was haben wir getan?" Wir hatten alle einen dicken Kloß im Hals und lange Zeit sprach niemand. Das war die intensivste Szene, die ich erlebt habe.