Vorhin habe ich mich mit einem Freund über die Zusammensetzung von Rollenspielgruppen unterhalten. Dabei habe ich sehr interessante Erkenntnis gewonnen, die ich hier gerne zur Diskussion stellen möchte. Ergebnis des Gespräches war das folgende Modell:
Wenn eine neue Rollenspielgruppe gegründet wird, gibt es eine Rangfolge der Mitglieder, die sich insbesondere bei Kampfsituationen herausstellt:
1) der Nahkämpfer, der die Gegner in erster Reihe aufhält und bekämpft.
2) der Heiler, der Held 1) und eventuell weitere Helden der Gruppe versorgt.
3) der Fernkämpfer, der aus der Entfernung großen Schaden bei den Gegnern anrichtet.
4+) Alle übrigen Helden der Gruppe.
Held 1) ist der Schlagfang. Für ihn ist eine hohe Lebensenergie und ein hoher Rüstungsschutz wichtig. Der Spieler von Held 1) will das meist nicht richtig wahr haben und gestaltet seinen Helden möglichst stark und schlagkräftig.
Held 2) ist meist der Priester oder ein anderer Heiler. Er ist der klassische Defensiv-Charakter, der überwiegend die Aufgabe hat, Held 1) wieder kampffähig zu machen.
Held 3) kann ein geschickter Fernkämpfer sein, der viel Schaden verursacht. Meist ist er jedoch ein Magier, der auch verheerende Flächenzauber wirken kann. Er ist derjenige der die Gegner wirklich besiegt. Im Schutz von Held 1) macht er deutlich mehr Schaden als Held 1)
Helden 4+) sind alle übrigen Helden: Barden, Gaukler, Zweitkämpfer, Diebe, Diplomaten, Zweitmagier etc. Meist kann auf diese Helden am ehesten verzichtet werden.
Auf Grundlage dieses Modells haben wir sehr interessante Parallelen festgestellt: In einer Gruppe, in der wegen Abwesenheit des Spielers Held 1) fehlt, funktioniert am schlechtesten. Sehr schlecht sieht es auch beim Fehlen von Held 2) oder Held 3) aus. Das Fehlen eines der Helden 4+) ist dagegen in Kampfsituationen kaum zu bemerken.
Aus dieser Rangfolge heraus wird die ganze Gruppe geprägt. Die Helden 1) - 3) rücken mehr in den Mittelpunkt, da ihr Fehlen oft gravierende Folgen hat. In Gruppen von mehr als 4 Spielern werden diese Helden oft von "Powergamern" gespielt, da sie hochspezialisiert sind (Kampfmaschine oder Powermagier). In gößeren Gruppen rücken Helden, die alles können aber nichts richtig, im Regelfall auf die Plätze 4+.
Die Helden 4+) sind für die Gruppe zumindest in Kampfsituationen nicht von besonderer Bedeutung. Sie haben kaum Pflichten in der Gruppe und entsprechend wenig Rechte. Der Einfluss dieser Charaktere ist eher gering.
Wenn man eine Gruppe von 3 Helden erschafft, in der alle Helden die gleichen Eigenschaften haben, werden im Laufe der Zeit wahrscheinlich trotzdem die Ränge 1)-3) durch die Helden eingenommen.
Dieses Modell wird in Kampfsituationen besonders deutlich. Durch die etablierten Rollen kommen sie aber später auch in anderen Situation zum Tragen.
Auf alle unsere Spielgruppen konnten wir dieses Modell sehr gut anwenden. Manchmal gibt es zwei ähnliche Helden, die zum Beispiel um die Position 1 im Konkurrenzkampf stehen. Das ist auch eine interessante Situation. Meist ist jedoch einer der beiden die klare 1) und der andere ein 4+). Nicht nur die Eigenschaften des Charakter machen seinen Rang aus, sondern auch die Spielweise des Spielers. So nehmen die Helden von zurückhaltenden Spielern eher die Plätze 4+) ein als andere.
Eventuell macht es für ein größeres Gleichgewicht im Spiel Sinn, den dominanten Spielern Helden vom Rang 4+) zu geben und den zurückhaltenden Spielern Helden der Ränge 1) bis 3). Möglicherweise bremst das aber auch das Spiel zu sehr.
Nun interessiert mich eure Meinung. Könnt ihr die Aussage dieses Modells so bestätigen oder ist das alles Quatsch?