Eben bin ich über diesen Thread hier gestolpert. Auch wenn die Meldung schon ein Jahr alt ist, hat sie mich bewegt. Das Games In hat einige Jahre eine außerordentlich wichtige Bedeutung gehabt in meinem Leben. In dieser Ära noch weit vor dem Internet(handel) war das Games In das Mekka für jeden Rollenspieler. Nicht nur, dass man dort so vieles kaufen konnte - der Laden war auch Quell aller Informationen über neueste Entwicklungen, Situationen der großen Verlage, Stand der Rechtsstreitigkeiten (man denke nur an FASA mit Battletech und deren Probleme mit den Rechten einzelner Mechs), und und und...
Ich bin Baujahr 75, habe schon immer südlich von München gewohnt. Wenn ich mich nicht irre, muss ich ca. 1988 das erste Mal im Games In in der Brienner Straße gestanden haben. Ich war damals hin und weg. Das war für mich wie der Eintritt in eine neue Welt. Meine Freunde und ich hielten uns ab da viele, viele Stunden in dem Laden auf - durchforsteten jeden Quadratzentimeter der Regale. Unser halbes Leben spielte sich in den Räumlichkeiten ab. Natürlich sehr zum Missfallen von Karl Heinz Striezel! Wir waren immer sehr darauf bedacht, nicht seinen Unmut zu wecken - was zugegebener Maßen eine äußerst schwierige Aufgabe war. Wir haben natürlich viele Szenen mit Herrn Striezel erlebt: Wie er völlig verdutzte Leute angefahren hat, weil sie Regelwerke seiner Ansicht zu weit öffneten oder wie er Leute des Ladens verwies, weil sie irgendetwas gegessen haben. Wir waren selbst immer ein wenig verunsichert und duckten uns weg, wenn Karl Heinz Striezel wieder übel gelaunt durch den Laden lief und lauthals schimpfte. Er war für uns eine Respektsperson vor der man sich in Acht nehmen musste, schließlich wollte man es sich auf gar keinen Fall verscherzen mit ihm: War er doch Eigentümer des Nabels unserer Welt und hätten wir ein Hausverbot erteilt bekommen, wäre das damals der GAU gewesen! Ungeachtet dessen habe ich damals nahezu meine gesamten Finanzen in diesem Laden gelassen.
Auf der anderen Seite war da Wolfgang mit seiner stoischen Art der Ruhepol, die ausgleichende Kraft im Laden. Stand häufig wie eine Statue zwischen den Regalen und las stundenlang. Bekam manchmal verbale Seitenhiebe seines Chefs ab. Ertrug sie aber stets in aller Ruhe, zumeist unkommentiert. Nur manchmal rollte er mit den Augen, wenn Karl Heinz mal wieder wutentbrannt und wüst schimpfend durch den Laden eilte. Mich würde sehr interessieren, was Wolfgang heute so macht. Weiß das jemand?
Und noch eine Frage habe ich: Während der Anfänge meiner Rollen-/Tabletop-Historie gab es noch jemanden, der öfter im laden ausgeholfen hatte. Ich weiß nur noch, das war ein größerer, hagerer Kerl, vielleicht so anfang/mitte zwanzig mit langen Haaren. Wie hieß der? Der war irgendwann auch verschwunden. Die hatten damals so ein Weltraumsimulationsgame am Laufen, da wurden die Züge irgendwie manuell abgegeben und durch einen PC ausgewertet; anschließend wurde die Ergebnisse ausgedruckt auf diesem knittrigen Druckerpapier mit den Löchern an den Seiten (für den Druckereinzug der 9-Nadler). Sie haben dann im Laden mit den ellenlangen Ausdrucken in Händen über die Züge gefachsimpelt. Ich war damals neidisch, zu gerne hätte ich da mitgespielt. Das klang für mich alles total faszinierend.
Übrigens darf ich von mir behaupten Zeuge eines hier bereits genannten Vorfalls gewesen zu sein: Ich stand eines Tages im schlauchartigen Erdgeschoss von Jürgens Comicladen, als ein kleines Grüppchen Nerds den Laden betraten und einer tatsächlich eine Striezel-Tüte in der Hand trug! Der wusste übrigens in den folgenden Sekunden auch nicht wie ihm geschah.
Ich hoffe Karl Heinz hat seinen Frieden gefunden. Er war ein unglaubliches Original und aus meiner Kindheit/Jugend nicht wegzudenken. Ich werde heute Abend in aller Ruhe einen auf ihn trinken.