Noch mal ein Fazit aus dem Praxistest beider Systeme:
T2K4 ist eher durch langsame Abwärtsspiralen langfristig gefährlich - da kassiert man z.B. eine größere Verletzung, fällt dann für Aufgaben innerhalb der Gruppe aus und dadurch bauen die anderen Stress auf und es fehlt an Wachen o.Ä. und so gibt ein Problem das nächste.
Für das im Kern angedachte Survival-Szenario ist das mMn genau richtig, aber in den Kämpfen an sich ist es gefühlt relativ harmlos. Klar kann es theoretisch jederzeit mit einem einzigen Treffer vorbei sein, der Verlauf in der Praxis war aber vielmehr, dass auch die Gegner bei der hohen Varianz in den Würfelergebnissen gerne mal eigentlich sicher geglaubte Ergebnisse nicht zustande bringen.
So war z.B. in einem längeren Gefecht über drei Tage ingame-Zeit sehr gut steuerbar, wie weit es die SC runterraspelt; das liegt auch an den mehrheitlich sehr beherrschbaren Gegnerzahlen mit SCx1 oder SCx2 an Mooks.
Wirklich knapp war nur ein kritischer Halstreffer aus einem schweren MG, da hätte es durchaus einen SC kosten können und es lag an einer Handvoll guten Würfen, dass das noch mal gut ging.
Dieser eine Exitus wäre aber auf die Zahl der Sitzungen angesichts der Spielausrichtung immer noch absolut im Rahmen gewesen.
Die Haupterfahrung aus dem Testlauf War Stories war dagegen: Jeder stirbt, wenn die Zeitachse lang genug ist. Und ziemlich kurz ist schon lang genug.
In vier Gefechten hat es einmal alle SC hingelegt (durch background characters gerettet), einmal einen SC mit einem einzelnen Treffer getötet und als i-Tüpfelchen gabs dann einen TPK inklusive aller background characters.
Das liegt auf SC-Seite (die eigenen NSC werden viel grober abgehandelt) hauptsächlich am Schadenswurf, der jeden Treffer potentiell kritisch macht (wo es bei T2K4 schon ein Treffer mit zwei Erfolgen sein muss und dann noch genug Schaden wirklich durch Deckung und Panzerung kommen muss). Hatte ich ein Stück weit erwartet, war aber noch mal eine Spur härter als angenommen.
Der Schadenswurf "beißt" aber auch in die andere Richtung, nämlich in der Form, dass auch ein an sich guter Angriffswurf am Ende von einem schlechten Schadenswurf komplett aufgefressen werden kann und dann nur zwei Schadenspunkte rumkommen, von denen man unmittelbar nichts hat.
Das hat in den Testsitzungen unzählige SC-Angriffe relativiert. Zementiert wird das von der Regel, dass man keine Mehrfachtreffer auf Einzelziele legen darf, stattdessen gibt es dann nur einen schmalen +1-Bonus auf den Schadenswurf (oder einen Wiederholungswurf mit Gummipunkt, dazu gleich mehr).
Dazu kommen noch zwei Faktoren: die Todesspirale ist ziemlich hart, weil jeder Punkt Ausdauerschaden auch von einem Attribut abgeht. Das merkt man um so mehr, weil War Stories-Charaktere wesentlich weniger kompetent anfangen als (Lifepath-)Charaktere in T2K4.
Für die Ersatzleute habe ich den XP-Hahn deutlich aufgedreht (auch über das im GRW vorgeschlagene Maß für Elitetruppen hinaus) und es hat trotzdem nicht gereicht.
Tendentiell würde ich nach dem Test
a) doch die Methode von T2K4 übernehmen, dass jeder auch nur ansatzweise in Zielnähe liegende Beschuss zu einem Niederhalten-Wurf führt und das nicht einzeln als Erfolgsanwendung gesetzt werden muss (oder wie RAW sogar als eigenes "Manöver").
b) Mehrfachtreffer auf einzelne Ziele erlauben, dann kommt wenigstens gegen Mooks so viel rum, dass man sich die zwei Schadenswürfe sparen kann (und dann genau so weit ist wie bei T2K4, wo ein kritischer Treffer (=2 Erfolge) einen Mook einfach direkt rausnimmt).
Schwer genervt war ich übrigens von den Gummipunkten und deren unübersichtlichen Anwendungsmöglichkeiten. Da hätte man mit ein bisschen mehr Spieltest sicher noch einige streichen oder zusammenlegen können.
Und der Hinweis im Regelwerk, als SL nicht zu antagonistisch zu agieren, ist angesichts der Verwendungsoptionen für die SL-Gummipunkte viel zu brav formuliert. Vielmehr muss man sich als SL aktiv dafür entscheiden, die anbrandenden Gummipunktwellen mehr oder weniger sinnlos auszugeben.
Das kennt man ggf. schon von Coriolis & Co., aber hier ist das noch mal ausgeprägter.