Da das Waldviech von Vaesen ziemlich angetan war, hat es sich jüngst auch noch auch noch drei weitere Bücher vom großartigen Johan Egerkrans besorgt - nämlich "Nordische Wesen", "Nordische Götter" und "Die Untoten" im Sammelschuber. Während Letzteres dem Waldviech die Grille in den Kopf setzte, seine Spielergruppe unbedingt mit ungarischen Vampirhühnern zu konfrontieren, sollte er Vaesen denn auch mal spielen können, stellte ihn zweiteres vor die Frage: Was könnte bei Vaesen eigentlich mit den nordischen Göttern sein? Daher folgende Idee, von der das Waldviech noch nicht so recht weiß, ob sie eine gute ist:
Das Schicksal der alten Götter
Im 19. Jahrhundert, in dem Vaesen ja bekanntermaßen spielt, ist Skandinavien schon seit gefühlten Ewigkeitszeiten christlich. Wohl kaum ein Schwanz käme auf die Idee, noch irgendwelche heidnischen Götter anzubeten. Das dies mal anders war, ist sattsam bekannt - was weniger sattsam bekannt ist, ist dass die Ereignisse in den verschiedenen Versionen der Edda keine Sagen sind, sondern historische Aufzeichnungen. Zumindest weitgehend. Früher einmal, da gab es "Götter". Asen und Wanen waren zwei besonders mächtige Arten von Vaesen, die mehr oder weniger genau so auftraten und genau so machtvoll waren wie heidnische Götter. Asgard, Vanarheim, Bifröst, Naglfar....den ganzen Kram gab es. Ebenso wie Odin, Sif, Thor, Tyr, Loki, Utgartloki und die ganze restliche Bande.
Das heutzutage niemand mehr mit Mjölnir beschmissen wird, hat allerdings traurige Gründe: Ragnaröck ist keine Prophezeiung. Ragnaröck war eine Prophezeiung. Das die Menschen im Jahre 999 alle panische Angst vor dem Weltuntergang hatten, hat schlicht den Grund, dass zu diesem Zeitpunkt ein "Weltuntergang" stattfand. 999 war das Jahr, in dem der Fimbulwinter über die Welt kam und die Asen und ihre Gegner sich gegenseitig ausradierten. Heute existieren nur noch Spuren aus dem Zeitalter der Asen, die von den rationalen Menschen des 19. Jahrhunderts nicht mehr verstanden werden.
Tja, und was macht jetzt daraus?
- magische Artefakte aus der Zeit der Götter können noch immer irgendwo gefunden werden. Durch puren Zufall können Bergleute, Bauarbeiter, Bauern oder gar Archäologen auf machtvolle Dinge stoßen, die einst Asen oder Wanen gehört haben. Und wie gut Götterwerkzeuge in Menschenhand funktionieren, kann man sich ja denken.
- Asgard war kein "kosmisches Prinzip" und kein "Sinnbild", sondern eine reale Palaststadt, die "nur" den Blicken der Sterblichen entrückt ist - und die seit 900 Jahren leer steht. Vielleicht muss man in einem magischen Ritual Bifröst beschwören, um dorthin zu gelangen (Heimdal hindert einen ja nicht mehr am Reinkommen). Vielleicht ist Asgard der Welt der Sterblichen aber nicht mehr so entrückt wie es mal war, und man muss nur auf Spitzbergen durch die falsche Gletscherspalte laufen, um sich in einer antiken Ruinenstadt mit phantastischen Ausmaßen wiederzufinden. Und was könnte mystischer und epischer sein, als ein Kampagnenfinale in den Ruinen von Asgard?
- Die nordischen Götter waren zwar sterblich, aber man kann sie niemals völlig vernichten. Unter Umständen kann es gelingen, einzelne von ihnen mit mächtiger Magie wieder in diese Welt zu beschwören. Das könnte dann verschiedene Folgen haben:
Vielleicht kann man Asen immer nur zeitweise beschwören, um von ihnen Rat und Hilfe zu erbitten.
Vielleicht planen die Asen ihre Rückkehr aus dem Jenseits und wollen ihre alte Macht wieder. Dann wären sie eine gewaltige, übernatürliche Bedrohung.
Vielleicht wollen beschworene Asen aber auch einfach nur ihren Frieden und sind zutiefst traurig über das Ende ihres Zeitalters, wenn sie die heutige Welt sehen.
- Ein Ase existiert der Legende nach auch nach Ragnaröck noch. Balder! Unter welcher Maske könnte er im 19. Jahrhundert auftreten? Welche Ziele könnte er verfolgen? Ist er vielleicht ein enigmatischer Geldgeber und Förderer der Gesellschaft? Hat er sich aus der Welt der Menschen gelöst? Sieht er den Weg, den die Menschheit nimmt, vielleicht gar als Irrweg?
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