Thema: Raven - A Gothic Horror Roleplaying Game

[Waldviech]

Ich muss ja ganz ehrlich sagen, das hier macht (zumindest schon einmal optisch) einen interessanten Eindruck:

https://www.kickstarter.com/projects/shadowlandsgames/raven/description

und auch einige der Ideen, die da so zu lesen stehen, sind ganz spannend. Hoch offiziell ist das Ganze an Edgar Allan Poe angelehnt, ich vermeine da allerdings auch einige Vibes von Malpertius und Gormenghast zu verspüren. Anstatt wie bei Gothic Horror im RPG üblich "einfach nur" die üblichen Monster zu jagen, verkörpern die Spieler hier allesamt Mitglieder eines ausufernden (und selbstverständlich verfluchten) Adelsgeschlechtes, dass dereinst die titelgebende Stadt Raven, den Schauplatz des RPGs gegründet hat und in den letzten zwei Jahrhunderten im wahrsten Sinne des Wortes diverse Leichen im Keller angesammelt hat. Und von diesen werden die SC dann regelmäßig eingeholt...

[Outsider]

Interessant ich habe damals das Artbook von Abigail Larson unterstützt, da ich den Stil mochte.

Die Thematik des Spiels gefällt mir auch, aaaaber beim Regelteil kommen mir schon Zweifel. Ist aber nur ein Bauchgefühl.

Wenn, dann würde ich es wahrscheinlich "nur" zum Ideenpmündern backen und als weiteres Artbook.

 

[Waldviech]

Joah, das Regularium müsste man erstmal einem Praxistest unterziehen.

Witzigerweise fühlte ich mich bei der optischen Aufmachung übrigens an Vaesen erinnert. Und das, obwohl die Zeichnungen von Egerkrans ja nun doch ein Stück weit anders aussehen und auch die Thematik trotz Gothic-Horror und 19. Jahrhundert eine reichlich andere ist. Aber wer weiß, vielleicht gibt es in Raven ja nicht nur Gespenster, sondern auch Wichtel....

[Outsider]

Ich glaube, der Unterschied ist nur, bei Vaesen ist der Fokus weiter gefasst. Hier dreht es sich um eine Familie und die Stadt, den Familienfluch und wie er sich auf die SC auswirkt. Das wäre dann auch mein zweiter Kritikpunkt, ich lese es so, dass alle SC zur Familie gehören, also irgendwo verwandt sind. Als One on One kann ich mir das für ein paar Abende gut vorstellen, aber auf Dauer, mit einer größeren Gruppe.

Da fehlt mir noch etwas.

[Waldviech]

Da liest Du richtig. Die SC sind allesamt Mitglieder der selben (allerdings extrem weitreichenden und großen) Familie. Größere Gruppen sind da IMHO nicht unbedingt zwingend ein Problem. Ich denke auch nicht, dass das allein längere Kampagnen unbedingt ausschließt. Allerdings ist mir auch noch nicht so ganz klar, ob Langzeit-Kampagnen wirklich im Fokus stehen.

[Outsider]

Da liest Du richtig. Die SC sind allesamt Mitglieder der selben (allerdings extrem weitreichenden und großen) Familie. Größere Gruppen sind da IMHO nicht unbedingt zwingend ein Problem. Ich denke auch nicht, dass das allein längere Kampagnen unbedingt ausschließt. Allerdings ist mir auch noch nicht so ganz klar, ob Langzeit-Kampagnen wirklich im Fokus stehen.

Ich mag Systeme und Settings mit denen Kampagenen möglich sind, selbst wenn es nicht ihre eigentliche Ausrichtung ist. Ich werde das System auf jeden Fall mal weiter im Auge behalten und wahrscheinlich auch zuschlagen, einfach als Inspirationsbaustelle und weil ich die Artworks mag!

[Noir]

Grundsätzlich finde ich das Ding super. Hatte es auch schon einige Monate unter Beobachtung, so als alter Edgar Allan Poe Fanboy. Aber da ich weiß, dass ich das nie auf den Tisch kriegen würde, bin ich dann doch nicht eingestiegen. Zumal ich nicht so recht weiß, wie genau ich da den Gothic Horror Aspekt aufbauen soll ... also ... was macht Gothic Horror hier aus? Vampire ... Werwölfe ... Curse of Strahd ... ist auch irgendwo Gothic Horror ... würde ich aber so gar nicht in Richtung Poe schieben ...

[Waldviech]

Zum Einen dreht sich bei Raven wohl neben dem Familienthema auch viel um Geistergeschichten und Geheimlogen-Firlefanz und zum Anderen meinen sie "Gothic Horror" wohl hier eher im eigentlichen Sinne der "Gothic Novel", zu der Poe ja durchaus zugerechnet wird. Also haufenweise düstere Familiengeheimnisse, nebelige Gassen und Wälder, labyrintische Herrenhäuser und persönliche Tragödien, die aber nicht zwingend was mit den typischen "Universal-Monstern" zu tun haben müssen - oder auch nur mit was Paranormalem.

[Blizzard]

Ich hab's mir jetzt auch mal angesehen, schließlich mag ich Horror grundsätzlich im RPG. Zudem mag ich die Werke von E.A. Poe - auch wenn es schon einige Jahre her ist, dass ich was von ihm gelesen habe.
Poe wohlgemerkt ist mir aber eigentlich eher als Krimi-denn als Horrorautor bekannt, so dass es mir geht wie The Forlorn Poet, denn auch für mich passen Poe & Gothic Horror irgendwie nicht so recht zusammen...
Jedes für sich genommen, ok, als reines Krimi- oder reines Horror-Ding. Aber beide zusammen? Aber gut, das ist -wie gesagt-nur auf den 1. Eindruck hin und vielleicht irre ich mich auch ja.

Allerdings muss ich sagen, dass es mich grafisch leider nicht abholt. Dieser Grafikstil gefällt mir einfach nicht. Wenn das Teil ein Comic wäre (zum Durchblättern) ok. Oder ein Horror-Adventure als Video-Spiel. Dann könnte ich mich damit arrangieren. Aber so als RPG-Buch, indem dann immer mal wieder geblättert wird , liegt es mir leider nicht. Da finde ich es eher abturnend (Geschmäcker sind halt verschieden).
Und da es mich grafisch nicht abholt und mich die Idee von den Leichen im Keller , die einen dann heimsuchen und sich gegen einen wenden nicht wirklich hintern Ofen vor holt, werde ich mich mit dem Regelteil gar nicht erst befassen. Sondern das Ding direkt wieder von meiner Liste streichen.

Wenn ich Poe und Gothic Horror haben will, dann würde ich wohl eher Ravenloft auf Gumshoe-Basis versuchen, oder so was in der Art...

Wie gesagt: Nichts für mich. Ich wünsche dem Projekt dennoch viel Erfolg. Immerhin wurde es ja innerhalb von 25 Minuten gefunded.

[Outsider]

Zum Einen dreht sich bei Raven wohl neben dem Familienthema auch viel um Geistergeschichten und Geheimlogen-Firlefanz und zum Anderen meinen sie "Gothic Horror" wohl hier eher im eigentlichen Sinne der "Gothic Novel", zu der Poe ja durchaus zugerechnet wird. Also haufenweise düstere Familiengeheimnisse, nebelige Gassen und Wälder, labyrintische Herrenhäuser und persönliche Tragödien, die aber nicht zwingend was mit den typischen "Universal-Monstern" zu tun haben müssen - oder auch nur mit was Paranormalem.

So habe ich das auch verstanden. Der eigene Fluch und seine Auswirkungen steht im Mittelpunkt, er ist Kernthema und nicht nur schmückendes Beiwerk ist. Das wird eher die Herausforderung als Monster, der Umgang damit, mit der Familie und den eigenen düsteren Ambitionen.

[Edit]
Und ach ja, der Person von der man besessen ist, oder besser gesagt deren Schicksal einen fesselt

[Waldviech]

Und das ist exakt das, was ich (zumindest vom Konzept her - ob sich das Ganze dann in der Praxis gut spielt, ist ne andere Sache) daran spannend finde. Und wenn es dann nachher nur zum "Ausplündern" für andere Sachen da ist .

Und @Poe: Finde ich gerade witzig, dass Poe von anderen eher als Krimi-Autor gesehen wird. Ich hatte bei ihm dank "Die Maske des Roten Todes", "Der Fall des Hauses Usher", "Die Tatsachen im Fall Waldemar" usw. immer eher den Horror-Aspekt im Fokus. "Falsch" ist das ja beides nicht, sondern nur eine Frage dessen, was man eher in den Blick nimmt. Poe war ja schon recht vielseitig mit dem, was er schrieb - und ich möchte nicht verhehlen, dass meine Horror-Perspektive auf Poe vielleicht auch eher mit der Filmreihe von Roger Corman aus den 1960ern zu tun haben könnte, als mit Poe selber. Corman hat ja ausschließlich Poes Gothic-Zeugs verfilmt und den Rest links liegen lassen.

Ich vermute mal (schon allein auf Grund der häufigen Erwähnung von dunkler Zauberei und Gespenstern), dass Raven das wohl genauso handhaben wird - was ich fast ein bisschen schade finde. Schließlich war die Genregrenze zwischen "Krimi" und "Gothic Novel" in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verdammt verwaschen und nebulös und es wird gerne vergessen, dass anständiger Gothic Horror nicht zwangsweise echten übernatürlichen Hokus-Pokus braucht.

[Outsider]

Und das ist exakt das, was ich (zumindest vom Konzept her - ob sich das Ganze dann in der Praxis gut spielt, ist ne andere Sache) daran spannend finde. Und wenn es dann nachher nur zum "Ausplündern" für andere Sachen da ist .

Ich habe es mir jetzt zum Plündern gegönnt. Kann nicht schaden. Spielen stelle ich mir mit mehreren Leuten weiter schwierig vor, wenn:

- alle eine "dunkle" Ambition, Hobby, whatever haben...

- alle Teil derselben Familie sind, das gleiche Anwesen bewohnen und alle dort ihren Raum der "Verbotenen Dinge" haben

- alle von einer lebenden, toten oder untoten Person manisch angezogen werden

Aber das sind nur Barrieren die sich in meinem geistigen Horizont aufbauen. Vielleicht reißt, das Werk sie später wieder ein. Nur, vom ersten Lesen her, sehe ich da zu wenig Varianz.

@Waldviech nochmal danke, dass du das hier geteilt hast, wäre ich sonst nicht drauf aufmerksam geworden!   

[Waldviech]

Joah, das könnte in der Tat einer dieser Fälle sein, wo der Fokus des RPGs tatsächlich so eng angelegt ist, dass es tatsächlich wenig Varianz gibt. Um das festzustellen, müssten allerdings erst einmal mehr Infos vorliegen. So persönlich sehe ich in diese beiden Punkten:

- alle eine "dunkle" Ambition, Hobby, whatever haben...
- alle von einer lebenden, toten oder untoten Person manisch angezogen werden

allerdings eher Einschränkungspotential als hierin

- alle Teil derselben Familie sind, das gleiche Anwesen bewohnen und alle dort ihren Raum der "Verbotenen Dinge" haben

So wie ich die Familie bis jetzt verstehe, handelt es sich um ein extrem weit verzweigtes Adelsgeschlecht, möglicherweise mit zahllosen Seitenlinien. So ein bisschen wie der komplette(!) Clan der Addams-Family. Nur in ernsthafter. Dass man da Probleme beim Zusammenstellen einer Gruppe hat, sehe ich eher weniger. "Familie" beschränkt sich hier ja nicht auf Mutter-Vater-Kind, sondern umfasst bestimmt auch noch Onkel, Tanten, Cousinen drölfzigsten Grades, angeheiratete Schwippschwager, illegitime Bastarde und Zugereiste, die (wat weis ich) dem entfernten Familienzweig der Metzengerstein-Corvus aus Überwald angehören. Denkt man in solchen Dimensionen, ist eine Vielzahl von Charakterkonzepten denkbar - bis hin zum gerade von Bord gestiegenen Südsee-Insulaner-Harpunier (der nämlich der Ekelsohn von Captain Kunibert Corvus ist und daher, obgleich aus einem total anderen Kulturkreis kommend, natürlich auch zur Corvus-Sippschaft gehört).

So gesehen finde ich das eigentlich einen recht cleveren Ingame-Grund, warum ein Trüppchen völlig unterschiedlicher Charaktere mir-nix-dir-nix eine Gruppe bildet.

Die Sache mit dem gleichen Anwesen ist ein wenig "schwieriger", aber auch nicht so schwierig, wenn man sich das Herrenhaus der Corvus-Sippe jetzt nicht als normale Villa, sondern mehr als urbane Ausgabe von Schloss Gormenghast vorstellt. In einem labyrinthischen Schloss mit x-tausend Zimmern kann es halt schonmal passieren, dass man seinen Vetter aus dem Westflügel mal ein paar Jahre nicht gesehen hat 

[Outsider]

Ich kann dir in allem nur zustimmen, trotzdem zuckt es bei mir im Auge...so nervös. 

Es müssen einfach wirklich mehr Infos her, wenn das PDF dann irgendwann mal vor den Büchern ankommt. Dann (erhabend gehobene Stimme), dann bin ich schlauer!

Ist ja sicherlich auch ein Stück eine Geschmacksfrage.