Bewertung: 4/5 (ein paar One-Shots)
Das Gute: Modiphius hatte einige Möglichkeiten, sein 2d20 System aufzubauen und kennenzulernen (Mutant, Conan, Infinity). Das merkt man. Das System ist sehr gut spielbar und vermischt für mich gekonnt ein klassisches Attribut/Fähigkeitensystem mit Aspekten (Wortspiel unbeabsichtigt), die stark von Fate und Consorten inspiriert sind. Insbesondere gefällt mir die Ökonomie von "Momentum" (sowas wie angesammelte Erfolge, die in einen Spielertopf gehen) und "Threat" (sowas wie die Dunkle Seite des Momentums (Anspielung beabsichtigt), die dem Spielleiter Möglichkeiten eröffnet). Dazu kommt die Idee von "Komplikationen" und "Effekten" die Würfelergbnissen eine Dimension neben bloßem Erfolg oder Mißerfolg hinzufügen. Das erinnert stark an FFGs Star Wars, nur dass man sich dafür keine Würfelapotheke zulegen muss.
Die Welt von Star Trek und das Spielgefühl scheint mir gut und einfühlsam getroffen. Dazu kommt ein als solches ausgezeichnet gelungenes Einführungsabenteuer, das gleich die wichtigsten Regelsysteme geschickt nach und nach einführt.
Das Schlechte: Die Gestaltungsmöglichkeiten bei den Charakteren scheinen mir -- zumindest mechanisch -- etwas eingeschränkt. So gibt es zum Beispiel nur etwa 40 "Talente". Klingt zunächst nach genug, aber da jeder Charakter von Beginn an schon 4 davon hat, gibt es wahrscheinlich bald Überschneidungen. Charaktere ändern sich nur langsam und werden im Verlauf einer Kampagne kaum mächtiger.
Das bildet das Genre aber sehr gut ab, denn Käptn Kirk ist am Ende seiner Karriere ja auch nicht Superman. Zudem gibt es mit "Werten" ("Values", entsprechen in etwa Fate-Aspekten) durchaus Möglichkeiten, einen Charakter im Laufe des Spiels zu verändern und wachsen zu lassen. Nur eben nicht so sehr mechanisch-taktisch.
Fazit: Obwohl ich es noch nicht im Langzeittest hatte, wirkt das Ganze doch sehr vielversprechend und ich wundere mich eigentlich, dass es derzeit noch keine größeren Wellen zu schlagen scheint. Das System hätte durchaus mehr Aufmerksamkeit verdient!