Moment! Nicht alles, was hinkt, ist ein Vergleich.
Es gibt objektive Kriterien bei Druckwerken, die die Qualität bestimmen, aber über die wird hier nur in ganz seltenen Fällen gesprochen. Satz, Layout, Druck, Menge Typos und ähnlicher Fehler.
Nur weil einem ein Regelwerk nicht zusagt oder ein Abenteuer für dich nicht taugt, ist es nicht "schrott".
Ich bleibe mal in deinem Bild: Nur weil ein Auspuff aus deiner Sicht hässlich ist, du nicht in der Lage bist, ihn zu verbauen, er dir zu laut ist oder er nicht an deinen VW passt, weil er von Audi ist, ist das Ding nicht schrott.
Inhalt ist Geschmackssache und kein objektives Kriterium. Auf der Ebene des Inhalts MUSS nämlich die Zielsetzung des Autors berücksichtigt werden, was aber nur möglich ist, wenn man sich mit dieser befasst. Wenn ich die krasseste Railroad aller Zeiten schreiben will und mir dann vorgehalten wird, das Buch sei doof, weil ich die krasseste Railroad aller Zeiten geschrieben habe, hatte ich Erfolg. Dann habe ich anscheinend von der inhaltlichen Qualität her abgeliefert, was ich wollte.
Ja, ne.
Produkte existieren nicht im Vakuum.
Wenn du einen Auspuff verkaufst, muss der sich mit dem messen was sonst noch auf dem Markt existiert. Wenn der im Vergleich zum Rest was auf dem Markt verfügbar ist, sich bei den lauten, klappernden und trotzdem nicht relevant günstigeren Einordnet, ist das Teil ganz objektiv als Schrott bezeichenbar. Da ist mir auch vollkommen egal ob und wie viel Arbeit du da reingesteckt hast. Die ist nicht magischerweise unendlich viel mehr wert als die Zeit und Energie (und ggf. das Geld) das du mir dadurch geraubt hast, dass ich mich mit Schrott beschäfigen musste.
Und Inhalt bzw. der bediente Geschmack ist ein absolut valides Messkriterium.
DU möchtest mein (oder sonst wem sein) Geld.
Also hat das Produkt dem Käufer auch einen Mehrwert zu liefern der mindestens das eingesetzte Geld aufwiegt.
Wenn du jetzt die hammer Railroadingkeule ablieferst und das dein Ziel war:
Schön für dich. Das ist aber nur deine iinnenperspektive auf das Ganze. Wenn du das Produkt nun auf den Markt schmeißt und als "Abenteuer" (bei denen hypermassives Railroading so im großen und ganzen nicht die gern gesehenste Mechanik ist), wirst du dich mit dem Rest vom Markt messen müssen und da liefert das Abenteuer als "Abenteur" mit Entscheidungsfreiheit konzeptionell bedingt wohl eher wenig Qualität ab. Es ist ergo Schrott. Anders sähe das aus wenn du es als Roman betitelt hättest oder groß&breit "Der Railroadinghammer 3000MK2" auf dem Cover Stünde. Ein ganz relevanter Teil von Qualität ist die Erfüllung von Erwartungen/Ansprüchen. Und da bist du als Produzent erst einmal in der Bringschuld, sofern du ein kommerzielles Interesse hast.
Und noch mal getrennt weils ein Punkt ist der mich furchtbar ärgert:
Nein, niemand muss ein besseres Produkt abliefern (können) um eine spezifisches negativ bewerten zu können.
Ein Auto bei dem die Achse nach 1000 gefahrenen Kilometern bricht, der Auspuff abfällt und der Motor bei Regen generell nicht startet ist Schrott und darf ganz legitim von jedem so bezeichnet werden, egal ob die Person nun Maschinenbauingenieur, Automotive-Dev oder Ikebana-Künstler ist.
Zu Respekt gehört /in meinen Augen/ auch ehrliches Feedback, das hat nämlich was damit zu tun dass man das Gegenüber als erwachsene Person erst nimmt.
"Dein Plot ist scheisse, dein MC ist ne Mary Sue und der generelle Ton im Abenteuer ist für die angebrachte Zielgruppe vielleicht etwas zu politisch inkorrekt" ist deutlich produktiver und nützlicher als ein "Ja also, ich finds voll toll dass du dir da so viel Mühe gegeben hast, echt Hammer, das ist wirklich die tollste Railroaderei die ich je gelesen habe! *verschiebt den Pitch in Ablage A(bfall)*"