Nachdem ich damals
So nicht, Schurke! und Äventyr verglichen haben, wollte ich euch kurz
Monsterjagd vorstellen, das Rollenspiel für Kinder ab 3 Jahren.
Bei
Monsterjagd spielen die Kinder Nachwuchsjäger*innen, die ausziehen, um die Monster zu fangen oder zu besänftigen, die sich in Haushalten einnisten können – bspw. das Monster-unter-dem-Bett, das Gruselton-Monster oder der Schrankschreck. Dafür werden sie von der Behörde für Monsterjagd ausgerüstet und losgeschickt. Die jeweilige Mission leitet der*die Meisterjäger*in.
Will heißen: Die Spielleitung beschreibt sowohl die Welt, als dass sie auch einen NSC stets mit im Spiel hat, der die SCs anleiten kann. Das ist tatsächlich eine sehr geschickte Lösung. Beim Spiel mit Kindern ist es oft hilfreich, einen älteren Mitspieler mit im Boot zu haben, der ein wenig dirigieren kann. Monsterjagd legt diese Funktion hier mit der Spielleitung zusammen, was sich bei uns als sehr funktional herausgestellt hat.
Diese geringe Trennung zwischen Spieler und Figur gilt nicht nur für die Spielleitung. Auch ein Kind spielt eher sich selbst als Monsterjäger*in unter einem Decknamen als eine separate Figur.
Der Kernmechanismus basiert auf 3W6. Normalerweise zählt das mittlere der drei Ergebnisse. Ist man verängstigt oder verletzt, zählt das niedrigste der drei Ergebnisse. Hat man ein hilfreiches Gimmick (Ausrüstung von der Behörde), zählt das höchste. Damit prüft man eigentlich alles: Ob man mit etwas Erfolg hat, ob man seine Furcht besiegen kann, ob man das Monster am Ende fangen kann. Der Mechanismus ist so simpel, dass auch Dreijährige ihn verstehen.
Allgemein ist das Regelwerk nicht nur simpel, es ist so kindgerecht geschrieben, dass man es den Kindern tatsächlich als Bettlektüre vorlesen kann. (Ja, das taten wir.) Es wird konsequent mit * gegendert, woran man sich erst gewöhnen muss, aber es ist auch für die Kleinen gut nachvollziehbar. Der Nachteil davon ist, dass aufgrund der etwas anderen Spielkonstellation (SL mit permanentem NSC) und der ungewöhnlichen Spielvokabeln, man als erfahrener Rollenspieler erst einmal verwirrt ist. Das Spielbeispiel macht dann alles klar, kommt aber erst auf Seite 26. Daher meine Empfehlung: Lest erst das Spielbeispiel. Dann ergeben zwar nicht alle Begriffe im Beispiel sofort Sinn, dafür versteht man die Seiten davor dann aber auf Anhieb.
Eine Runde Monsterjagd dauert bei uns zwischen 20 und 40 Minuten, stark abhängig von Konzentration und Aufmerksamkeitsspanne der Kinder.
Das System hat sich für uns als extrem erfolgreich herausgestellt. Ursprünglich hatte ich es nur gekauft, weil meine sechsjährige Tochter mit
So nicht, Schurke! eingestiegen war und ihr dreijähriger Bruder zu jung dafür ist. Aber nicht nur wurde mein Dreijähriger dadurch zum begeisterten Rollenspieler, auch meine Tochter liebt es total. Die beiden wollen es immer wieder mit ihren Freunden spielen. Und jedes Mal werden diese Freunde sofort konvertiert. Die erste Runde Monsterjagd endet für diese Kinder jedes Mal mit dem Satz: „Können wir noch eine Runde?“
Das Spiel mit den „Monstern der alltäglichen Kindersorgen“ ist auch sehr kreativitätsanregend. Es ist extra ein Monsterbogen mitgeliefert, damit die Kinder sich neue Monster ausdenken können. Und das tun sie auch. Sie denken sich auch gerne neue Gimmicks aus. Dieses Weiterdenken des Spiels zwischen den Sitzungen finde ich sehr rollenspielertypisch. In dieser Hinsicht war Monsterjagd sogar noch effektiver als
So nicht, Schurke!.
Zusätzlich zu diesen Grundregeln gibt es noch Bonusmaterial von unterschiedlicher Nützlichkeit:
Das Spiel kommt mit Aufklebern, die Orden darstellen – für Mut, Ideen, Teamwork usw. Das sind sehr begehrte Belohnungen.
Man kann noch weitere Aufkleber dazukaufen, von denen manche nicht aus dem Spanischen übersetzt wurden. (Warum auch immer.) Das Paket enthält auch „Einsatzberichts-Hefte“, aufgebohrte Charakterbögen, die sich aber erst lohnen, wenn das Kind halbwegs schreiben kann.
Den SL-Schirm verwende ich nur, um meinen Kindern mehr Rollenspielstandards zu vermitteln. Seine Funktion ist praktisch abwesend. Er ist schick, aber die Abbildungen lenken zumindest meinen Sohn öfter ab. Die Regeln des Spiels auf der Innenseite sind zu simpel, als dass man eine Erinnerung bräuchte.
Es gibt Pappmarker mit Fußabdrücken der Monster, die man in der realen Wohnung verstecken kann, um ein Suchspiel einzubauen. Außerdem gibt es Raumpläne von Häusern, in denen man Monster jagen kann. Beide diese Mittel finden meine Kinder nicht sonderlich interessant, aber ich könnte mir gut vorstellen, dass andere Kinder so etwas toll finden.
Fazit: Trotz positiver Erwartungshaltung wurden meiner Erwartungen immer noch übertroffen. Definitive Kaufempfehlung für alle, die mit kleinen Kindern spielen wollen.