Autor Thema: The Quiet Year - Sinn und Unsinn von Contempt Token  (Gelesen 499 mal)

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Offline Orok

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Moin!
Habe letzten Sonntag zum ersten mal The Quiet Year gespielt. An und für sich ein schönes spielleiterloses (Rollen-)Spiel.
Aber die Sache mit den Contempt Token war für mich nicht so ganz schlüssig. Okay, man nimmt sie, wenn man mit einer Idee/Aussage seiner Mitspieler nicht einverstanden ist und gibt sie zurück, wenn man selbstsüchtig handeln will (aber was ist hier den selbstsüchtig?), oder wieder besänftigt wurde. Da man aber eh handeln kann, wie man will und die Token am Ende auch keinerlei Relevanz haben, erschließt sich mir der Mehrwert nicht. Es ist immerhin eine der wenigen Regeln abseits der normalen Rundenabfolge und wirkt auf mich eher wie unnötig an den Spielfluss angepappt.

Wie sind eure Erfahrungen damit? Kann man die nicht auch einfach weglassen, ohne das sich das Spiel ändert?
Oder sollte man sie im Gegenteil sogar noch verstärken (z.B. eine "selbstsüchtige" Zusatzaktion kaufen)?
E PLURIBUS DUDEINUM
IN DUDENESS WE ABIDE

Offline Der Tod

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Re: The Quiet Year - Sinn und Unsinn von Contempt Token
« Antwort #1 am: 27.02.2019 | 11:52 »
Zu diesen Steinchen hat es schon so manche Diskussion gegeben, z.B. auf rpggeek.

Avery Alder, die Autorin, erklärt ihre Funktion dort wie folgt:

"These tokens don't feed back into the mechanics of the game. Instead, they feed back into our social dynamics. When someone takes a piece of Contempt, pay attention to how that affects your emotions, the faces of your fellow players, and decisions that get made moving forward. It will have an impact, even if it's a small one. Your job as a player is to figure out what that impact has been, and how that impact has changed your community."


Das heißt, die Ärgersteine sind gar nicht dazu gedacht, einen mechanischen Effekt zu haben, sondern sollen auf der zwischenmenschlichen Kommunikationsebene wirken. Avery Alder hat eine gewisse Vorliebe für Spielregeln, die eher die soziale Ebene am Tisch beeinflussen.
Üblicherweise dürfen die Mitspieler*innen ja keine Kommentare zu deinem Zug abgeben, aber so können diese Steine hinlegen, um dir zu signalisieren, dass du für Ärger sorgst. Und in der Folge kann man versuchen herauszufinden, wie dieser Ärger die Gemeinschaft verändert. Sie sollen eine physische Repräsentation emotionaler Last sein, die eure Taten anhäufen. Theoretisch hält dich nicht davon ab, sie einfach zu ignorieren und tyrannisch überall für Frust zu sorgen - der Effekt macht sich dann eher zwischen den Menschen am Tisch bemerkbar, als nur in der Geschichte.